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Los 905 | Tilman Riemenschneider | Schmerzensmann
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RIEMENSCHNEIDER, TILMAN
1460 Heiligenstadt - 1531 Würzburg
und Werkstatt
Titel: Schmerzensmann.
Datierung: um 1500.
Technik: Lindenholz (?), polychrom gefasst und vollrund geschnitzt. Maße: 102cm.
Ausstellung:
"Tilman Riemenschneider. Frühe Werke" Ausstellung Mainfränkisches Museum Würzburg und Staatliche Museen zu Berlin, 1981, im Kat. S. 255ff;
"Tilman Riemenschneider - Werke seiner Glaubenswelt" Ausstellung Museum am Dom, Würzburg, 24.03.-13.06.2004, im Kat. Nr. 11, S. 202 mit Abb.
Literatur:
F. Mader (Bearb.): Kunstdenkmälder der Stadt Würzburg, München 1915, S. 223, Fig. 179;
J. Bier: Tilman Riemenschneider. Die frühen Werke, Würzburg 1925, S. 40f;
A. Schädler: Die Fränkische Galerie, Zweigmuseum des Bayerischen Nationalmuseums, Veste Rosenberg Kronach, München 1987, 34f.
Provenienz:
Karmelitinnenkloster Himmelspforten, Würzburg, erstmals erwähnt 1915;
möglicherweise ursprünglich aus dem 1803 aufgelösten Zisterziensinnenkloster Himmelspforten, das 1844 von den Karmelitinnen wiederbesiedelt wurde.
Tilman Riemenschneider, der Meister-Bildhauer aus Würzburg, prägte die skulpturale Kunst nördlich der Alpen im ausgehenden 15. Jahrhundert maßgeblich. Die überzeugende, nachempfindbare Körperlichkeit bei gleichzeitig höchster Spiritualität seiner Figuren stellt ihn an die Spitze bildhauerischer Meister seiner Zeit. Dabei tritt die individuelle Physiognomie der von ihm geschaffenen Skulpturen meist hinter deren spirituellen Ausdruck zurück.
Riemenschneiders Werk ist Gegenstand einer umfangreichen Forschung. Sein großer Werkstattbetrieb ist ausführlich durch Dokumente belegt wie auch seine Tätigkeit als Ratsherr und Bürgermeister Würzburgs. Über die Jahrhunderte erhaltene Werke dieses national höchst bedeutenden, fränkischen Meisters befinden sich in den wichtigsten deutschen Museen oder noch in den Kirchen, für die sie ursprünglich geschaffen wurden.
2004 fand im Würzburger Museum am Dom die umfangreiche Werkschau "Tilman Riemenschneider - Werke seiner Glaubenswelt" statt, auf der auch der hier gezeigte Schmerzensmann ausgestellt und ausführlich beschrieben war. Das Erscheinen einer von der Forschung als Riemenschneider und Werkstatt anerkannten und so qualitätsvollen Skulptur auf dem Kunstmarkt ist eine absolute Rarität.
Die Figur stammt aus dem heutigen Karmelitinnenkloster Himmelpforten, das ehemals vor den Toren Würzburgs, heute in dem gewachsenen Stadtgebiet liegt. Die ältere Geschichte dieser Skulptur, wer den Auftrag für ihre Ausführung gab und ob sie ursprünglich für dieses Kloster bestimmt war, ist bislang nicht bekannt. Für die Öffentlichkeit war dieser Schmerzensmann in den vergangenen Jahrzehnten nicht zugänglich, denn er diente den Karmelitinnen als Andachtsbild in ihrem Klausurbereich. Die beeindruckende, vollplastisch geschnitzte Figur zeigt den auferstandenen Christus, bekleidet mit einem ehemals bodenlangen, faltenreichen Mantel und einem gebauschten Lendentuch. Als toter Mensch aber lebender Gott zeigt er die Wundmale der Kreuzigung, wobei er seine rechte Hand betonend unterhalb der Schwertwunde auf seinen Körper legt. Die Haltung des Erlösers erscheint natürlich, dem Betrachter zugewandt. Den linken Fuß nur mit dem Fußballen aufsetzend, steht er im Kontrapost. Der Oberkörper ist ganz leicht nach links geknickt, die rechte Schulter leicht erhöht. Der linke Arm ist - anders als bei vielen ähnlichen Darstellungen - nicht demonstrativ erhoben, sondern hängt entspannt, mit nach vorne zeigender Handfläche und Wundmal herab. Fein ausgearbeitete, in gedrehten Locken auslaufende Haarsträhnen und ein ebenso gestalteter Bart rahmen das ernste Gesicht mit dem in sich gekehrten Blick. Die dichte Dornenkrone auf dem Haupt ist das einzige Marterwerkzeug, das auf die Leiden der Kreuzigung verweist. Der faltenreiche Mantel und das gebauschte Lendentuch geben der Figur körperliches Volumen; ein Kunstgriff, der bei der geringen Tiefe der Skulptur erstaunt.
