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Los 10 | Victor Brauner | "Outil Spirituel III"
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BRAUNER, VICTOR
1903 Piatra Neamt/ Rumänien - 1966 Paris
Titel: "Outil Spirituel III".
Datierung: 1959.
Technik: Öl auf Leinwand.
Maße: 100 x 81cm.
Bezeichnung: Signiert und datiert unten rechts: VICTOR BRAUNER. II. 1959. Betitelt verso mittig: outil spirituel (unleserlich).
Rahmen/Sockel: Modellrahmen.
Dem Werk liegt ein Zertifikat von Samy Kinge, Paris, vom 30. Januar 2004 vor. Die Arbeit wird in das sich in Vorbereitung befindliche Werkverzeichnis aufgenommen.
Provenienz:
- Galleria d'Arte Maggiore, Bologna (Stempel)
- Galleria Alexander Iolas, Mailand (Aufkleber)
- Galleria Iolas-Galatea, Rom (Aufkleber)
- Privatsammlung
- Galerie d'Art Monte Carlo (G.A.M.)
- Privatsammlung Deutschland
Ausstellungen:
- Biennale, Venedig 1966 (Aufkleber)
Literatur:
- Barilli, Renato: I Surrealismi, Edizioni Galleria Marescalchi, Bologna 1983, S. 68, Abb.
- Brauner war Mitglied der bedeutenden Pariser Surrealistengruppe um Yves Tanguy, Max Ernst, Alberto Giacometti und Andre Breton
- Attraktives Spätwerk zeigt Abkehr vom surrealistischen Stil und Hinwendung zu vereinfachten Formen seiner Fantasiewesen und Kreaturen
- Das Gemälde wurde 1966 auf der Biennale in Venedig gezeigt
- Das National Museum in der diesjährigen Kulturhauptstadt Timisoara (Rumänien) widmete Victor Brauner im Frühjahr 2023 eine erste Retrospektive mit zahlreichen Leihgaben vom Centre Pompidou
- Werke des Künstlers befinden sich in wichtigen öffentlichen Sammlungen, u.a. Metropolitan Museum of Art, New York, Peggy Guggenheim Collection, Venedig
Als wahres Gegenüber begegnet uns dieses "Outil spirituel". Genaugenommen ein "Geistiges Werkzeug", hier vielleicht besser als "Spiritueller Helfer" oder "Geistiger Nützling" übersetzt. Frontal, in menschlicher Größe erscheint diese Wesenheit dem Betrachter. Bei aller Präsenz ist die umbrafarbene Figur aber völlig flach. Fast ohne Binnenzeichnung, nur mit leichten Schattierungen, steht sie schablonenartig vor dem nahezu monochromen, mit einer leichten Farbabstufung horizontal geteilten, hellblauen Hintergrund. Der Blick der weit auseinanderliegenden, kreisrunden Augen ist starr, der Mund mit den vollen zweifarbigen Lippen ist extrem neutral, horizontal gestaltet. Ob das Wesen seine Rechte zum Gruß erhoben hat oder ob es zum Innehalten mahnt, bleibt offen. Auch die pfeil- oder messerartigen Formen auf Kopfhöhe erschließen sich in ihrer Bedeutung nicht: Handelt es sich um einen Kopfschmuck oder tatsächlich um Werkzeuge? Bezieht der Titel des Gemäldes sich vielleicht eher auf diese Ausformungen des Kopfes als auf die gesamte Figur?
