Los 44 | Karin Kneffel | G III

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Auktionsergebnisse zu: Karin Kneffel
KNEFFEL, KARIN
1957 Marl

Titel: G III.
Datierung: 1997.
Technik: Öl auf Leinwand.
Maße: 200 x 250cm.
Bezeichnung: Signiert, datiert und betitelt verso oben links: Karin Kneffel 1997 (G III).
Rahmen/Sockel: Rahmen.

Das Werk ist auf der offiziellen Internetseite der Künstlerin unter dem Entstehungsjahr aufgeführt. (www.kneffel.de)

Provenienz:
- Schönewald Fine Arts GmbH, Düsseldorf (Aufkleber)
- Barbara Mathes Gallery, New York (Aufkleber)
- Galerie Schönewald und Beuse, Xanten
- Unternehmenssammlung Deutschland (2002 von Vorheriger erworben)

Ausstellungen:
- Bonner Kunstverein, 1998
- Kunsthalle Emden, 2001

Literatur:
- Ausst.-Kat. Catrin Backhaus, Karin Kneffel in: Es grünt so grün, Bonner Kunstverein, 1998, S. 43, Abb.
- Ausst.-Kat. mit Verzeichnis ausgewählter Werke, Karin Kneffel, Kunsthalle Emden, 2001, Kat.-Nr. 14, Abb.
- Ausst.-Kat. Karin Kneffel 1990-2010, Kunsthalle Tübingen, 2010, S. 133
- Ausst.-Kat. Carmen F. Rivera (Hrsg.), Karin Kneffel , La ventana y el espejo, museo de arte contemporaneo A Coruna, 2014, S. 19

- Die Beziehung zwischen Betrachter und Bild wird zum zentralen Bildthema
- Kneffels bildanalytischer Ansatz ist hier in prägnanter Motivik umgesetzt
- Kneffel zählt zu den bedeutendsten, zeitgenössischen Künstlerinnen

Schwelgerische Malerei als Medienkritik
Karin Kneffel wird Ende der 1990er Jahre international erfolgreich mit Gemälden, deren hyperrealistische Wirkung sie durch eine minutiöse Malweise mit extrem ein- oder feinhaarigen Pinseln erzielt. Gegen den expressiven Gestus der Neuen Wilden fertigt Kneffel in den 1980er Jahren Portraits von Tieren, etwa Hühner und Kühe, an. Schon mit der subversiven Sinnentleerung und Aushöhlung der tradierten, repräsentativen Zwecken unterstellten Bildgattung durch die Einführung derartig fragwürdiger Sujets betreibt die Meisterschülerin von Gerhard Richter eine dezidiert bildanalytische Malerei, die sowohl gattungsspezifische Vorgaben wie produktions- und rezeptionsästhetische Kriterien berücksichtigt und dekonstruiert.
In den Werken Kneffels verführt der Schmelz des Farbauftrages, der sinnliche Oberflächenreiz den Betrachter zunächst. Erzeugt wird eine unwiderstehliche Nähe zum realitätsgetreu wiedergegebenen Motiv, oft überlebensgroße pralle Früchte, bisweilen flirrend farbige Blumen und Stillleben, deren perfekte Erscheinung derart plastisch und plakativ erfasst wird, dass der Bezug zur konsumorientierten Bildsprache der Werbung und den daran anknüpfenden Wirkungsweisen der Pop Art offensichtlich wird. Durch die Wahl ihrer Sujets und Stilmittel simuliert Kneffel spezifische, an historische Epochen oder Gattungen gebundene Merkmale. Sie schöpft aus den verschiedenartigen malerischen Möglichkeiten, um wechselnde (Bild)Realitäten zu entwerfen. Indem Kneffel damit direkt auf die Intention der Illusionsbildung verweist, führt sie die essenzielle Eigenschaft von Malerei schlechthin vor: Die dem Medium innewohnende Künstlichkeit, die vortäuschende wie verfälschende Absicht wird zum zentralen Bildthema.
Besonders eindrücklich veranschaulicht das vorliegende Gemälde "Landschaft" den medienkritischen Ansatz von Karin Kneffel. Hinter einem verschnörkelten gusseisernen Gitter erstreckt sich ein weitläufiges Grundstück mit leichten Anhöhen und Baumgruppen wie eine Parkanlage, die möglicherweise ein herrschaftliches Anwesen umgibt. Allerdings stehen die hohen, widerspenstig krumm gewachsenen Kiefern in Kontrast zu den geschwungenen vegetabilen Ornamentformen des Gitters. Die Sonne steht tief am Horizont und die Blautöne des Himmels changieren von einem lichten luftigen Hellblau im unteren Bereich zu einem gesättigten Tintenblau am oberen Bildrand.

Die Betrachter: Draußen oder drinnen?
Jedoch drängt sich ein Bildelement mit unvergleichlicher Präsenz in den Vordergrund. Die in heraldischen Lilien zulaufenden Voluten des Gitters sind bildfüllend angelegt und versperren geradezu die ungehinderte Sicht auf das Idyll. Durch die eingeführte Störung umgeht Kneffel die konventionelle Darstellungsform der im Titel evozierten Landschaft. In ihren Werken kommen Zweifel an der Glaubwürdigkeit des Bildes auf; vor allem der Topos des Bildes als Fenster wird dadurch unterlaufen. Der (beeinträchtigte) Blick und der Betrachtungsvorgang selbst rückt in den Mittelpunkt dieses Gemäldes.
Die Gemälde von Karin Kneffel erweisen sich als Bilder von brüchigen Bildern. In ihnen legt die Künstlerin die manipulative Macht des Kunstschaffenden offen: Durch ihn wird den Betrachtenden Zugang zum Bildgeschehen eröffnet, durch ihn bleiben sie aber auch außen vor, werden sie in ihrer Rolle als Voyeur, bisweilen als Eindringlinge vorgeführt - vor allem aber auf ihre Realität zurückgeworfen. Mit dieser Zurückweisung scheint Kneffel gleichwohl das klassische Repoussoir-Motiv, das den Betrachtenden den Weg in das Bildgeschehen weisen soll, in sein Gegenteil zu verkehren. Aber auch kunsthistorische Überlegungen, wie von etwa Wolfgang Kemp in seinem einflussreichen Buch "Der Betrachter ist im Bild" dargelegt, scheint sie zu widerlegen.
Mit Hintersinn und Humor überträgt Kneffel somit die Funktion des Gitters auf die grundsätzliche Beziehung zwischen Betrachtenden und Bild. Die Grenze zwischen den Bereichen vor und hinter dem Gitter verdeutlicht das Spannungsfeld zwischen Distanz und Nähe, Wirklichkeit und schönem Schein, zwischen Enttäuschung und Erwartung.
"Der Bildraum öffnet sich und gleichzeitig entsteht eine Distanz. Ich möchte nicht, dass man sich im Bild verliert oder darin aufgeht." (Karin Kneffel zit. nach "Interview mit Walter Smerling und Karin Kneffel am 7. März 2024 im Atelier der Künstlerin", in: Ausst.-Kat. Come In, Look Out, MKM Museum Küppersmühle für Moderne Kunst, Duisburg München, 2024, S. 193)
Bettina Haiss

Ansprechpartner/Ansprechpartnerin:
Marion Scharmann
Modern, Post War & Contemporary Art
+49 221 92 58 62 303

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Inventar Nummer: 81774-1

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