Seit dem Hochmittelalter hatte der künstlerisch gestaltete Typus des Schmerzensmannes, der - anders als die Ecce-Homo-Darstellung - Christus ausschließlich mit den, durch die Kreuzigung zugefügten Wunden nach erfolgter Auferstehung zeigt, eine zentrale Funktion in der sakralen Kunst. In ihm versinnbildlicht sich für den Gläubigen die Eucharistie, der Höhepunkt des christlichen Ritus, die Vergegenwärtigung des Opfertodes Christi zur Erlösung der Menschen.
Dieser inhaltliche Aspekt lässt sich auch an der Position zweier anderer, vergleichbarer Skulpturen in Riemenschneiders Werk ablesen: Herausgehoben bekrönen vollplastisch geschnitzte Schmerzensmann-Darstellungen den Marienaltar von Creglingen und den Rothenburger Heiligblut-Altar. Ob die hier vorliegende Figur ursprünglich einen ähnlichen Standort hatte, ist von der kunsthistorischen Forschung bisher nicht geklärt. Ihre ausgewogenen Proportionen legen durchaus nahe, dass sie nicht für eine extreme Untersicht geschaffen worden ist. Möglicherweise war sie als selbständiges Andachtsbild konzipiert, wie Riemenschneiders ebenfalls vergleichbarer steinerner Schmerzensmann, der sich heute im bayerischen Nationalmuseum befindet. In dieser Funktion hat die Skulptur des Meister-Bildhauers aus Würzburg und seiner Werkstatt ja auch in Kloster Himmelpforten zuletzt gewirkt.
1460 Heiligenstadt - 1531 Würzburg
und Werkstatt
Titel: Schmerzensmann.
Datierung: um 1500.
Technik: Lindenholz (?), polychrom gefasst und vollrund geschnitzt. Maße: 102cm.
Ausstellung:
"Tilman Riemenschneider. Frühe Werke" Ausstellung Mainfränkisches Museum Würzburg und Staatliche Museen zu Berlin, 1981, im Kat. S. 255ff;
"Tilman Riemenschneider - Werke seiner Glaubenswelt" Ausstellung Museum am Dom, Würzburg, 24.03.-13.06.2004, im Kat. Nr. 11, S. 202 mit Abb.
Literatur:
F. Mader (Bearb.): Kunstdenkmälder der Stadt Würzburg, München 1915, S. 223, Fig. 179;
J. Bier: Tilman Riemenschneider. Die frühen Werke, Würzburg 1925, S. 40f;
A. Schädler: Die Fränkische Galerie, Zweigmuseum des Bayerischen Nationalmuseums, Veste Rosenberg Kronach, München 1987, 34f.
Provenienz:
Karmelitinnenkloster Himmelspforten, Würzburg, erstmals erwähnt 1915;
möglicherweise ursprünglich aus dem 1803 aufgelösten Zisterziensinnenkloster Himmelspforten, das 1844 von den Karmelitinnen wiederbesiedelt wurde.
Tilman Riemenschneider, der Meister-Bildhauer aus Würzburg, prägte die skulpturale Kunst nördlich der Alpen im ausgehenden 15. Jahrhundert maßgeblich. Die überzeugende, nachempfindbare Körperlichkeit bei gleichzeitig höchster Spiritualität seiner Figuren stellt ihn an die Spitze bildhauerischer Meister seiner Zeit. Dabei tritt die individuelle Physiognomie der von ihm geschaffenen Skulpturen meist hinter deren spirituellen Ausdruck zurück.
