Los 500 | Alighiero Boetti | Cinque x cinque venticinque

BOETTI, ALIGHIERO
1940 Turin - 1994 Rom

Titel: Cinque x cinque venticinque.
Datierung: 1988.
Technik: Stickerei auf Stofftuch.
Maße: 23,5 x 21cm.
Bezeichnung: Signiert auf dem umgeschlagenen Textil verso unten: alighiero boetti. Zudem bezeichnet auf dem umgeschlagenen Textil oben: 400.


Zu dem Werk liegt eine Fotobestätigung des Archivio Alighiero Boetti, Rom, vom 31. Januar 2024 vor. Das Werk ist dort unter der Nummer 10359 registriert.

Provenienz:
- Privatsammlung Nordrhein-Westfalen

- Alighiero Boetti gilt als einer der bedeutendsten italienischen Künstler des 20. Jahrhunderts und hatte einen tiefgreifenden Einfluss auf die Arte Povera
- Die in Afghanistan und Pakistan entstandenen Stickbilder gehören zu den markantesten Arbeiten des Künstlers

Das umfassende Werk des italienischen Künstlers Alighiero Boetti besteht aus herausragenden Stickereien, Zeichnungen, Skulpturen sowie Installationen. Es ist eine einzigartige Mischung aus Konzeptkunst, dem Umgang mit Sprache und traditionellem Handwerk.
Boetti wird 1940 in Turin geboren. Nach einem abgebrochenen Studium schließt er sich in den 1960er Jahren als Autodidakt der Arte Povera Bewegung an und setzt sich unter anderem mit Werken der Künstler Mario Merz und Michelangelo Pistoletto auseinander.
Ende der 1960er Jahre beginnt er sich für die Arbeit in Serie zu interessieren. In den 1970ern entstehen erste Arbeiten mit dem Einsatz von Schreibmaschinen und seine berühmten Stickereien. Anlass dafür ist seine erste Reise nach Afghanistan, wo er die orientalische Kultur näher kennenlernt und gebannt davon bis 1979 immer wieder dorthin zurückkehrt. In seinen Serien von farbintensiven Stickbildern und gewebten Gobelins experimentiert er mit Zahlen, Texten und alphabetischen Ordnungen. Er lässt sie von afghanischen Stickerinnen und Weberinnen produzieren, die den Textilarbeiten ihre ganz persönliche Handschrift verleihen, indem sie beispielsweise die Farbgebung frei wählen. Durch diese Vorgehensweise stellt Boetti den Prozess der Entstehung einer künstlerischen Arbeit und das Verständnis von Autorschaft in Frage. Das Konzept von Zeit, Ordnung und Zufall spielen in seinem Werk eine ganz tragende Rolle.
Die mit Buchstaben handgestickten Wandteppiche zählen heute zu den wohl berühmtesten Arbeiten Boettis: "In seinen großen Serien gestickter Buchstabenbilder, für die er eigens ein Alphabet quadratischer Buchstaben entwickelt hat, reiht Boetti sie aneinander, als wären sie magische Zeichen, als sollten daraus Beschwörungsformeln werden. Und es ist schwer zu unterscheiden, ob die Faszination, die von diesen Stickereien ausgeht, die er mit den Satteldecken von Dschinghis Khan vergleicht, die zwischen Himmel und Erde alles einrahmen, an den Zeichen selbst oder an den Sätzen liegt, die sie bilden." (zit. nach: Kritisches Lexikon der Gegenwartskunst, Ausgabe 63, Heft 18, S. 7-19).
Die vorliegende Stickerei "Cinque x cinque venticinque" aus dem Jahr 1988 zählt zu ebendiesen berühmten Wandteppichen von Alighiero Boetti. Sie besteht aus einem Raster aus Buchstaben in unterschiedlichen kräftigen Farben, die sich klar und deutlich vor dem Hintergrund kontrastierender Farben abhebt. Auf den ersten Blick fällt es dem Betrachter schwer eine Logik hinter dem Farbteppich sowie den unterschiedlichen Buchstaben zu finden. Der Titel des Werkes "Cinque x cinque venticinque" verweist schließlich darauf, dass es Boetti hier vor allem um die Form selbst geht. Vorzufinden sind 5 x 5, also insgesamt 25 Quadrate in horizontalen und vertikalen Reihen. Die Buchstaben ergeben den Titel der Stickerei. Das hier präsentierte Werk von Boetti verweist dadurch deutlich auf den spielerischen Geist und den Sinn für Ironie, der die künstlerische Praxis von Boetti zeitlebens prägt.