
Los 38 | Tschang-Yeul Kim | Ohne Titel (Wassertropfen)
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KIM, TSCHANG-YEUL
1929 Maengsan/Korea - 2021 Seoul/Südkorea
Titel: Ohne Titel (Wassertropfen).
Datierung: 1976.
Technik: Öl auf Leinwand.
Maße: 41,5 x 33cm.
Bezeichnung: Signiert und datiert unten rechts: T. Kim 76.
Wir danken Herrn Oan Kim, dem Sohn des Künstlers, für die freundliche, wissenschaftliche Unterstützung.
Provenienz:
- Privatsammlung Nordrhein-Westfalen
- Faszinierender Kontrast zwischen Malgrund und Motiv
- Das Werk vereint malerische Selbstreflexion und Spiritualität
- Malerei als existenzielle Erfahrung
Auf der Suche
Der 1929 in Nordkorea geborene Tschang-Yeul Kim erlebt seine Kindheit und Jugend während der japanischen Okkupation und der Teilung des Landes nach dem Zweiten Weltkrieg. Mit der drohenden kommunistischen Gefahr durch die sowjetischen Besatzer entschließt sich Kim 1946 zur Flucht nach Südkorea, wo er an der Hochschule für Bildende Künste der Nationalen Universität Seoul Malerei studiert und sich progressiven Tendenzen, etwa dem Art Informel, zuwendet. Zahlreiche politische Umwälzungen und damit einhergehende Umbrüche in seiner Biografie, vor allem aber der Koreakrieg, prägen ihn zutiefst. Die einschneidenden Erfahrungen von Entwurzelung und Isolation in Verbindung mit den erlittenen Verlusten haften ihm auch während eines Aufenthaltes in New York an. Dort sucht der Künstler die Auseinandersetzung mit Pop Art und Minimalismus, um die Entwicklung seiner künstlerischen Sprache voranzutreiben. Diese von Unruhe und Rastlosigkeit begleitete Suche nach einem eigenen Stil kommt erst mit dem Umzug nach Paris 1970 zu einem Ende.
Zwischen Form und Auflösung: Wassertropfen
Aus seinen biomorphen Kompositionen heraus gelangt er dort schließlich zu einer Form, die zum zentralen Element in seinem Werk werden sollte: Wassertropfen offenbaren sich in ihrer prägnanten konkreten Gestalt und eröffnen zugleich eine symbolische Dimension. In der seither zwischen Abstraktion und Figuration oszillierenden Malerei von Kim wird dieses Motiv zum Sinnbild, das in seiner Verkörperung der Gegensätze Form - Auflösung in enger Beziehung zur philosophischen Dualität von Körper und Geist steht.
Die Wassertropfen in "Ohne Titel (Wassertopfen)" sind über die gesamte Bildfläche aus grob strukturierter, ungrundierter Leinwand wie blanke Murmeln verteilt. Durch den Lichteinfall aus der oberen rechten Ecke werfen die durchsichtigen Körper einen Schlagschatten, der ihre Silhouette elliptisch in die Länge zieht.
Spiritueller Ausdruck im malerischen Spannungsfeld von Motiv und Grund
Aufgrund ihrer hyperrealistischen Wiedergabe in feinmalerischer Präzision und verhaltener Tonigkeit scheinen die einzelnen Tropfen wie schwebende Glaskugeln die Ebene der Bildfläche zu verlassen und plastisch in den dreidimensionalen Raum einzudringen. Darüber hinaus lässt ihre Oberflächenspannung die Tropfen zu spiegelglatten Sphären werden: Als Träger von Reflexen weisen sie auf einen Bereich außerhalb der Darstellungsebene. Zugleich legt ihr durchsichtiges Volumen die raue Materialität des ihnen zugrundeliegenden Gewebes offen. In diesem spannungsvollen Zusammenspiel von Malgrund und dargestelltem Gegenstand reflektiert der Buddhist Kim die Bedingungen von Malerei und stellt sie in einen spirituellen Zusammenhang.
"Im Akt des Malens von Wassertropfen werden alle Dinge im Inneren aufgelöst und man kehrt in einen transparenten Zustand des 'Nichts' zurück. Indem wir Ärger, Angst, Furcht und alles andere in die 'Leere' zurückführen, erfahren wir Frieden und Zufriedenheit. Während einige die Anreicherung des 'Ego' suchen, strebe ich nach der Auflösung dieses und suche nach der Methode, dies auszudrücken." (Tschang-Yeul Kim zit. nach Tina Kim Gallery; New York, https://tinakimgallery.com/video/29-kim-tschang-yeul-the-stillness-of-water-exhibition-walkthrough-video/ [abgerufen: 23. März 2025]).
Mit dem Phänomen der Wassertropfen wird dem Betrachter die Unbeständigkeit aller sichtbaren Erscheinungen zum Greifen nah vor Augen geführt. In Kims Malerei äußert sich ein elementarer Zweifel an der Darstellbarkeit der Welt, zu der auch konstruierte Vorstellungen über die menschliche Existenz gehören. Die in den Wassertropfen veranschaulichte Durchlässigkeit von Innen und Außen verweist auf die Durchdringung von Realitäts- und Seinsebenen und - in Entsprechung fernöstlicher Philosophie - auf fließende Übergänge zwischen Zuständen. Bei Tschang-Yeul Kim fällt daher der konzentrierte Pinselauftrag mit dem Verstreichen der Zeit zusammen. Malerei dient als meditative Übung zur Entleerung des Geistes und Entschleunigung des Körpers. Im künstlerischen Prozess schreibt sich die Flüchtigkeit und Vergänglichkeit des Lebens bildwirksam ein.
