Modern, Post War & Contemporary, Evening Sale
| Auktion | 05.06.2024
| Vorbesichtigung:
31.05.2024 -
02.06.2024
Los ist verkauft
Los 37 | Konrad Klapheck | Die Frau im Mann
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KLAPHECK, KONRAD
Düsseldorf 1935 - 2023
Titel: Die Frau im Mann.
Datierung: 1990.
Technik: Öl auf Leinwand.
Maße: 169 x 124,5cm.
Bezeichnung: Signiert und datiert verso mittig: Klapheck 90.
Rahmen/Sockel: Rahmen.
Das Werk ist im händischen Werkverzeichnis des Künstlers (1990) unter der Nummer 203 aufgeführt.
Provenienz:
- Privatsammlung Nordrhein-Westfalen
- Gefragtes Schreibmaschinenmotiv in Klaphecks unverkennbarer "prosaischer Supergegenständlichkeit"
- Bereits seit den 1950er Jahren gehören Schreibmaschinen in den stilistischen "Maschinenkosmos" des Künstlers
- Werk von musealer Qualität
- Erstmals auf dem internationalen Auktionsmarkt angeboten
- Seltene Synthese von weiblicher und männlicher Form in seinen Maschinenbildern
Das Rätsel der roten Maschine
Das Gemälde "Die Frau im Mann" aus dem Jahr 1990 gehört zu den Maschinenbildern, mit denen Konrad Klapheck berühmt geworden ist. Das recht großformatige Bild ist ein spätes Hauptwerk des Künstlers. Es zeigt eine nicht näher bestimmbare, leuchtend rote Maschine mit einer gelben Tastatur, auf der das Alphabet in lateinischen Großbuchstaben zu lesen ist, allerdings nicht in der QWERTZ-Anordnung, wie sie für Schreibmaschinen üblich ist, sondern in der Reihenfolge des Alphabets. Außerdem fehlen die Buchstaben J und W, weil das Tastenfeld ein ordentliches Rechteck ist und aus kompositorischen, bildimmanenten Gründen nur 24 Felder zur Verfügung standen. Am oberen Ende der Maschine ist eine Walze und eine Vorrichtung zu sehen, die wir von Nähmaschinen her kennen. Dass diese Maschine nicht funktionsfähig wäre, wenn man sie in der realen Welt nachbaute, gehört zu den Gesetzmäßigkeiten der Malerei von Konrad Klapheck, der entsprechende Nachfragen immer mit dem Argument zu entkräften wusste, dass dies ja ein Bild sei und keine Maschine - ganz wie bei Magrittes berühmten Gemälde "La trahison des images (Ceci n'est pas une pipe)". Klapheck wies den Maschinen in seiner Malerei unterschiedliche Geschlechterrollen zu und lud sie so mit psychologischem Gehalt und poetischer Verunsicherung auf. Klapheck malte es nach seinem Schlüsselbild "Schmerz", das er 1988 nach dem plötzlichen Tod seiner Frau Lilo gemalt hatte. Beide Gemälde zeigen eine Maschine mit Buchstabentastatur.
Die Dualität in "Die Frau im Mann"
Während es bei "Schmerz" hebräische Schriftzeichen sind, die auf die jüdische Identität der Ehefrau verweisen, sind es im Falle von "Die Frau im Mann" lateinische Buchstaben. Dieses Gemälde birgt noch etwas von dem Schmerz seines autobiographischen Vorgängers, eröffnet aber eine neue Deutungsebene.
