Los 1219 | Jan Lievens | Susanna und die beiden Alten

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Auktionsergebnisse zu: Jan Lievens
LIEVENS, JAN
1607 Leiden - 1674 Amsterdam

Titel: Susanna und die beiden Alten.
Datierung: Um 1630/31.
Technik: Öl auf Holz.
Maße: 50 x 42cm.
Rahmen: Rahmen.

Rückseitig:
Auf der Tafel altes Sammlungssiegel der Sammlung Buchenau sowie Etiketten Kunsthandel Agnew & Sons, London.

Gutachten:
Dendrochronologische Untersuchung durch Prof. Klein, Universität Hamburg 27.03.2023: als frühestes Fälldatum des Baumes wird das Jahr 1627 genannt; zuzüglich der Lagerzeit des Holzes ergibt dies ein Entstehungsdatum der Malerei ab 1629;
Naturwissenschaftliche Untersuchung zur Bestimmung des Malschichtaufbaus durch Prof. Jägers, Bornheim 09.10.1994.

Ausstellung:
"Rembrandts Social Network", Museum Het Rembrandthuis, Amsterdam 01.02.-19.05.2019.

Provenienz:
Privatbesitz, Deutschland, seit 2023;
Privatbesitz, Deutschland, seit 1994;
Auktion Dorotheum, Wien 01.03.1994, Lot 124;
Kunsthandel Agnews London;
Auktion Christies, New York, Sale Mrs H.A Brooks et al 02.06.1998, Lot 86;
Kunsthandel Agnews London, 1980, Kat.Nr. 2;
Privatsammlung Schweiz, seit 1969;
Wildenstock Gallery, New York, 1959;
Sammlung Buchenau, Niendorf/Lübeck;
Galerie Haberstock, Berlin;
Sammlung Hermine Reuss zu Greiz (1887-1947), zweite Ehefrau Wilhelm II.

Literatur:
B. Schnackenburg: Jan Lievens: Freund und Rivale des jungen Rembrandt: mit einem kritischen Katalog des Leidener Frühwerks 1623-1632, Petersberg 2016, Nr. 154, S. 335ff mit Abb.;
D. de Witt: Rembrandt and the Climate of religious Conflict in the 1620s. In: Jahrbuch der Berliner Museen, NF 51, 2009, Beiheft, S. 19ff, Abb. 3;
W. Sumowski: Gemälde der Rembrandtschüler, Landau 1983, Bd III, Kat.nr 1192, S. 1781, Abb. S. 1831. (Hier aufgeführt als Arbeit des Jan Lievens und mit Angaben alter Literatur, in der das Gemälde als Arbeit Rembrandts geführt wird);
R. Klessmann: Katalogtexte zur Ausstellung "Lievens, ein Maler im Schatten Rembrandts", Ausst. Braunschweig 1979, S 228, Anm. 1 (als Arbeit des Jan Lievens um 1630/31);
A. Bredius: Rembrandt. The complete edition of paintings, revised by H. Gerson. London 1969, Nr. 493, Abb. 404;
K. Bauch: Die Kunst des jungen Rembrandt. Heidelberg 1933, S. 88, Abb. 77 (als Rembrandt);
W.R. Valentiner: Rembrandt. Wiedergefundene Gemälde. Stuttgart-Berlin 192, S. 26, Abb.S. XVII (als Rembrandt um 1632).

Das Gemälde ist unter der Abb.Nr. 309004 in der online-Datenbank des RKD, Den Haag verzeichnet.

Wie auf einer Bühne, angestrahlt von punktuellem, hellem Licht ist der Höhepunkt der Susannen-Geschichte dargestellt: Die schöne junge Frau, Susanna, wird bei der Körperpflege von zwei alten Männern - es sind zudem zwei Richter - sexuell genötigt. Susanna kann sie abwehren und schreit laut um Hilfe. Sie wird im Fortgang der Geschichte ihre Tugend bewahren können. Der weise junge Prophet Daniel wird die beiden Lüstlinge, die mit all ihrer Macht das Opfer verleumden werden, überführen. Aber hier wehrt sich die schreiende Susanna noch nach Kräften, greift mit ihrer Rechten dem einen Angreifer in den Bart, während ihre linke Hand den Arm des anderen Mannes wegzuschieben versucht. Alle drei Personen schauen deutlich zum rechten Bildrand hin. Naht dort schon die Hilfe, die Susannas Schrei herbeigerufen hat? Die Örtlichkeit, in der sich das Geschehen abspielt, ist nicht leicht zu fassen; so dunkel erscheint der Umraum, der die helle Nacktheit Susannas und ihr weißes Tuch, das der linke Mann ergriffen hat, umgibt. Im linken Vordergrund sprudelt ein Wasserstrahl; glitzernder Schmuck und ein Metall-Krug liegen am Boden. Der Hintergrund ist am linken Bildrand mit einem Rundbogen abgeschlossen, durch den eine Landschaft in der Abenddämmerung sichtbar ist. Am rechten Bildrand scheint der grottenartige Platz durch einen Baum begrenzt zu sein. Hier fällt ein Blumenbouquet am ungewöhnlichen Ort auf, das im Streiflicht aufleuchtet.

