Modern, Post War & Contemporary, Evening Sale
| Auktion | 27.11.2024
| Vorbesichtigung:
22.11.2024 -
25.11.2024
Los ist verkauft
Los 33 | Yves Klein | Monochrome Rouge (M66)
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KLEIN, YVES
1928 Nizza - 1962 Paris
Titel: Monochrome Rouge (M66).
Datierung: 1957.
Technik: Mischtechnik auf Hartfaser.
Maße: 18 x 12cm.
Bezeichnung: Monogrammiert und datiert verso mittig: YK (Künstlersignet) 57.
Rahmen/Sockel: Objektkasten.
Provenienz:
- Privatsammlung Nordrhein-Westfalen
Literatur:
- Ledeur, Jean-Paul (Hrsg.): Yves Klein - Catalogue raisonné des éditions et sculptures éditées, Knokke-Le-Zoute, 2000, WVZ.-Nr. M66
- Wunderschöne, kleine Monochromie, die Kleins Ansatz der absoluten Abstraktion und Immaterialität widerspiegelt
- Seit jahrzehntem in privatem Besitz und erstmals auf dem Kunstmarkt angeboten
- 1957 stellte Klein erstmals in Deutschland in der Galerie Alfred Schmela in Düsseldorf aus
- Yves Klein betrachtet die Farbe Rot als "psychologischen Raum", der Feuer und Hitze ausstrahlt
Judo-Meister und Anhänger einer absoluten Abstraktion
Der italienische Kunstkritiker Dino Buzzati beschrieb 1957 die exzentrische, multiple Tätigkeitsfelder umspannende Persönlichkeit von Yves Klein so: "vor achtundzwanzig Jahren in Nizza geboren; Studium der Nautik und der orientalischen Sprachen; Rennpferdetrainer; Judo-Meister in Japan selbst" (Buzzati, Dino: "Blu, Blu, Blu!" Corriere d´Informazione, 9. Januar 1957). Nachdem er 1955 mit einem schwarzen Gürtel aus Tokyo, jedoch ohne die erhoffte Berühmtheit, nach Paris zurückgekehrt war, wandte sich Klein einer Karriere als Künstler zu, die er bis zu seinem vorzeitigen Tod im Jahr 1962 intensiv verfolgte. Schon früh interessierten ihn die psychologische Wirkung und Bedeutung von einzelnen Farben, die er in ersten streng monochromatischen Gemälden erforschte, die frei von Linien, Figurationen und Kompositionszwängen waren.
Sein philosophisch und spirituell durchdrungenes Werk beruht auf einer Vorstellung von absoluter Abstraktion, die keine Ablenkung durch ein dekoratives Nebeneinander verschiedener Farben duldete. Im Streben nach vollkommener Auflösung jeglicher Nebeneffekte betrieb Klein daher die Reduzierung seiner Palette, bis er sich schließlich auf eine einzige Farbe konzentrierte: das Blau. Dieses von ihm entwickelte und 1960 als "International Yves Klein Blue" patentierte Ultramarinblau verkörpert die reine, an keinen Gegenstand oder Vorstellung gebundene Farbe, die somit völlig frei ist und im matt leuchtenden Pigment als physische Bündelung einer kosmischen Energie in Erscheinung tritt.
Schon als 18-jähriger schuf Klein sein "erstes unendliches und immaterielles Gemälde am Strand von Nizza liegend, indem er den blauen mediterranen Himmel signierte und zu seinem ersten und größten 'Monochrom' erklärte." (Yves Klein zitiert nach: Stich, Sidra: Yves Klein. Stuttgart: Cantz, 1994. S. 19) Klein war von der christlichen Mystik der Kosmogonie beeinflusst, die das Ende des Zeitalters der physischen Materie und der Beschränkung des Geistes durch die Form, sowie die Befreiung des rationalen Bewusstseins prophezeite. Zudem geprägt durch Judo und die Lehren des Zen-Buddhismus, suchte er Zustände gedanklicher Leere zu erreichen und wandte sich ab 1957 immer konsequenter der Entmaterialisierung seiner Malerei zu, bis diese schließlich nur als atmosphärisch vibrierende Farbe wahrnehmbar wurde, als die "volle Leere, das Nichts, das alles mögliche umfasst." (Pierre Restany zitiert nach: Stich, Sidra: Yves Klein. Stuttgart: Cantz, 1994. S. 81) In seiner Ausstellung "Le Vide" in der Pariser Galerie Iris Clert 1958, vollzog Klein einen weiteren radikalen Schritt. Um dem Unsichtbaren durch das Wahrnehmbare Wirksamkeit zu verleihen, präsentierte er die komplett entleerten Galerieräume als Werk und erhob somit das Konzept zur Essenz von Kunst.
