
Los 1239 | Jakob Philipp Hackert | "Blick auf Eboli"
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HACKERT, JAKOB PHILIPP
1737 Prenzlau - 1807 Florenz
Titel: "Blick auf Eboli".
Datierung: 1795.
Technik: Feder und Pinsel über Bleistift auf Papier.
Montierung: Kaschiert.
Maße: 57 x 83cm.
Bezeichnung: Signiert und datiert mittig auf dem Felsen: "Eboli 1795 / Filippo Hackert f".
Provenienz:
Privatbesitz, Deutschland.
"Der Landschaftsmaler Jakob Philipp Hackert hatte seine erste Ausbildung in Berlin erhalten. Nach einem Aufenthalt in Stralsund und auf der Insel Rügen begab er sich nach Paris, wo er die nächsten drei Jahre mit stetig steigendem Erfolg arbeitete. Im Sommer 1768 trat er die Reise nach Italien an und traf im Winter des Jahres in Rom ein. Hier avancierte er schnell zum berühmtesten Landschaftsmaler nicht nur der Ewigen Stadt sondern ganz Europas. Er pflegte Umgang mit Monarchen, verkaufte seine Werke an adelige Rombesucher aus aller Welt und wurde auch von Papst Pius VI. gnädig empfangen. 1786 schließlich trat Hackert als erster Hofmaler in den Dienst des neapolitanischen Königs Ferdinand IV. von Bourbon.
In den 1790er Jahren war Hackert als Hofmaler auf dem Höhepunkt seines Ruhms angelangt. Er verbrachte jetzt mehr Zeit außerhalb der Hauptstadt und widmete sich vermehrt seinen einsamen "malerischen Wanderungen". Die Region hinter Persano, zwischen Campanien, Apulien und Kalabrien gelegen, zählte keinesfalls zu den Zielen der "Grand Tour" und lag weitab aller gängigen Reiserouten. Von Bedeutung war hier nur das Jagdschlösschen von Persano, das von dem begeisterten Jäger Ferdinand IV. häufig genutzt wurde.
Das kleine Städtchen Eboli war dem Künstler nicht unbekannt, so hatte er schon 1782 im Auftrag Ferdinands IV. eine Ansicht des Schlösschens in Persano ausgeführt und zu diesem Zweck die Gegend bereist. Eine zarte Skizze von 1782 zeigt allerdings nicht Eboli selbst, sondern einen Brunnen an einer Straße, "in der Nähe Ebolis auf dem Weg nach Paestum".
Es wäre denkbar, dass Hackert 1782 tatsächlich nicht in Eboli gewesen ist und den Ort nun zum ersten Mal besuchte. Eine 1795 datierte Zeichnung, heute in der Hamburger Kunsthalle, zeigt im Vordergrund einen baumgesäumten, kleinen Wildbach, an dem eine Frau ihre Wäsche wäscht, von rechts nähert sich ein Hirte mit zwei Kühen. Dahinter erblickt man die Dächer Ebolis.
In unserer Zeichnung zeigt der Künstler nun einen größeren Ausschnitt von Eboli, von einem anderen Standpunkt aus genommen. Hackert befindet sich südöstlich des Städtchens, den Fluss Sele im Rücken. Links zu sehen ist wieder die Kirche S. Maria del Carmine, rechts erkennt man das massive Kastell. Hinter dem Ort erheben sich die Monti di Eboli.
Ist Eboli auf seiner Anhöhe auch klar und deutlich zu sehen, so hat der Blick des Betrachters doch einige Entfernung zu überwinden. Der Standort des Zeichners befindet sich auf einem Stück dunkel verschatteten Erdreichs, das von unterschiedlichen Blattpflanzen bedeckt ist; am linken Bildrand wächst ein einzelner Baum. Die genaue Wiedergabe von Bäumen und Pflanzen verweist auf Hackerts botanische Kenntnisse, die er in seinen Landschaftsgemälden und -zeichnungen umsetzte. Tatsächlich hatte der Künstler seine Gedanken in den 1790er Jahren in einem kleinen Traktat über die Landschaftsmalerei zusammengefasst, in dem er eine Klassifizierung der Bäume und Pflanzen unternimmt.
