Los 140 | Max Beckmann | Orchideen - Stillleben mit grüner Schale

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Auktionsergebnisse zu: Max Beckmann
BECKMANN, MAX
1884 Leipzig - 1950 New York

Titel: Orchideen - Stillleben mit grüner Schale.
Datierung: 1943.
Technik: Öl auf Leinwand.
Maße: 60 x 90cm.
Bezeichnung: Signiert, bezeichnet und datiert unten rechts: Beckmann A 43.
Rahmen/Sockel: Modellrahmen.

Die Arbeit ist im Online-Werkverzeichnis "Max Beckmann - Catalogue Raisonné der Gemälde" unter der WVZ.-Nr. 628 aufgeführt (628 Orchideen-Stillleben mit grüner Schale – Max Beckmann).

Provenienz:
- Atelier Max Beckmann
- Sammlung Erhard Göpel, Berlin/München (1943 vom Vorherigen erworben)
- Kunstverein Düsseldorf (1950 erworben)
- Bayer AG, Leverkusen (1951 vom Vorherigen erworben)
- Bayer AG, Leverkusen

Ausstellungen:
- Galerie Günther Franke, München 1946
- Städtisches Museum Morsbroich, Leverkusen 1959
- Josef-Haubrich-Kunsthalle, Köln 1984
- Franz Marc Museum, Kochel am See 2013
- Martin-Gropius-Bau, Berlin 2013
- Museo d'Arte, Mendrisio 2018/2019

Literatur:
- Göpel, Barbara und Erhard/Tiedemann, Anja: Max Beckmann. Catalogue Raisonné der Gemälde - www.beckmann-gemaelde.org (letzter Zugriff: 17.12.2024)
- Tiedemann, Anja (Hrsg.): Max Beckmann. Die Gemälde, Bd. 2, Ahlen 2021, WVZ.-Nr. 628, Abb.
- Erhard u. Barbara Göpel: Max Beckmann. Katalog der Gemälde, Bd. 1 u. 2, Bern 1976, WVZ.-Nr. 628, Abb.
- Reifenberg, Benno/Hausenstein, Wilhelm: Max Beckmann, München 1949, WVZ.-Nr. 418 (hier betitelt und datiert mit "Orchideen" 1939)
- Ausst.-Kat. Max Beckmann, Galerie Günther Franke, München 1946
- Ausst.-Kat. Kunstsammler an Rhein und Ruhr, Malerei 1900-1959, Städtisches Museum Morsbroich, Leverkusen 1959
- Ausst.-Kat. Max Beckmann, Josef-Haubrich-Kunsthalle, Köln 1984, S. 230, Kat.-Nr. 50, Abb.
- Farbenfabriken Bayer (Hrsg.): Kunstwerk - Bildende Kunst bei Bayer, Leverkusen 1992, S. 32, Abb.
- Ausst.-Kat. Max Beckmann, Die kleinen Stillleben, Franz Marc Museum, Berlin 2013, S. 83, Abb.
- Ausst.-Kat. Von Beckmann bis Warhol, Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts - Die Sammlung Bayer, Martin-Gropius-Bau, Köln 2013, S. 109, Abb.
- Ausst.-Kat. Max Beckmann, Dipinti, sculture, acquerelli, disegni e grafiche, Museo d'Arte, Mendrisio 2018, S. 83, Kat.-Nr. 21, Abb.


- Entstanden im Amsterdamer Exil
- Meisterhafte Farbgebung durch souveränes Ausspielen der Farbkontraste
- Nimmt die große Tradition der Stillebenmalerei besonders in Holland auf und findet einzigartige moderne Lösungen für diese Bildaufgabe

Im Exil
Unten rechts hat Beckmann das Gemälde in lateinischer Schrift mit "Beckmann" signiert und mit "A 43" bezeichnet. Im Jahr 1943 lebte der Maler im Amsterdamer Exil, wohin er 1937 geflohen war. Der Druck des Nazi-Regimes auf Künstler und Kunst der Moderne war zu groß geworden. In Deutschland hatte Beckmann seine Frankfurter Professur verloren, der Handel mit seinen Bildern stockte. Ausstellungen wurden unmöglich. Sein europaweites Ansehen als einer der führenden Maler seiner Generation verblasste, da er in Holland festsaß. Hier hielt er Verbindung mit einer kleinen Schar von Wohlgesinnten, aber das sonstige Europa und erst recht Amerika waren ihm in diesen Kriegszeiten verschlossen.

