
Los 168 | Ernst Wilhelm Nay | "Mit fünf weißen Sternen"
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NAY, ERNST WILHELM
1902 Berlin - 1968 Köln
Titel: "Mit fünf weißen Sternen".
Datierung: 1955.
Technik: Öl auf Leinwand.
Maße: 125 x 200,5cm.
Bezeichnung: Signiert und datiert unten rechts: Nay. 55. Zudem signiert, betitelt und datiert verso oben auf dem Keilrahmen: NAY - mit 5 weissen STERNEN- 1955. Nochmals signiert verso unten links: NAY.
Rahmen/Sockel: Atelierleiste.
Provenienz:
- Nachlass E.W. Nay / Elisabeth Nay-Scheibler, Köln
- Bayer AG, Leverkusen (1984 erworben)
Ausstellungen:
- Kestner Gesellschaft, Hannover 1955
- Galerie Günther Franke, München 1955, Kat.-Nr. 2
- Karl Ernst Osthaus Museum/Westdeutscher Künstlerbund, Hagen 1955
- Kunsthalle Basel 1960, Kat.-Nr. 114
- Martin-Gropius-Bau, Berlin 2013
- Bayer Erholungshaus, Leverkusen 2016/17
Literatur:
- Ernst Wilhelm Nay Stiftung (Hrsg.): Werkverzeichnis - www.nay.aps-info.de, WVZ.-Nr. CR 759 (letzter Zugriff 10.01.2025)
- Scheibler, Aurel: Ernst Wilhelm Nay - Werkverzeichnis der Ölgemälde, Bd. II 1952-1968, Köln 1990, WVZ.-Nr. 759, Abb.
- Ausst.-Kat. Gemälde, Aquarell, Zeichnungen, Kestner Gesellschaft, Hannover 1955, Kat.-Nr. 27
- Ausst.-Kat. Westdeutsche Kunst 1945-1955, Karl Ernst Osthaus Museum/Westdeutscher Künstlerbund, Hagen 1955, Kat.-Nr. 149, Abb.
- Farbenfabriken Bayer (Hrsg.): Kunstwerk - Bildende Kunst bei Bayer, Leverkusen 1992, S. 80, Abb.
- Ausst.-Kat. Von Beckmann bis Warhol, Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts - Die Sammlung Bayer, Martin-Gropius-Bau, Köln 2013, S. 143, Abb.
- Ernst Wilhelm Nay Stiftung (Hrsg.): Ernst Wilhelm Nay und die Moderne, Bd. 1, Köln 2020, S. 81, Abb.
- Analogie von Bildraum und Weltraum sichtbar gemacht durch die fünf "Sterne"
- Ein Beispiel für die "Rechenexempel", die Nay aufstellt, um die Beziehung der Farben zur Fläche und Raum in perfekte Balance zu bringen
- Unwiderstehliche Dynamik von rechts nach links, betont gegen die übliche Leserichtung von Bildern, kontrapunktiert von den weißen "Sternen" und den dunklen Kreisen.
Rechenexempel ohne Zahlen
Am 29. Juni 1955 schrieb Nay die folgende Sentenz nieder: "Meine Bilder fangen an mit Nichts, werden zu einem Rechenexempel und verwandeln sich in Kunst." So lapidar und dennoch treffend hat Nay die jeweilige Genese seiner Werke erfasst. Vielleicht war das "Nichts" bei der Entstehung von "Mit fünf weißen Sternen" das Weiß unten als Bildgrund, das dann allmählich in ein Hellblau gleitet. Jetzt setzte das "Rechenexempel" ein. Eine Saat von dunkelblauen kleinen Kreisen wurde ins Gemälde verstreut. Hierauf wurden die vier rosafarbenen Punkte bedachtsam gesetzt; dann trat die Farbe Ocker hinzu, aber nicht immer in der reinen Kreisform, sondern einige Male als verzerrte Fläche. Wie das helle Blau diente das Ocker als Klammer zwischen den Plänen der Farben. Schließlich trat das dunkle Rot hinzu und sorgte für starke Akzente, die in den drei schwarzen Scheiben in freier Setzung gesteigert wurden. Schließlich fügte Nay die fünf Sterne in das Bildgeschehen ein. Weil sie an den Rändern sich eher wie Blüten ausbilden, ist auch diese Assoziation möglich, Sterne als Blumen im All, Blumen als Verwandte der Himmelskörper.
