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Los 5 | Paula Modersohn-Becker | Sitzender Junge mit Mädchen auf dem Schoß
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MODERSOHN-BECKER, PAULA
1876 Dresden - 1907 Worpswede
Titel: Sitzender Junge mit Mädchen auf dem Schoß.
Datierung: Um 1903.
Technik: Tempera und Öl auf Pappe.
Montierung: Auf Karton aufgezogen.
Maße: 40 x 52cm.
Bezeichnung: Bestätigt verso auf der Pappe: Original von Paula Modersohn-Becker, Fischerhude, 5 VIII 23, Otto Modersohn.
Rahmen/Sockel: Rahmen.
Provenienz:
- Otto Modersohn
- Alois Heinemann, Osnabrück (erworben über Martha Vogeler Anfang der 1940er Jahre)
- Privatsammlung Osnabrück
- Graphisches Kabinett-Kunsthandel Wolfgang Werner KG, Bremen
- Privatsammlung Berlin (erworben von vorgenanntem 1996)
Ausstellungen:
- Städtisches Museum, Osnabrück 1949, Kat.-Nr. 40, Abb.
- Otto Modersohn Museum, Fischerhude 2007
- Museum Kunst der Westküste, Alkersum/Föhr 2014, S. 19, Abb. 61
Literatur:
- Busch, Günther/Werner, Wolfgang (Hrsg.): Paula Modersohn-Becker, 1876-1907 - Werkverzeichnis der Gemälde, Bd. II, München 1998, WVZ.-Nr. 399, Abb.
- Wolff-Thomsen, Ulrike (Hrsg.): Paula Modersohn-Becker & Otto Modersohn - Die Amrum-Reise 1903, Alkersum/Föhr 2014, S. 19, Abb. 61
- Die Kinderbildnisse der Worpsweder Bauernkinder bilden die beliebtesten und gesuchtesten Motive der Künstlerin, welche heute zu den Meisterwerken der europäischen Kunst gezählt werden
- Auf einzigartige Weise bringt sie die seelische Durchdringung des kindlichen Gemüts zum Ausdruck
- Durch ihr ganzheitliches malerisches Denken entwickelt sie eine abstrahierte Bildsprache, die nur als zukunftweisend angesehen werden kann
Während Paula Modersohn-Beckers gesamter Schaffenszeit nehmen Kinderbildnisse eine besondere Stellung ein. Vor allem ab 1903 wählt die Künstlerin das Motiv immer öfter zum Bildgegenstand. Hierfür findet sie ihre Modelle im Verwandten- und Bekanntenkreis, bevorzugt aber die Kinder der bäuerlichen Bevölkerung und aus dem Armenhaus in Worpswede.
Zu Letzteren gehören sicherlich auch die Kinder auf unserer Ölstudie. Hier zu sehen ist ein Junge, der mit ausgestreckten Beinen auf grasigem Boden sitzt und ein Mädchen, vielleicht seine Schwester, fest umschlungen hält. Ohne jegliches erzählerische Element gibt Modersohn-Becker die beiden in engem Bildausschnitt wieder. Dabei erfasst sie schemenhaft die kleinen Körper und verzichtet weitestgehend auf physiognomische Details. So markiert sie mit zwei blauen Punkten die Augen des Mädchens und verdeckt gar das Gesicht des Jungen durch dessen Schirmmütze. Auch eine genauere räumliche Verortung der Kinder gibt die Malerin nicht an. Denn dort wo wir am oberen Bildrand den Horizont vermuten würden, malt sie einen breiten braunen Balken - Hinweis auf einen angrenzenden Acker? Auf diese Weise hebt die Künstlerin einfühlsam und subtil die Unmittelbarkeit des wahrgenommenen Momentes hervor: Ganz eng beieinander und in sich gekehrt verweilen die beiden in ihrer eigenen Welt. Ein Zugang zu dieser wird uns Außenstehenden verwehrt.