1929 Maengsan/Korea - 2021 Seoul/Südkorea
Titel: Ohne Titel (Wassertropfen).
Datierung: 1976.
Technik: Öl auf Leinwand.
Maße: 41,5 x 33cm.
Bezeichnung: Signiert und datiert unten rechts: T. Kim 76.
Wir danken Herrn Oan Kim, dem Sohn des Künstlers, für die freundliche, wissenschaftliche Unterstützung.
Provenienz:
- Privatsammlung Nordrhein-Westfalen
- Faszinierender Kontrast zwischen Malgrund und Motiv
- Das Werk vereint malerische Selbstreflexion und Spiritualität
- Malerei als existenzielle Erfahrung
Auf der Suche
Der 1929 in Nordkorea geborene Tschang-Yeul Kim erlebt seine Kindheit und Jugend während der japanischen Okkupation und der Teilung des Landes nach dem Zweiten Weltkrieg. Mit der drohenden kommunistischen Gefahr durch die sowjetischen Besatzer entschließt sich Kim 1946 zur Flucht nach Südkorea, wo er an der Hochschule für Bildende Künste der Nationalen Universität Seoul Malerei studiert und sich progressiven Tendenzen, etwa dem Art Informel, zuwendet. Zahlreiche politische Umwälzungen und damit einhergehende Umbrüche in seiner Biografie, vor allem aber der Koreakrieg, prägen ihn zutiefst. Die einschneidenden Erfahrungen von Entwurzelung und Isolation in Verbindung mit den erlittenen Verlusten haften ihm auch während eines Aufenthaltes in New York an. Dort sucht der Künstler die Auseinandersetzung mit Pop Art und Minimalismus, um die Entwicklung seiner künstlerischen Sprache voranzutreiben. Diese von Unruhe und Rastlosigkeit begleitete Suche nach einem eigenen Stil kommt erst mit dem Umzug nach Paris 1970 zu einem Ende.
Zwischen Form und Auflösung: Wassertropfen
Aus seinen biomorphen Kompositionen heraus gelangt er dort schließlich zu einer Form, die zum zentralen Element in seinem Werk werden sollte: Wassertropfen offenbaren sich in ihrer prägnanten konkreten Gestalt und eröffnen zugleich eine symbolische Dimension. In der seither zwischen Abstraktion und Figuration oszillierenden Malerei von Kim wird dieses Motiv zum Sinnbild, das in seiner Verkörperung der Gegensätze Form - Auflösung in enger Beziehung zur philosophischen Dualität von Körper und Geist steht.
Die Wassertropfen in "Ohne Titel (Wassertopfen)" sind über die gesamte Bildfläche aus grob strukturierter, ungrundierter Leinwand wie blanke Murmeln verteilt. Durch den Lichteinfall aus der oberen rechten Ecke werfen die durchsichtigen Körper einen Schlagschatten, der ihre Silhouette elliptisch in die Länge zieht.
Spiritueller Ausdruck im malerischen Spannungsfeld von Motiv und Grund
Aufgrund ihrer hyperrealistischen Wiedergabe in feinmalerischer Präzision und verhaltener Tonigkeit scheinen die einzelnen Tropfen wie schwebende Glaskugeln die Ebene der Bildfläche zu verlassen und plastisch in den dreidimensionalen Raum einzudringen. Darüber hinaus lässt ihre Oberflächenspannung die Tropfen zu spiegelglatten Sphären werden: Als Träger von Reflexen weisen sie auf einen Bereich außerhalb der Darstellungsebene. Zugleich legt ihr durchsichtiges Volumen die raue Materialität des ihnen zugrundeliegenden Gewebes offen. In diesem spannungsvollen Zusammenspiel von Malgrund und dargestelltem Gegenstand reflektiert der Buddhist Kim die Bedingungen von Malerei und stellt sie in einen spirituellen Zusammenhang.
"Im Akt des Malens von Wassertropfen werden alle Dinge im Inneren aufgelöst und man kehrt in einen transparenten Zustand des 'Nichts' zurück. Indem wir Ärger, Angst, Furcht und alles andere in die 'Leere' zurückführen, erfahren wir Frieden und Zufriedenheit. Während einige die Anreicherung des 'Ego' suchen, strebe ich nach der Auflösung dieses und suche nach der Methode, dies auszudrücken." (Tschang-Yeul Kim zit. nach Tina Kim Gallery; New York, https://tinakimgallery.com/video/29-kim-tschang-yeul-the-stillness-of-water-exhibition-walkthrough-video/ [abgerufen: 23. März 2025]).
Mit dem Phänomen der Wassertropfen wird dem Betrachter die Unbeständigkeit aller sichtbaren Erscheinungen zum Greifen nah vor Augen geführt. In Kims Malerei äußert sich ein elementarer Zweifel an der Darstellbarkeit der Welt, zu der auch konstruierte Vorstellungen über die menschliche Existenz gehören. Die in den Wassertropfen veranschaulichte Durchlässigkeit von Innen und Außen verweist auf die Durchdringung von Realitäts- und Seinsebenen und - in Entsprechung fernöstlicher Philosophie - auf fließende Übergänge zwischen Zuständen. Bei Tschang-Yeul Kim fällt daher der konzentrierte Pinselauftrag mit dem Verstreichen der Zeit zusammen. Malerei dient als meditative Übung zur Entleerung des Geistes und Entschleunigung des Körpers. Im künstlerischen Prozess schreibt sich die Flüchtigkeit und Vergänglichkeit des Lebens bildwirksam ein.
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Inventar Nummer: 80409-2