Die Uneindeutigkeit ist eine der stärksten Konstanten in der Malerei des Surrealismus und Victor Brauner, der Schöpfer dieses Gemäldes ist einer der wichtigsten Vertreter dieser Kunstrichtung. Der aus Rumänien stammende Künstler lebte erstmals Mitte der 1920er Jahre in Paris. 1930, während seines zweiten, fünf Jahre dauernden Aufenthaltes dort, kam er durch den Kontakt mit seinem Ateliernachbarn Yves Tanguy in den Kreis der Surrealisten. Bis 1938 nahm er als festes Mitglied der Gruppe um André Breton, Salvador Dali und Max Ernst regelmäßig an den nationalen und internationalen Ausstellungen der Künstlergemeinschaft teil. Während der 1940er Jahre, die der jüdisch-stämmige Brauner in Südfrankreich überstand, nutzte er aus Mangel an anderen Materialien Wachs zum Malen und behielt diese Technik bis zu seinem Lebensende bei. Der Hintergrund des "Outil Spirituel" wirkt in dieser Art enkaustisch überarbeitet. Dies scheint aber nur so und ist möglicherweise ein augenzwinkerndes Selbstzitat des Künstlers.
Die Kunst Victor Brauners ist äußerst vielfältig und stilistisch breit gefächert. Dabei bleibt aber seine eigene Handschrift und Ideenwelt immer unverwechselbar. Die durchgängige Betonung der Augen seiner Figuren und die immer wiederkehrenden "Auswüchse" ihrer Köpfe gehören dazu und prägen auch den "Outil spirituell".
Diese Figur erinnert an afrikanische Stammeskunst und tatsächlich hat sich Victor Brauner seit den 1940er Jahren für ethnographische Kunst interessiert und sie gesammelt. Gerade in seinem Spätwerk erscheinen solche totem- und maskenartigen Figuren, weniger in Interaktion miteinander sondern vielmehr als Gegenüber des Betrachters.
Victor Brauners Formen- und Figurenwelt beeinflusste nachfolgende Künstler-Generationen immens, auch wenn er dem Massenpublikum nicht unbedingt präsent war.
Sein Werk wird aber gerade auch von der breiten Öffentlichkeit wiederentdeckt. So endet in den letzten Maitagen 2023 in Timisoara (Temeswar) - in einer der Kulturhauptstädte Europas 2023 - eine große Werkschau des Künstlers, kuratiert vom Centre Pompidou, das den größten Brauner-Werkbestand weltweit besitzt
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1903 Piatra Neamt/ Rumänien - 1966 Paris
Titel: "Outil Spirituel III".
Datierung: 1959.
Technik: Öl auf Leinwand.
Maße: 100 x 81cm.
Bezeichnung: Signiert und datiert unten rechts: VICTOR BRAUNER. II. 1959. Betitelt verso mittig: outil spirituel (unleserlich).
Rahmen/Sockel: Modellrahmen.
Dem Werk liegt ein Zertifikat von Samy Kinge, Paris, vom 30. Januar 2004 vor. Die Arbeit wird in das sich in Vorbereitung befindliche Werkverzeichnis aufgenommen.
Provenienz:
- Galleria d'Arte Maggiore, Bologna (Stempel)
- Galleria Alexander Iolas, Mailand (Aufkleber)
- Galleria Iolas-Galatea, Rom (Aufkleber)
- Privatsammlung
- Galerie d'Art Monte Carlo (G.A.M.)
- Privatsammlung Deutschland
Ausstellungen:
- Biennale, Venedig 1966 (Aufkleber)
Literatur:
- Barilli, Renato: I Surrealismi, Edizioni Galleria Marescalchi, Bologna 1983, S. 68, Abb.