Prof. Dr. Siegfried Gohr
Nay - Maler und Theoretiker
In perfekter Weise zeigt das Gemälde Nays Errungenschaft: diskontinuierliche Elemente in ein Kontinuum zu verwandeln. Das "Rechenexempel", das er zu diesem Ziel anstreben muss, ist kein geometrisches oder mathematisches, sondern von der Eigenart und Wirkung der Farben abhängig. Kalte und warme Töne werden kombiniert, Komplementärkontraste, bunte und unbunte Effekte, Graphisches und Flächiges, Dynamik und Statik. Nay als Theoretiker, der er war, hat über diese Probleme nachgedacht und geschrieben. Gerade im Jahr 1955 erschien in München sein Traktat "Vom Gestaltwert der Farbe", dass eine erste Summe seiner Überlegungen vorstellt. Aber Nays Schrift ist keine Anleitung zum Betrachten einzelner Werke, sondern eine Darlegung von Axiomen seiner Theorie. Jedes einzelne Gemälde stellt eine neue Lösung für neue "Rechenexempel" dar.
Gegensätze steigern sich
Der Betrachter kann sich die Operationen im Einzelnen vergegenwärtigen, aber das Wesentliche bleibt die Wahrnehmung der Synthese des Diskontuierlichen, die Vereinigung von zuerst widersprüchlich scheinenden Elementen. Auf und Ab, Vor und Zurück, langsam und schnell, Hell und Dunkel, Weltall und das Irdische - alles dies wird in eine Beziehung gesetzt, so dass aus dem "Rechenexempel" endlich Kunst wird, die für das Sehen bestimmt ist. Danach bedarf es der Erlebnisfähigkeit des Betrachters. Er hat große Freiheit in seiner Wahrnehmung und seinem Verständnis. Soll er den großen schweren schwarzen Kreis in der vorderen Bildebene als Bedrohung des heiteren Spiels von "Sternen" verstehen? Oder sieht er wie das Schwarz aus der farbigen, bewegten Mitte heraus verdrängt wird? Kann er sich erahnen, dass die heitere Melodie der kleineren Kreise am Ende doch Gehör verschaffen wird? Wie im Titel genannt, sind die fünf weißen "Sterne" dasjenige Element der Komposition, die das Gemälde zu einem außergewöhnlichen Erlebnis steigern. Auf den ersten Blick "stören" sie die Harmonie, dann aber erkennt der Betrachter, dass sie wesentlich sind, das Unerwartete, das Geniale, das Nay provozierte.
Die achtziger Jahre brachten neue Aufmerksamkeit für die Malerei als Königsdisziplin der Kunst. Als die Bayer AG 1984 das Nay-Gemälde erwarb, bewegte sie sich auf der Höhe ihrer Zeit.
1902 Berlin - 1968 Köln
Titel: "Mit fünf weißen Sternen".
Datierung: 1955.
Technik: Öl auf Leinwand.
Maße: 125 x 200,5cm.
Bezeichnung: Signiert und datiert unten rechts: Nay. 55. Zudem signiert, betitelt und datiert verso oben auf dem Keilrahmen: NAY - mit 5 weissen STERNEN- 1955. Nochmals signiert verso unten links: NAY.
Rahmen/Sockel: Atelierleiste.
Provenienz:
- Nachlass E.W. Nay / Elisabeth Nay-Scheibler, Köln
- Bayer AG, Leverkusen (1984 erworben)
Ausstellungen:
- Kestner Gesellschaft, Hannover 1955
- Galerie Günther Franke, München 1955, Kat.-Nr. 2
- Karl Ernst Osthaus Museum/Westdeutscher Künstlerbund, Hagen 1955
- Kunsthalle Basel 1960, Kat.-Nr. 114
- Martin-Gropius-Bau, Berlin 2013
- Bayer Erholungshaus, Leverkusen 2016/17
Literatur:
- Ernst Wilhelm Nay Stiftung (Hrsg.): Werkverzeichnis - www.nay.aps-info.de, WVZ.-Nr. CR 759 (letzter Zugriff 10.01.2025)
- Scheibler, Aurel: Ernst Wilhelm Nay - Werkverzeichnis der Ölgemälde, Bd. II 1952-1968, Köln 1990, WVZ.-Nr. 759, Abb.
- Ausst.-Kat. Gemälde, Aquarell, Zeichnungen, Kestner Gesellschaft, Hannover 1955, Kat.-Nr. 27
- Ausst.-Kat. Westdeutsche Kunst 1945-1955, Karl Ernst Osthaus Museum/Westdeutscher Künstlerbund, Hagen 1955, Kat.-Nr. 149, Abb.
- Farbenfabriken Bayer (Hrsg.): Kunstwerk - Bildende Kunst bei Bayer, Leverkusen 1992, S. 80, Abb.
- Ausst.-Kat. Von Beckmann bis Warhol, Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts - Die Sammlung Bayer, Martin-Gropius-Bau, Köln 2013, S. 143, Abb.
