
Los 37 | Günther Uecker | "Spirale"
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UECKER, GÜNTHER
1930 Wendorf
Titel: "Spirale".
Datierung: 2017.
Technik: Eingeschlagene Nägel und Farbe auf Leinwand.
Montierung: Auf Holz.
Maße: 90 x 90 x 15cm.
Bezeichnung: Betitelt und zweifach signiert und datiert verso: "Spirale" Uecker 017. Hier zudem mit Richtungspfeil und Maßangaben versehen.
Dieses Werk ist im Uecker Archiv unter der Nummer GU.17.007 registriert und wird vorgemerkt für die Aufnahme in das entstehende Werkverzeichnis.
Provenienz:
- Privatsammlung Norddeutschland (direkt vom Künstler)
- Die gestalterischen Grundsätze der ZERO-Bewegung sind besonders effektvoll umgesetzt
- Dynamischer Strudel mit variantenreichen Formspielen
- Reduktion mit einfachen Mitteln trifft auf Bewegung und räumliche Komplexität
Der Nagel als Markenzeichen
Nach einer Lehre zum Anstreicher und Schreiner und einem anschließenden Studium der Malerei, in dem er sich mit abstrakter Kunst befasst, zieht der 1930 geborene Günther Uecker 1953 in die BRD. An der Düsseldorfer Kunstakademie begegnet er Vertretern der deutschen und französischen Avantgarde und schließt sich 1961 der ZERO-Gruppe an. Zu diesem Zeitpunkt hatte Uecker bereits ausgehend von früheren Strukturbildern seine zum Markenzeichen gewordenen Nagelbilder und Nagelobjekte entwickelt. Für diese eigenwilligen Kreationen verwendet er Stahlnägel und weiße, matte Anstreichfarbe, simple Zutaten aus dem Handwerk, mit denen er überall tätig werden kann. So schlägt Uecker in seinen "Übernagelungen" ab 1962 Nägel in Alltagsgegenstände und Möbel, Fernseher, Tische und Stühle. Die konventionelle Haushaltslogik funktionaler Einrichtung erliegt der flächendeckenden "Sintflut der Nägel", wie ein Ausstellungstitel von 1963 lautet.
Neuanfang mit Licht und Luft
Bei der Entstehung der Nagelreliefs war neben dem rustikalen Werkcharakter für Uecker die Möglichkeit, ein dreidimensionales Materialbild zu erschaffen, von vorrangiger Bedeutung. Die nebeneinander angeordneten Nägel bilden geradlinig oder in geschwungenen Kurven verlaufende Reihen. Auf dem weiß getünchten Grund erlangen sie im kontrastvollen Zusammenspiel von Licht- und Schatteneffekten ihre endgültige, obgleich ephemere, Form. Mit den dynamischen Strukturen der oft spiralförmigen Nagelformationen löst sich Uecker vom statischen Aufbau des Tafelbilds. Überhaupt war die Schaffung von Alternativen und die Befreiung von traditionell geprägten Kunstformen ein Ziel der innovativen ZERO-Bewegung von Heinz Mack und Otto Piene, die nach dem verheerenden Drama des Krieges einen Neuanfang, eine "Stunde Null", propagierte. In Abgrenzung zu den vorherrschenden gestischen Kunstrichtungen des Tachismus und Informel trachteten sie nach Bereinigung der Kunst vom Ballast der Expressivität und Emotionalität. Die Herstellung von konzentrierter Stille und Schweigen durch Reduktion und Helligkeit sollte in eine zukunftsorientierte, idealistische Haltung führen. So beschreibt Otto Piene in einem Artikel für die "Times Literary Supplement" 1964 ZERO als "die unmessbare Zone, in der ein alter Zustand in einen unbekannten neuen übergeht." Dieses geistige Verständnis von Kunst war auch Günther Uecker eigen, der sich intensiv mit Religion und Philosophie beschäftigt hatte und Transzendenz und Spiritualität in sein Schaffen einbezieht: "Ich denke an eine Wirklichkeit, die sich gegenwärtig vollzieht und ihren Ewigkeitswert in ihrer Dynamik erhält. [.] Das Licht wird uns fliegen machen, und wir werden den Himmel von oben sehen. Alles wird uns durchdringen, es wird durch uns hindurchgehen, wie es durch Etwas und Nichts geht. [.] Die Schönheit des Lichtes wird jede Gestalt annehmen, die wir wünschen und träumen." (Günther Uecker zitiert nach Schmied, Wieland in: Ausst.-Kat. Günther Uecker, Kestner Gesellschaft, Hannover 1972, S. 39)
