Los 311 | Wassily/Marc, Franz Kandinsky | Der Blaue Reiter

KANDINSKY, WASSILY/MARC, FRANZ
1866 Moskau - 1944 Neuilly-sur-Seine/1880 München - 1916 Braquis/Verdun

Titel: Der Blaue Reiter.
Untertitel: Almanach.
Datierung: 1912.
Beschreibung: Luxusausgabe erschienen im R. Piper Verlag, München. Mit je einem signierten und
kolorierten Farbholzschnitt von: Wassily Kandinsky, Bogenschütze, 1908/9. Franz Marc,
Fabeltier, 1912. Im Impressum nummeriert: 29. Buch 29,5 x 22 x 2,5cm. In originalem
Schuber.


Literatur:
- Friedel, Helmut/Hoberg, Annegret (Hrsg.): Kandinsky - Das druckgrafische Werk, Köln 2008, WVZ.-Nr 70
- Hoberg, Annegret/Jansen, Isabelle: Franz Marc - The Complete Works, Vol. III, Sketchbooks and Prints, München 2011, WVZ.-Nr. 24/3
- Röthel, Hans Konrad : Kandinsky - Das druckgraphische Werk, Köln 1970, WVZ.-Nr. 79 (Holzschnitt), S. 450f. (Almanach)

Der 1912 erschienene Almanach "Der Blaue Reiter" ist eine der bedeutendsten Programmschriften der Kunst des 20. Jahrhunderts. In ihm veröffentlichten die Redakteure Wassily Kandinsky und Franz Marc 144 Reproduktionen nach Werken von lebenden Künstlern und von Alten Meistern, dazu Abbildungen ethnografischer und volkstümlicher Artefakte sowie Laienmalerei und Kinderzeichnungen. 19 Textbeiträge und drei Musikbeilagen komplettieren das Buch. Damit umfasst es "die neueste malerische Bewegung in Frankreich, Deutschland und Russland und zeigt ihre feinen Verbindungsfäden mit der Gotik und den Primitiven, mit Afrika und dem großen Orient, mit der so ausdrucksstarken ursprünglichen Volkskunst und Kinderkunst, besonders mit der modernen musikalischen Bewegung in Europa und den neuen Bu?hnenideen unserer Zeit". (Franz Marc, in 1912 verfasstem Subskriptionsprospekt, zit. nach: Der Blaue Reiter, Dokumentarische Neuausgabe von Klaus Lankheit, München/Zürich 1984, S. 318)

Das Buch erschien in drei Auflagen: 1200 "allgemeine" geheftete oder gebundene Exemplare für 10 bzw. 14 Mark, 50 Exemplare der Luxusausgabe mit je einem selbst kolorierten und signierten Holzschnitt von Kandinsky und Marc für 50 Mark sowie 10 Museumsexemplare mit je einem selbst kolorierten und signierten Holzschnitt von Kandinsky und Marc und jeweils einer Originalarbeit der Künstler für 100 Mark.

Kandinskys "Bogenschütze", der auf einem Pferd davonreitet, ist das programmatische Bild des Almanachs schlechthin. Indem er die motivische Klärung erschwert und auf die ornamentale Einfachheit verzichtet, nähert sich Kandinsky in diesem Holzschnitt erstmals der abstrakten Formensprache seiner Gemälde.
Marcs "Fabeltier", dem der Künstler den Zusatz "japanisch" gibt, versinnbildlicht die Grundidee des Programmes, die Kunst der verschiedenen Kulturen zu verbinden. So greift er in seinem Blatt mit der einfachen schwarzen Konturierung und den reinen Farbflächen die Technik des japanischen Holzschnittes auf. Die Bedeutsamkeit dieser Arbeit für Marc zeigt sich darin, dass er jeden der 60 aufwendigen Drucke eigenhändig abzieht und jedes Blatt selbst koloriert. Somit hat jedes Exemplar Unikatcharakter.

Der Almanach sollte ursprünglich in einer zwanglosen Reihe veröffentlicht werden. Doch die wachsenden Diskrepanzen zwischen den Künstlern und die politischen Verhältnisse verhinderten das Erscheinen eines geplanten zweiten Bandes. Aufgrund des Kriegsausbruches 1914 musste Kandinsky nach Russland zurückkehren. Marc fiel 1916 bei Verdun auf dem Schlachtfeld in Frankreich.