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Fine Art | Vorbesichtigung: 27.05.2021 - 30.05.2021

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Los 910 | Ridolfo del Ghirlandaio | Madonna mit Kind

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Auktionsergebnisse zu: Ridolfo del Ghirlandaio
RIDOLFO DEL GHIRLANDAIO
Florenz 1483 – 1561
zugeschrieben

Titel: Madonna mit Kind.
Technik: Öl auf Holz.
Montierung: Parkettiert.
Maße: 76 x 60cm.
Rahmen/Sockel: Rahmen.

Provenienz:
Das Gemälde ist im "Verzeichniss der gräflich von Eckartschen Malereiensammlung zu dem 2. Fideicomiß auf Leonberg" vom 24. Juli 1826 unter der Nummer 82 als "Eine Madonna mit dem Kind von Andreas del Sarto" erwähnt; seitdem im Familienbesitz.

Ridolfo Bigordi, bekannt als Ridolfo del Ghirlandaio, wurde 1483 in Florenz geboren und erhielt seine künstlerische Ausbildung von seinem Onkel David, der ebenfalls Künstler und Bruder des berühmteren Domenico del Ghirlandaio war. Schon sehr früh zeichnete sich der junge Ridolfo durch seine malerischen Fähigkeiten aus. Er entwickelte sein Können schnell und übte im Palazzo Vecchio an den vorbereitenden Kartons von Michelangelo und Leonardo. Er schloss dann Freundschaft mit Fra Bartolomeo und insbesondere mit Raffaello "Raffael" Sanzio während seines Aufenthaltes in Florenz (ca. 1504-1508), so dass dieser ihm eines seiner für die Sieneser Auftraggeber bestimmten Werke zur Vollendung überließ. Nach Ansicht einiger Kunsthistoriker kann dies mit der "Madonna Colonna" (Berlin, Gemäldegalerie), nach Ansicht anderer mit der "Belle Jardinière" (Paris, Louvre) identifiziert werden kann.
Das erste sichere Werk Ridolfos ist das Altarbild mit der Himmelfahrt Mariae, das 1507 von der Kathedrale von Prato bei ihm und seinem Onkel David in Auftrag gegeben wurde, aber sicher vollständig von seinem Neffen ausgeführt und im Frühjahr 1509 fertiggestellt wurde. Die ersten Werke zeigen deutlich eine entscheidende Neigung des Künstlers zu den Bildformen und Elementen des 14. Jahrhunderts. Auch der zunehmende Einfluss Raffaels ist vor allem in der Art der Farbgebung und Zeichnung zu erkennen. Das Studium der Werke Raffaels und die enge Beziehung zu ihm spiegeln sich auch in einigen Portraits wider, die zwischen dem Ende des ersten und dem Beginn des zweiten Jahrzehnts entstanden: Die stilistische Nähe ist so groß, dass einige Werke Raffaels im letzten Jahrhundert Ridolfo selbst zugeschrieben wurden. Darüber hinaus sind Umarbeitungen oder Kopien von Ridolfo von Werken bekannt, die Raffael in der Florentiner Zeit ausführte, zum Beispiel die oben erwähnte "Madonna Colonna".
Im Jahr 1513 begann Bigordi seine lange und intensive Tätigkeit für die Signoria von Florenz: Der Künstler war vor allem als Dekorateur von zahlreichen Ausstattungen und Bühnenbildern für Zeremonien und Theateraufführungen anlässlich feierlicher Ereignisse beauftragt, die mit dem Leben der Stadt verbunden waren. Bis 1540 erweiterte der Künstler diese Tätigkeit mit Altarbildern und Andachtsbildern, wahrscheinlich mit Hilfe einer Werkstatt.
Im Jahr 1521 führte er für Mario di Niccolò Beltramini die "Pietà mit den Heiligen Nikolaus, Johannes dem Täufer, Hieronymus und Maria Magdalena" in der Kirche Sant' Agostino in Colle Val d'Elsa aus. Eines seiner größten Werke, die für San Pier Maggiore in Pistoia gemalte "Thronende Madonna mit Heiligen", stammt aus dem Jahr 1528.
Die Tätigkeit des Malers wurde laut dem Künstlerbiographen Giorgio Vasari ab dem Ende des vierten Jahrzehnts des 16. Jahrhunderts immer seltener, was auf die Zunahme der Beschwerden, vor allem durch die Gicht ausgelöst, zurückzuführen ist. Zu seinen letzten Dekorationen, die Vasari erwähnt, gehören die im Kloster Santa Maria degli Angeli.

Das vorliegende Werk mit der Madonna mit Kind auf dem Schoß, das sich aus stilistischen Gründen in die volle Blütezeit Ridolfo del Ghirlandaios einfügt, ist als Gemälde mit andächtiger Bestimmung anzusehen, ausgeführt für einen wohl unbekannten Florentiner Auftraggeber. Es erscheint als die typische Konsequenz des Einflusses der Kunst Raffaels auf Ridolfo del Ghirlandaio. Der Einfluss manifestiert sich dabei sowohl auf der kompositorischen als auch auf der stilistischen Ebene. Auch hier nahm Ridolfo die "Madonna Colonna", die Raffael am Ende seines Florenzaufenthaltes malte, als Vorlage. Bigordi war in einer privilegierten Position, die Werke des Künstlers aus Urbino zu studieren und zu kopieren, da er dessen Freundschaft genoss und die Ehre hatte, eines der Werke Raffaels aus dieser Zeit zu vollenden. Das vorliegende Gemälde ist jedoch keine Eins-zu-eins-Kopie: Ridolfo fügt einige Variationen in den Heiligenscheinen, im Hintergrund und im Kopfschmuck der Jungfrau ein, um das Werk in gewisser Weise zu einer eigenen Produktion zu machen. Was den Stil betrifft, so übernimmt der Maler von Raffael die warmen und hellen Farben und die robuste Zeichnung, die - mit gleicher Wirkung wie bei Raffael - den Figuren Kraft und Zartheit verleiht.
Das Entstehungsdatum dieses Gemäldes dürfte um 1520-1525 sein, da das Werk deutliche stilistische Verwandtschaften mit der oben erwähnten "Pietà mit Heiligen" von 1521 aufweist, die sich vor allem in den Physiognomien der Figuren und der Landschaft finden lassen. In der Tat finden wir dort dieselben Gesichter, die aus einem robusten, aber gleichzeitig zarten Material bestehen und durch große Augen mit dunklen Pupillen versehen sind. Vergleicht man beispielsweise das Gesicht der Madonna in diesem Gemälde mit dem der Maria Magdalena - beide in der gleichen Position -, so scheinen sie spiegelverkehrt derselben Vorlage zu entstammen. Auch ihre Hände scheinen demselben Pinsel entsprungen zu sein, ebenso wie die Augen des Jesuskindes und des Heiligen Johannes. In beiden Gemälden finden sich dieselben charakteristischen Hände, die aus Fingern mit rechteckigen, übereinanderliegenden Fingergliedern bestehen.

Wir danken Matteo Gianeselli, Paris, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes auf Grundlage einer hochauflösenden Digitalfotografie bestätigt hat.

Ansprechpartner/Ansprechpartnerin:
Dr. Davide Dossi
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+49 221 92 58 62 200

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Inventar Nummer: 69428-2