Am jenseitigen Rand des Abhangs sitzen zwei Frauen und ein Kind vor einer Schafherde - rechts neben ihnen hat Hackert seine Signatur angebracht, wie um den Betrachter darauf hinzuweisen, dass er seinen ursprünglichen Standort am unteren Bildrand inzwischen verlassen und sich den Frauen und Schafen zugesellt hat, um von dort weiter in Richtung Eboli zu wandern. Dieses erscheint in hellem Sonnenlicht hinter den dichten Baumkronen des Waldes und wird wiederum von den nur zart angedeuteten Monti di Eboli hinterfangen.
Die einzelnen Bildbereiche erscheinen formal auf engem Raum und übereinander gelagert, doch verdeutlichen zum einen die unterschiedlichen Größenverhältnisse, zum anderen die Klüfte und Schluchten, dass hier tatsächlich große Entfernungen zu imaginieren sind. Es liegt am Blick des Betrachters, diese zu realisieren, indem er die verschiedenen Ebenen in einem visuellen Spaziergang miteinander verbindet.
Die Zeichnung ist ein herausragendes Werk Hackerts. Zunächst ist sie eine wichtige Bereicherung der Werkgruppe von der 1795 unternommenen Wanderung und ein seltenes Bilddokument der damals unbekannten Gegend um Eboli. Darüber hinaus gelingt es dem Künstler hier, eine bergige Landschaft ohne die Mittel der Zentralperspektive und unter Einbeziehung des Betrachters in einem harmonischen Zusammenhang wiederzugeben - eine Meisterleistung des Zeichners, die seinen Ruf als bester Landschaftskünstler seiner Zeit vollkommen rechtfertigt." (Gekürzte Fassung des Gutachtens von Claudia Nordhoff.)
Wir danken Claudia Nordhoff, Rom, die die Zuschreibung auf Grundlage einer hochauflösenden Digitalfotografie bestätigt hat, für ihre freundliche Unterstützung bei der Katalogisierung der vorliegenden Arbeit.
1737 Prenzlau - 1807 Florenz
Titel: "Blick auf Eboli".
Datierung: 1795.
Technik: Feder und Pinsel über Bleistift auf Papier.
Montierung: Kaschiert.
Maße: 57 x 83cm.
Bezeichnung: Signiert und datiert mittig auf dem Felsen: "Eboli 1795 / Filippo Hackert f".
Provenienz:
Privatbesitz, Deutschland.
"Der Landschaftsmaler Jakob Philipp Hackert hatte seine erste Ausbildung in Berlin erhalten. Nach einem Aufenthalt in Stralsund und auf der Insel Rügen begab er sich nach Paris, wo er die nächsten drei Jahre mit stetig steigendem Erfolg arbeitete. Im Sommer 1768 trat er die Reise nach Italien an und traf im Winter des Jahres in Rom ein. Hier avancierte er schnell zum berühmtesten Landschaftsmaler nicht nur der Ewigen Stadt sondern ganz Europas. Er pflegte Umgang mit Monarchen, verkaufte seine Werke an adelige Rombesucher aus aller Welt und wurde auch von Papst Pius VI. gnädig empfangen. 1786 schließlich trat Hackert als erster Hofmaler in den Dienst des neapolitanischen Königs Ferdinand IV. von Bourbon.
In den 1790er Jahren war Hackert als Hofmaler auf dem Höhepunkt seines Ruhms angelangt. Er verbrachte jetzt mehr Zeit außerhalb der Hauptstadt und widmete sich vermehrt seinen einsamen "malerischen Wanderungen". Die Region hinter Persano, zwischen Campanien, Apulien und Kalabrien gelegen, zählte keinesfalls zu den Zielen der "Grand Tour" und lag weitab aller gängigen Reiserouten. Von Bedeutung war hier nur das Jagdschlösschen von Persano, das von dem begeisterten Jäger Ferdinand IV. häufig genutzt wurde.
