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Los 1222 | Jan Brueghel d.J. | Paradieslandschaft mit Einzug der Tiere in die Arche Noah
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BRUEGHEL, JAN D.J.
Antwerpen 1601 - 1678
Titel: Paradieslandschaft mit Einzug der Tiere in die Arche Noah.
Datierung: Um 1660-1665.
Technik: Öl auf Holz.
Maße: 70 x 170cm.
Rahmen: Rahmen.
Rückseitig:
Auf der Tafel Schlagmarke der Antwerpener Lukasgilde mit Händen und Turm.
Gutachten:
Klaus Ertz, Lingen 20. Januar 2022.
Provenienz:
Auktion Lempertz 1896/98, nach Aussage der Einlieferer; seitdem Privatbesitz, Deutschland.
Vgl. Literatur:
Klaus Ertz, Jan Brueghel d.J., Die Gemälde mit kritischem Ouvrekatalog, Freren 1984;
Klaus Ertz, Christa Nitze-Ertz, Jan Brueghel d.Ä., Die Gemälde mit kritischem Ouvrekatalog, Band I-IV, Lingen 2008-10.
Jan Brueghel der Ältere (1568 - 1625) hat diese wundervolle Szenerie erdacht.
Der Sohn des Pieter Bruegel d.Ä. war einer der berühmtesten Künstler in den Spanischen Niederlanden um 1700, bewundert und gepriesen, insbesondere für seine exquisiten Darstellungen von Flora und Fauna. Die Mannigfaltigkeit von Gottes Schöpfung, die die Fürsten seiner Zeit in Kunst- und Wunderkammern sammelten, führte er in brillanten Gemälden vor Augen. Mit dem Zug der Tiere zur Arche Noah, die im Hintergrund des Bildes noch auf dem Trockenen liegt, fand er ein alttestamentarisches Thema, mit dem er seine beliebten Darstellungen des Garten Eden variieren konnte. An allen Höfen Europas waren seine Gemälde begehrt. Ein Bild des später auch "Paradies-Brueghel" genannten Künstlers war ein "Must-have" für jeden Sammler.
Als Jan Brueghel der Ältere 1625 plötzlich an der Cholera verstarb, war sein ältester Sohn, Jan der Jüngere, 24 Jahre alt und hielt sich zur weiteren Ausbildung in Italien auf, nachdem er wohl schon mehr als ein Jahrzehnt in der Werkstatt seines Vaters mitgearbeitet hatte. Unvermittelt erhielt "der Junior" die Verantwortung für eine kopfstarke Familie und für eine florierende Werkstatt in Antwerpen. Zurück in seiner Heimat zeigte er sich diesen Herausforderungen gewachsen. Jan der Jüngere wurde schnell als Mitglied der St. Lukasgilde aufgenommen, deren Dekan er zu Beginn der 1630er Jahren auch werden sollte.
Neben von ihm selbst kreierten Werken und der in der Zeit so üblichen Zusammenarbeit mit anderen Malern (u.a. Hendrik van Balen, Peter Paul Rubens oder Joos de Momper d.J.) bildeten die von seinem Vater unfertig hinterlassenen Gemälde wie auch die Nachfrage nach Gemälden in der Art seines Vaters ein Fundament für seinen wirtschaftlichen Erfolg.
Heute sind uns vier Gemälde vom Vater bekannt, die den Einzug der Tiere in die Arche thematisieren. Drei davon, die der führende Brueghel-Forscher Klaus Ertz zwischen 1613 und 1615 datiert, sind unserem Gemälde in der Komposition ganz nahe. Jan Brueghel d.Jüngere hat diesen Entwurf mindestens vier Mal wiederaufgenommen. Drei der Arbeiten führt Klaus Ertz in dem Werkverzeichnis Jan Brueghels des Jüngeren auf und datiert sie in die 1630er Jahre.
Klaus Ertz hat das vorliegende Gemälde im Original begutachten können. Er kam zu dem Schluss, dass es in der Genese dieser "Bilder-Familie" das Späteste ist und wohl in den 1650er Jahren geschaffen wurde. In einer Hinsicht unterscheidet sich unser Gemälde von den bisher besprochenen Werken: Die Bildtafel hat ein stärker quer-rechteckiges Format. Vielleicht wurde diese Änderung auf Wunsch des Auftraggebers vorgenommen, wie es Klaus Ertz in seinem Gutachten vermutet.
Diese Formatänderung bei unveränderter Komposition verstärkt die Tendenz die sich im Vergleich der Werke von Vater und Sohn feststellen lässt: Die Bildelemente werden von Jan Brueghel dem Jüngeren lockerer gruppiert als von seinem Vater, sie nehmen mehr eigenen Raum ein und bekommen dadurch auch etwas mehr Leichtigkeit. Verstärkt wird dieser Eindruck in diesem besonderen Fall auch durch die sehr leichte, teils lasierende Malweise.
