
Los 193 | Andy Warhol | Ohne Titel (nach Lucas Cranach d. Ä.: Bildnis einer jungen Frau)
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WARHOL, ANDY
1928 Pittsburgh, PA/USA - 1987 New York
Titel: Ohne Titel (nach Lucas Cranach d. Ä.: Bildnis einer jungen Frau).
Datierung: 1984.
Technik: Acryl auf Leinwand.
Maße: 127 x 106,5cm.
Bezeichnung: Signiert und datiert auf der umgeschlagenen Leinwand verso oben mittig: Andy Warhol 84.
Provenienz:
- Bayer AG, Leverkusen (1985 direkt vom Künstler)
Ausstellungen:
- International Federation of Gynecology and Obstetrics, Berlin 1985
- Martin-Gropius-Bau, Berlin 2013
Literatur:
- Ausst.-Kat. Hommage aux femmes, 11. International Federation of Gynecology and Obstetrics, Berlin 1985, Kat.-Nr. 32, Abb.
- Ausst.-Kat. Von Beckmann bis Warhol, Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts - Die Sammlung Bayer, Martin-Gropius-Bau, Köln 2013, S. 201, Abb.
- Wichtiges Werk aus der Spätphase des Künstlers
- Ungewöhnliche Anwendung der Pop Art auf die kunsthistorische Tradition
- Auftragsarbeit der Bayer AG für das Ausstellungsprojekt "Hommage aux Femmes"
Art from Art
Das unbetitelte Siebdruckgemälde nach dem Bildnis einer jungen Frau von Lucas Cranach d. Ä. von 1526 (Staatliche Eremitage St. Petersburg) (Abb. 1) ist Teil der Serie "Art From Art", in der Warhol während der 1980er-Jahre stark angeschnittene Details von Gemälden Alter und Moderner Meister thematisierte. Andere Vorbilder dieser Serie waren Botticellis Venus, Werke von Paolo Uccello, Leonardo da Vinci, Raffael sowie von Künstlern der Klassischen Moderne wie Giorgio de Chirico, Henri Matisse oder Edvard Munch. Warhols Detailwiedergaben ikonischer Werke der Kunstgeschichte existieren jeweils in mehreren Varianten. Warhol verwandelte seine Vorbilder in ähnlicher Weise wie seine übrigen, meist aus der Werbung oder nach eigenen Polaroidfotos erstellten Motive. Er wählte besonders schlagkräftige Ausschnitte, machte seine Bildgegenstände durch eine intensive, reduzierte Farbigkeit und die Konzentration auf wenige Details flächig und einprägsam. Seine Zitate früherer Werke greifen tiefer als die Mitte der 80er-Jahre populäre "Appropriation Art" und sind nicht auf eine "postmoderne" Strategie zu beschränken.
Das Vorbild
Cranachs Bildnis einer jungen, unverheirateten Frau aus der Sammlung der Eremitage in St. Petersburg ist eine von mindestens drei Varianten zu diesem Thema, die sich durch ihre Kombination von Standardisierung und Variation einzelner Motive im Sinne eines typologischen Bildnisses ansehen lässt und nicht als Portrait einer bestimmten Person. (Vgl. Heydenreich, Gunnar; Wismer, Beat (Hrsg.): CRANACH. Meister - Marke - Moderne, München 2017, S. 222) Cranachs florierende Werkstatt nahm mit ihrer Arbeitsweise und mit ihrem zeitgenössischen Erfolg vieles von dem vorweg, was in Warhols Factory seit den 1960er-Jahren praktiziert wurde.