Das kleine Städtchen Eboli war dem Künstler nicht unbekannt, so hatte er schon 1782 im Auftrag Ferdinands IV. eine Ansicht des Schlösschens in Persano ausgeführt und zu diesem Zweck die Gegend bereist. Eine zarte Skizze von 1782 zeigt allerdings nicht Eboli selbst, sondern einen Brunnen an einer Straße, "in der Nähe Ebolis auf dem Weg nach Paestum".
Es wäre denkbar, dass Hackert 1782 tatsächlich nicht in Eboli gewesen ist und den Ort nun zum ersten Mal besuchte. Eine 1795 datierte Zeichnung, heute in der Hamburger Kunsthalle, zeigt im Vordergrund einen baumgesäumten, kleinen Wildbach, an dem eine Frau ihre Wäsche wäscht, von rechts nähert sich ein Hirte mit zwei Kühen. Dahinter erblickt man die Dächer Ebolis.
In unserer Zeichnung zeigt der Künstler nun einen größeren Ausschnitt von Eboli, von einem anderen Standpunkt aus genommen. Hackert befindet sich südöstlich des Städtchens, den Fluss Sele im Rücken. Links zu sehen ist wieder die Kirche S. Maria del Carmine, rechts erkennt man das massive Kastell. Hinter dem Ort erheben sich die Monti di Eboli.
Ist Eboli auf seiner Anhöhe auch klar und deutlich zu sehen, so hat der Blick des Betrachters doch einige Entfernung zu überwinden. Der Standort des Zeichners befindet sich auf einem Stück dunkel verschatteten Erdreichs, das von unterschiedlichen Blattpflanzen bedeckt ist; am linken Bildrand wächst ein einzelner Baum. Die genaue Wiedergabe von Bäumen und Pflanzen verweist auf Hackerts botanische Kenntnisse, die er in seinen Landschaftsgemälden und -zeichnungen umsetzte. Tatsächlich hatte der Künstler seine Gedanken in den 1790er Jahren in einem kleinen Traktat über die Landschaftsmalerei zusammengefasst, in dem er eine Klassifizierung der Bäume und Pflanzen unternimmt.
Am jenseitigen Rand des Abhangs sitzen zwei Frauen und ein Kind vor einer Schafherde - rechts neben ihnen hat Hackert seine Signatur angebracht, wie um den Betrachter darauf hinzuweisen, dass er seinen ursprünglichen Standort am unteren Bildrand inzwischen verlassen und sich den Frauen und Schafen zugesellt hat, um von dort weiter in Richtung Eboli zu wandern. Dieses erscheint in hellem Sonnenlicht hinter den dichten Baumkronen des Waldes und wird wiederum von den nur zart angedeuteten Monti di Eboli hinterfangen.
Die einzelnen Bildbereiche erscheinen formal auf engem Raum und übereinander gelagert, doch verdeutlichen zum einen die unterschiedlichen Größenverhältnisse, zum anderen die Klüfte und Schluchten, dass hier tatsächlich große Entfernungen zu imaginieren sind. Es liegt am Blick des Betrachters, diese zu realisieren, indem er die verschiedenen Ebenen in einem visuellen Spaziergang miteinander verbindet.
Die Zeichnung ist ein herausragendes Werk Hackerts. Zunächst ist sie eine wichtige Bereicherung der Werkgruppe von der 1795 unternommenen Wanderung und ein seltenes Bilddokument der damals unbekannten Gegend um Eboli. Darüber hinaus gelingt es dem Künstler hier, eine bergige Landschaft ohne die Mittel der Zentralperspektive und unter Einbeziehung des Betrachters in einem harmonischen Zusammenhang wiederzugeben - eine Meisterleistung des Zeichners, die seinen Ruf als bester Landschaftskünstler seiner Zeit vollkommen rechtfertigt." (Gekürzte Fassung des Gutachtens von Claudia Nordhoff.)
Wir danken Claudia Nordhoff, Rom, die die Zuschreibung auf Grundlage einer hochauflösenden Digitalfotografie bestätigt hat, für ihre freundliche Unterstützung bei der Katalogisierung der vorliegenden Arbeit.
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32% Aufgeld auf den Zuschlagspreis
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Inventar Nummer: 80609-8