Los 26 | Jan Schoonhoven | "R69-2"

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Auktionsergebnisse zu: Jan Schoonhoven
SCHOONHOVEN, JAN
Delft 1914 - 1994

Titel: "R69-2".
Datierung: 1969.
Technik: Pappmaché, weiß gefasst, auf Spanplatte, weiß gestrichen.
Maße: 94 x 94cm.
Bezeichnung: Signiert, datiert und betitelt verso oben rechts: J.J.Schoonhoven 1969 "R69-2". Hier zudem mit Werkangaben versehen.

Das Werk wird in das in Vorbereitung befindliche Werkverzeichnis der Reliefarbeiten aufgenommen. Wir danken Herrn Antoon Melissen, Amsterdam, für die freundliche wissenschaftliche Unterstützung.

Provenienz:
- Galerie m, Bochum (Aufkleber)
- Privatsammlung Nordrhein-Westfalen

Ausstellungen:
- Städtisches Museum Mönchengladbach, 1972 (Aufkleber)
- Museum van Bommel, Venlo 1972 (Aufkleber)
- Stedelijk Museum, Amsterdam 1973

Literatur:
- Ausst.-Kat. Jan J. Schoonhoven, Städtisches Museum Mönchengladbach 1972, Kat.-Nr. 23
- Ausst.-Kat. Jan J. Schoonhoven, Museum van Bommel, Venlo 1972, Kat.-Nr. 23
- Ausst.-Kat Jan Schoonhoven, Stedelijk Museum, Amsterdam 1973, Kat.-Nr. 31, Abb.

- Frühes Raster-Relief des wichtigen Vertreters der niederländischen NUL-Gruppe
- Die schräge, serielle Anordnung sorgt für ein subtiles Licht- und Schattenspiel
- Seit Jahrzehnten in Privatbesitz
- Vergleichbare großformatige Reliefs befinden sich heute in bedeutenden Museen, u.a. Museum Boijmans van Beuningen, Rotterdam, Museum of Modern Art, New York und Tate Modern, London

Reduktion und Ruhe
Jan J. Schoonhoven ist einer der bedeutendsten niederländischen Künstler der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, der in der Nachfolge von Mondrian und seinem Neoplastizismus eingeordnet wird. Bekannt wird er durch ein minimalistisches, monochromes Werk aus meist weiß gefassten Reliefs. Nach einer Ausbildung zum Zeichenlehrer an der Koninklijke Academie van Beeldende Kunsten in Den Haag zwingen der Zweite Weltkrieg und die aus ihm hervorgehenden Lebensumstände Schoonhoven dazu, seine künstlerischen Ambitionen zurückstellen. Obwohl er bis zu seinem Ruhestand 1979 einer Arbeit als Postbeamter nachgeht, entwickelt sich seine künstlerische Laufbahn fortlaufend. Seit Anfang der 1960er Jahre erreicht sein Werk eine breite Öffentlichkeit und etabliert sich nach erfolgreichen Teilnahmen an der São Paulo Biennale 1967 sowie der Documenta 4 in Kassel auch international.

Das Werk von Schoonhoven bewegt sich zwischen den vorherrschenden Nachkriegstendenzen des Informel und der von Theo van Doesburg proklamierten Konkreten Kunst. Unter Schoonhovens Beteiligung formiert sich 1959 die "Nederlandse Informele Groep" (Niederländische Informelle Gruppe), die 1960 in die Gruppe "Nul" übergeht. Wie die namensverwandte deutsche Gruppe ZERO vertritt die Künstlergemeinschaft "Nul" das Ideal einer puristischen Ästhetik in dem die Ablehnung überkommener, tradierter Bildkonzepte den Neuanfang der Kunst in der "Stunde Null" bestimmt. 1964 beschreibt ZERO-Mitbegründer Otto Piene in einem Artikel für die "Times Literary Supplement" ZERO als "unmeßbare Zone, in der ein alter Zustand in einen unbekannten neuen übergeht. Zugleich ist es die "Zone des Schweigens und neuer Möglichkeiten". Es handelte sich bei dieser Ablösung von der Vergangenheit um eine Art produktive Inkubationszeit, in der Stille und kontemplative Kraft Innovationen hervorbringen sollen.

Spiel zwischen starrer Struktur und belebten Lichteffekten
Zwischen Skulptur und Bild angesiedelt, verweigern die Reliefs von Schoonhoven jegliche naturalistische oder symbolische Aussage zugunsten einer asketischen Ausstrahlung. Statt sich einem Illusionismus zu verschreiben, verweisen sie einzig auf ihre eigenen konkreten materiellen Bestandteile und Bedingungen. Entsprechend hat sich der Künstler von der emotional aufgeladenen, expressiven Geste einer individuellen Handschrift befreit.
Das vorliegende Werk "R69-2" ist einer mathematisch-rationalen, objektiven Ordnung verpflichtet. Statt künstlerischer Ausdruck rückt hier das Kalkül in den Vordergrund. Sogar die Titelgebung scheint diesem nüchternen Ansatz verpflichtet. Jegliche narrative Andeutung bleibt aus, lediglich die Jahreszahl und die Nummer des Werkes sind neben der Initiale der Werkgruppe erfasst - innerhalb der Reihenfolge aller in diesem Jahr geschaffenen Arbeiten. Entsprechend dieser Zählweise handelt es sich um das zweite Relief aus dem Jahr 1969. Wie in zahlreichen Werken von Schoonhoven folgt auch diese zu den "Raster-Reliefs" zählende Komposition einem streng repetitiven und seriellen Prinzip. Ein Gerüst aus horizontalen und vertikalen Linien ergibt die gleichmäßige, ahierarchische Struktur eines Rasters oder Gitters. Sie teilt den quadratischen, weiß gefassten Bildträger in gleichgroße quadratische Felder. Jedoch lässt Schoonhoven durch die subtile plastische Modellierung des Pappmachés Kippmomente aufkommen, bei denen sich die einzelnen Komponenten des Bildgefüges gegeneinander verschieben. Ausgelöst wird die perspektivische Irritation der vor- und zurücktretenden Felder mit dem Lichteinfall und den einsetzenden Effekten von Reflexionen und Schattierungen. Besonders eindrucksvoll zeigt sich hier die "spezifische Kräuselung innerhalb der straffen Formationen des reglementierten Weiß. Das Zusammenspiel seiner Reliefs mit dem Licht entlockte Poesie, die den Stil eines Autors verriet." (Wim Beeren zit. nach Jan Schoonhoven - Retrospectief, Den Haag 1984)
Bettina Haiss

Ansprechpartner/Ansprechpartnerin:
Hilke Hendriksen
Modern, Post War & Contemporary Art
+49 221 92 58 62 305

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Inventar Nummer: 81400-2