Die gesamte Habsburger Familie, nicht zuletzt Kaiser Maximilian II. und Rudolf II. in Prag, interessierte sich intensiv für Tiere und unterhielt schon im frühen 16. Jahrhundert prestigeträchtige Menagerien. Als offizieller Hofmaler hatte Jan Brueghel der Ältere Zugang zu den Brüsseler Menagerien, in denen die Statthalter der Niederlande lebende Exemplare der exotischen Tiere des habsburgischen Herrschaftsbereiches (ver)sammelten. Hier konnte der Maler sie intensiv studieren und Skizzen anfertigen.
Die unterschiedlichsten Tiere aller Kontinente gilt es in diesem breiten Panorama zu bestaunen. Sie verweilen auf der bildparallelen Bühne des Vordergrundes, um dann als dynamischer Zug vom rechten Bildrand diagonal in die hintere Bildmitte zu ziehen. Noah selbst und zwei Frauen warten, mit Proviant beladen, im Mittelgrund auf die Tiere und einen Jungen, der die ebenfalls mit Gepäck beladenen Kamele antreibt. Im Hintergrund liegt die Arche als rettende Zuflucht.
Noch ist keine rechte Ordnung eingekehrt; meist sind zwei Individuen einer Spezies zu sehen, aber manche haben den Partner noch nicht gefunden oder stehen im Getümmel von diesem entfernt. Der rechte Bildrand überschneidet einen einzelnen Elefanten, aber außerhalb des Bildausschnittes werden noch weitere Tiere nachdrängen, sicher auch seine Partnerin.
Einzig der im Zentrum stehende - eindeutig spanische - Schimmel-Hengst ist alleine. Ihm kommt in dem Gemälde eine besondere Rolle zu. Wie ein Repräsentant der spanischen Herrschaft scheint er, den Zug seiner "Untertanen" aus aller Welt zu dirigieren. Der Löwe ist hier nicht der König, sein Interesse gilt ausschließlich seiner Partnerin.
Die Löwen- und die Leoparden-Gruppe wie auch dieser markante Schimmel-Hengst sind Motive, die Jan Brueghel der Ältere von seinem engen Freund und in vielen gemeinsamen Gemälden kongenialen Partner Peter Paul Rubens übernommen hat. Die Übernahme dieser Motive ist auf keinen Fall der fehlenden eigenen Kreativität geschuldet. Es ist vielmehr eine Reverenz vor dem großen Kollegen und Freund und bot dem kenntnisreichen Betrachter die Freude des Wiedererkennens.
Auch so darf dieses Gemälde verstanden werden, als Reverenz des Sohnes vor dem Vater, als eine letzte Wieder-Aufnahme einer Komposition, die die Betrachter bis heute bezaubert.
Antwerpen 1601 - 1678
Titel: Paradieslandschaft mit Einzug der Tiere in die Arche Noah.
Datierung: Um 1660-1665.
Technik: Öl auf Holz.
Maße: 70 x 170cm.
Rahmen: Rahmen.
Rückseitig:
Auf der Tafel Schlagmarke der Antwerpener Lukasgilde mit Händen und Turm.
Gutachten:
Klaus Ertz, Lingen 20. Januar 2022.
Provenienz:
Auktion Lempertz 1896/98, nach Aussage der Einlieferer; seitdem Privatbesitz, Deutschland.
Vgl. Literatur:
Klaus Ertz, Jan Brueghel d.J., Die Gemälde mit kritischem Ouvrekatalog, Freren 1984;
Klaus Ertz, Christa Nitze-Ertz, Jan Brueghel d.Ä., Die Gemälde mit kritischem Ouvrekatalog, Band I-IV, Lingen 2008-10.
Jan Brueghel der Ältere (1568 - 1625) hat diese wundervolle Szenerie erdacht.
Der Sohn des Pieter Bruegel d.Ä. war einer der berühmtesten Künstler in den Spanischen Niederlanden um 1700, bewundert und gepriesen, insbesondere für seine exquisiten Darstellungen von Flora und Fauna. Die Mannigfaltigkeit von Gottes Schöpfung, die die Fürsten seiner Zeit in Kunst- und Wunderkammern sammelten, führte er in brillanten Gemälden vor Augen. Mit dem Zug der Tiere zur Arche Noah, die im Hintergrund des Bildes noch auf dem Trockenen liegt, fand er ein alttestamentarisches Thema, mit dem er seine beliebten Darstellungen des Garten Eden variieren konnte. An allen Höfen Europas waren seine Gemälde begehrt. Ein Bild des später auch "Paradies-Brueghel" genannten Künstlers war ein "Must-have" für jeden Sammler.
Als Jan Brueghel der Ältere 1625 plötzlich an der Cholera verstarb, war sein ältester Sohn, Jan der Jüngere, 24 Jahre alt und hielt sich zur weiteren Ausbildung in Italien auf, nachdem er wohl schon mehr als ein Jahrzehnt in der Werkstatt seines Vaters mitgearbeitet hatte. Unvermittelt erhielt "der Junior" die Verantwortung für eine kopfstarke Familie und für eine florierende Werkstatt in Antwerpen. Zurück in seiner Heimat zeigte er sich diesen Herausforderungen gewachsen. Jan der Jüngere wurde schnell als Mitglied der St. Lukasgilde aufgenommen, deren Dekan er zu Beginn der 1630er Jahren auch werden sollte.