"Das Feuer, das Hitze ausstrahlt"
Zwischen 1955 und 1957 hatte Klein mit Techniken und Materialien experimentiert. Es entstandenen Werke unterschiedlicher Farben, etwa Rot, Grün, Orange, Gelb, Schwarz, Weiß, Violett, Bronze, Rosa sowie Zinnoberrot und Formate, die vielfach abgerundete Ecken und über die Seitenkanten gespannte Leinwand aufweisen, womit der Eindruck des ausgedehnten monochromen Farbraums verstärkt werden sollte. Das Entstehungsjahr des kleinformatigen "Monochrome Rouge" fällt mit dem Höhepunkt dieser von Yves Klein in die Immaterialität gesteigerten Abstraktion zusammen und markiert den Beginn seiner ausschließlichen Verwendung des blauen Farbtons. 1957 war sein Werk erstmals in Deutschland zu sehen, wo es der Avantgarde-Galerist Alfred Schmela ausstellte. In Düsseldorf lernte Klein die Mitglieder der ZERO-Gruppe, zunächst Otto Piene und Heinz Mack, später Günther Uecker, kennen, die sich von der ideologisch belasteten Figuration und Narration abgewandt hatten und "bei Null" anfangen wollten. Auch Klein vertrat das Ziel, eine neue Sensibilität durch Steigerung der Wahrnehmungsfähigkeit der Realität zu erzeugen und gründete mit Künstlern wie Arman, Daniel Spoerri und Jean Tinguely 1960 die Bewegung des "Nouveau Réalisme".
Obgleich kleinformatig, zieht die Kraft der Farbwirkung der durchdringend roten Fläche von "Monochrome Rouge" den Blick des Betrachters in die Tiefe. Klein begreift auch das Rot als "psychologischen Raum", der "das Feuer, das Hitze ausstrahlt", (Stich, Sidra: Yves Klein. Stuttgart: Cantz, 1994. S.78) meint. Der gläubige Katholik besaß profunde Kenntnisse der Farbsymbolik in der christlichen Ikonografie und stellt mit seinem Einsatz der Farbtrias Blau, Gelb und Rosa/Rot in Abwandlung der Primärfarben, Blau, Gelb und Rot gleichwohl einen Bezug her zur Heiligen Dreifaltigkeit.
Bettina Haiss.
1928 Nizza - 1962 Paris
Titel: Monochrome Rouge (M66).
Datierung: 1957.
Technik: Mischtechnik auf Hartfaser.
Maße: 18 x 12cm.
Bezeichnung: Monogrammiert und datiert verso mittig: YK (Künstlersignet) 57.
Rahmen/Sockel: Objektkasten.
Provenienz:
- Privatsammlung Nordrhein-Westfalen
Literatur:
- Ledeur, Jean-Paul (Hrsg.): Yves Klein - Catalogue raisonné des éditions et sculptures éditées, Knokke-Le-Zoute, 2000, WVZ.-Nr. M66
- Wunderschöne, kleine Monochromie, die Kleins Ansatz der absoluten Abstraktion und Immaterialität widerspiegelt
- Seit jahrzehntem in privatem Besitz und erstmals auf dem Kunstmarkt angeboten
- 1957 stellte Klein erstmals in Deutschland in der Galerie Alfred Schmela in Düsseldorf aus
- Yves Klein betrachtet die Farbe Rot als "psychologischen Raum", der Feuer und Hitze ausstrahlt
Judo-Meister und Anhänger einer absoluten Abstraktion
Der italienische Kunstkritiker Dino Buzzati beschrieb 1957 die exzentrische, multiple Tätigkeitsfelder umspannende Persönlichkeit von Yves Klein so: "vor achtundzwanzig Jahren in Nizza geboren; Studium der Nautik und der orientalischen Sprachen; Rennpferdetrainer; Judo-Meister in Japan selbst" (Buzzati, Dino: "Blu, Blu, Blu!" Corriere d´Informazione, 9. Januar 1957). Nachdem er 1955 mit einem schwarzen Gürtel aus Tokyo, jedoch ohne die erhoffte Berühmtheit, nach Paris zurückgekehrt war, wandte sich Klein einer Karriere als Künstler zu, die er bis zu seinem vorzeitigen Tod im Jahr 1962 intensiv verfolgte. Schon früh interessierten ihn die psychologische Wirkung und Bedeutung von einzelnen Farben, die er in ersten streng monochromatischen Gemälden erforschte, die frei von Linien, Figurationen und Kompositionszwängen waren.
