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Los 14 | Piero Dorazio | "Prima che il lago geli"

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Auktionsergebnisse zu: Piero Dorazio
DORAZIO, PIERO
1927 Rom - 2005 Perugia

Titel: "Prima che il lago geli".
Datierung: 1958.
Technik: Öl auf Leinwand.
Maße: 99 x 80cm.
Bezeichnung: Signiert und datiert unten rechts: DORAZIO 58. Bezeichnet, signiert, betitelt und datiert verso oben: 2 PIERO DORAZIO "prima che il lago geli" 1958.
Rahmen/Sockel: Atelierleiste.

Zu diesem Werk liegt eine Expertise des archivio piero dorazio, Mailand, vor.

Provenienz:
- Galerie Springer, Berlin (Aufkleber)
- Privatsammlung Süddeutschland

Ausstellungen:
- Kunsthalle zu Kiel, 1982 (Aufkleber)
- Kunstverein Rheinlande und Westfalen Düsseldorf, 1961

Literatur:
- Ausst.-Kat. Piero Dorazio, Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen, Düsseldorf 1961, Kat.-Nr. 38, Abb. (hier mit dem Titel "Ton dèsordre")

- Frühwerk, dass die Hinwendung zu den späteren, schlanken Farbstrukturen bereits andeutet
- Ausgesprochen dichte Komposition, in der sich Striche und Linien zu einer ornamentalen Struktur verbinden und eine tiefe Räumlichkeit entstehen lassen
- Ein Jahr nach Entstehung des Werkes nahm Dorazio als aufstrebender Künstler an der documenta II in Kassel teil und entwickelte sich zum Wegbereiter der abstrakten Kunst in Italien

"Wir lassen aus der zweidimensionalen Oberfläche der Leinwand ein optisches Phänomen entstehen, wir erschaffen ein Bild, das im Betrachter ein Gefühl, eine Empfindung hervorruft; aus all dem entsteht nach und nach ein Problem, ein Urteil, eine Idee, ja wir können sogar sagen, eine Denkweise und eine Geisteshaltung. Erst dann haben wir es mit Kunst zu tun." (Piero Dorazio (1966) zit. nach: Ausst.-Kat. Piero Dorazio, Quadrat Bottrop Moderne Galerie, Bottrop 1982, o. S.)

Aus unendlich vielen Lagen von Pinselstrichen hat Piero Dorazio dieses Gemälde gebaut. Auf den ersten Blick handelt es sich um ein chaotisches Flirren, um eine dicht gewebte All-Over-Struktur, die kein Ende findet und sich über den realen Bildrand hinaus weiterdenken lässt.
Dennoch bekommt das Auge des Betrachters wiederkehrende Strukturen angeboten, an denen es sich orientieren kann. Da sind Parallel-Schraffuren, Winkel, Halbkreise und trotz ihrer vibrierenden Offenheit auch rechteckige Zonen. Ganz nah am Bildrand entlang geführte Pinselstriche fangen die dynamische Komposition ein und verweigern ihr die Grenzenlosigkeit des tatsächlichen All-Over-Paintings.
Auch das verwendete Farbspektrum ist sehr viel reichhaltiger als es zunächst den Anschein hat. In tieferen Lagen blitzen Maisgelb, leuchtendes Rot und Blau auf. Schwarz vermittelt eine graphische Struktur. Diese Farben hat der Künstler eher als feine Linien, teils lasierend dünn aufgetragen, verglichen mit dem sehr hellen Blau, dem Cremeweiß, den Beige- und Grautönen, die die obersten Malschichten bilden. Durch das souveräne Spiel mit "Davor" und "Dahinter" entsteht eine Bildtiefe, ein imaginärer Raum öffnet sich.
Dieses Gemälde markiert eine wichtige Übergangsphase im Schaffen Piero Dorazios. 1958 war der aus Rom stammende Italiener 31 Jahre alt. Zunächst hatte er sich für ein Studium der Architektur entschieden, war aber schon bald seiner Leidenschaft für das Zeichnen in die Malerei gefolgt.
In der zweiten Hälfte der 1940er Jahre galt es auch in der Kunst Italiens erst einmal die durch den Faschismus eng gesetzten Grenzen zu sprengen und einen Anschluss an die Europäische Moderne zu erreichen. Gemeinsam mit anderen Künstlern initiierte Dorazio 1947 in diesem Sinne das "Manifesto del formalismo - FORMA 1". Auch später schaltete er sich immer wieder als Kunsttheoretiker und Journalist in den Diskurs ein und trieb die Idee der Moderne in Italien maßgeblich voran. Dies tat er auch ganz praktisch als Mitgründer der Galerie "Age d'Or" in Rom und Florenz, die internationale Ausstellungen und Publikationen avantgardistischer Künstler förderte.
Zunächst aber setzte sich Dorazio intensiv mit dem präfaschistischen Futurismus auseinander und lernte unter anderem Gino Severini kennen. Dieser öffnet ihm den Zugang zu den arriviertesten Künstlerkreisen, als Dorazio 1947 ein einjähriges Stipendium für einen Paris-Aufenthalt erhielt. Die dort gewonnenen neuen Kontakte und Perspektiven beeinflussten den jungen Künstler ebenso wie ein einjähriger Aufenthalt in den USA, der 1953 mit einer Einladung der Harvard University zu einem internationalen Seminar begann. In New York begegnete Dorazio nicht nur den führenden amerikanischen abstrakten Expressionisten wie Robert Motherwell, Mark Rothko oder Willem de Kooning, hier hatte er auch seine erste Einzelausstellung.
Sein Stil entwickelt sich in dieser Zeit, Anfang der 1950er Jahre, immer mehr von großen, scharf abgegrenzten, farbigen Formen, die einen konstruktivistischen Einfluss erkennen lassen, hin zu einer Vielzahl eher organischer, die Leinwand füllenden Farbflächen. Diese einzelnen, in den Konturen mehr und mehr aufbrechenden Elemente rücken immer enger zusammen und die Komposition verdichtet sich zu dem "Gewebe", wie wir es in diesem Gemälde von 1958 sehen.
Im nächsten Entwicklungsschritt wird Piero Dorazio den malerischen Gestus reduzieren und die Handschrift zunehmend negieren. Aus Linien werden Strahlen, die in ganz dichten, netzartigen Strukturen in vielen Lagen den Bildraum füllen. Diese farbintensiven Gitterstrukturen werden über Jahre Dorazios vorherrschende, immer neu variierte Bildsprache.
Raum, Licht und Farbe waren die Hauptthemen in Piero Dorazios späteren konkreten Kunstwerken. In diesem intensiven Gemälde ist dieses Interesse des Künstlers schon deutlich zu erahnen.

Ansprechpartner/Ansprechpartnerin:
Hilke Hendriksen
Modern, Post War & Contemporary Art
+49 221 92 58 62 305

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Inventar Nummer: 77474-1