- Ernst Wilhelm Nay Stiftung (Hrsg.): Ernst Wilhelm Nay und die Moderne, Bd. 1, Köln 2020, S. 81, Abb.
- Analogie von Bildraum und Weltraum sichtbar gemacht durch die fünf "Sterne"
- Ein Beispiel für die "Rechenexempel", die Nay aufstellt, um die Beziehung der Farben zur Fläche und Raum in perfekte Balance zu bringen
- Unwiderstehliche Dynamik von rechts nach links, betont gegen die übliche Leserichtung von Bildern, kontrapunktiert von den weißen "Sternen" und den dunklen Kreisen.
Rechenexempel ohne Zahlen
Am 29. Juni 1955 schrieb Nay die folgende Sentenz nieder: "Meine Bilder fangen an mit Nichts, werden zu einem Rechenexempel und verwandeln sich in Kunst." So lapidar und dennoch treffend hat Nay die jeweilige Genese seiner Werke erfasst. Vielleicht war das "Nichts" bei der Entstehung von "Mit fünf weißen Sternen" das Weiß unten als Bildgrund, das dann allmählich in ein Hellblau gleitet. Jetzt setzte das "Rechenexempel" ein. Eine Saat von dunkelblauen kleinen Kreisen wurde ins Gemälde verstreut. Hierauf wurden die vier rosafarbenen Punkte bedachtsam gesetzt; dann trat die Farbe Ocker hinzu, aber nicht immer in der reinen Kreisform, sondern einige Male als verzerrte Fläche. Wie das helle Blau diente das Ocker als Klammer zwischen den Plänen der Farben. Schließlich trat das dunkle Rot hinzu und sorgte für starke Akzente, die in den drei schwarzen Scheiben in freier Setzung gesteigert wurden. Schließlich fügte Nay die fünf Sterne in das Bildgeschehen ein. Weil sie an den Rändern sich eher wie Blüten ausbilden, ist auch diese Assoziation möglich, Sterne als Blumen im All, Blumen als Verwandte der Himmelskörper.
Prof. Dr. Siegfried Gohr
Nay - Maler und Theoretiker
In perfekter Weise zeigt das Gemälde Nays Errungenschaft: diskontinuierliche Elemente in ein Kontinuum zu verwandeln. Das "Rechenexempel", das er zu diesem Ziel anstreben muss, ist kein geometrisches oder mathematisches, sondern von der Eigenart und Wirkung der Farben abhängig. Kalte und warme Töne werden kombiniert, Komplementärkontraste, bunte und unbunte Effekte, Graphisches und Flächiges, Dynamik und Statik. Nay als Theoretiker, der er war, hat über diese Probleme nachgedacht und geschrieben. Gerade im Jahr 1955 erschien in München sein Traktat "Vom Gestaltwert der Farbe", dass eine erste Summe seiner Überlegungen vorstellt. Aber Nays Schrift ist keine Anleitung zum Betrachten einzelner Werke, sondern eine Darlegung von Axiomen seiner Theorie. Jedes einzelne Gemälde stellt eine neue Lösung für neue "Rechenexempel" dar.
Gegensätze steigern sich
Der Betrachter kann sich die Operationen im Einzelnen vergegenwärtigen, aber das Wesentliche bleibt die Wahrnehmung der Synthese des Diskontuierlichen, die Vereinigung von zuerst widersprüchlich scheinenden Elementen. Auf und Ab, Vor und Zurück, langsam und schnell, Hell und Dunkel, Weltall und das Irdische - alles dies wird in eine Beziehung gesetzt, so dass aus dem "Rechenexempel" endlich Kunst wird, die für das Sehen bestimmt ist. Danach bedarf es der Erlebnisfähigkeit des Betrachters. Er hat große Freiheit in seiner Wahrnehmung und seinem Verständnis. Soll er den großen schweren schwarzen Kreis in der vorderen Bildebene als Bedrohung des heiteren Spiels von "Sternen" verstehen? Oder sieht er wie das Schwarz aus der farbigen, bewegten Mitte heraus verdrängt wird? Kann er sich erahnen, dass die heitere Melodie der kleineren Kreise am Ende doch Gehör verschaffen wird? Wie im Titel genannt, sind die fünf weißen "Sterne" dasjenige Element der Komposition, die das Gemälde zu einem außergewöhnlichen Erlebnis steigern. Auf den ersten Blick "stören" sie die Harmonie, dann aber erkennt der Betrachter, dass sie wesentlich sind, das Unerwartete, das Geniale, das Nay provozierte.
Die achtziger Jahre brachten neue Aufmerksamkeit für die Malerei als Königsdisziplin der Kunst. Als die Bayer AG 1984 das Nay-Gemälde erwarb, bewegte sie sich auf der Höhe ihrer Zeit.
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Inventar Nummer: 80374-401