Modern, Post War & Contemporary
Modern, Post War & Contemporary | Auktion | 02.12.2020 | Vorbesichtigung: 27.11.2020 - 30.11.2020

Los beendet

Los 192A | Claes Oldenburg | Study for Corner of a Mattress (Paris Review: Multimousse)

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Auktionsergebnisse zu: Claes Oldenburg
OLDENBURG, CLAES
1929 Stockholm

Titel: Study for Corner of a Mattress (Paris Review: Multimousse).
Untertitel: Cutout Drawing.
Datierung: 1966.
Technik: Sprühfarbe und Bleistift auf dickem Malkarton. Mit Abstandstandshalter auf mit weißem Karton kaschierter Holzplatte montiert.
Maße: 89 x 66,5cm.
Bezeichnung: Unleserlich bezeichnet in der Darstellung: prepare carefully then (..) line.
Rahmen/Sockel: Rahmen.


Das Werk ist im Studio Claes Oldenburg registriert.

Provenienz:
- Sidney Janis Gallery, New York (Aufkleber; hier betitelt und datiert: Mattress Edge 1965)
- Robert Fraser Gallery, London (Aufkleber)
- Annely Juda Fine Art, London (Aufkleber)
- Galleria del Cavallino, Venedig (Aufkleber)
- Galleria L'Elefante, Treviso/Italien (Aufkleber)
- Privatsammlung Italien

Der amerikanische Künstler Claes Thure Oldenburg gehört neben Andy Warhol und Roy Lichtenstein zu den bedeutendsten Wegbereitern der Pop Art. Besonders bekannt ist er für seine monumentalen Skulpturen im freien Raum, welche an Alltagsgegenstände erinnern. Neben seinem bildhauerischen Schaffen ist Oldenburg vor allem als Zeichner bekannt, auch da die Entwürfe seiner Skulpturen zuerst als Skizzen entstehen. Oldenburg beginnt 1957 mit der Idee der weichen Plastik zu spielen, als er das frei hängende Werk "Sausage" - ein mit Zeitungspapier ausgestopfter Frauenstrumpf - vollendet. Das Thema der weichen Skulptur wird den Künstler über eine lange Zeit beschäftigen. Diese Weichheit in Oldenburgs "Soft-Sculptures" macht die Werke anthropomorph; sie ähneln schlafenden, nicht wachen Menschen. Nach Oldenburgs Ansicht wird der Körper eines wachen Menschen durch den Widerstand gegen die Schwerkraft geformt, während der Körper des Schläfers im Gegensatz dazu die Schwerkraft akzeptiert. Die poetische Wirkung dieses Gedankens wird noch erweitert, wenn man Assoziation von Kissen oder Matratzen zu seinen Skulpturen hinzufügt.
Die besondere Bedeutung, welche Oldenburg solchen Alltagsgegenstände zuweist, wird vor allem in der hier vorliegenden Zeichnung "Study for Corner of a Mattress (Paris Review: Multimousse)" klar. Der Künstler hebt das banale Motiv der Matratze, ein Modell eines französischen Herstellers, in detailgetreuer zeichnerischer Manier hervor. Oldenburg malt sein Matratzensujet auf Malkarton, welchen er mit Abstand auf einer Holzplatte platziert. Es schlägt somit einen Schatten in der Darstellung und scheint in die Bildfläche herein zu schweben. Durch diese Technik, welche der Künstler als "Cut-Out Drawing" bezeichnet, bekommt das Werk einen skulpturalen Charakter zugewiesen. Ganz klar sprechen die geometrischen Formen für sich selbst und das Augenmerk liegt auf der genauen Wiedergabe der Nähte, Faltungen und vor allem der weichen Oberfläche der Matratze. In Verbindung mit dem Fokus auf Form und Perspektive parodiert das mit Bleistift und roter Sprühfarbe ausgeführte Werk die gesamte Konzeption der altmeisterlichen Studienzeichnungen und schließt sich derselben Tradition an. Nur der comichafte Strich lässt das Werk jünger und poppiger erscheinen.
Vergleichbar zu Warhols "Campbells Soup Can", hinterlässt Oldenburg das Branding des Herstellers "Multimousse", womit das Werk in einen konsumkritischen Kontext erhoben wird. Er schafft somit ein wunderbares Beispiel für ein Werk der Pop Art, eine Parodie auf die Kunstgeschichte und bringt den einfachen Gegenstand in einen kunstgeschichtlichen Kontext. Oldenburg selbst gibt zu, dass einige seiner Werke durchaus als Parodien gesehen werden können: "Vielleicht liegt es daran, dass mich Unterscheidungen schon immer gestört haben - dass dies gut ist und dies schlecht und dies besser ist und so weiter. Besonders beunruhigt mich die Unterscheidung zwischen kommerzieller und bildender Kunst oder zwischen feiner Malerei und zufälligen Effekten. (..) Wenn es nur eine satirische Sache wäre, gäbe es kein Problem. Dann wüssten wir, warum wir diese Dinge tun. Aber eine Parodie zu machen ist nicht dasselbe wie eine Satire. Parodie ist einfach eine Art Imitation, so etwas wie eine Paraphrase. Sie macht sich nicht unbedingt über irgendetwas lustig, sondern stellt das imitierte Werk in einen neuen Kontext." (Claes Oldenburg zit. aus einer Podiumsdiskussion WBAI, New York, Juni 1964)

Die Matratze, welche im damaligen New Yorker Stadtbild vor allem als Schlafstätte der Obdachlosen in den Straßen präsent ist, bekommt somit eine eigene Bühne. Der Betrachter schaut nicht nur auf einen Gegenstand, sondern ebenfalls auf ein Porträt, denn hinter jeder Matratze steckt ein Mensch, ein Leben, das sich auf ihr abspielte. Die Bedeutung dieses Werkes für Oldenburg wird nochmals durch die Wahl des Motives für einen 1965 erschienenen Siebdruck (Paris Review: Multimousse) hervorgehoben.

Ansprechpartner/Ansprechpartnerin:
Hilke Hendriksen
Modern, Post War & Contemporary Art
+49 221 92 58 62 305

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Inventar Nummer: 67092-1

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