Los 16 | Nicole Eisenman | Ohne Titel

EISENMAN, NICOLE
1965 Verdun

Titel: Ohne Titel.
Datierung: 2007.
Technik: Bleistift und Kohle über Aquarell auf Velin.
Maße: 30,5 x 28cm.
Bezeichnung: Signiert und datiert unten rechts: Nicole Eisenman 2007.
Rahmen/Sockel: Rahmen. Im Rahmen beschrieben.


Provenienz:
- Sammlung Barbara Weiss, Berlin
- Sammlung Kasper König, Berlin

"Kunst muss Widerstand haben"
Als amerikanisch-jüdische Künstlerin mit queerem Hintergrund und deutsch-österreichischen Wurzeln, gilt Nicole Eisenman als starke Vertreterin der Diversität und des Widerstandes gegen konservative Stimmen. Gegenstand ihrer Malerei sind vor allem figurative Darstellungen queerer, oft nicht-binärer Figuren, die mit den kunsthistorischen Traditionen und ewigen Mythen brechen, indem sie diese aus einer meist weiblichen Perspektive, interpretieren.

Untersuchung des männlichen Ideals
Dies lässt sich auch auf das Werk von 2007 übertragen, in dem Eisenman eindeutig auf die Bildsprache von Aquarellund Kohleskizzen der Moderne, wie denen von George Grosz und Otto Dix, zurückgreift. Die von ihr verwendete Kopfbedeckung der männlichen Figur, eine Melone, spielt auf die Zeit der industriellen Revolution an. Der Mann, der bis auf seinen Gehstock, den er wie einen Zepter hält, und einer Melone, unbekleidet ist, wird als Herrscher inszeniert. Er greift nach der weiblichen Figur, die sich neben ihm bückt und ihr Geschlechtsorgan präsentiert. Auf der anderen Seite steht ein kleiner ehrfürchtig zu ihm aufblickender Junge, während sich aus dem Schatten im Hintergrund eine tränenüberströmte Figur herausschält. Wie ein dystopisches Machtspiel eröffnet sich dem Betrachter die satirisch-karikativ zugespitzte Szene, die durch den subtilen Schriftzug "father" auf der Brust des Mannes einen weiteren Höhepunkt erreicht. Mit ihrem Werk hinterfragt und kritisiert die Künstlerin die gesellschaftlich vorgegebene Rolle des Mannes als erfolgreicher Geschäftsmann, als dominater Liebhaber, als absolutistischer Herrscher, als ein dem antiken Vorbild nachempfundenes körperliches Ideal sowie als Vaterfigur.

Skulptur Projekte Münster
2006 wird Eisenman in der von Kasper König konzipierten Ausstellung "Das Achte Feld" im Museum Ludwig gezeigt, wo die Thematiken Transsexualität, Gender und Drag künstlerisch verhandelt werden. 2017 partizipiert die Künstlerin ebenfalls an "Skulptur Projekte Münster" mit einem Brunnen und fünf Figuren, welche in lockeren Posen um das Wasserbecken positioniert sind. "Sketch for a mountain" erfreut sich zu seiner Eröffnung bei den Besuchern zwar großer Beliebtheit, gerät aber aufgrund diskriminierender und rechtsextremer Attacken in die Schlagzeilen. Seit 2021 ist es als Zeichen des Widerstandes gegen Hass und Ausgrenzung wieder öffentlich zugänglich, dank des Engagements des Vereins "Dein Brunnen für Münster" und einer großen Spendenbereitschaft.