Neben von ihm selbst kreierten Werken und der in der Zeit so üblichen Zusammenarbeit mit anderen Malern (u.a. Hendrik van Balen, Peter Paul Rubens oder Joos de Momper d.J.) bildeten die von seinem Vater unfertig hinterlassenen Gemälde wie auch die Nachfrage nach Gemälden in der Art seines Vaters ein Fundament für seinen wirtschaftlichen Erfolg.
Heute sind uns vier Gemälde vom Vater bekannt, die den Einzug der Tiere in die Arche thematisieren. Drei davon, die der führende Brueghel-Forscher Klaus Ertz zwischen 1613 und 1615 datiert, sind unserem Gemälde in der Komposition ganz nahe. Jan Brueghel d.Jüngere hat diesen Entwurf mindestens vier Mal wiederaufgenommen. Drei der Arbeiten führt Klaus Ertz in dem Werkverzeichnis Jan Brueghels des Jüngeren auf und datiert sie in die 1630er Jahre.
Klaus Ertz hat das vorliegende Gemälde im Original begutachten können. Er kam zu dem Schluss, dass es in der Genese dieser "Bilder-Familie" das Späteste ist und wohl in den 1650er Jahren geschaffen wurde. In einer Hinsicht unterscheidet sich unser Gemälde von den bisher besprochenen Werken: Die Bildtafel hat ein stärker quer-rechteckiges Format. Vielleicht wurde diese Änderung auf Wunsch des Auftraggebers vorgenommen, wie es Klaus Ertz in seinem Gutachten vermutet.
Diese Formatänderung bei unveränderter Komposition verstärkt die Tendenz die sich im Vergleich der Werke von Vater und Sohn feststellen lässt: Die Bildelemente werden von Jan Brueghel dem Jüngeren lockerer gruppiert als von seinem Vater, sie nehmen mehr eigenen Raum ein und bekommen dadurch auch etwas mehr Leichtigkeit. Verstärkt wird dieser Eindruck in diesem besonderen Fall auch durch die sehr leichte, teils lasierende Malweise.
Die gesamte Habsburger Familie, nicht zuletzt Kaiser Maximilian II. und Rudolf II. in Prag, interessierte sich intensiv für Tiere und unterhielt schon im frühen 16. Jahrhundert prestigeträchtige Menagerien. Als offizieller Hofmaler hatte Jan Brueghel der Ältere Zugang zu den Brüsseler Menagerien, in denen die Statthalter der Niederlande lebende Exemplare der exotischen Tiere des habsburgischen Herrschaftsbereiches (ver)sammelten. Hier konnte der Maler sie intensiv studieren und Skizzen anfertigen.
Die unterschiedlichsten Tiere aller Kontinente gilt es in diesem breiten Panorama zu bestaunen. Sie verweilen auf der bildparallelen Bühne des Vordergrundes, um dann als dynamischer Zug vom rechten Bildrand diagonal in die hintere Bildmitte zu ziehen. Noah selbst und zwei Frauen warten, mit Proviant beladen, im Mittelgrund auf die Tiere und einen Jungen, der die ebenfalls mit Gepäck beladenen Kamele antreibt. Im Hintergrund liegt die Arche als rettende Zuflucht.
Noch ist keine rechte Ordnung eingekehrt; meist sind zwei Individuen einer Spezies zu sehen, aber manche haben den Partner noch nicht gefunden oder stehen im Getümmel von diesem entfernt. Der rechte Bildrand überschneidet einen einzelnen Elefanten, aber außerhalb des Bildausschnittes werden noch weitere Tiere nachdrängen, sicher auch seine Partnerin.
Einzig der im Zentrum stehende - eindeutig spanische - Schimmel-Hengst ist alleine. Ihm kommt in dem Gemälde eine besondere Rolle zu. Wie ein Repräsentant der spanischen Herrschaft scheint er, den Zug seiner "Untertanen" aus aller Welt zu dirigieren. Der Löwe ist hier nicht der König, sein Interesse gilt ausschließlich seiner Partnerin.
Die Löwen- und die Leoparden-Gruppe wie auch dieser markante Schimmel-Hengst sind Motive, die Jan Brueghel der Ältere von seinem engen Freund und in vielen gemeinsamen Gemälden kongenialen Partner Peter Paul Rubens übernommen hat. Die Übernahme dieser Motive ist auf keinen Fall der fehlenden eigenen Kreativität geschuldet. Es ist vielmehr eine Reverenz vor dem großen Kollegen und Freund und bot dem kenntnisreichen Betrachter die Freude des Wiedererkennens.
Auch so darf dieses Gemälde verstanden werden, als Reverenz des Sohnes vor dem Vater, als eine letzte Wieder-Aufnahme einer Komposition, die die Betrachter bis heute bezaubert.
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Inventar Nummer: 73206-1