Modern, Post War & Contemporary, Evening Sale
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22.11.2024 -
25.11.2024
Los 9 | Georg Kolbe | Flora
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KOLBE, GEORG
1877 Waldheim/Sachsen - 1947 Berlin
Titel: Flora.
Datierung: 1939 (Entwurf).
Technik: Bronze, goldbraun patiniert.
Maße: 72 x 28 x 17,5cm.
Bezeichnung: Monogrammiert auf der Plinthe hinter dem rechten Fuß: GK (Künstlersignet).
Gießerstempel: Gießerstempelauf der hinteren Plinthenkante: H.NOACK BERLIN.
Das Werk stammt aus einer Auflage von drei Lebzeitgüssen.
Zu diesem Werk liegt eine Expertise von Frau Dr. Ursel Berger, Berlin, vom 21.01.2018, in Kopie vor.
Provenienz:
- Privatsammlung Küpper
- Privatsammlung Nordrhein-Westfalen
Literatur:
- Berger, Ursel: Georg Kolbe - Leben und Werk. Mit dem Katalog der Kolbe-Plastiken im Georg-Kolbe-Museum, Berlin 1990, Kat.-Nr. 175, Abb.
-Georg Kolbe zählt zu den bedeutendsten Bildhauern des 20.Jahrhunderts
-Seine Aktplastiken sind vom Figurenideal der Antike inspiriert und zugleich Ausdruck seiner intensiven Beschäftigung mit der Darstellung des modernen Menschen
-Skulptur von äußerster Seltenheit
-Hervorragender Guss mit wunderschöner Patina
- Kleine Fassung einer überlebensgroßen, weiblichen Figur für den "Ring der Statuen" im Rothschildpark in Frankfurt a.M.
Im Gleichklang von Körper und Geist
Obwohl Georg Kolbe schon mit zehn Jahren verspielt kleine Tierplastiken aus Bienenwachs modelliert, widmet er sich während seiner künstlerischen Ausbildung der Malerei und Zeichnung, zunächst an der Kunstgewerbeschule in Dresden, dann an der Akademie in München und anschließend an der Académie Julian in Paris. Erst nach einem Aufenthalt in Rom findet er 1900 zu seiner Bestimmung als Bildhauer. Der künstlerische Durchbruch gelingt ihm 1911 mit seiner "Tänzerin", die der vorherrschenden Aufbruchsstimmung seiner Zeit sinnlichen Ausdruck verleiht.
Kolbes Schaffen ist geleitet vom Streben nach einer Form, deren Essenz im Gleich-klang von Körper und Geist liegt. Beeinflusst von der authentischen Körperlichkeit der Skulpturen von Auguste Rodin und vom modernen Tanz, verwendet Kolbe für seine Kunst, die sich - immer am Vorbild der Natur orientiert - dem meist nackten Körper im Raum widmet, den Begriff "Ausdrucksplastik": Die innere Bewegtheit des Menschen soll unverfälscht in eine äußere Form übertragen werden. Mit dem Wegfall der Hüllen, der überflüssigen Gewandfalten und des Zierrats werden die verstaubten Ideale der Kaiserzeit verworfen und ein neues Menschenbild geprägt. Das Manierierte, Süßliche und Starre weicht einem körperbetonten ästhetischen Empfinden, das dem modernen, freien Bürger entspricht.
Flora
Ausdrucksstark steht die stolze nackte Frauenfigur der Flora aufrecht in entspannter Kontrapost-Haltung, das linke Bein gestreckt und der Fuß fest im Boden verankert, das rechte Bein angewinkelt und die Zehen auf einen Stein aufgesetzt.
Alles an dieser Figur ist der natürlichen Grazie der Gestalt untergeordnet: Kein Ausstattungsstück wurde hinzugefügt, um die Dargestellte identifizieren zu können. Die antike Göttin Flora steht für Vegetation und Fruchtbarkeit, ihre Erscheinung verkörpert Blumen und Pflanzen, auch Erde, Getreide und Ackerbau. In allegorischen Darstellungen der vier Jahreszeiten repräsentiert die Figur der Flora den Frühling, die aufkeimende Pflanzenwelt wird darüber hinaus symbolhaft mit Jugend und Schwangerschaft in Verbindung gebracht. Entgegen des häufigen Darstellungstypus der jungen, mit Blumen bzw. Blüten geschmückten Frau tritt Kolbes Flora nicht als ätherisches Geistwesen auf. Vielmehr wird ihr ausschließlich über die reine Kraft ihres stattlichen Körpers eine hervorgehobene physische Präsenz und damit Bedeutung zuteil. Auf jeden ornamentalen Zusatz wird verzichtet, ihre erhabene Gestalt allein weist sie als leibhaftige Göttin - als durch und durch menschliche Göttin - aus. Kein Gewand, kein Attribut lenkt von den harmonisch ausbalancierten Proportionen, von der lockeren Bewegung ihrer Glieder ab. Der Formensprache eines antiken Körperideals folgend, betont Kolbe stattdessen das kraftvoll angespannte, ausgeprägte Muskelspiel der Oberschenkel und Waden, das er mit höchster Sensibilität modelliert.
Die naturnahe Wiedergabe des Körpers dient Kolbe weniger der anatomischen Dokumentation, vielmehr interessiert ihn - jenseits von glatter Oberfläche und statischer Statuarik - der vitale Charakter, die dynamische Ausstrahlung seiner Figuren. Um diese Lebendigkeit einzufangen, bevorzugt Kolbe Bronze. Das goldbraun schimmernde Material ermöglicht ihm der Oberflächenstruktur seiner Skulpturen besonders lebhafte Effekte zu verleihen.