Lassen wir beim Betrachten das Moment des Beieinanderseins zweier Kinder außer Acht, so sehen wir in erster Linie nebeneinander gesetzte Farbflächen in kühlen Farben, denen warme Erdtöne kontrastreich zur Seite stehen. Diese freie Herangehensweise offenbart Modersohn-Beckers künstlerische Unabhängigkeit und malerische Eigenständigkeit. Dass sie dabei Tabugrenzen überschreitet, zeigt etwa Otto Modersohns Reaktion: "Paula hasst das Konventionelle und fällt nun in den Fehler, alles lieber eckig, hässlich, bizarr, hölzern zu machen. Die Farbe ist famos - aber die Form? Der Ausdruck! Hände wie Löffel, Nasen wie Kolben, Münder wie Wunden, Ausdruck wie Cretins. Sie ladet sich zuviel auf. Zwei Köpfe, vier Hände auf kleinster Fläche, unter dem thut sies nicht und dazu Kinder. Rat kann man ihr schwer erteilen, wie meistens." (Tagebucheintragung 26.9.1903, zit. nach Günter Busch/Lieselotte von Reinken (Hrsg.): Paula Modersohn-Becker in Briefen und Tagebüchern, Frankfurt a.M. 1979, S. 370) Modersohn-Becker war sich durchaus bewusst, dass sie auf der Suche nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten mit ihrer Malerei viel wagt, das zu ihren Lebzeiten (noch) nicht anerkannt wird. Doch ungeachtet dessen entwickelt sie eine ihr ganzheitlich malerisches Denken umfassende abstrahierende Bildsprache, in die sie ihre Gefühle und Empfindung mit einbezieht. So gelingt es der Malerin in ihren Kinderbildnissen eine einzigartige Durchdringung des kindlichen Seelenlebens zum Ausdruck zu bringen, die uns immer wieder in den Bann zieht. Gerade die unkonventionellen malerischen Mittel, welche die innere Schönheit des Menschen transportiert, macht Paul Modersohn-Becker weltberühmt.
1876 Dresden - 1907 Worpswede
Titel: Sitzender Junge mit Mädchen auf dem Schoß.
Datierung: Um 1903.
Technik: Tempera und Öl auf Pappe.
Montierung: Auf Karton aufgezogen.
Maße: 40 x 52cm.
Bezeichnung: Bestätigt verso auf der Pappe: Original von Paula Modersohn-Becker, Fischerhude, 5 VIII 23, Otto Modersohn.
Rahmen/Sockel: Rahmen.
Provenienz:
- Otto Modersohn
- Alois Heinemann, Osnabrück (erworben über Martha Vogeler Anfang der 1940er Jahre)
- Privatsammlung Osnabrück
- Graphisches Kabinett-Kunsthandel Wolfgang Werner KG, Bremen
- Privatsammlung Berlin (erworben von vorgenanntem 1996)
Ausstellungen:
- Städtisches Museum, Osnabrück 1949, Kat.-Nr. 40, Abb.
- Otto Modersohn Museum, Fischerhude 2007
- Museum Kunst der Westküste, Alkersum/Föhr 2014, S. 19, Abb. 61
Literatur:
- Busch, Günther/Werner, Wolfgang (Hrsg.): Paula Modersohn-Becker, 1876-1907 - Werkverzeichnis der Gemälde, Bd. II, München 1998, WVZ.-Nr. 399, Abb.
- Wolff-Thomsen, Ulrike (Hrsg.): Paula Modersohn-Becker & Otto Modersohn - Die Amrum-Reise 1903, Alkersum/Föhr 2014, S. 19, Abb. 61
- Die Kinderbildnisse der Worpsweder Bauernkinder bilden die beliebtesten und gesuchtesten Motive der Künstlerin, welche heute zu den Meisterwerken der europäischen Kunst gezählt werden
- Auf einzigartige Weise bringt sie die seelische Durchdringung des kindlichen Gemüts zum Ausdruck
- Durch ihr ganzheitliches malerisches Denken entwickelt sie eine abstrahierte Bildsprache, die nur als zukunftweisend angesehen werden kann
Während Paula Modersohn-Beckers gesamter Schaffenszeit nehmen Kinderbildnisse eine besondere Stellung ein. Vor allem ab 1903 wählt die Künstlerin das Motiv immer öfter zum Bildgegenstand. Hierfür findet sie ihre Modelle im Verwandten- und Bekanntenkreis, bevorzugt aber die Kinder der bäuerlichen Bevölkerung und aus dem Armenhaus in Worpswede.