Lange galt diese Bildtafel als authentisches Werk Rembrandts und befand sich in kaiserlichem Besitz. Die kunsthistorische Forschung (u.a. R. Klessmann und Werner Sumowski) hat dieses Gemälde schließlich aber als Werk des Leidener Malers Jan Lievens' erkannt und in die frühen 1630er Jahre datiert. Schnackenburg schließlich führt es in seinem 2016 herausgegebenen Werkverzeichnis zum Frühwerk Jan Lieves als Nr. 154. Er verweist auf die Nähe zu den Historienbildern Lievens' von 1631 und vermutet eventuell eine Entstehung im Jahr zuvor. Ein vorliegendes dendrochronologisches Gutachten kann diese Zeitangabe stützen. Auch van de Wetering hegt in einem Schreiben von 1994 keine Zweifel an der Urheberschaft von Jan Lievens an der Tafel.

Jan Lievens ist als ein außergewöhnlich früh entwickelter Künstler bekannt. Seit seinem neunten Lebensjahr erlernt er den Beruf des Malers: zunächst in seiner Heimatstadt, dann von 1618 bis 1620 bei Pieter Lastman in Amsterdam. Zurück in Leiden geht Jan Lievens ab 1625 eine Atelier-Gemeinschaft mit dem nur wenig jüngeren Rembrandt Harmensz. van Rijn ein. Dieser stammt ebenfalls aus Leiden und hat auch - allerdings etwas später als Lievens und nur sechs Monate lang - bei Pieter Lastman gelernt. Die räumliche Gemeinschaft der beiden jungen Künstler dauert etwa fünf Jahre und beeinflusst auch ihr jeweiliges Werk. Beide spezialisieren sich auf Porträts und Historienbilder und arbeiten gelegentlich eng zusammen. Bis heute hat die kunsthistorische Forschung oft Mühe, die in dieser Phase entstandenen Werke eindeutig zuzuordnen.
Der Hell-Dunkel-Kontrast des hier vorliegenden Werks, aber auch die Darstellungsart des Frauenkörpers sind aus gesicherten Rembrandt-Gemälden sehr ähnlich vertraut. Das Gemälde ist, nach der angenommenen Datierung, wohl unmittelbar nach der Zeit entstanden, in der Jan Lievens und Rembrandt sich in Leiden ein Atelier teilten und sich gegenseitig stilistisch beeinflussten.

Nach dem Ende der Atelier-Gemeinschaft, etwa 1632, geht Jan Lievens zunächst für drei Jahre nach England. Dort findet er Kontakt zum königlichen Hof und wird wohl auch durch Anthonis van Dijck beeinflusst. 1635 ist er wieder in Antwerpen nachweisbar und erhält dort 1640 das Bürgerrecht. Weitere Stationen seines Lebenswegs sind Amsterdam, Den Haag, Berlin (Schloss Oranienburg) und schließlich ab 1655 wieder dauerhaft Amsterdam. Jan Lievens ist ein sehr erfolgreicher Künstler, der wichtige öffentliche und private Aufträge erhält. Wirtschaftliches Talent scheint der Maler aber nicht zu haben und seine gelegentlich notwendige Flucht vor Gläubigern mag auch ein Grund für seine vielen Ortswechsel sein. 1674 stirbt Jan Lievens verarmt in Amsterdam.

2022 hat das "Wallraf-Richartz-Museum" in Köln die biblische Susannen-Geschichte als Bildthema in einer großen Ausstellung aufgearbeitet und mit zeitgenössischem, kritischem Blick untersucht. Die hier gezeigte Bildtafel zeigt eine fast 400 Jahre alte, gerade derzeit so aktuelle Darstellung von Macht- und Ohnmacht-Rollen der Geschlechter. Dieses nun nach 30 Jahren wieder in einer Privatsammlung aufgetauchte Werk aus der besten Schaffensperiode Lievens zählt neben den vielen qualitätsvollen Porträts zu den weitaus selteneren figurativen Gemälden die fast kaum noch am Markt auftauchen, da sie sich in festen Sammlungen oder Museumsbesitz befinden.

Ansprechpartner/Ansprechpartnerin:
Dr. Davide Dossi
Fine Art
+49 221 92 58 62 200

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Inventar Nummer: 80802-2