Sein philosophisch und spirituell durchdrungenes Werk beruht auf einer Vorstellung von absoluter Abstraktion, die keine Ablenkung durch ein dekoratives Nebeneinander verschiedener Farben duldete. Im Streben nach vollkommener Auflösung jeglicher Nebeneffekte betrieb Klein daher die Reduzierung seiner Palette, bis er sich schließlich auf eine einzige Farbe konzentrierte: das Blau. Dieses von ihm entwickelte und 1960 als "International Yves Klein Blue" patentierte Ultramarinblau verkörpert die reine, an keinen Gegenstand oder Vorstellung gebundene Farbe, die somit völlig frei ist und im matt leuchtenden Pigment als physische Bündelung einer kosmischen Energie in Erscheinung tritt.
Schon als 18-jähriger schuf Klein sein "erstes unendliches und immaterielles Gemälde am Strand von Nizza liegend, indem er den blauen mediterranen Himmel signierte und zu seinem ersten und größten 'Monochrom' erklärte." (Yves Klein zitiert nach: Stich, Sidra: Yves Klein. Stuttgart: Cantz, 1994. S. 19) Klein war von der christlichen Mystik der Kosmogonie beeinflusst, die das Ende des Zeitalters der physischen Materie und der Beschränkung des Geistes durch die Form, sowie die Befreiung des rationalen Bewusstseins prophezeite. Zudem geprägt durch Judo und die Lehren des Zen-Buddhismus, suchte er Zustände gedanklicher Leere zu erreichen und wandte sich ab 1957 immer konsequenter der Entmaterialisierung seiner Malerei zu, bis diese schließlich nur als atmosphärisch vibrierende Farbe wahrnehmbar wurde, als die "volle Leere, das Nichts, das alles mögliche umfasst." (Pierre Restany zitiert nach: Stich, Sidra: Yves Klein. Stuttgart: Cantz, 1994. S. 81) In seiner Ausstellung "Le Vide" in der Pariser Galerie Iris Clert 1958, vollzog Klein einen weiteren radikalen Schritt. Um dem Unsichtbaren durch das Wahrnehmbare Wirksamkeit zu verleihen, präsentierte er die komplett entleerten Galerieräume als Werk und erhob somit das Konzept zur Essenz von Kunst.
"Das Feuer, das Hitze ausstrahlt"
Zwischen 1955 und 1957 hatte Klein mit Techniken und Materialien experimentiert. Es entstandenen Werke unterschiedlicher Farben, etwa Rot, Grün, Orange, Gelb, Schwarz, Weiß, Violett, Bronze, Rosa sowie Zinnoberrot und Formate, die vielfach abgerundete Ecken und über die Seitenkanten gespannte Leinwand aufweisen, womit der Eindruck des ausgedehnten monochromen Farbraums verstärkt werden sollte. Das Entstehungsjahr des kleinformatigen "Monochrome Rouge" fällt mit dem Höhepunkt dieser von Yves Klein in die Immaterialität gesteigerten Abstraktion zusammen und markiert den Beginn seiner ausschließlichen Verwendung des blauen Farbtons. 1957 war sein Werk erstmals in Deutschland zu sehen, wo es der Avantgarde-Galerist Alfred Schmela ausstellte. In Düsseldorf lernte Klein die Mitglieder der ZERO-Gruppe, zunächst Otto Piene und Heinz Mack, später Günther Uecker, kennen, die sich von der ideologisch belasteten Figuration und Narration abgewandt hatten und "bei Null" anfangen wollten. Auch Klein vertrat das Ziel, eine neue Sensibilität durch Steigerung der Wahrnehmungsfähigkeit der Realität zu erzeugen und gründete mit Künstlern wie Arman, Daniel Spoerri und Jean Tinguely 1960 die Bewegung des "Nouveau Réalisme".
Obgleich kleinformatig, zieht die Kraft der Farbwirkung der durchdringend roten Fläche von "Monochrome Rouge" den Blick des Betrachters in die Tiefe. Klein begreift auch das Rot als "psychologischen Raum", der "das Feuer, das Hitze ausstrahlt", (Stich, Sidra: Yves Klein. Stuttgart: Cantz, 1994. S.78) meint. Der gläubige Katholik besaß profunde Kenntnisse der Farbsymbolik in der christlichen Ikonografie und stellt mit seinem Einsatz der Farbtrias Blau, Gelb und Rosa/Rot in Abwandlung der Primärfarben, Blau, Gelb und Rot gleichwohl einen Bezug her zur Heiligen Dreifaltigkeit.
Bettina Haiss.
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Inventar Nummer: 80220-1