Drehmotiv und kaleidoskopartige Rosetten
Trotz des sichtbaren handwerklichen Bezugs der eingehämmerten Nägel sowie der offen gezeigten Machart des Werks entfaltet auch "Spirale" von 2017 eine eigenständige ätherische Anziehungskraft. Mit der neuen puristischen Ästhetik einer kinetischen Lichtkunst, die Monochromie und Mechanik als gestalterische Prinzipien anwendet, erzeugten die ZERO-Mitglieder Objekte, die mit der Wechselwirkung von Licht und Bewegung zugleich Raum und Zeit einbeziehen. Dabei wird der Betrachter durch seine veränderliche Positionierung aktiver Bestandteil des Werks und mit der eigenen unmittelbaren Gegenwart des Hier und Jetzt konfrontiert. Auf einer quadratischen Bildfläche sind hier die Nägel spiralförmig um einen Mittelpunkt herum angeordnet. Sich in diesem Drehmotiv konzentrisch verdichtend, während die Ausläufer des Strudels luftig aufgelockert sind, scheint das runde Nagelfeld zu schwingen und zu vibrieren. Der Blick wird durch den Sog beinahe hypnotisch angezogen, dabei fächern sich optische Erscheinungen wie flüchtige Rosetten kaleidoskopartig auf. Als eine oberflächlich gelagerte Ebene von Punkten setzen sich zudem die weißen Köpfe der Nägel von der dunklen Ballung ihrer stahlgrauen Stiele und Schatten ab, so dass trotz der klaren Formensprache das Gesamtbild durch die wechselnden Binnenstrukturen variantenreich changiert.
Bettina Haiss
1930 Wendorf
Titel: "Spirale".
Datierung: 2017.
Technik: Eingeschlagene Nägel und Farbe auf Leinwand.
Montierung: Auf Holz.
Maße: 90 x 90 x 15cm.
Bezeichnung: Betitelt und zweifach signiert und datiert verso: "Spirale" Uecker 017. Hier zudem mit Richtungspfeil und Maßangaben versehen.
Dieses Werk ist im Uecker Archiv unter der Nummer GU.17.007 registriert und wird vorgemerkt für die Aufnahme in das entstehende Werkverzeichnis.
Provenienz:
- Privatsammlung Norddeutschland (direkt vom Künstler)
- Die gestalterischen Grundsätze der ZERO-Bewegung sind besonders effektvoll umgesetzt
- Dynamischer Strudel mit variantenreichen Formspielen
- Reduktion mit einfachen Mitteln trifft auf Bewegung und räumliche Komplexität
Der Nagel als Markenzeichen
Nach einer Lehre zum Anstreicher und Schreiner und einem anschließenden Studium der Malerei, in dem er sich mit abstrakter Kunst befasst, zieht der 1930 geborene Günther Uecker 1953 in die BRD. An der Düsseldorfer Kunstakademie begegnet er Vertretern der deutschen und französischen Avantgarde und schließt sich 1961 der ZERO-Gruppe an. Zu diesem Zeitpunkt hatte Uecker bereits ausgehend von früheren Strukturbildern seine zum Markenzeichen gewordenen Nagelbilder und Nagelobjekte entwickelt. Für diese eigenwilligen Kreationen verwendet er Stahlnägel und weiße, matte Anstreichfarbe, simple Zutaten aus dem Handwerk, mit denen er überall tätig werden kann. So schlägt Uecker in seinen "Übernagelungen" ab 1962 Nägel in Alltagsgegenstände und Möbel, Fernseher, Tische und Stühle. Die konventionelle Haushaltslogik funktionaler Einrichtung erliegt der flächendeckenden "Sintflut der Nägel", wie ein Ausstellungstitel von 1963 lautet.