- Brauner war Mitglied der bedeutenden Pariser Surrealistengruppe um Yves Tanguy, Max Ernst, Alberto Giacometti und Andre Breton
- Attraktives Spätwerk zeigt Abkehr vom surrealistischen Stil und Hinwendung zu vereinfachten Formen seiner Fantasiewesen und Kreaturen
- Das Gemälde wurde 1966 auf der Biennale in Venedig gezeigt
- Das National Museum in der diesjährigen Kulturhauptstadt Timisoara (Rumänien) widmete Victor Brauner im Frühjahr 2023 eine erste Retrospektive mit zahlreichen Leihgaben vom Centre Pompidou
- Werke des Künstlers befinden sich in wichtigen öffentlichen Sammlungen, u.a. Metropolitan Museum of Art, New York, Peggy Guggenheim Collection, Venedig
Als wahres Gegenüber begegnet uns dieses "Outil spirituel". Genaugenommen ein "Geistiges Werkzeug", hier vielleicht besser als "Spiritueller Helfer" oder "Geistiger Nützling" übersetzt. Frontal, in menschlicher Größe erscheint diese Wesenheit dem Betrachter. Bei aller Präsenz ist die umbrafarbene Figur aber völlig flach. Fast ohne Binnenzeichnung, nur mit leichten Schattierungen, steht sie schablonenartig vor dem nahezu monochromen, mit einer leichten Farbabstufung horizontal geteilten, hellblauen Hintergrund. Der Blick der weit auseinanderliegenden, kreisrunden Augen ist starr, der Mund mit den vollen zweifarbigen Lippen ist extrem neutral, horizontal gestaltet. Ob das Wesen seine Rechte zum Gruß erhoben hat oder ob es zum Innehalten mahnt, bleibt offen. Auch die pfeil- oder messerartigen Formen auf Kopfhöhe erschließen sich in ihrer Bedeutung nicht: Handelt es sich um einen Kopfschmuck oder tatsächlich um Werkzeuge? Bezieht der Titel des Gemäldes sich vielleicht eher auf diese Ausformungen des Kopfes als auf die gesamte Figur?
Die Uneindeutigkeit ist eine der stärksten Konstanten in der Malerei des Surrealismus und Victor Brauner, der Schöpfer dieses Gemäldes ist einer der wichtigsten Vertreter dieser Kunstrichtung. Der aus Rumänien stammende Künstler lebte erstmals Mitte der 1920er Jahre in Paris. 1930, während seines zweiten, fünf Jahre dauernden Aufenthaltes dort, kam er durch den Kontakt mit seinem Ateliernachbarn Yves Tanguy in den Kreis der Surrealisten. Bis 1938 nahm er als festes Mitglied der Gruppe um André Breton, Salvador Dali und Max Ernst regelmäßig an den nationalen und internationalen Ausstellungen der Künstlergemeinschaft teil. Während der 1940er Jahre, die der jüdisch-stämmige Brauner in Südfrankreich überstand, nutzte er aus Mangel an anderen Materialien Wachs zum Malen und behielt diese Technik bis zu seinem Lebensende bei. Der Hintergrund des "Outil Spirituel" wirkt in dieser Art enkaustisch überarbeitet. Dies scheint aber nur so und ist möglicherweise ein augenzwinkerndes Selbstzitat des Künstlers.
Die Kunst Victor Brauners ist äußerst vielfältig und stilistisch breit gefächert. Dabei bleibt aber seine eigene Handschrift und Ideenwelt immer unverwechselbar. Die durchgängige Betonung der Augen seiner Figuren und die immer wiederkehrenden "Auswüchse" ihrer Köpfe gehören dazu und prägen auch den "Outil spirituell".
Diese Figur erinnert an afrikanische Stammeskunst und tatsächlich hat sich Victor Brauner seit den 1940er Jahren für ethnographische Kunst interessiert und sie gesammelt. Gerade in seinem Spätwerk erscheinen solche totem- und maskenartigen Figuren, weniger in Interaktion miteinander sondern vielmehr als Gegenüber des Betrachters.
Victor Brauners Formen- und Figurenwelt beeinflusste nachfolgende Künstler-Generationen immens, auch wenn er dem Massenpublikum nicht unbedingt präsent war.
Sein Werk wird aber gerade auch von der breiten Öffentlichkeit wiederentdeckt. So endet in den letzten Maitagen 2023 in Timisoara (Temeswar) - in einer der Kulturhauptstädte Europas 2023 - eine große Werkschau des Künstlers, kuratiert vom Centre Pompidou, das den größten Brauner-Werkbestand weltweit besitzt
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Inventar Nummer: 76000-539