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Los 6 | Franz Radziwill | Warten auf Godot

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RADZIWILL, FRANZ
1895 Strohhausen/Wesermarsch - 1983 Wilhelmshaven

Titel: Warten auf Godot.
Datierung: 1960.
Technik: Öl auf Leinwand.
Montierung: Auf Holz kaschiert.
Maße: 49 x 61cm.
Bezeichnung: Signiert unten rechts: Franz Radziwill. Nummeriert verso mittig: 533.
Rahmen/Sockel: Künstlerrahmen.

Bei dem hier vorliegenden Werk handelt es sich um eine Auftragsarbeit über das Theaterstück "Warten auf Godot" von Samuel Beckett. Der ehemalige Besitzer hatte zu diesem Thema eine Ausstellung zusammengestellt, an welcher sich neben Franz Radziwill auch weitere Künstler mit Arbeiten beteiligten.

Provenienz:
- Privatsammlung Norddeutschland (direkt vom Künstler)
- Privatsammlung Norddeutschland (durch Erbschaft vom Vorgenannten)

Ausstellungen:
- Schleswig-Holsteinisches Landesmuseum Schloss Gottorf, Schleswig 1962, Kat.-Nr. 10
- Hessische Landesbibliothek, Darmstadt 1963
- Franz Radziwill Haus, Dangast 2018/2019

Literatur:
- Firmenich, Andrea/Schulze, Rainer W.: Franz Radziwill, 1895 bis 1983 - Monographie und Werkverzeichnis, Köln 1995, WVZ.-Nr. 738, Abb.
- Ausst.-Kat. Fläche wird Bild, Franz Radziwill Haus, Bielefeld 2018, Kat.-Nr. 18, Abb.

- Einmalige Arbeit zu dem Theaterstück "Warten auf Godot" von Samuel Beckett, die unverkennbar die Handschrift des Meisters des magischen Realismus trägt
- Die ungewöhnliche in zwei Hälften geteilte Komposition sorgt für einen spannenden Kalt-Warm-Kontrast
- Werk mit starker Symbolhaftigkeit und deutlichem Bezug zu seiner Vorlage

Radziwills Auseinandersetzung mit der Natur und den magisch-besetzten Elementen einer immer auch zerbrechlichen Wirklichkeit, haben ihm einen eigenen Platz in der Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts gesichert. Diese Sicht auf die Welt ist hier in besonderer Weise thematisiert. Ein von der Literatur inspiriertes Thema beherrscht die Leinwand: "Warten auf Godot" von Samuel Beckett. 1953 erstmals in Berlin aufgeführt, verdichtet es die bittere Lektion von der Leere eines Lebens, das nie einen Inhalt, nie eine Perspektive besaß. Vergeblichkeit und sinnloses Gerede prägen die Szene. Schuhe, die niemand ausziehen kann, sind die Zeugen einer Wanderung, die plan- und ziellos immer wieder an den Ausgangspunkt zurückführt; Seile, Stricke, die jedes freiere Atmen und jede Bewegung ersticken. Vier Menschen warten. Und niemand kommt.
Radziwill kannte das Werk, sah es auf der Bühne des Staatstheaters in Oldenburg. Und er hatte eine in Fragen der Literatur bewanderte Hilfe: Seine Frau, die Schriftstellerin Inge Rauer-Riechelmann, war nicht nur selbst schöpferisch tätig. Sie sorgte auch dafür, dass das, was an geistiger Bewegung weitherum den Tag füllte, in die stilleren Gespräche des Ateliers an der Sielstraße 3 in Dangast/Nordsee gelangte. Ein lebhafter Austausch zwischen zwei wachen Teilnehmern der nach Sinn suchenden Nachkriegssituation.
Franz Radziwill war immer auch ein Literat gewesen. Seine expressionistische Lyrik der frühen Zwanzigerjahre weist auf eine Doppelbegabung hin. Um 1922 stand er vor der Entscheidung, ob er Dichter oder Maler werden würde. Wir wissen, wohin er sich wandte. Doch: Was seine Malerpinsel an Feinheit und fernem Ton verdichteten, stand ihm auch zur Verfügung, wenn er Worte und Sätze zu einem eigenen Klang zusammenband.
In diesem Gemälde zeigt er sich - was sehr selten geschah - beeindruckt und angesprochen von der "Sprache" eines anderen. Im gleichen Moment aber ist er dann doch zu selbstständig, zu frei, um mehr aufzunehmen als eine Anregung. Und so stellt er sich gegen Becketts Theaterstück, durchbricht das "Absurde Theater" und öffnet den Blick für etwas, das Zukunft nicht verschließt, sondern öffnet: Im Zentrum seines Gemäldes erinnert er an "Das Schwarze Quadrat", das Kasimir Malewitsch als absoluten Nullpunkt der Kunst beschrieb - von dem ausgehend alles neu beginnen konnte. Der unübersehbare Anknüpfungspunkt: Auch Malewitsch wusste sich in der Wüste. Dann aber öffnete er der Kunst eine neue Perspektive, schuf Räume jenseits der Gegenständlichkeit. "Das Schwarze lässt immer eine Hoffnung offen für etwas zu Entdeckendes." Und so wurde auch für Franz Radziwill, den späten geistigen Nachfahren, die Farbe "Schwarz" zum Symbol einer von Hoffnung gespeisten Situation jenseits aller Resignation. Er schöpfte aus denselben Erfahrungen. Nicht von ungefähr: Zahlreiche Gemälde aus den späten 1920er Jahren sind geprägt von einem "Schwarzen Himmel". So das berühmte Werk: "Der Todessturz Karl Buchstätters", 1928, das heute im Folkwang Museum Essen hängt (Vgl. Abb. 1). Franz Radziwill wusste, dass ein solches tiefes, bildbeherrschendes Schwarz letztlich von Aufbruchskräften, von Hoffnungsstrukturen durchwebt ist. Das bringt er hier noch einmal ein - und fügt dem "Schwarz" seines Gemäldes "Warten auf Godot" einen Regenbogen hinzu. Damit nimmt dieses Gemälde einen eigenen Platz ein im Werk des "phantastischen Realisten." Aus der Begegnung mit Samuel Becketts unglücklichem Lied auf die Sinnlosigkeit der menschlichen Existenz erhebt sich eine Struktur des rettenden Neuen.
(Prof. Dr. Dr. Gerd Presler).

Ansprechpartner/Ansprechpartnerin:
Hilke Hendriksen
Modern, Post War & Contemporary Art
+49 221 92 58 62 305

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Inventar Nummer: 77157-1