Los 1054 | Jacopo Vignali | Der Heilige Franz von Assisi in der Meditation

VIGNALI, JACOPO
1592 Pratovecchio - 1664 Florenz


Titel: Der Heilige Franz von Assisi in der Meditation.
Technik: Öl auf Leinwand.
Maße: 71 x 56cm.
Rahmen/Sockel: Rahmen.

Gutachten:
P. Benassai, Florenz, am 04.09.2020, liegt in Kopie vor.

Provenienz:
Privatbesitz, Schweiz.

Im Vordergrund des Gemäldes ist der Heilige Franziskus von Assisi mit der Kapuze des Ordensgewandes auf dem Rücken dargestellt. In den Händen hält er ein kleines Kreuz und schaut auf einen menschlichen Schädel, der auf einem Felsen vor ihm ruht. Hinter ihm ist das Dickicht eines Waldes, während auf der rechten Seite eine hügelige Landschaft zu sehen ist, von der sich das Haupt des Heiligen und das Kreuz deutlich abheben. Die Erhabenheit des sorgfältig modellierten männlichen Kopfes und der mystische Ausdruck charakterisieren diese Arbeit. Dies lässt uns den Autor innerhalb der florentinischen Schule der Malerei des 17. Jahrhunderts verorten, die vor allem in der ersten Hälfte des Jahrhunderts durch die fast konstante grafische Grundlage ihrer Werke und durch eine eigentümliche Neigung zur Hingabe von Gefühlen, sowohl religiöser - wie in dem vorliegenden Gemälde - als auch irdischer Art, hervorsticht. Diese Tendenz ist zurückzuführen auf Künstler zwischen den letzten Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts und dem Beginn des folgenden Jahrhunderts, wie beispielsweise Gregorio Pagani und vor allem Ludovico Cardi, bekannt als Cigoli, deren Werke eine Quelle der Inspiration für die meisten am Arnoufer angesiedelten Künstler waren.

Die deutliche Betonung des Hell-Dunkel-Kontrasts sowie die Verwendung von Farbakzenten an Ohr, Wange und der rechten Hand zur Belebung der Figur, vor allem aber zur Erhöhung ihrer Gefühlslage lassen den Maler Jacopo Vignali erkennen. Nachdem er zwischen dem ersten und zweiten Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts die Werkstatt von Matteo Rosselli in Florenz besucht hat, ging Vignali 1625 nach Rom. Dort erweiterte er seine Kenntnisse durch die Begegnung mit den Werken von Caravaggio und seinem Kreis, aber auch von Rubens und dem jungen Guercino, an den er sich wahrscheinlich erinnerte, als er begann, dessen charakteristischen farbigen Schatten zu übernehmen (siehe hier die Lippen). Es gibt zahlreiche Vergleiche der vorliegenden Leinwand mit Gemälden, die Vignali zwischen dem dritten und vierten Jahrzehnt malte: Das meditative Haupt des Heiligen spiegelt sich in dem Gemälde mit Tobias und dem Engel (Florenz, Museo di San Marco, 1622) und in dem von Christus in der "Vision des Heiligen Bernhard" (Florenz, San Simone, 1623) wider und weist darüber hinaus Ähnlichkeiten mit anderen Werken des Künstlers, darunter dem Protagonisten des zeitgenössischen "Cyparis", auf (Straßburg, Musée de la Ville; auch ähnlich ist die Darstellung des dichten Waldes).
Die Erhabenheit des Schädels und die Bravur, mit der er gemalt wurde, erinnern an Rubens, dem Initiator eines Malstils, der sich schnell entwickelte und von Farbe lebte. Er war im ersten Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts in Italien tätig, hielt dort aber sein Vermächtnis lebendig, indem er weiterhin Werke schickte, unter denen die großformatige Leinwand der Kriegsfolgen, die 1638 nach Florenz gelangte (Florenz, Galleria Palatina), eine wichtige Rolle spielte.


Wir danken Paolo Benassai, Florenz, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes auf Grundlage einer hochaufgelösten Digitalfotografie vorgeschlagen hat.