Riemenschneiders Werk ist Gegenstand einer umfangreichen Forschung. Sein großer Werkstattbetrieb ist ausführlich durch Dokumente belegt wie auch seine Tätigkeit als Ratsherr und Bürgermeister Würzburgs. Über die Jahrhunderte erhaltene Werke dieses national höchst bedeutenden, fränkischen Meisters befinden sich in den wichtigsten deutschen Museen oder noch in den Kirchen, für die sie ursprünglich geschaffen wurden.
2004 fand im Würzburger Museum am Dom die umfangreiche Werkschau "Tilman Riemenschneider - Werke seiner Glaubenswelt" statt, auf der auch der hier gezeigte Schmerzensmann ausgestellt und ausführlich beschrieben war. Das Erscheinen einer von der Forschung als Riemenschneider und Werkstatt anerkannten und so qualitätsvollen Skulptur auf dem Kunstmarkt ist eine absolute Rarität.
Die Figur stammt aus dem heutigen Karmelitinnenkloster Himmelpforten, das ehemals vor den Toren Würzburgs, heute in dem gewachsenen Stadtgebiet liegt. Die ältere Geschichte dieser Skulptur, wer den Auftrag für ihre Ausführung gab und ob sie ursprünglich für dieses Kloster bestimmt war, ist bislang nicht bekannt. Für die Öffentlichkeit war dieser Schmerzensmann in den vergangenen Jahrzehnten nicht zugänglich, denn er diente den Karmelitinnen als Andachtsbild in ihrem Klausurbereich. Die beeindruckende, vollplastisch geschnitzte Figur zeigt den auferstandenen Christus, bekleidet mit einem ehemals bodenlangen, faltenreichen Mantel und einem gebauschten Lendentuch. Als toter Mensch aber lebender Gott zeigt er die Wundmale der Kreuzigung, wobei er seine rechte Hand betonend unterhalb der Schwertwunde auf seinen Körper legt. Die Haltung des Erlösers erscheint natürlich, dem Betrachter zugewandt. Den linken Fuß nur mit dem Fußballen aufsetzend, steht er im Kontrapost. Der Oberkörper ist ganz leicht nach links geknickt, die rechte Schulter leicht erhöht. Der linke Arm ist - anders als bei vielen ähnlichen Darstellungen - nicht demonstrativ erhoben, sondern hängt entspannt, mit nach vorne zeigender Handfläche und Wundmal herab. Fein ausgearbeitete, in gedrehten Locken auslaufende Haarsträhnen und ein ebenso gestalteter Bart rahmen das ernste Gesicht mit dem in sich gekehrten Blick. Die dichte Dornenkrone auf dem Haupt ist das einzige Marterwerkzeug, das auf die Leiden der Kreuzigung verweist. Der faltenreiche Mantel und das gebauschte Lendentuch geben der Figur körperliches Volumen; ein Kunstgriff, der bei der geringen Tiefe der Skulptur erstaunt.
Seit dem Hochmittelalter hatte der künstlerisch gestaltete Typus des Schmerzensmannes, der - anders als die Ecce-Homo-Darstellung - Christus ausschließlich mit den, durch die Kreuzigung zugefügten Wunden nach erfolgter Auferstehung zeigt, eine zentrale Funktion in der sakralen Kunst. In ihm versinnbildlicht sich für den Gläubigen die Eucharistie, der Höhepunkt des christlichen Ritus, die Vergegenwärtigung des Opfertodes Christi zur Erlösung der Menschen.
Dieser inhaltliche Aspekt lässt sich auch an der Position zweier anderer, vergleichbarer Skulpturen in Riemenschneiders Werk ablesen: Herausgehoben bekrönen vollplastisch geschnitzte Schmerzensmann-Darstellungen den Marienaltar von Creglingen und den Rothenburger Heiligblut-Altar. Ob die hier vorliegende Figur ursprünglich einen ähnlichen Standort hatte, ist von der kunsthistorischen Forschung bisher nicht geklärt. Ihre ausgewogenen Proportionen legen durchaus nahe, dass sie nicht für eine extreme Untersicht geschaffen worden ist. Möglicherweise war sie als selbständiges Andachtsbild konzipiert, wie Riemenschneiders ebenfalls vergleichbarer steinerner Schmerzensmann, der sich heute im bayerischen Nationalmuseum befindet. In dieser Funktion hat die Skulptur des Meister-Bildhauers aus Würzburg und seiner Werkstatt ja auch in Kloster Himmelpforten zuletzt gewirkt.
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Inventar Nummer: 69429-1