Bettina Haiss.
1877 Waldheim/Sachsen - 1947 Berlin
Titel: Flora.
Datierung: 1939 (Entwurf).
Technik: Bronze, goldbraun patiniert.
Maße: 72 x 28 x 17,5cm.
Bezeichnung: Monogrammiert auf der Plinthe hinter dem rechten Fuß: GK (Künstlersignet).
Gießerstempel: Gießerstempelauf der hinteren Plinthenkante: H.NOACK BERLIN.
Das Werk stammt aus einer Auflage von drei Lebzeitgüssen.
Zu diesem Werk liegt eine Expertise von Frau Dr. Ursel Berger, Berlin, vom 21.01.2018, in Kopie vor.
Provenienz:
- Privatsammlung Küpper
- Privatsammlung Nordrhein-Westfalen
Literatur:
- Berger, Ursel: Georg Kolbe - Leben und Werk. Mit dem Katalog der Kolbe-Plastiken im Georg-Kolbe-Museum, Berlin 1990, Kat.-Nr. 175, Abb.
-Georg Kolbe zählt zu den bedeutendsten Bildhauern des 20.Jahrhunderts
-Seine Aktplastiken sind vom Figurenideal der Antike inspiriert und zugleich Ausdruck seiner intensiven Beschäftigung mit der Darstellung des modernen Menschen
-Skulptur von äußerster Seltenheit
-Hervorragender Guss mit wunderschöner Patina
- Kleine Fassung einer überlebensgroßen, weiblichen Figur für den "Ring der Statuen" im Rothschildpark in Frankfurt a.M.
Im Gleichklang von Körper und Geist
Obwohl Georg Kolbe schon mit zehn Jahren verspielt kleine Tierplastiken aus Bienenwachs modelliert, widmet er sich während seiner künstlerischen Ausbildung der Malerei und Zeichnung, zunächst an der Kunstgewerbeschule in Dresden, dann an der Akademie in München und anschließend an der Académie Julian in Paris. Erst nach einem Aufenthalt in Rom findet er 1900 zu seiner Bestimmung als Bildhauer. Der künstlerische Durchbruch gelingt ihm 1911 mit seiner "Tänzerin", die der vorherrschenden Aufbruchsstimmung seiner Zeit sinnlichen Ausdruck verleiht.
Kolbes Schaffen ist geleitet vom Streben nach einer Form, deren Essenz im Gleich-klang von Körper und Geist liegt. Beeinflusst von der authentischen Körperlichkeit der Skulpturen von Auguste Rodin und vom modernen Tanz, verwendet Kolbe für seine Kunst, die sich - immer am Vorbild der Natur orientiert - dem meist nackten Körper im Raum widmet, den Begriff "Ausdrucksplastik": Die innere Bewegtheit des Menschen soll unverfälscht in eine äußere Form übertragen werden. Mit dem Wegfall der Hüllen, der überflüssigen Gewandfalten und des Zierrats werden die verstaubten Ideale der Kaiserzeit verworfen und ein neues Menschenbild geprägt. Das Manierierte, Süßliche und Starre weicht einem körperbetonten ästhetischen Empfinden, das dem modernen, freien Bürger entspricht.
Flora
Ausdrucksstark steht die stolze nackte Frauenfigur der Flora aufrecht in entspannter Kontrapost-Haltung, das linke Bein gestreckt und der Fuß fest im Boden verankert, das rechte Bein angewinkelt und die Zehen auf einen Stein aufgesetzt.
Alles an dieser Figur ist der natürlichen Grazie der Gestalt untergeordnet: Kein Ausstattungsstück wurde hinzugefügt, um die Dargestellte identifizieren zu können. Die antike Göttin Flora steht für Vegetation und Fruchtbarkeit, ihre Erscheinung verkörpert Blumen und Pflanzen, auch Erde, Getreide und Ackerbau. In allegorischen Darstellungen der vier Jahreszeiten repräsentiert die Figur der Flora den Frühling, die aufkeimende Pflanzenwelt wird darüber hinaus symbolhaft mit Jugend und Schwangerschaft in Verbindung gebracht. Entgegen des häufigen Darstellungstypus der jungen, mit Blumen bzw. Blüten geschmückten Frau tritt Kolbes Flora nicht als ätherisches Geistwesen auf. Vielmehr wird ihr ausschließlich über die reine Kraft ihres stattlichen Körpers eine hervorgehobene physische Präsenz und damit Bedeutung zuteil. Auf jeden ornamentalen Zusatz wird verzichtet, ihre erhabene Gestalt allein weist sie als leibhaftige Göttin - als durch und durch menschliche Göttin - aus. Kein Gewand, kein Attribut lenkt von den harmonisch ausbalancierten Proportionen, von der lockeren Bewegung ihrer Glieder ab. Der Formensprache eines antiken Körperideals folgend, betont Kolbe stattdessen das kraftvoll angespannte, ausgeprägte Muskelspiel der Oberschenkel und Waden, das er mit höchster Sensibilität modelliert.
Die naturnahe Wiedergabe des Körpers dient Kolbe weniger der anatomischen Dokumentation, vielmehr interessiert ihn - jenseits von glatter Oberfläche und statischer Statuarik - der vitale Charakter, die dynamische Ausstrahlung seiner Figuren. Um diese Lebendigkeit einzufangen, bevorzugt Kolbe Bronze. Das goldbraun schimmernde Material ermöglicht ihm der Oberflächenstruktur seiner Skulpturen besonders lebhafte Effekte zu verleihen.
Bettina Haiss.
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Inventar Nummer: 79944-5
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