Los 25 | Konrad Klapheck | "Die zahlreiche Familie"

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Auktionsergebnisse zu: Konrad Klapheck
KLAPHECK, KONRAD
Düsseldorf 1935 - 2023

Titel: "Die zahlreiche Familie".
Datierung: 1961.
Technik: Öl auf Leinwand.
Maße: 75,5 x 80cm.
Bezeichnung: Signiert verso mittig: Klapheck. Betitelt verso oben mittig auf dem Keilrahmen: Die zahlreiche Familie. Daneben befindet sich ein Etikett mit handschriftlichen Werkangaben des Künstlers.
Rahmen/Sockel: Rahmen.

Das Werk ist im handschriftlichen Werkverzeichnis des Künstlers (1990) unter der Nummer 74 aufgeführt.

Zu dem Werk liegt ein handschriftlicher Brief von Konrad Klapheck an den jetzigen Eigentümer vom 1.12.1990 im Original vor.

Provenienz:
- Galerie Schwarz, Mailand 1963
- Galerie Claude Bernard, Paris
- Sothebys London, Auktion 4.04.1974
- Sammlung Löwenstein, London
- Galerie Elke Dröscher, Hamburg
- Frau Budenhölzer, Heidelberg
- Privatsammlung Deutschland (1990)

Ausstellungen:
- Galleria Schwarz, Mailand 1963 (Aufkleber, hier betitelt: La Familie Nombreuse)
- Kestner Gesellschaft, Hannover 1966
- Kunst und Museumsverein Wuppertal, 1967, Kat. Nr. 74
- Institut für moderne Kunst, Nürnberg 1970, Kat. Nr. 74
- Kunsthalle Hamburg, 1985

Literatur:
- Ausst.-Kat. Galleria Schwarz, Mailand 1963, o.S.
- Ausst.-Kat. Kestner Gesellschaft, Katalog 2 Ausstellungsjahr 1966/67 Konrad Klapheck, Hannover 1966, Kat. Nr. 74
- Ausst.-Kat. Kunst und Museumsverein Wuppertal, 1967, Kat. Nr. 74
- Ausst.-Kat. Institut für moderne Kunst Nürnberg 1970, Köln 1970, Kat. Nr. 74

- Bedeutendes Frühwerk, dass mit seiner Nähe zur Abstraktion in Klaphecks Oeuvre einzigartig ist
- Vereinfachte Bildkomposition, die Prinzipien der Minimal Art vorwegnimmt
- In zahlreichen wichtigen Ausstellungen des Künstlers gezeigt

Ein außergewöhnliches Werk
Das Gemälde "Die zahlreiche Familie" ist ein bedeutendes Frühwerk von Konrad Klapheck, das er zu einer Zeit malte, als er noch im Prozess der Entwicklung seines bildnerischen Vokabulars begriffen war. In diesem Gemälde sind die vorherrschenden Formen zwölf stark vereinfachte gerundete Blöcke, die in serieller Reihung den gesamten Bildraum einnehmen. Klapheck bildete sie, indem er das Motiv der Fahrradschellen reduzierte, die in Bildern wie "Meine sechzehn Ängste" (1958, Abb. 1) "Genealogie" (1960, Abb. 2) oder "Alphabet der Leidenschaft" (1961) eine zentrale Rolle spielen. Die serielle Anordnung der zwölf Formen in drei Reihen von je vier Elementen verweist auch auf die Tasten der Schreibmaschinen, die in vielen anderen Gemälden des Künstlers auf diktatorisch geprägte Machtverhältnisse und Herrschaftssysteme verweisen, wie etwa in den Gemälden "Die Ahnen" (1960) oder "Die Ideale der Väter" (1966). In einem Brief vom 28.11.1990 an einen Vorbesitzer des Gemäldes "Die zahlreiche Familie" beschrieb der Künstler, wie er zu seinem Motiv fand: "Aus der Literatur kennen Sie vielleicht das Motiv der Fahrradschelle, die ich aus rein ästhetischen Gründen im Inneren in zwei verschiedene Farbzonen unterteilt habe, wobei der Eindruck von einer Landschaft - gesehen durch ein rundes Fenster - entstand. Die z. T. rasterförmig angeordneten Schellen vereinfachten sich zunehmend immer mehr, der Mechanismus fiel weg, übrig blieben runde Blöcke, auf die ich wiederum leere Fahrradschellengehäuse setzte. Die Landschaftsunterteilung blieb." (Konrad Klapheck, Brief an den Vorbesitzer, 28.11.1990) Die streng vereinfachte Bildkomposition macht Klaphecks Gemälde zu einer radikalen Setzung, die Prinzipien der amerikanischen Minimal Art vorwegnimmt. Innerhalb von Klaphecks Gesamtwerk ist dieses Bild durch seine Nähe zur Abstraktion außergewöhnlich.

Die Bedeutung der Fahrradschelle
Nicht zuletzt mit seinem Titel ist Klaphecks Gemälde inhaltlich aufgeladen. Als es in der Ausstellung des Künstlers 1966 in der Kestner Gesellschaft Hannover gezeigt wurde, veröffentlichte der Künstler im Katalog seinen Text "Die Maschine und ich" von 1963, in dem er das ikonografische Bedeutungsfeld der Fahrradschelle und der aus ihr entwickelten Formelemente beschrieb: "Die Fahrradschelle, beladen mit Erinnerungen an das erste Fahrrad meiner Kindheit, befasst sich mit dem Leben in der Familie und in der Gemeinschaft. Sie tritt zumeist in der Mehrzahl auf, in starrem Gefüge mit ihren Kameraden verbunden, wie im Regiment, in dessen erzwungener Ordnung unter den gleichfarbigen Uniformen so verschiedene Sehnsüchte das Herz zermartern, oder wie die einförmigen Platten eines Kriegerfriedhofes, jener tristen Karikatur auf die Gemeinschaft, in die uns der Tod hineinzwingt." (Konrad Klapheck "Die Maschine und ich" (1963), zit. nach: Heymer, Kay / Wismer, Beat (Hrsg.): Klapheck - Bilder und Texte, München 2013, S. 27.) Unter der makellosen, glatten Oberfläche und den perfekt gemalten Formen verbirgt sich in Klaphecks Malerei eine emotionale Leidenschaft, die aus seiner Reflektion historischer Erkenntnisse und der dunklen Abgründe unzureichender Aufarbeitung des NS-Faschismus der bundesrepublikanischen Wirtschaftswunderrepublik der 1950er Jahre resultiert. Auch wenn Klaphecks früher Erfolg im Umfeld der Pariser Surrealisten der Nachkriegsjahre seine Aktualität und Brisanz zu überschatten schien, zeigen Werke wie sein faszinierendes Gemälde "Die zahlreiche Familie", dass er ästhetisch wie gesellschaftlich durchaus auf der Höhe der Zeit war und seine Aktualität zu konservieren in der Lage war.
Kay Heymer.

Ansprechpartner/Ansprechpartnerin:
Hilke Hendriksen
Modern, Post War & Contemporary Art
+49 221 92 58 62 305

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Inventar Nummer: 80232-1

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