Los 18 | Friedensreich Hundertwasser | Stark fortgeschrittene Genesis

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Auktionsergebnisse zu: Friedensreich Hundertwasser
HUNDERTWASSER, FRIEDENSREICH
1928 Wien - 2000 Queen Elizabeth 2

Titel: Stark fortgeschrittene Genesis.
Datierung: 1956.
Technik: Aquarell auf Papier.
Montierung: Auf Leinwand aufgezogen.
Maße: 46 x 54,5cm.
Bezeichnung: Signiert und datiert unten links: HUNDERTWASSER 1956.
Rahmen/Sockel: Rahmen.

Das Werk ist im Online-Werkverzeichnis des Künstlers unter der Werk-Nr. 268 aufgeführt (hier nicht auf Leinwand aufgezogen). (www.hundertwasser.com)

Provenienz:
- Galerie Peerlings, Krefeld (direkt vom Künstler, lt. Einlieferer)
- Privatsammlung Niedersachsen

Ausstellungen:
- 4. Biennale Sao Paulo, 1957

Literatur:
- Fürst, Andrea Christa: Hundertwasser, 1928-2000, Werkverzeichnis/Catalogue raisonné, Vol. II, Köln 2002, WVZ.-Nr. 268, S. 317, Abb.
- Ausst.-Kat. mit Werkverzeichnis, Hundertwasser, Kestner-Gesellschaft, Hannover 1964, Kat.-Nr. 268

- Vom Tausendsassa der österreichischen Kunst: Künstler, Grafiker, Architekt, Philosoph, Umweltschützer
- Frühes Spiralbild mit hohem Wiedererkennungswert
- 1956 erscheint seine Theorie über den 'Transautomatismus': Von der Wichtigkeit der Betrachtung für die Vollendung eines Kunstwerks
- Die Spirale als wiederkehrendes Hauptmotiv steht für Leben und Tod und die Verbindung vom Mensch mit der Natur

"Maler sein, ist etwas Ungeheures. Die Malerei gibt die Möglichkeit, in unerforschte Regionen vorzustoßen, die sehr, sehr weit weg sind von uns. Ich glaube, dass Malen eine religiöse Beschäftigung ist."
(Friedensreich Hundertwasser zit. nach Ausst.-Kat. Friedensreich Hundertwasser, Haus der Kunst, München, 1975, S. 20)

Das Kaleidoskop Hundertwasser
Friedensreich Hundertwasser ist ein absolut singulärer Ausnahmekünstler. Die ihm so eigenen und wiedererkennbaren Ausdrucksformen in Malerei, Graphik, angewandter Kunst oder Architektur sind überaus populär und faszinieren Menschen alters-, kultur- und schichtenübergreifend. Dabei gilt sein größtes Interesse schon in den 1950er Jahren der Ökologie, der Versöhnung von Mensch und Natur. Darin und in seinem Ansatz, das Kunstwerk erst durch die Aufnahmeleistung der Betrachtenden als erschaffen zu betrachten, ist Hundertwasser ein erstaunlich visionärer und "eigenartiger" Künstler.
Das Leben des als Friedrich Stowasser, Sohn einer früh verwitweten jüdischen Mutter im Wien der 1930er Jahre, aufgewachsenen Künstlers erinnert an ein Kaleidoskop: Er wechselt die Namen - aus Stowasser wird Hundertwasser, wird Regentag, wird Dunkelbunt. Ständig ist er auf Reisen, auch zwischen den Kulturen. Er lebt in Wien, Frankreich, Venedig, Japan und Neuseeland; er lebt auf dem Schiff oder an Land. Weder als Schüler noch als Lehrer hält er es an einer Akademie aus. Rastlos, wechselhaft und doch immer auf seinem Pfad, ganz tief verwurzelt in sich, in der Natur und in seiner Kunst.
Frühe Inspirationen auf dem Weg zur eigenen Formfindung zieht Hundertwasser aus der Kunst des Wiener Jugendstils, besonders Gustav Klimts und Egon Schieles. Aber auch Zeitgenossen wie Paul Klee und Friedrich Schröder-Sonnenstern oder die heute nicht mehr so populären Künstler Walter Kampmann und Hans Neuffer beeinflussen ihn.
Hundertwasser ist 33 Jahre alt, als er 1952 seine Bilder erstmals im Wiener Art Club ausstellt. Einmal in der Öffentlichkeit wird sein Außenseitertum wohl bald positiv erkannt, denn der internationale Erfolg kommt schnell: 1954 hat er eine erste Einzelausstellung in der Pariser Galerie Facchetti, ist auf der Biennale von Venedig ebenso vertreten wie beim Internationalen Festival in Parma. Ab 1957 arbeitet Hundertwasser mit der französischen Galerie H. Kamer zusammen. Anfang der 1960er Jahre erhält er den Mainichi-Preis in Tokio, wird bereits mit Retrospektiven geehrt und ist auf der documenta III vertreten. Besonders ab den 1980er Jahren tritt er auch als künstlerischer Architekt und Pionier der Fassadenbegrünung auf. 2000 stirbt Friedensreich Hundertwasser auf einer Schiffsreise vor Brisbane.