Neuanfang mit Licht und Luft
Bei der Entstehung der Nagelreliefs war neben dem rustikalen Werkcharakter für Uecker die Möglichkeit, ein dreidimensionales Materialbild zu erschaffen, von vorrangiger Bedeutung. Die nebeneinander angeordneten Nägel bilden geradlinig oder in geschwungenen Kurven verlaufende Reihen. Auf dem weiß getünchten Grund erlangen sie im kontrastvollen Zusammenspiel von Licht- und Schatteneffekten ihre endgültige, obgleich ephemere, Form. Mit den dynamischen Strukturen der oft spiralförmigen Nagelformationen löst sich Uecker vom statischen Aufbau des Tafelbilds. Überhaupt war die Schaffung von Alternativen und die Befreiung von traditionell geprägten Kunstformen ein Ziel der innovativen ZERO-Bewegung von Heinz Mack und Otto Piene, die nach dem verheerenden Drama des Krieges einen Neuanfang, eine "Stunde Null", propagierte. In Abgrenzung zu den vorherrschenden gestischen Kunstrichtungen des Tachismus und Informel trachteten sie nach Bereinigung der Kunst vom Ballast der Expressivität und Emotionalität. Die Herstellung von konzentrierter Stille und Schweigen durch Reduktion und Helligkeit sollte in eine zukunftsorientierte, idealistische Haltung führen. So beschreibt Otto Piene in einem Artikel für die "Times Literary Supplement" 1964 ZERO als "die unmessbare Zone, in der ein alter Zustand in einen unbekannten neuen übergeht." Dieses geistige Verständnis von Kunst war auch Günther Uecker eigen, der sich intensiv mit Religion und Philosophie beschäftigt hatte und Transzendenz und Spiritualität in sein Schaffen einbezieht: "Ich denke an eine Wirklichkeit, die sich gegenwärtig vollzieht und ihren Ewigkeitswert in ihrer Dynamik erhält. [.] Das Licht wird uns fliegen machen, und wir werden den Himmel von oben sehen. Alles wird uns durchdringen, es wird durch uns hindurchgehen, wie es durch Etwas und Nichts geht. [.] Die Schönheit des Lichtes wird jede Gestalt annehmen, die wir wünschen und träumen." (Günther Uecker zitiert nach Schmied, Wieland in: Ausst.-Kat. Günther Uecker, Kestner Gesellschaft, Hannover 1972, S. 39)
Drehmotiv und kaleidoskopartige Rosetten
Trotz des sichtbaren handwerklichen Bezugs der eingehämmerten Nägel sowie der offen gezeigten Machart des Werks entfaltet auch "Spirale" von 2017 eine eigenständige ätherische Anziehungskraft. Mit der neuen puristischen Ästhetik einer kinetischen Lichtkunst, die Monochromie und Mechanik als gestalterische Prinzipien anwendet, erzeugten die ZERO-Mitglieder Objekte, die mit der Wechselwirkung von Licht und Bewegung zugleich Raum und Zeit einbeziehen. Dabei wird der Betrachter durch seine veränderliche Positionierung aktiver Bestandteil des Werks und mit der eigenen unmittelbaren Gegenwart des Hier und Jetzt konfrontiert. Auf einer quadratischen Bildfläche sind hier die Nägel spiralförmig um einen Mittelpunkt herum angeordnet. Sich in diesem Drehmotiv konzentrisch verdichtend, während die Ausläufer des Strudels luftig aufgelockert sind, scheint das runde Nagelfeld zu schwingen und zu vibrieren. Der Blick wird durch den Sog beinahe hypnotisch angezogen, dabei fächern sich optische Erscheinungen wie flüchtige Rosetten kaleidoskopartig auf. Als eine oberflächlich gelagerte Ebene von Punkten setzen sich zudem die weißen Köpfe der Nägel von der dunklen Ballung ihrer stahlgrauen Stiele und Schatten ab, so dass trotz der klaren Formensprache das Gesamtbild durch die wechselnden Binnenstrukturen variantenreich changiert.
Bettina Haiss
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Inventar Nummer: 80559-1