Klapheck bereitete dieses Gemälde mit drei Vorzeichnungen ungewöhnlich aufwändig vor. Die besondere Bedeutung des Werkes liegt in der seltenen Synthese der beiden zentralen Themen seiner Maschinenbilder, die bislang entweder männlich oder weiblich konnotiert waren. In einem Gespräch mit dem Sammler Willi Kemp, der zwei der Vorzeichnungen besaß, äußerte sich der Künstler 1997 zum Thema: "Das Bild enthält sowohl männliche wie weibliche Elemente. Ich sehe in der großen, später rot gemalten Basisform, dem Rumpf der Maschine, ein Frauenkleid auf einem Bügel und in dem kleinen Element, das oben die Walze festhält, einen Anklang an die Nähmaschine, die in meiner Malerei von jeher mit der Welt der Frau in Verbindung steht. Hingegen ist für mich das Feld der viereckigen Tasten männlichen Geschlechts. Dort sehe ich die Welt der Ratio und des Handelns angesiedelt. In meinem Themenkatalog erscheint die Schreibmaschine meist männlich." (Willi Kemp zit. nach Kemp, Willi/Martin, Sylvia/Wiese, Stephan von: Die Sammlung Ingrid und Willi Kemp. Fokus Farbe: informel - konkret - figurativ. Düsseldorf 2001, S. 372.). Im Hinblick auf die sublimierte Erotik seiner Maschinenbilder nimmt "Die Frau im Mann" mit seiner Vermischung von männlichen und weiblichen Zügen eine Sonderstellung ein. Es verweist auf eine geschlechtliche Ambivalenz, die vielleicht demjenigen besonders bewusst werden kann, der allein und ohne Partner lebt, wie Klapheck, der nach dem Tod seiner Frau zunächst allein zurückblieb. Die strenge Formgebung steht im Widerspruch zur lebhaften Farbigkeit des Bildes. Es bleibt ein faszinierendes Rätsel, dem sich der Betrachter durch das große Format und die klaren Formen kaum entziehen kann. Klapheck selbst äußerte sich in einem Gespräch mit dem Dichter und Kritiker Alain Jouffroy 1990 zu der Frage, wie er in seiner Malerei mit dem Tod umgeht: "'Ich muss sagen, ich habe durch die Begegnung mit dem Tod gewonnen. Ich bin gefühlsmäßig reicher geworden, meine Freunde sagen mir sogar, dass ich häufiger lache. Übrigens mag ich das Wort "symbolisch" nicht. Ich kenne ja den Sinn meiner Bilder nicht vorher, während die Bedeutung eines Symbols, beim Kreuz z. B. der Tod, vorher feststeht.'" (Konrad Klapheck zit. nach Stiftung Museum Kunstpalast (Hrsg.): Klapheck. Bilder und Texte. Zürich 1990.). Die Frau im Mann bringt die Widersprüche zwischen Trauer und Zuversicht, zwischen Zweifel und Überzeugung besonders treffend auf den Punkt.
Kay Heymer
Video: Robert van den Valentyn im Gespräch mit David Klaphek
Düsseldorf 1935 - 2023
Titel: Die Frau im Mann.
Datierung: 1990.
Technik: Öl auf Leinwand.
Maße: 169 x 124,5cm.
Bezeichnung: Signiert und datiert verso mittig: Klapheck 90.
Rahmen/Sockel: Rahmen.
Das Werk ist im händischen Werkverzeichnis des Künstlers (1990) unter der Nummer 203 aufgeführt.
Provenienz:
- Privatsammlung Nordrhein-Westfalen
- Gefragtes Schreibmaschinenmotiv in Klaphecks unverkennbarer "prosaischer Supergegenständlichkeit"
- Bereits seit den 1950er Jahren gehören Schreibmaschinen in den stilistischen "Maschinenkosmos" des Künstlers
- Werk von musealer Qualität
- Erstmals auf dem internationalen Auktionsmarkt angeboten
- Seltene Synthese von weiblicher und männlicher Form in seinen Maschinenbildern
Das Rätsel der roten Maschine
Das Gemälde "Die Frau im Mann" aus dem Jahr 1990 gehört zu den Maschinenbildern, mit denen Konrad Klapheck berühmt geworden ist. Das recht großformatige Bild ist ein spätes Hauptwerk des Künstlers. Es zeigt eine nicht näher bestimmbare, leuchtend rote Maschine mit einer gelben Tastatur, auf der das Alphabet in lateinischen Großbuchstaben zu lesen ist, allerdings nicht in der QWERTZ-Anordnung, wie sie für Schreibmaschinen üblich ist, sondern in der Reihenfolge des Alphabets. Außerdem fehlen die Buchstaben J und W, weil das Tastenfeld ein ordentliches Rechteck ist und aus kompositorischen, bildimmanenten Gründen nur 24 Felder zur Verfügung standen. Am oberen Ende der Maschine ist eine Walze und eine Vorrichtung zu sehen, die wir von Nähmaschinen her kennen. Dass diese Maschine nicht funktionsfähig wäre, wenn man sie in der realen Welt nachbaute, gehört zu den Gesetzmäßigkeiten der Malerei von Konrad Klapheck, der entsprechende Nachfragen immer mit dem Argument zu entkräften wusste, dass dies ja ein Bild sei und keine Maschine - ganz wie bei Magrittes berühmten Gemälde "La trahison des images (Ceci n'est pas une pipe)". Klapheck wies den Maschinen in seiner Malerei unterschiedliche Geschlechterrollen zu und lud sie so mit psychologischem Gehalt und poetischer Verunsicherung auf. Klapheck malte es nach seinem Schlüsselbild "Schmerz", das er 1988 nach dem plötzlichen Tod seiner Frau Lilo gemalt hatte. Beide Gemälde zeigen eine Maschine mit Buchstabentastatur.