"Stark fortgeschrittene Genesis"
In seiner Theorie über den "Transautomatismus" aus dem Jahr 1956, dem Entstehungsjahr dieses Blattes, und in der daraus entwickelten "Grammatik des Sehens", betont Hundertwasser wie entscheidend die Leistung des Betrachtenden für die Vollendung eines Kunstwerkes ist. Zur Identifizierung einzelner Werke ist die vom Künstler vergebene Nummer wichtig. Der Titel ist nur ein Angebot zur Assoziation, die den Zugang, auch zu diesem Aquarell, öffnen mag. So viel steht fest: Ein aquarelliert schlieriges Grün ist die vorherrschende Farbe, die durchzogen ist von terrakotta-braunen und blauen Linien. Die geschlossene, grüne Fläche füllt das Bildrechteck, besonders an dessen Seiten, nicht aus. Es reicht nahe an den Rand, wird aber selbst weitgehend von einer rotbraunen Linie umschlossen. Nun aber werden sprachliche Einordnungen nötig: Vermehrt in der oberen Bildhälfte finden sich blaue Einzel- und Doppel-Augen-Formen. In der unteren Bildhälfte, rechts und links sind zwei Spiralformen mit einem dunkleren Zentrum platziert. Weiß erscheinen zwei übereinanderstehende Schiffchen am unteren Bildrand. Ausgehend von dem angebotenen Titel, könnte eine Verständnismöglichkeit sein, dass es sich um die Aufsicht auf ein Stück Natur - Garten, Park oder Insel - handelt, das von braunen Wegen und Wasserläufen durchzogen ist. In der unteren rechten Ecke könnte ein See verortet sein. Diese "fortgeschrittene Genesis" ist nicht die biblische, die Schiffe sind nicht naturgegeben, eher handelt es sich um die Genese, das Werden dieses Natur-Raumes wohl auch durch menschliche Gestaltung. Die Augen-Symbole mögen die Beseelung, vielleicht auch die Weisheit oder das Schützende der Natur chiffrieren. Im Jugendwerk Friedensreich Hundertwassers ist ein Aquarell aus dem Jahr 1949 zu finden, das einen Park vor Pompeji zeigt (Abb.1). Das sieben Jahre später entstandene Blatt wirkt wie eine unmaßstäbliche Aufsicht auf ein ähnliches Naturstück.
Oder geht es auch ganz anders? Anthropomorph gesehen, werden aus den Spiralen Augen, die Schiffe werden zu einem klitzekleinen Mund: ein grünes Naturgeistwesen? Vordergründig hat dieses Aquarell, wie alle Hundertwasser-Kunst starke dekorative Qualitäten. Aber in dieser Vieldeutigkeit, die Jedermann anspricht, ist es ein großartiger Ausgangspunkt für eine Gedankenreise in die Natur und zu der Position des Menschen im so fragilen ökologischen Gleichgewicht.
Alexandra Bresges-Jung

Ansprechpartner/Ansprechpartnerin:
Hilke Hendriksen
Modern, Post War & Contemporary Art
+49 221 92 58 62 305

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Inventar Nummer: 81485-3

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