Los 10 | Karl Hofer | "Mädchen am Tisch mit Vase"

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Auktionsergebnisse zu: Karl Hofer
HOFER, KARL
1878 Karlsruhe - 1955 Berlin

Titel: "Mädchen am Tisch mit Vase".
Datierung: 1930.
Technik: Öl auf Leinwand.
Montierung: Doubliert.
Maße: 80 x 65cm.
Bezeichnung: Monogrammiert unten rechts: CH (ligiert).

Zu diesem Werk liegt eine Foto-Expertise von Karl Bernhard Wohlert, Dortmund, vom 16.12.1994 vor.

Das Gemälde wird auf der Grundlage einer gütlichen Einigung zwischen dem Einlieferer und den Erben nach Hans Dittmayer angeboten.

Provenienz:
- Galerie Alfred Flechtheim, Berlin
- Hans Dittmayer, Dresden (1939/1940 von Vorheriger erworben)
- K. Michalová-Horákova, Prag (nach 1946, dem Tod von Hans Dittmayer)
- Nationalgalerie Galerie, Prag (ehem. Inv. Nr. 0-797, Aufkleber, 1960 von Vorheriger erworben)
- Galerie Lodi, München (seit 1970)
- Galerie Henze, Bern (seit 1976)
- Privatsammlung Solingen
- Galerie Neher, Essen (Aufkleber)
- Privatsammlung Nordrhein-Westfalen (1994 von Vorheriger erworben)
- Selbstständige Stiftung in der Betreuung des Deutschen Stiftungszentrums, Essen

Ausstellungen:
- Nationalgalerie Prag, 1966, Kat.-Nr. 28
- Spalova Galerie, Prag 1966/1967

Literatur:
- Wohlert, Karl Bernhard: Karl Hofer - Werkverzeichnis der Gemälde, Bd. 2, VAN HAM Art Publications, Köln 2007, WVZ.-Nr. 891(B), Abb.
- Ausst.-Kat. Moderne Kunst, Galleria Henze, Bern 1978, Kat.-Nr. 55, Abb.


- Das Motiv der sinnenden, melancholischen Frau ist zentrales Motiv in Hofers Oeuvre
- Flieder als Symbol für Liebe, Sehnsucht und Unschuld
- Geschlossene Provenienz
- Das Menschliche darzustellen und nicht den Mensch allein war zeitlebens Hofers bestreben und kommt hier wunderbar zum Ausdruck

Der absolute Individualist...
Der so erfolgreiche Maler Karl Hofer hatte keinen leichten Start ins Leben: Sein Vater stirbt vier Wochen nach der Geburt des Sohnes; und so wächst der Junge bei zwei Großtanten und kurzzeitig auch im Waisenhaus auf. Nach einer Buchhändlerlehre wird er 1897 als Stipendiat an der Kunstakademie Karlsruhe aufgenommen. Hier studiert er bei Hans Thoma, später noch kurzzeitig in Stuttgart bei Leopold von Kalckreuth. Entscheidender für seine künstlerische Entwicklung sind aber Auslandsaufenthalte, die Karl Hofer dank der Unterstützung eines Schweizer Mäzens möglich werden. Fünf Jahre lebt er in Rom und setzt sich hier intensiv mit den Fresken Hans von Marées auseinander. Weitere fünf Jahre, von 1908 bis 1913, wohnt der Maler dann in Paris; Werke von Pierre Puvis de Chavannes beeindrucken ihn. In diese Zeit fallen auch zwei Reisen des Künstlers nach Indien. Als Karl Hofer 1913 nach Berlin zieht, vernetzt er sich schnell in der deutschen Kunstmetropole. 1914 zeigt Berlins einflussreichster Galerist, Paul Cassirer, Hofers Gemälde in einer Einzelausstellung und nimmt den Künstler unter Vertrag. Eine Reise des Künstlers nach Frankreich fällt mit dem Ersten Weltkrieg zusammen. Als Tourist aus einem feindlichen Land wird Karl Hofer 1914 umgehend verhaftet. Später gelingt die Ausreise in die Schweiz; erst 1919 kehrt der Maler nach Berlin zurück. Im Jahr darauf wird er Hochschulprofessor und bald auch in die Preußische Akademie der Künste aufgenommen. Karl Hofer hebt sich mit dem ihm eigenen Stil aus der Masse seiner malenden Zeitgenossen ab. Seine Gemälde weisen auch expressionistische Züge auf, bleiben aber in Kontur, Farbtextur und Palette immer speziell und wiedererkennbar. Neben Landschaften und Stillleben sind es menschliche Konstellationen und Empfindungen, die er vor allem im Gemälde thematisiert. Museen und Sammler kaufen seine Werke. Es ergeben sich erste Kontakte in die USA. Dann eine erneute Zäsur: das Stigma der "Entartung", verbunden mit zeitweisem Berufsverbot und Entzug der Lehrerlaubnis. Der Gegenwart beraubt, verliert Karl Hofer auch seine Vergangenheit, als sein Atelier und auch seine Wohnung durch Bombenangriffe zerstört werden. Nach dem Krieg ist Hofer intensiv als Direktor der Hochschule für bildende Künste in Berlin am Wiederaufbau des Hochschulwesens beteiligt und setzt sich als Präsident des Deutschen Künstlerbundes und Mitherausgeber der Zeitschrift "Bildende Kunst" in unterschiedlichen Bereichen auch kulturpolitisch ein.

... der die Seele malt
Eine gemalte Tischplatte trennt und verbindet den realen Raum des Betrachters und den gedachten Bildraum. Vis-à-vis, in der linken Bildhälfte, sitzt ein junges Mädchen, das den Kopf melancholisch in seine aufgestützte rechte Hand schmiegt. Ihr linker Unterarm ruht auf der Tischplatte und mit der linken Hand fasst sie den rechten Ellenbogen. Sie trägt nur ein dünnes, weißes Hemd, dessen Träger von ihrer rechten Schulter gerutscht ist. Versonnen träumend und in sich gekehrt schaut sie aus ihren großen, braunen, ganz Karl-Hofer-typischen, mandelförmigen Augen, ohne Blickkontakt mit dem Betrachter aufzunehmen. Die rechte Bildhälfte wird von einem üppigen weißen Fliederstrauß in einer schwarzen Überfang-Glasvase eingenommen, der auf dem Tisch steht. Teilweise verdeckt er den linken Arm und die Schulter der Sinnenden. Weißer Flieder steht symbolisch für die erste Liebe, die romantische Liebe und auch für die Unschuld. Dies lässt einiges über die Gedanken des Mädchens vermuten. Es sind zwei Stilmittel, mit denen Karl Hofer in diesem Gemälde die besondere Atmosphäre schafft: Zum einen setzt er Licht und Schatten gekonnt falsch ein. So entsteht eine unbewusste Irritation. Zum anderen umgibt der Maler sein Motiv mit engeren und weiteren Konturen, als wären der Flieder und das Mädchen von einer Aura umgeben. In diesem Werk nimmt Karl Hofer das Motiv der sinnenden jungen Frau wieder auf, das er etwa fünf Jahre früher in einem anderen Gemälde dargestellt hat (Abb.1). Die Melancholie, die in Karl Hofers Gemälden so oft mitschwingt, kommt hier besonders intensiv zum Ausdruck.

Ansprechpartner/Ansprechpartnerin:
Hilke Hendriksen
Modern, Post War & Contemporary Art
+49 221 92 58 62 305

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Inventar Nummer: 80824-9

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