Modern, Post War & Contemporary, Evening Sale
| Auktion | 27.11.2024
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22.11.2024 -
25.11.2024
Los 40 | Steven Parrino | "Lucifer's Hammer"
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27.11.2024 - ca.18:30 Uhr
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PARRINO, STEVEN
New York 1958 - 2005
Titel: "Lucifer's Hammer".
Untertitel: Diptychon.
Datierung: 1989.
Technik: Jeweils: Emaillelack auf Leinwand.
Maße: 123 x 183cm.
Bezeichnung: Ein Bild signiert, datiert und betitelt verso auf dem Keilrahmen links mittig: S. Parrino 89 Lucifers Hammer. Ein Bild monogrammiert, datiert und betitelt: SP. 89 Lucifer's Hammer. Jeweils zudem nummeriert und mit Installationsanweisung versehen.
Provenienz:
- Privatsammlung Deutschland (direkt vom Künstler)
Ausstellungen:
- Kunstparterre, München 2013
- Deichtorhallen Hamburg, 2019
- Kunstmuseum Liechtenstein, Vaduz 2020
Literatur:
- Ausst.-Kat. Hyper! A Journey Into Art and Music, Deichtorhallen Hamburg, Köln 2019, S. 15, Abb.
- Ausst.-Kat. Steven Parrino, Nihilism is Love, Kunstmuseum Liechtenstein, Köln 2020, S. 99, Abb.
- Parrino ist einer der einflussreichsten Künstlerpersönlichkeiten der New Yorker Kunstszene der 1980er und 1990er Jahre
- Seine "misshaped paintings" sind von einer Radikalität geprägt, die von einem tiefen Verständnis für die Geschichte der Malerei zeugt
- Titel nimmt Bezug auf den gleichnamigen Science-Fiction Roman von Jerry Pournelle und Larry Niven, der 1977 erschien
- Teil der großen Retrospektive 2020 im Kunstmuseum Liechtenstein
Bad Boy und Bürgerschreck
Der 1958 in New York geborene US-amerikanische Künstler, der als Anhänger der Motorradkultur mit Vorliebe Bikeroutfits und Lederjacken trug, ist bekannt für seine "verformten" oder "unförmigen Leinwände" ("misshaped paintings"). Konzerterfahrungen während seiner Jugend, etwa der Besuch eines Auftritts der Rockband "Grateful Dead" mit dreizehn Jahren, lösten seine Begeisterung für akustische Rückkopplungseffekte und Störgeräusche aus. Die anarchische Energie dieser frühen Einflüsse entlud sich in Parrinos spontan aufgeführten, unvorbereiteten Performances der 1970er Jahre. So löste er etwa einen Feueralarm aus und entkam durch den Notausgang oder schlug mit einem Vorschlaghammer auf ein Fernsehgerät ein. Parrinos Affinität zu Krach und Chaos bilden den Kern seiner freiheitlichen kreativen Auffassung: "Die meisten Menschen haben Angst vor der totalen Freiheit, vor dem Nichts, vor dem Leben. Man versucht, alles zu kontrollieren, aber die Natur ist unkontrollierbar. Es ist egal, wie man sich ausdrückt (ob mit Worten, Bildern, der elektrischen Gitarre), wichtig ist, dass man etwas auszudrücken hat." (Parrino, Steven: The No Texts (1979-2003), New Jersey 2003, S. 34)
Parrino, der unter anderem an der renommierten Parsons School of Design in New York studiert hatte, nutzte die musikalischen Möglichkeiten der Verzerrung, Verbeulung, Verwerfung für seine bildnerischen Werke. Ende der 1970er Jahre, einer Zeit, in der die Malerei für tot erklärt wurde, begann Parrino, das Medium unter neuen Voraussetzungen produktiv zu nutzen. Monochrome, vorwiegend rot, orange, silber oder schwarz gefasste Leinwände unterzog er einer destruktiven Handlung. Mit der plötzlich herbeigeführten Veränderung, mit einem Bruch oder einer Störung öffnete Parrino die plane Fläche gewaltsam in den Raum hinein. In Anlehnung an die Grundauffassung der Minimal Art, lehnte er die Malerei als illusionistische Täuschung ab und rückte stattdessen die Realität von Keilrahmen und Leinwandfläche in den Vordergrund. Sie bildet den Ausgangspunkt für zahlreiche Variationen, die mit körperlichem Einsatz entstehen: Seine geschlitzten, aufgerissenen, ausgeschnittenen, gebogenen oder verdrehten Leinwände ergeben Reliefs, deren strukturierte Oberfläche unberechenbare Lichtwirkungen ermöglichen.
Rebell mit Anliegen und Teufelswerkzeug
In "Lucifer´s Hammer" löst Parrino die vollflächig orange lackierte Leinwand aus ihrer durch die rechteckige Kontur des Keilrahmens vorgegebene Begrenzung. Indem er förmlich die Befestigung des aufgespannten Tuchs im Rahmen lockert und dieses neu fixiert verschiebt sich das Bildfeld. Falten und Überlappungen bilden sich während ungrundierte Stellen der Leinwand in Erscheinung treten: Das Bild scheint verrutscht zu sein. Durch die Ablösung der Leinwand spielt er humorvoll den Bildgegenstand gegen die Gegenständlichkeit des Bildes aus. Parrino, dessen Freiheitsdrang ihn zeitlebens die Nähe zu Untergrund- und Subkulturen suchen ließ und der 2005 bei einem Motorradunfall tragisch ums Leben kam, analysiert dabei die Bedingungen von Malerei bei gleichzeitiger ironischer Hinterfragung der allgemeinen künstlerischen Praxis, in dem er dem Werkzeug des Teufels zumindest im Titel eine tragende Rolle zugesteht. Er selbst verstand sich als "Frankenstein der Malerei", der der toten Materie neues Leben einhaucht.