Zu Letzteren gehören sicherlich auch die Kinder auf unserer Ölstudie. Hier zu sehen ist ein Junge, der mit ausgestreckten Beinen auf grasigem Boden sitzt und ein Mädchen, vielleicht seine Schwester, fest umschlungen hält. Ohne jegliches erzählerische Element gibt Modersohn-Becker die beiden in engem Bildausschnitt wieder. Dabei erfasst sie schemenhaft die kleinen Körper und verzichtet weitestgehend auf physiognomische Details. So markiert sie mit zwei blauen Punkten die Augen des Mädchens und verdeckt gar das Gesicht des Jungen durch dessen Schirmmütze. Auch eine genauere räumliche Verortung der Kinder gibt die Malerin nicht an. Denn dort wo wir am oberen Bildrand den Horizont vermuten würden, malt sie einen breiten braunen Balken - Hinweis auf einen angrenzenden Acker? Auf diese Weise hebt die Künstlerin einfühlsam und subtil die Unmittelbarkeit des wahrgenommenen Momentes hervor: Ganz eng beieinander und in sich gekehrt verweilen die beiden in ihrer eigenen Welt. Ein Zugang zu dieser wird uns Außenstehenden verwehrt.
Lassen wir beim Betrachten das Moment des Beieinanderseins zweier Kinder außer Acht, so sehen wir in erster Linie nebeneinander gesetzte Farbflächen in kühlen Farben, denen warme Erdtöne kontrastreich zur Seite stehen. Diese freie Herangehensweise offenbart Modersohn-Beckers künstlerische Unabhängigkeit und malerische Eigenständigkeit. Dass sie dabei Tabugrenzen überschreitet, zeigt etwa Otto Modersohns Reaktion: "Paula hasst das Konventionelle und fällt nun in den Fehler, alles lieber eckig, hässlich, bizarr, hölzern zu machen. Die Farbe ist famos - aber die Form? Der Ausdruck! Hände wie Löffel, Nasen wie Kolben, Münder wie Wunden, Ausdruck wie Cretins. Sie ladet sich zuviel auf. Zwei Köpfe, vier Hände auf kleinster Fläche, unter dem thut sies nicht und dazu Kinder. Rat kann man ihr schwer erteilen, wie meistens." (Tagebucheintragung 26.9.1903, zit. nach Günter Busch/Lieselotte von Reinken (Hrsg.): Paula Modersohn-Becker in Briefen und Tagebüchern, Frankfurt a.M. 1979, S. 370) Modersohn-Becker war sich durchaus bewusst, dass sie auf der Suche nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten mit ihrer Malerei viel wagt, das zu ihren Lebzeiten (noch) nicht anerkannt wird. Doch ungeachtet dessen entwickelt sie eine ihr ganzheitlich malerisches Denken umfassende abstrahierende Bildsprache, in die sie ihre Gefühle und Empfindung mit einbezieht. So gelingt es der Malerin in ihren Kinderbildnissen eine einzigartige Durchdringung des kindlichen Seelenlebens zum Ausdruck zu bringen, die uns immer wieder in den Bann zieht. Gerade die unkonventionellen malerischen Mittel, welche die innere Schönheit des Menschen transportiert, macht Paul Modersohn-Becker weltberühmt.
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Robert van den Valentyn
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Modern, Post War & Contemporary Art
+49 221 92 58 62 300
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Inventar Nummer: 67112-2