Los 11 | John Chamberlain | Fleabane (Marsh)

CHAMBERLAIN, JOHN
1927 Rochester, IN/USA - 2011 New York

Titel: Fleabane (Marsh).
Datierung: 1973.
Technik: Aluminiumfolie mit Acryllack und Kunstharz.
Maße: 43 x 48 x 58,5cm.


Provenienz:
- Ivan Karp, USA (direkt vom Künstler)
- Sammlung Ben Birillo, USA
- Sammlung Mourtala Diop, Dakar
- Galerie Guy Pieters, Knokke-Heist
- Privatsammlung
- Sammlung Kasper König, Berlin

Literatur:
- Sylvester, Julie: John Chamberlain, A Catalogue Raisonné of the Sculpture 19954-1985, New York 1986, WVZ.-Nr. 423, Abb.

Kaum ein Künstler des 20. Jahrhunderts prägte die Bildhauerei so wie der Amerikaner John Chamberlain. Sein Ouvre, das neben Plastik auch Malerei und Fotografie umfasst, zeigt welchen Einfluss sein Wirken auf die nachfolgende Kunst hat. Chamberlain gilt nicht nur als ein herausragender Vertreter des Abstrakten Expressionismus, sondern wird auch als einer der Wegbereiter der Pop Art gewürdigt.

"Amerikanischer Marmor"
Im Gegensatz zur traditionellen Plastik werden Chamberlains Arbeiten weder gegossen, noch modelliert. Seine Plastiken bestehen zumeist aus ausgedienten Karosserieteilen, die der Künstler als "amerikanischen Marmor" bezeichnet. Durch Strecken, Stauchen, Komprimieren, Zerschneiden und Knittern transformiert Chamberlain die Karosserieteile und bringt sie in Form. Im Anschluss fügt er die Einzelteile auf harmonische Weise zusammen. Hierbei entstehen ausgewogene Formkompositionen, wie auch oszillierende Farbwelten: Ein Novum in der Bildhauerei, die in der klassischen Tradition fast ausschließlich monochrom auftritt. Doch nicht nur in der Farbgestaltung reizt Chamberlain die Grenzen der Gattung Bildhauerei aus. Statt des Schnitzens und Modellierens ist das Zusammenfügen von Elementen die zugrundeliegende Motivation des Künstlers. Es ist kaum verwunderlich und nur konsequent, dass Chamberlain selbst seine plastischen Arbeiten als Nachfolge und Weiterentwicklung der Collage betrachtet. Das Material für seine Arbeiten sammelt er auf Schrottplätzen zusammen. Entscheidende Auswahlkriterien stellen hierbei die Grundform und die Farbe des Objekts dar. Chamberlain kombiniert unterschiedliche Elemente zu einer ausgewogenen Komposition - sowohl im Farb- als auch im Formenspektrum.

Fleabane (Marsh)
Die schillernde Farbigkeit, die für Chamberlains Werk so charakteristisch ist, tritt in der hier angebotenen Arbeit von 1973 besonders deutlich hervor. Grüne, goldgelbe und rote Farbtöne gehen fließend ineinander über und verleihen der komprimierten und gepressten Form der Kugel eine Leichtigkeit und Qualität, die den Betrachter fast vergessen lässt, dass ausrangierte Stahlteile vom Schrottplatz die Grundlage dieser Skulptur bilden. Ihre schlichte Eleganz bleibt dem Betrachter so unweigerlich im Gedächtnis. Die vorliegende Arbeit zeigt deutlich, mit welcher Mühelosigkeit und gleichzeitigen Virtuosität Chamberlain in seinen Plastiken ein natürliches Gleichgewicht zwischen Farbund Formkomposition schafft. Als logische Folge dieser einzigartigen Begabung ist sein Werk heute in den bedeutendsten internationalen Kunstsammlungen, wie unter anderem dem Museum of Modern Art und dem Solomon R. Guggenheim Museum in New York, dem Stedelijk Museum in Amsterdam und der Tate Gallery in London zu finden.