Bettina Haiss.
New York 1958 - 2005
Titel: "Lucifer's Hammer".
Untertitel: Diptychon.
Datierung: 1989.
Technik: Jeweils: Emaillelack auf Leinwand.
Maße: 123 x 183cm.
Bezeichnung: Ein Bild signiert, datiert und betitelt verso auf dem Keilrahmen links mittig: S. Parrino 89 Lucifers Hammer. Ein Bild monogrammiert, datiert und betitelt: SP. 89 Lucifer's Hammer. Jeweils zudem nummeriert und mit Installationsanweisung versehen.
Provenienz:
- Privatsammlung Deutschland (direkt vom Künstler)
Ausstellungen:
- Kunstparterre, München 2013
- Deichtorhallen Hamburg, 2019
- Kunstmuseum Liechtenstein, Vaduz 2020
Literatur:
- Ausst.-Kat. Hyper! A Journey Into Art and Music, Deichtorhallen Hamburg, Köln 2019, S. 15, Abb.
- Ausst.-Kat. Steven Parrino, Nihilism is Love, Kunstmuseum Liechtenstein, Köln 2020, S. 99, Abb.
- Parrino ist einer der einflussreichsten Künstlerpersönlichkeiten der New Yorker Kunstszene der 1980er und 1990er Jahre
- Seine "misshaped paintings" sind von einer Radikalität geprägt, die von einem tiefen Verständnis für die Geschichte der Malerei zeugt
- Titel nimmt Bezug auf den gleichnamigen Science-Fiction Roman von Jerry Pournelle und Larry Niven, der 1977 erschien
- Teil der großen Retrospektive 2020 im Kunstmuseum Liechtenstein
Bad Boy und Bürgerschreck
Der 1958 in New York geborene US-amerikanische Künstler, der als Anhänger der Motorradkultur mit Vorliebe Bikeroutfits und Lederjacken trug, ist bekannt für seine "verformten" oder "unförmigen Leinwände" ("misshaped paintings"). Konzerterfahrungen während seiner Jugend, etwa der Besuch eines Auftritts der Rockband "Grateful Dead" mit dreizehn Jahren, lösten seine Begeisterung für akustische Rückkopplungseffekte und Störgeräusche aus. Die anarchische Energie dieser frühen Einflüsse entlud sich in Parrinos spontan aufgeführten, unvorbereiteten Performances der 1970er Jahre. So löste er etwa einen Feueralarm aus und entkam durch den Notausgang oder schlug mit einem Vorschlaghammer auf ein Fernsehgerät ein. Parrinos Affinität zu Krach und Chaos bilden den Kern seiner freiheitlichen kreativen Auffassung: "Die meisten Menschen haben Angst vor der totalen Freiheit, vor dem Nichts, vor dem Leben. Man versucht, alles zu kontrollieren, aber die Natur ist unkontrollierbar. Es ist egal, wie man sich ausdrückt (ob mit Worten, Bildern, der elektrischen Gitarre), wichtig ist, dass man etwas auszudrücken hat." (Parrino, Steven: The No Texts (1979-2003), New Jersey 2003, S. 34)
Parrino, der unter anderem an der renommierten Parsons School of Design in New York studiert hatte, nutzte die musikalischen Möglichkeiten der Verzerrung, Verbeulung, Verwerfung für seine bildnerischen Werke. Ende der 1970er Jahre, einer Zeit, in der die Malerei für tot erklärt wurde, begann Parrino, das Medium unter neuen Voraussetzungen produktiv zu nutzen. Monochrome, vorwiegend rot, orange, silber oder schwarz gefasste Leinwände unterzog er einer destruktiven Handlung. Mit der plötzlich herbeigeführten Veränderung, mit einem Bruch oder einer Störung öffnete Parrino die plane Fläche gewaltsam in den Raum hinein. In Anlehnung an die Grundauffassung der Minimal Art, lehnte er die Malerei als illusionistische Täuschung ab und rückte stattdessen die Realität von Keilrahmen und Leinwandfläche in den Vordergrund. Sie bildet den Ausgangspunkt für zahlreiche Variationen, die mit körperlichem Einsatz entstehen: Seine geschlitzten, aufgerissenen, ausgeschnittenen, gebogenen oder verdrehten Leinwände ergeben Reliefs, deren strukturierte Oberfläche unberechenbare Lichtwirkungen ermöglichen.
Rebell mit Anliegen und Teufelswerkzeug
In "Lucifer´s Hammer" löst Parrino die vollflächig orange lackierte Leinwand aus ihrer durch die rechteckige Kontur des Keilrahmens vorgegebene Begrenzung. Indem er förmlich die Befestigung des aufgespannten Tuchs im Rahmen lockert und dieses neu fixiert verschiebt sich das Bildfeld. Falten und Überlappungen bilden sich während ungrundierte Stellen der Leinwand in Erscheinung treten: Das Bild scheint verrutscht zu sein. Durch die Ablösung der Leinwand spielt er humorvoll den Bildgegenstand gegen die Gegenständlichkeit des Bildes aus. Parrino, dessen Freiheitsdrang ihn zeitlebens die Nähe zu Untergrund- und Subkulturen suchen ließ und der 2005 bei einem Motorradunfall tragisch ums Leben kam, analysiert dabei die Bedingungen von Malerei bei gleichzeitiger ironischer Hinterfragung der allgemeinen künstlerischen Praxis, in dem er dem Werkzeug des Teufels zumindest im Titel eine tragende Rolle zugesteht. Er selbst verstand sich als "Frankenstein der Malerei", der der toten Materie neues Leben einhaucht.
Bettina Haiss.
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