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Los 1038 | Manufaktur Charles Vigne & Jean II Barraban. Berlin - zugeschrieben | SELTENE UND PRÄCHTIGE FOLGE VON VIER TAPISSERIEN MIT CHINOISERIEN

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Auktionsergebnisse zu: Manufaktur Charles Vigne & Jean II Barraban. Berlin - zugeschrieben
SELTENE UND PRÄCHTIGE FOLGE VON VIER TAPISSERIEN MIT CHINOISERIEN.
MANUFAKTUR CHARLES VIGNE & JEAN II BARRABAN. BERLIN - ZUGESCHRIEBEN.
Datierung: Um 1730.
Material: Wirkerei in polychromer Wolle und Seide. Die Ränder teilweise mit Leinengewebe hinterfüttert.
Die Folge bestehend aus zwei größeren rechteckigen Tapisserien sowie zwei schmaleren,
hochrechteckigen Arbeiten. Drei der Tapisserien mit schmalen Rahmungen in Rot und Gelb.
Die größte der Vier zeigt eine Audienzszene in weiter Landschaft mit Pagodenarchitektur
und Palmen. Im rechten Bildfeld ein großer Pavillon, dessen Säulen und Balustrade mit
Porzellanplatten in blau-weißen Dekoren verkleidet. Unter dem Baldachindach mit wehenden
Vorhangbahnen ein chinesischer Würdenträger in reichem Gewand stehend, auf und vor den
Stufen drei Figuren in variierenden Haltungen der Ehrerbietung. Die zweite Tapisserie
präsentiert wiederum drei Chinesenfiguren in kostbaren Gewändern und exotische Vegetation
vor weiter Landschaft mit bizarren Felsformationen. Die beiden schmaleren Bahnen zeigen
ein Chinesenpaar bzw. einen Chinesen und einen Jungen in Narrenkostüm, beide mit
exotischen Baumgebilden und Pflanzen, Pagodenarchitektur bzw. Berg- und Felsformationen.
Maße: 303x329cm/ 291x245cm/ 322x187cm/ 265x92cm.

Provenienz:
Aus deutschem Adelsbesitz.

Literatur:
- Göbel, Heinrich: Wandteppiche. 3. Teil, Band 2. Die germanischen und slawischen Länder, Leipzig 1934, Tafel 67a, b & Tafel 66a, b für sehr vergleichbare Motive.
- Horbas, Claudia: Tapisserien (1680-1720), in: Ausst.-Kat.: Herrliche Künste und Manufacturen - Fayence, Glas und Tapisserien aus der Frühzeit Brandenburg Preußens 1680-1720, S.108 ff.
- Schenk, Peter: Picturae Sinicae Ac Surattenae, Vasis Tabellisque exhibitae, Admiranda; colligente Petro Schenkio cum Privil, Amstelaed, 1702.
- Seidel, Paul: Die Herstellung von Wandteppichen in Berlin, in: Jahrbuch der Königlich Preussischen Kunstsammlungen, 12. Bd., 3. H. (1891), S.137-155.
- Standen, Edith A.: The Story of the Emperor of China: A Beauvais Tapestry Series. In: Metropolitan Museum Journal, Bd.11 (1976), S.103-117.

Die hier vorliegende Folge der vier Tapisserien ist ein beeindruckendes Beispiel der großen Faszination und Leidenschaft europäischer Fürstenhöfe für ostasiatische und somit exotische Themen zu Beginn des 18. Jahrhunderts. Nicht nur die Importe von chinesischen Porzellanen oder kostbaren Seidenstoffen hatten dieses Interesse geweckt. Auch historische Ereignisse wie der Besuch des siamesischen Gesandten im Jahre 1686 am Hofe des Sonnenkönigs Ludwig XIV. in Versailles, befeuerten den Wunsch der herrschenden Schichten einen Teil oder ein Sujet im Stil dieser fremdartig-faszinierenden Welt in ihrem Besitz zu haben.
Ein Resultat dieses Wunsches war, unter anderem, die Entstehung der großen Tapisseriefolge "L'Histoire du Roi de Chine", welche ab ca. 1685-90 in der Manufaktur von Beauvais entstand. Auftraggeber war Louis Auguste I. de Bourbon, Duc du Maine, der legitimierte Sohn von Ludwig XIV. und Madame de Montespan. Diesen insgesamt zehn Bildmotiven wurde ein solch großer Erfolg zuteil, dass sie im Laufe der Jahre mehrfach für illustre Auftraggeber aufgelegt wurden.
Nicht erstaunlich ist daher, dass sich auch andere Manufakturen ein Vorbild an der in Beauvais entstandenen Folge nahmen. So geschehen unter anderem durch die Berliner Tapisseriemanufaktur des Jean I Barraband (1647 - 1709). Dieser hatte sein Handwerk in Aubusson erlernt und war als Hugenotte an den Preußischen Hof gelangt. Gemeinsam mit seinem Sohn Jean II Barraband (1677 - 1725) legte er den Grundstein für eine florierende Manufaktur, welche zunächst exklusiv Aufträge für den preußischen Hof fertigte. Im Jahr 1720 gründete Jean II Barraband gemeinsam mit dem Kaufmann Charles Vigne ein Kompagniegeschäft, welches Letzterer nach dem Tode Barrabands alleine weiterführte. Die Werkstatt lieferte nun auch weit über die Grenzen Preußens, hinaus bis an die Höfe Russlands, Schwedens und Dänemark.
Die erste Tapisseriefolge mit chinoisen Szenen der Manufaktur Barraband entstand in der Zeit um 1714, noch recht eng an den figurenreichen und dicht besetzten Entwürfen aus Beauvais orientiert.
Die späteren Varianten unter der Leitung von Charles Vigne sind deutlich klarer und pointierter in ihrer Erzählform. Sie richten sich nun nach grafischen Vorlagen mit Chinoiserien des, in Amsterdam tätigen Kupferstechers und Verlegers, Peter Schenk d.Ä. (1660-1711). Seine "Picturae Sinicae" wurden im Jahre 1702 veröffentlicht.
Der preußische Hof begeisterte sich sehr für das exotische und imperiale Bildthema. So sind beispielsweise Tapisserien der Folge für die Schlösser Charlottenburg oder Schlobitten belegt. Teils nur noch in Form von Fotografien vor 1942 dokumentiert, zeigen sie eindeutige Übereinstimmungen zu der hier vorliegenden Tapisseriefolge. Vor allem die um 1740/50 datierten Tapisserien aus Schloss Schlobitten weisen außerordentlich vergleichbare, weite Landschaftskulissen mit bizarren Felsformationen und Figurenpaaren auf. Ein weiteres, sehr treffendes Vergleichsbeispiel findet sich bei Heinrich Göbel (3.Teil, Bd.2, Tafel 67a). Die hier aufgeführte und abgebildete Tapisserie zeigt eine nahezu identische, große Audienzszene mit Pavillon, die sich nur in einigen kleineren, wenigen Details unterscheidet. Die im New Yorker Handel dokumentierte Tapisserie unterstreicht die Zuschreibung unserer Tapisseriefolge an Charles Vigne, entstanden nach Entwürfen von Barraband.
Die hier präsentierten Tapisserien aus deutschem Adelsbesitz sind in ihrer Seltenheit eine Ausnahmeerscheinung, Demonstration von Teilhabe an den Geschehnissen der Königshöfe sowie beredtes Zeugnis der Asiaticabegeisterung der Zeit.

Ansprechpartner/Ansprechpartnerin:
Susanne Mehrgardt
Decorative Art
+49 221 92 58 62 400

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