Los 1 | Karin Kneffel | Kirschen VII

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Auktionsergebnisse zu: Karin Kneffel
KNEFFEL, KARIN
1957 Marl

Titel: Kirschen VII.
Datierung: 1995.
Technik: Öl auf Leinwand.
Maße: 150 x 150cm.
Bezeichnung: Signiert, datiert und bezeichnet verso oben links: Karin Kneffel 1995 (F VII).

Provenienz:
- Galerie Rüdiger Schöttle, München
- Bremer Landesbank (1995 von Vorheriger erworben)

Ausstellungen:
- Galerie Rüdiger Schöttle, München 1995
- Kunsthalle Tübingen, 2010

Literatur:
- Ausst.-Kat. Karin Kneffel 1990-2010, Kunsthalle Tübingen, 2010, S. 12, Abb.
- Lohmüller, Matina/ Schmidt, Sabine Maria (Hrsg.): Augenblicke, Zeitgenössische Kunst der Norddeutschen Landesbank, Köln 2019, S. 112/113, Abb.


- Das Werk besticht durch seine anspruchsvolle ästhetische und bildanalytische Qualität
- Verführung durch den Oberflächenreiz koloristischer Valeurs
- Das Werk entstammt jener Schaffensphase, in der Kneffel weltweite Aufmerksamkeit erlangte

Illusionen und Ideale
Bekannt wird Karin Kneffel durch eine hyperrealistisch anmutende Malweise in Öl auf Leinwand, die sie ausschließlich mit sehr feinem Pinsel ausführt. Anfang der 1990er Jahre schafft sie kleinformatige Tierporträts, mit denen sie sich die jahrhundertelang einer repräsentativen Funktion folgende Bildgattung aneignet, um nicht etwa Herrscher und wohlhabende Bürger, sondern Hühner, Schafe, und Kühe in altmeisterlicher Art zu veranschaulichen. Schon hier unterläuft sie raffiniert die formalen und inhaltlichen Bedingungen traditioneller Malereiformen. Mitte der 1990er Jahre entstehen jene Werke, die bis heute untrennbar mit dem Namen der Künstlerin in Verbindung stehen: Oft wandfüllende, sich auf bis zu sieben Meter lange Bildflächen erstreckende florale und fruchtige Motive, wie etwa Äpfel, Pfirsiche oder Weintrauben in extremer Nahsicht.
Die riesigen Formate mit ihren intensiv leuchtenden Farben suggerieren eine irritierende Plastizität - und stellen einen Bezug her zur Malerei des "Trompe l´oeil", aber auch zu den plakativen Darstellungsmodi der konsumorientierten Popkultur bis hin zu gegenwärtigen, mit Filtern verfremdeten digitalen Bildern.
Die ehemalige Meisterschülerin von Gerhard Richter vermag mit ihrer virtuosen Technik Mechanismen und Möglichkeiten der Illusionsbildung, aber auch die Manierismen idealisierter Gestaltung raffiniert auszuloten. Dabei führt sie sowohl die Malerei als klassisches Medium täuschend echter Wirklichkeitswiedergabe vor und reflektiert zugleich das unzuverlässige Aussagepotenzial von Bildern, die im Dienst der Vortäuschung einer Welt des schönen Scheins stehen.

Satte und saftige Verführungsmomente
Das Gemälde "Kirschen VII" von 1995 entstammt jener Schaffensphase, in der Kneffel weltweite Aufmerksamkeit erlangt mit Werken, deren hohe ästhetische Qualität einer selbstreflexiven, bildanalytischen Auffassung folgt.
Das gezeigte Kirschenpaar ist bildfüllend und somit überdimensioniert ins Format gesetzt. Die vollreife, rote Frucht erscheint in vollkommen ebenmäßiger Herzform, das satte, saftige Fleisch ist von einer prallen, glänzenden Haut umgeben. Im Hintergrund zeichnen sich stilisiert weitere Kirschen ab und die ganze Komposition besticht durch das kontrastierende Rot vor dem grünen Blattwerk. Ungewiss bleibt, ob die Kirschen in einem Baum hängen: Zweifel an einer natürlichen Umgebung drängen sich auf. Denn die meisterhaft ausgeführte Malweise erzeugt - jenseits von Naturalismus oder Realismus - den irreführenden Eindruck absoluter Perfektion und Makellosigkeit, der mit der Realität einer natürlich gewachsenen, echten Frucht unvereinbar ist. Offensiv, fast obszön, schiebt sich die Künstlichkeit des in knackigem koloristischen Valeurs ausgeführten Bildgegenstandes in den Vordergrund. Glatt und geschmeidig wie polierter Stein, quietschbunt wie Plastikspielzeug, erscheint der Oberflächenschmelz durch die unnatürliche Sehschärfe zugleich genussvoll gesteigert und verstörend aufdringlich. Kneffel lockt den Betrachter absichtsvoll auf die falsche Fährte einer konstruierten, innerbildlichen Realität, fordert ihn zur Begegnung mit der eigenen Unsicherheit auf.
Die unwiderstehliche Anziehungskraft von Kneffels Werk, dessen Machart den visuellen Stimulus bis zur reinen Blendung ausreizt, liegt genau in der Hingabe an die sinnliche Überwältigung, in der Lust an der Verführung. Zugleich manifestiert sich in ihren Gemälden die Ambivalenz, die das Wesen und die Wirkungsweisen von Malerei schlechthin betrifft und auch die widersprüchliche Situation des Betrachters zwischen Wahrnehmung und Wirklichkeit offenlegt. Denn verhandelt wird immer die faszinierende und problematische Glaubwürdigkeit des Bildes in seiner Eigenschaft als Trugbild, das eine unwirkliche, imaginierte Welt- und Wunschvorstellungen in sich aufnehmende, Realität erzeugt. Mit den Worten der Künstlerin: "geht es [in der Kunst] um das Erzeugen eines Zweifels, um etwas, das man selber noch nicht ganz verstanden hat. Das ist mein Antrieb. Kunstwerke erzeugen einen Haltegriff, der im Moment des Zugreifens verschwindet." (Kneffel, Karin in: Wedewer, Susanne: "Blicke hinter die Kulissen", Kritisches Lexikon der Gegenwartskunst, Nr. 84, Heft 27, München 2008, S. 4)
Bettina Haiss.

Ansprechpartner/Ansprechpartnerin:
Marion Scharmann
Modern, Post War & Contemporary Art
+49 221 92 58 62 303

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Inventar Nummer: 79500-289