Glamour
Warhol war über seine gesamte Karriere besessen vom Thema der schönen Frau, und er verwandelte seine Frauendarstellungen mit einem charakteristischen, glamourösen Image. In seinem eigenen grafischen Stil schuf er eine eigene Form werbewirksamer Ikonen. Cranachs junge Schönheit wurde genauso wie Leonardos Mona Lisa oder die Göttinnen Hollywoods - Marilyn Monroe und Liz Taylor - und zahlreiche weitere Modelle seiner Gesellschaftsportraits zu Warhol'schen Markensymbolen. In diesem Bild nach Cranach erreichte er diese Zuspitzung und Verdichtung, indem er den Bildausschnitt des Originals auf eine nahezu quadratische Form reduzierte, in dem das Antlitz der Frau exakt in die Bildmitte platziert und durch die Farbgebung stark hervorgehoben wurde. Mit der Fokussierung auf helle Blau-, Rosa- und Gelbtöne und die gesteigerte Flächigkeit ist Warhols Bild wesentlich plakativer und "lauter". Seine Ästhetik befreit das Bildnis von seinem kunsthistorischen Ballast und verwandelt es in eine zeitgemäße, konsumierbare Ikone, die nichts mehr von der geistigen Aura von Cranachs Gemälde hat. Der Kunsthistoriker Mark Francis charakterisierte Warhols Spätwerk, für die dieses Gemälde nach Cranach ein herausragendes Beispiel ist, mit folgenden Worten: "Die besten Arbeiten Warhols verdanken ihre Kraft seiner Fähigkeit, sich unbeirrt auf ein scheinbar banales oder klischeebeladenes, durch wahllose Wiederholung abgedroschenes Bild zu konzentrieren (.) und diesem Bild neue Kraft zu verleihen, sodass es vertraut und 'neu" zugleich ist und niemand zu sagen vermag, ob eine bewundernde, verachtende oder ironische Haltung des Künstlers dahinter steckt." (Francis, Mark: "Der späte Warhol", in: Andy Warhol. Das Spätwerk. Ausst.-Kat. Museum Kunstpalast, Düsseldorf 2004, S. 9) Es macht die Qualität und Faszination dieses Bildes aus, alle Bewertungen in der Schwebe zu halten und gleichzeitig so einprägsam zu sein wie ein Werbelogo.
Hommage aux Femmes
Im Jahr 1985 fand der 11. Kongress der International Federation of Gynecology and Obstretics in Berlin statt und wurde von einem Ausstellungsprojekt mit dem Titel "Hommage aux Femmes" begleitet. 32 ausgewählte, international tätige Künstlerinnen und Künstler wurden gebeten für das Projekt Arbeiten zum Thema Weiblichkeit zu schaffen. Die Bayer AG beauftragte zu diesem Anlass Andy Warhol, der in diesem Projekt die Funktion des Leitkünstlers innehatte, mit einer Arbeit. Er schuf gleich zwei Frauenportraits, die als Doppelbildnis zu verstehen sind: das hier vorgestellte Portrait nach Lucas Cranach und das Portrait der Schauspielerin Nastassja Kinsky (Los 194). Beide Werke sind als eine Art Gegenüberstellung zu verstehen - Das Bild einer jungen Frau aus vergangener und aktueller Zeit. Beide Gemälde wurden im selben Jahr von der Bayer AG angekauft und bilden seitdem eine besondere Position der Sammlung.
Kay Heymer
1928 Pittsburgh, PA/USA - 1987 New York
Titel: Ohne Titel (nach Lucas Cranach d. Ä.: Bildnis einer jungen Frau).
Datierung: 1984.
Technik: Acryl auf Leinwand.
Maße: 127 x 106,5cm.
Bezeichnung: Signiert und datiert auf der umgeschlagenen Leinwand verso oben mittig: Andy Warhol 84.
Provenienz:
- Bayer AG, Leverkusen (1985 direkt vom Künstler)
Ausstellungen:
- International Federation of Gynecology and Obstetrics, Berlin 1985
- Martin-Gropius-Bau, Berlin 2013
Literatur:
- Ausst.-Kat. Hommage aux femmes, 11. International Federation of Gynecology and Obstetrics, Berlin 1985, Kat.-Nr. 32, Abb.
- Ausst.-Kat. Von Beckmann bis Warhol, Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts - Die Sammlung Bayer, Martin-Gropius-Bau, Köln 2013, S. 201, Abb.
- Wichtiges Werk aus der Spätphase des Künstlers
- Ungewöhnliche Anwendung der Pop Art auf die kunsthistorische Tradition
- Auftragsarbeit der Bayer AG für das Ausstellungsprojekt "Hommage aux Femmes"
Art from Art
Das unbetitelte Siebdruckgemälde nach dem Bildnis einer jungen Frau von Lucas Cranach d. Ä. von 1526 (Staatliche Eremitage St. Petersburg) (Abb. 1) ist Teil der Serie "Art From Art", in der Warhol während der 1980er-Jahre stark angeschnittene Details von Gemälden Alter und Moderner Meister thematisierte. Andere Vorbilder dieser Serie waren Botticellis Venus, Werke von Paolo Uccello, Leonardo da Vinci, Raffael sowie von Künstlern der Klassischen Moderne wie Giorgio de Chirico, Henri Matisse oder Edvard Munch. Warhols Detailwiedergaben ikonischer Werke der Kunstgeschichte existieren jeweils in mehreren Varianten. Warhol verwandelte seine Vorbilder in ähnlicher Weise wie seine übrigen, meist aus der Werbung oder nach eigenen Polaroidfotos erstellten Motive. Er wählte besonders schlagkräftige Ausschnitte, machte seine Bildgegenstände durch eine intensive, reduzierte Farbigkeit und die Konzentration auf wenige Details flächig und einprägsam. Seine Zitate früherer Werke greifen tiefer als die Mitte der 80er-Jahre populäre "Appropriation Art" und sind nicht auf eine "postmoderne" Strategie zu beschränken.