Während der Jahre in Amsterdam schuf Beckmann eine Reihe seiner Triptychen, gleichzeitig mit dem Orchideen-Stilleben das Dreiflügelbild "Karneval", das 1942 begonnen und ein Jahr später vollendet wurde. Es entstand im Februar 1943 außerdem das bedeutende Figurenbild "Junge Männer am Meer", das ein frühes Hauptwerk von 1905 gleichen Titels in neuer Fassung vorstellte. Wenig später verarbeitete Beckmann seine Situation im Exil mit dem großen Gemälde "Odysseus und Kalypso".

Werke wie das "Orchideen-Stilleben" bildeten Ruhepunkte in nervöser und gefährlicher Zeit. Es herrschte ein eigentümlicher Rhythmus im Schaffen von Beckmann; denn er arbeitete meistens gleichzeitig an sehr unterschiedlichen Werken, deren Charakter in verschiedene Richtungen weisen konnte. Immer wieder Stilleben, besonders während der Enge der Kriegsjahre.
Auch diese Werke enthielten manchmal Hinweise auf Lektüre, auf Mythologie und Philosophie. Das Orchideen-Stilleben zeigt dagegen einen privaten Charme, weil es eng mit Lebensdaten Beckmanns und seiner Frau Mathilde, genannt Quappi, verwoben ist.

Nah am Leben und doch feierlich entrückt
Als Beckmann am 12. Februar 1942 Geburtstag feierte und 58 Jahre alt wurde, schenkte Quappi ihm Blumen, eine grüne Schale und eine Photographie. Ungefähr ein Jahr später, am 1. Februar 1943, entwarf er das "Orchideen-Stilleben mit grüner Schale". Am 5. Februar, dem Geburtstag von Quappi, erwähnte Beckmann die Arbeit an dem Bild im Tagebuch. Verneigen sich die Orchideen-Rispen dankbar vor der Schale, dem Geschenk Quappis vom 12. Februar 1942? Und grüßen deren Geburtstag? Seine Frau versorgte Beckmann immer wieder mit Blumensträußen, die ihn oft zu seinen Stilleben inspirierten. Sie wusste genau, welche Blüten und Pflanzen ihm gefielen. Orchideen waren oft dabei, genauso wie Tulpen, Strelitzien oder Fingerhut. Es scheint, dass Beckmann in diesem Stilleben eine stumme Zwiesprache anhand der nah beieinander liegenden Geburtstage zwischen sich und Quappi inszeniert hat. Deshalb die ruhige, entspannte Atmosphäre der Komposition, die verstärkt wird durch das grüne Oval der Schale und das Rund des Spiegels an der Rückwand. Allein die Ornamente des Tischtuchs beleben das Arrangement, bleiben mit ihrem Schwarz-Weiß jedoch zurückhaltend. Am linken Bildrand wird die Komposition von einem Architekturteil befestigt, ein Mittel, das Beckmann oft einsetzte. Mit dem Grün der Schale und dem Blau-Violett des Spiegels wählte Beckmann einen Klang der Farben, dem die komplementären Töne des Gelb (zu Violett) und Rot (zu Grün) in den Blumen eine exquisite Steigerung verschaffen. Unter Beckmanns Stilleben nimmt das Stilleben mit der grünen Schale eine besondere Stellung ein, weil es einen privaten Charakter besitzt, geschuldet dem Zusammenhalt des Ehepaares in widriger Zeit.

Ein stetiger Besucher im Amsterdamer Atelier war der Kunsthistoriker Erhard Göpel, ein enger Vertrauter Beckmanns. Dieser kaufte 1949 das Gemälde, das schon 1951 in die Sammlung der Bayer AG Leverkusen einging; eine frühe Beckmann-Erwerbung während die abstrakte Kunst zu dominieren begann.
Prof. Dr. Siegfried Gohr

Ansprechpartner/Ansprechpartnerin:
Hilke Hendriksen
Modern, Post War & Contemporary Art
+49 221 92 58 62 305

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Inventar Nummer: 80374-48