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Fine Art | Auktion | 17.11.2022 | Vorbesichtigung: 11.11.2022 - 14.11.2022

Los ist verkauft

Los 631 | Joachim Beuckelaer - Werkstatt | Der Marktplatz

Taxe
12.000 - 18.000 €
D
Ergebnis:
(inkl. Aufgeld)
13.200 €
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Auktionsergebnisse zu: Joachim Beuckelaer - Werkstatt
BEUCKELAER, JOACHIM
Antwerpen um 1533 - um 1574
Werkstatt

Titel: Der Marktplatz.
Technik: Öl auf Holz.
Maße: 96 x 117cm.
Rahmen/Sockel: Rahmen.

Provenienz:
Privatbesitz, Deutschland.

Mit direktem und herausforderndem Blick wendet sich die Marktfrau im Vordergrund dem Betrachter zu. Ihre zurückgekrempelten Ärmel charakterisieren sie als energische und zupackende Natur, die ihre Umgebung genauestens kennt. "Sieh her", scheint sie den betrachtenden Zeitgenossen zuzuraunen. Zu ihrer Rechten und Linken bieten mehrere junge Mägde allerhand Waren feil: Die junge Frau links preist ihr Gemüse an, vorne finden sich Brot, Eier und Hasen im Angebot, die beiden Mädchen rechts handeln mit Hühnern, jenes dahinter offeriert geräucherten Fisch. Bei näherem Hinsehen entpuppt sich die heitere Szene als Bild voller erotischer Anspielungen. Während ihr nach unten gerichteter Blick Sittsamkeit vortäuscht, starren die Herren unverhohlen in den allzu offenherzigen Ausschnitt der jungen Damen. Der Lüstling in der Mitte hat nur Eines im Sinn und ist im Begriff, blindlings in einen Korb voller Eier zu treten. Im Hintergrund gestikuliert ein Trunkenbold mit gerötetem Gesicht mahnend mit der Gerte, während seine Pferde artig Weinfässer herankarren, die gerade im Hafen eingeschifft wurden. Unter seiner rosaroten Hose bildet sich in unziemlicher Weise das pralle Geschlecht ab. Die gebogene, nach oben geschwungene Form der Zucchini, die in der linken Bildhälfte hellgrün hervorsticht, weckt ähnliche Assoziationen. Sie zieht das Interesse der Magd auf sich, deren Blick verschämt auf das stangenförmige Gemüse gerichtet ist. Auch die Vögel im Warenangebot sind begrifflich mit dem erotischen Unterthema konnotiert: Das Verb "vögeln" ist im Niederländischen und Deutschen damals wie heute gleichbedeutend mit dem Geschlechtsakt.
Der feinen Gesellschaft in Amsterdam dienten solche Darstellungen in erster Linie dem Amüsement. Über das schamlose Gebaren der Bauern und Marktleute rümpfte man vergnügt die Nase. Zugleich hielt der Künstler die Anspielungen so subtil, dass niemand behaupten konnte, unzüchtige Elemente im Bild vorzufinden. Die eigentliche Bildaussage erschließt sich indessen erst mit der Betrachtung des Hintergrundes. Dort tummelt sich zechendes Volk auf der rechten Seite eines Tempels. Unter dem Portikus sitzt eine Gesellschaft am Tisch, die - schreibend, Handel treibend, in ihre Geschäfte vertieft - die Bestimmung eines Gotteshauses als Haus des Gebets ignoriert. Vermutlich ist hier eine Begebenheit aus dem Neuen Testament dargestellt: Der Moment, bevor Jesus die Händler aus dem Tempel vertreibt. Diese biblische Episode war dem zeitgenössischen Betrachter durchaus geläufig. In der bildlichen Verquickung dieser Evangelien-Szene mit der weltlichen Alltagsszene übersetzte der Künstler die Bibelgeschichte in seine Gegenwart. Auf diese Weise wusste das Publikum die Darstellung als moralisches Lehrstück zu deuten, als eine Warnung vor den sinnlichen Gefahren der Welt.
Die ursprünglich von Pieter Aertsen, dem Onkel von Joachim Beuckelaer, geschaffene Gattung des Marktbildes stellt eine wesentliche Vorstufe in der Entwicklung der niederländischen Genre- und Stillleben-Malerei dar. Über zwei Generationen hinweg gehörte die spektakulär neue Bildfindung zu den begehrten Bestsellern der noblen niederländischen Gesellschaft. Beuckelaer und seine Werkstatt bedienten die anhaltend große Nachfrage und brachten diese komplexe wie hochspannende Form des Wimmelbildes zur Blüte.

Wir danken Suzanne Laemers, RKD, Den Haag, für Ihre freundliche Unterstützung bei der Katalogisierung des vorliegenden Gemäldes.

Ansprechpartner/Ansprechpartnerin:
Dr. Davide Dossi
Fine Art
+49 221 92 58 62 200

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Inventar Nummer: 73905-1