Los 1359 | Hans Thoma | "Meereserwecken"

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Auktionsergebnisse zu: Hans Thoma
THOMA, HANS
1839 Bernau - 1924 Karlsruhe


Titel: "Meereserwecken".
Datierung: 1913.
Technik: Öl auf Metallplatte.
Maße: 40,5 x 45cm.
Bezeichnung: Monogrammiert und datiert unten rechts: "HTh (ligiert) 1913".
Rahmen: Rahmen.

2024 vom Deutschen Museum, München, an die Erben von Sigmund Waldes restituiert, Verkauf im Auftrag der Erben.

Dokumentiert bei Lost Art unter der ID 518644.

Provenienz:
2024 vom Deutschen Museum an die Erben von Sigmund Waldes restituiert;
Verkauf im Auftrag der Erben;
Erben als Stiftung 1995 an das Deutsche Museum, München;
Sammlung Max Bühler, Pforzheim;
Auktionshaus W. Lange, Berlin, 16.-17.04.1943, Los 231;
Sammlung Sigmund Waldes, Dresden, bis 1939.

Der aus einfachen Verhältnissen stammende Hans Thoma beginnt zunächst eine Lithografen-Lehre bevor er 1859 an der Kunstschule in Karlsruhe zugelassen wird. Dort studiert er unter anderem bei Wilhelm Schirmer, der die Landschaftsmalerei zu dieser Zeit prägt. Thoma hat mit seinen Gemälden zunächst keinen Erfolg, weigert sich aber, seine Malerei dem Publikumsgeschmack anzupassen. Er will malen, was er sieht und wird in diesem Drang bestärkt, als er in Paris mit den Kunstrevolutionären Courbet und der Schule von Barbizon bekannt wird.

Aber Thoma bleibt nicht in Paris. Er geht nach München und malt unbeirrt in seinem eigenen Stil. Am Kunstmarkt, beim großen Publikum kommt er weiterhin nicht an. Aber er findet sich mit seinem "anders sein" in bester Gesellschaft. Künstlerkollegen bestärken ihn. Wilhelm Leibl und Arnold Böcklin gehören zu seinem Münchener Kreis. Mit gelegentlichen Verkäufen, Porträt- und Kopieraufträgen kommt der Künstler finanziell leidlich zurecht. Positiv verändert sich Thomas Situation, als er 1873 den Frankfurter Arzt Dr. Eiser kennenlernt, der von seiner Malerei begeistert ist und ihm Aufträge verschafft.
1878 zieht Hans Thoma nach Frankfurt, hier findet er Aufmerksamkeit, Aufträge und Anerkennung. Eine Ausstellung im Münchener Kunstverein 1890 festigt seinen Ruhm und 1899 bekommt er einen Ruf als Professor an die Kunstschule in Karlsruhe, seiner eigenen, früheren Ausbildungsstätte. Zeitgleich hat er die Position des Direktors der Karlsruher Kunsthalle inne und wird 1905 zum Mitglied des badischen Landtags ernannt. Laut Mayers Konversations-Lexikon von 1909 ist Hans Thoma "der Lieblingskünstler der Deutschen". Bis 1920 bleibt der Künstler Direktor der Karlsruher Kunsthalle.

Das Werk Hans Thomas' ist zunächst vom Realismus geprägt, er malt überwiegend Landschaften. Ab seiner Frankfurter Zeit zeigt sich im Werk des Künstlers eine vermehrte Hinwendung zu symbolistischen, mythologischen Themen, wie sie auch die Kunst seines Freundes Arnold Böcklin prägen.
In Nah-Ansicht und ganz unmittelbar erscheint die Figur einer Meeresfrau, die aus den gekräuselten Wellen auftaucht, vor einem strahlenden Sonnenaufgang. Vor dem goldgelben Hintergrund mit den grafischen Sonnenstrahlen hebt sich der nackte Frauenkörper mit dem Fischschwanz, der graugrün verschattet ist und wie eine Grisaille erscheint, in reizvollem Kontrast ab. Allein der aus dem Wasser gewunden auftauchenden Schwanzflosse und den Schaumkronen unmittelbar vor der Gestalt hat der Künstler Rottöne zugestanden. Im Oratorengestus hat die Wesenheit die Arme erhoben und begrüßt den neuen Tag. Streng genommen handelt es sich um eine weibliche Tritonin, eine Ichtyokentaurin, denn der menschliche Oberkörper weist neben dem Fischschwanz auch die Vorderbeine eines Pferdes auf.
Dieses spezielle Meer-Wesen vor der aufgehenden Sonne hat Hans Thoma mehrfach gemalt. Heute sind drei weitere Fassungen, zum Teil in abgewandelter Farbigkeit bekannt: 1892 entstand eine erste Version auf Karton, deren Verbleib heute unbekannt ist. Die Armhaltung ist bei dieser Figur eine andere. Sie steht wohl im Zusammenhang mit dem größeren, ebenfalls auf Karton gemalten und 1893 datierten Gemälde "Meereserwachen" in der Kunsthalle Karlsruhe. Hier ist die Tritonin in Oratoren-Haltung aber vor einem blauen Hintergrund mir goldenen Strahlen gezeigt. Das Hans-Thoma-Museum in Bernau verwahrt eine weitere Fassung, die 1912 datiert und naturalistisch angelegt ist. Dort verzichtete Thoma auf die graphische Himmelsgestaltung und wählte eine ganz andere Lichtführung. Dieses Gemälde ist, wie das vorliegende auch, auf einer Metallplatte gemalt.
Die vorliegende Arbeit, die seit 1995 zum Bestand des Deutschen Museum in München gehörte, und die nun im Rahmen einer Restitution angeboten wird, ist ein ikonisches Beispiel für die künstlerisch aufregende Entwicklung Hans Thomas zwischen Symbolismus und Jugendstil.

Zur Restitution des vorliegenden Gemäldes hat das Deutsche Museum München einen ausführlichen Blogbeitrag aufgesetzt, der über diesen Link abrufbar ist

Ansprechpartner/Ansprechpartnerin:
Stefan Hörter
Fine Art
+49 221 92 58 62 202

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Inventar Nummer: 80050-1