Das Vorbild
Cranachs Bildnis einer jungen, unverheirateten Frau aus der Sammlung der Eremitage in St. Petersburg ist eine von mindestens drei Varianten zu diesem Thema, die sich durch ihre Kombination von Standardisierung und Variation einzelner Motive im Sinne eines typologischen Bildnisses ansehen lässt und nicht als Portrait einer bestimmten Person. (Vgl. Heydenreich, Gunnar; Wismer, Beat (Hrsg.): CRANACH. Meister - Marke - Moderne, München 2017, S. 222) Cranachs florierende Werkstatt nahm mit ihrer Arbeitsweise und mit ihrem zeitgenössischen Erfolg vieles von dem vorweg, was in Warhols Factory seit den 1960er-Jahren praktiziert wurde.
Glamour
Warhol war über seine gesamte Karriere besessen vom Thema der schönen Frau, und er verwandelte seine Frauendarstellungen mit einem charakteristischen, glamourösen Image. In seinem eigenen grafischen Stil schuf er eine eigene Form werbewirksamer Ikonen. Cranachs junge Schönheit wurde genauso wie Leonardos Mona Lisa oder die Göttinnen Hollywoods - Marilyn Monroe und Liz Taylor - und zahlreiche weitere Modelle seiner Gesellschaftsportraits zu Warhol'schen Markensymbolen. In diesem Bild nach Cranach erreichte er diese Zuspitzung und Verdichtung, indem er den Bildausschnitt des Originals auf eine nahezu quadratische Form reduzierte, in dem das Antlitz der Frau exakt in die Bildmitte platziert und durch die Farbgebung stark hervorgehoben wurde. Mit der Fokussierung auf helle Blau-, Rosa- und Gelbtöne und die gesteigerte Flächigkeit ist Warhols Bild wesentlich plakativer und "lauter". Seine Ästhetik befreit das Bildnis von seinem kunsthistorischen Ballast und verwandelt es in eine zeitgemäße, konsumierbare Ikone, die nichts mehr von der geistigen Aura von Cranachs Gemälde hat. Der Kunsthistoriker Mark Francis charakterisierte Warhols Spätwerk, für die dieses Gemälde nach Cranach ein herausragendes Beispiel ist, mit folgenden Worten: "Die besten Arbeiten Warhols verdanken ihre Kraft seiner Fähigkeit, sich unbeirrt auf ein scheinbar banales oder klischeebeladenes, durch wahllose Wiederholung abgedroschenes Bild zu konzentrieren (.) und diesem Bild neue Kraft zu verleihen, sodass es vertraut und 'neu" zugleich ist und niemand zu sagen vermag, ob eine bewundernde, verachtende oder ironische Haltung des Künstlers dahinter steckt." (Francis, Mark: "Der späte Warhol", in: Andy Warhol. Das Spätwerk. Ausst.-Kat. Museum Kunstpalast, Düsseldorf 2004, S. 9) Es macht die Qualität und Faszination dieses Bildes aus, alle Bewertungen in der Schwebe zu halten und gleichzeitig so einprägsam zu sein wie ein Werbelogo.
Hommage aux Femmes
Im Jahr 1985 fand der 11. Kongress der International Federation of Gynecology and Obstretics in Berlin statt und wurde von einem Ausstellungsprojekt mit dem Titel "Hommage aux Femmes" begleitet. 32 ausgewählte, international tätige Künstlerinnen und Künstler wurden gebeten für das Projekt Arbeiten zum Thema Weiblichkeit zu schaffen. Die Bayer AG beauftragte zu diesem Anlass Andy Warhol, der in diesem Projekt die Funktion des Leitkünstlers innehatte, mit einer Arbeit. Er schuf gleich zwei Frauenportraits, die als Doppelbildnis zu verstehen sind: das hier vorgestellte Portrait nach Lucas Cranach und das Portrait der Schauspielerin Nastassja Kinsky (Los 194). Beide Werke sind als eine Art Gegenüberstellung zu verstehen - Das Bild einer jungen Frau aus vergangener und aktueller Zeit. Beide Gemälde wurden im selben Jahr von der Bayer AG angekauft und bilden seitdem eine besondere Position der Sammlung.
Kay Heymer
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Inventar Nummer: 80374-631