Die Dualität in "Die Frau im Mann"
Während es bei "Schmerz" hebräische Schriftzeichen sind, die auf die jüdische Identität der Ehefrau verweisen, sind es im Falle von "Die Frau im Mann" lateinische Buchstaben. Dieses Gemälde birgt noch etwas von dem Schmerz seines autobiographischen Vorgängers, eröffnet aber eine neue Deutungsebene.
Klapheck bereitete dieses Gemälde mit drei Vorzeichnungen ungewöhnlich aufwändig vor. Die besondere Bedeutung des Werkes liegt in der seltenen Synthese der beiden zentralen Themen seiner Maschinenbilder, die bislang entweder männlich oder weiblich konnotiert waren. In einem Gespräch mit dem Sammler Willi Kemp, der zwei der Vorzeichnungen besaß, äußerte sich der Künstler 1997 zum Thema: "Das Bild enthält sowohl männliche wie weibliche Elemente. Ich sehe in der großen, später rot gemalten Basisform, dem Rumpf der Maschine, ein Frauenkleid auf einem Bügel und in dem kleinen Element, das oben die Walze festhält, einen Anklang an die Nähmaschine, die in meiner Malerei von jeher mit der Welt der Frau in Verbindung steht. Hingegen ist für mich das Feld der viereckigen Tasten männlichen Geschlechts. Dort sehe ich die Welt der Ratio und des Handelns angesiedelt. In meinem Themenkatalog erscheint die Schreibmaschine meist männlich." (Willi Kemp zit. nach Kemp, Willi/Martin, Sylvia/Wiese, Stephan von: Die Sammlung Ingrid und Willi Kemp. Fokus Farbe: informel - konkret - figurativ. Düsseldorf 2001, S. 372.). Im Hinblick auf die sublimierte Erotik seiner Maschinenbilder nimmt "Die Frau im Mann" mit seiner Vermischung von männlichen und weiblichen Zügen eine Sonderstellung ein. Es verweist auf eine geschlechtliche Ambivalenz, die vielleicht demjenigen besonders bewusst werden kann, der allein und ohne Partner lebt, wie Klapheck, der nach dem Tod seiner Frau zunächst allein zurückblieb. Die strenge Formgebung steht im Widerspruch zur lebhaften Farbigkeit des Bildes. Es bleibt ein faszinierendes Rätsel, dem sich der Betrachter durch das große Format und die klaren Formen kaum entziehen kann. Klapheck selbst äußerte sich in einem Gespräch mit dem Dichter und Kritiker Alain Jouffroy 1990 zu der Frage, wie er in seiner Malerei mit dem Tod umgeht: "'Ich muss sagen, ich habe durch die Begegnung mit dem Tod gewonnen. Ich bin gefühlsmäßig reicher geworden, meine Freunde sagen mir sogar, dass ich häufiger lache. Übrigens mag ich das Wort "symbolisch" nicht. Ich kenne ja den Sinn meiner Bilder nicht vorher, während die Bedeutung eines Symbols, beim Kreuz z. B. der Tod, vorher feststeht.'" (Konrad Klapheck zit. nach Stiftung Museum Kunstpalast (Hrsg.): Klapheck. Bilder und Texte. Zürich 1990.). Die Frau im Mann bringt die Widersprüche zwischen Trauer und Zuversicht, zwischen Zweifel und Überzeugung besonders treffend auf den Punkt.
Kay Heymer
Video: Robert van den Valentyn im Gespräch mit David Klaphek
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