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Fine Art | Vorbesichtigung: 12.11.2021 - 15.11.2021

Los beendet

Los 1022 | Paolo Farinati | Der Heilige Evangelist Johannes

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Auktionsergebnisse zu: Paolo Farinati
FARINATI, PAOLO
Verona 1524 - 1606


Titel: Der Heilige Evangelist Johannes.
Datierung: Um 1567.
Technik: Öl auf Holz.
Maße: 60,5 x 47cm.
Rahmen/Sockel: Rahmen.

Provenienz:
Sammlung Firmian bis 1782, Mailand;
vermutlich Sammlung Jean-Baptiste-Pierre Lebrun bis 1809, Paris;
vermutlich Sammlung Louis Pillivuyt, Paris;
Privatbesitz bis 1924, Graz;
Auktion Dorotheum, Wien, 25.04.2017, Lot 13;
Europäischer Privatbesitz.

Literatur:
R. Pancheri: La pittura veneta nella collezione di Carlo Firmian. In: Le raccolte di Minerva. Le collezioni artistiche e librarie del conte Carlo Firmian, Trento 2013, S. 116-117;
R. Pancheri: Carlo Firmian "avido collettore" d'arte: il mancato acquisto della pala di Cremia e il San Giovanni Evangelista di Paolo Farinati. In: Studi trentini, 96 (2017), 2018, S. 440-451.


Jung, blond, bartlos, in Grün und Karmesinrot gekleidet, erscheint der als Jüngling dargestellte Evangelist Johannes in strahlendem Licht. Mit zur Seite geneigtem Gesicht lauscht er der göttlichen Stimme, die von der Taube übermittelt wird und die in der rechten oberen Ecke des Bildes schwebt. Die typisch maniristische Haltung des Heiligen ist bewegt und dynamisch, wie bei den meisten Figuren des Künstlers Paolo Farinatis, die um die Mitte des 16. Jahrhunderts entstanden. Der Apostel hält das Manuskript seines Evangeliums auf dem linken Knie, gleichzeitig taucht er mit der rechten Hand den Federkiel in das Tintenfass: Eine Geste, mit der die Abfolge von "Wort-Inspiration-Schreiben" betont wird. Die Szene spielt sich dabei inmitten der Wolken ab, wodurch der Künstler eine mystische und zugleich realistische Erfahrung schafft, in der der Adler zu Füßen des Heiligen mit Neugierde die vor ihm liegende Muschel zu betrachten scheint, die das Symbol und die Signatur des Künstlers ist.

Das Werk, das stark an die manieristische Malerei in Mittel- und Norditalien erinnert, entstand in den 1560er Jahren und orientierte sich an dem Stil der Künstler aus der Emilia und der Toskana. Wer das Gemälde in Auftrag gegeben hat und wo es ursprünglich angebracht wurde, ist heute bislang unbekannt. Die erste Erwähnung des Evangelisten Johannes findet sich im Katalog der Gemäldesammlung des Grafen Karl Gotthard von Firmian (Trient 1716 - Mailand 1782), der ab 1758 bevollmächtigter Minister und Generalgouverneur der österreichischen Lombardei unter Maria Theresia von Österreich war. Firmian war ein engagierten Förderer der Wissenschaften und Künste und maßgeblich an der Etablierung von Johann Joachim Winckelmann und Angelika Kauffmann beteiligt.
Das "Gabinetto Firmiano" war seinerzeit zweifellos eine der bedeutendsten Kunstsammlungen Mailands, seiner raschen Verbreitung waren die Inventarisierung und die Erstellung eines gedruckten Katalogs vorausgegangen, mit denen die Maler Giuliano Traballesi und Martin Knoller, der Bildhauer Giuseppe Franchi und der Abt Carlo Bianconi betraut worden waren. Unter den Werken des Grafen Firmian aus dem 16. Jahrhundert befand sich ein Gemälde des Veroneser Künstlers Paolo Farinati, das im handschriftlichen Inventar der Sammlung von 1782 als "FARINATO PAOLO" erwähnt wird. Weiter heißt es: "San Giovanni Evangelista, figura intera, sedente sulle nubi tiene sulle ginocchia un libro, su cui si dispone a scrivere quello che il Dator de' lumi il Santo Spirito è per dettargli. Crediamo di dire tutto, asserendo che lo stesso se n'è compiaciuto non solo per l'esattezza con cui l'ha finito, ma per averlo ancora inciso di sua mano e pubblicato". Um die Qualität des Gemäldes zu unterstreichen, verwies Bianconi zudem auf den Originalstich, den der Maler 1567 angefertigt hatte. Anhand der Beschreibung konnte Roberto Pancheri das vorliegende Gemälde mit dem Firmian-Werk identifizieren, als es 2017 auf dem Kunstmarkt angeboten wurde.

Die Firmian-Sammlung wurde nach dem Tod ihres Gründers 1782 in Mailand versteigert und die kleine Tafel verschwand in den Händen der Sammler. Wahrscheinlich wurde es von dem Kaufmann Jean-Baptiste-Pierre Lebrun ersteigert und von ihm Ende des Jahrhunderts nach Frankreich gebracht: Im November 1809 fand in einem Palast in der Rue du Gros-Chenet, Nr. 4 in Paris, eine Ausstellung von Gemälden aus dem "Maison de M. Lebrun" statt. Das Gemälde wurde damals Parmigianino zugeschrieben und als "Saint Jean l'Evangéliste" betitelt und mit "Peinture sur bois, Hauteur 22 pouces 1/2, largeur 17 pouces" beschrieben. Die Abmessungen und der Träger entsprechen dem vorliegenden Gemälde.
Im darauffolgenden Jahr, im März 1810, wurde das Gemälde, ebenfalls in Paris an Louis Pillivuyt verkauft. Etwa ein Jahrhundert lang verloren sich die Spuren des Werkes, wohl aufgrund der veränderten Zuschreibung, die durch die begrenzten Kenntnisse über den Künstler außerhalb seines Herkunftsgebiets verursacht wurde. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts tauchte es in Graz wieder auf und gelangte von dort nach Italien in eine Privatsammlung.

Ansprechpartner/Ansprechpartnerin:
Dr. Davide Dossi
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+49 221 92 58 62 200

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Inventar Nummer: 70336-1