Modern | Post War | Contemporary | Galerie Thomas | The Jagdfeld Collection
| Auktion | 03.12.2025
| Vorbesichtigung:
28.11.2025 -
01.12.2025
Los 58 | Sam Francis | Ohne Titel
Aufrufzeit
03.12.2025 - ca.18:43 Uhr
Taxe
70.000
- 100.000
€
D F
Voraussichtliche Versandkosten
Kostenlose Abholung
Versand nur nach Absprache
EU Versand nur nach Absprache
Internationaler Versand nur nach Absprache
Sie wollen ein Objekt von Sam Francis verkaufen?
Objektbewertung
Experten
Möchten Sie Sam Francis kaufen und zukünftig Angebote erhalten?
Objektbewertung
Experten
Möchten Sie Sam Francis kaufen und zukünftig Angebote erhalten?
FRANCIS, SAM
1923 San Mateo, CA/USA - 1994 Santa Monica, CA/USA
Titel: Ohne Titel.
Datierung: 1959.
Technik: Tempera auf Papier.
Montierung: Auf Leinwand aufgezogen.
Maße: 68 x 51cm.
Rahmen/Sockel: Rahmen.
Dieses Werk ist in der Sam Francis Foundation, Pasadena/CA, unter der Identifikationsnummer SF59-076 gelistet. Es ist auf der offiziellen Internetseite des Künstlers aufgeführt. (www.samfrancisfoundation.com)
Provenienz:
- Galerie Schmela, Düsseldorf
- Privatsammlung Nordrhein-Westfalen (1961 von Vorheriger erworben)
Ausstellungen:
- Kölnischer Kunstverein, 1962 (Aufkleber)
Literatur:
- Ausst.-Kat.Sam Francis, Georges Mathieu, Charles Maussion, Jean Miotte, Jean Paul Riopelle, Kölnischer Kunstverein, Köln 1962, o.S
- Explosiv-gestisches Frühwerk mit einer spannungsvollen Dynamik zwischen Farbe und Raum
- Einflüsse seiner Reisen nach Japan ab 1957 und die Nähe zur Künstlergruppe Gutai werden in diesem Werk deutlich
- Das japanische Konzept des "Ma" und die Maltechnik des "Hatsuboku" spiegeln sich in Francis' eigener, unverwechselbarer Formensprache deutlich wider
Die Heilende Wirkung der Kunst
Sam Francis wird 1923 in San Mateo, Kalifornien, geboren. Sein künstlerischer Weg beginnt aus einer Erfahrung des körperlichen und seelischen Bruchs heraus. 1943 tritt er den U.S. Army Air Corps bei, doch ein schwerer Unfall während eines Übungsmanövers 1944 zwingt ihn, den Militärdienst zu verlassen. Die darauffolgenden Jahre verbringt Francis in verschiedenen Kliniken. In der Zeit der Genesung findet er zur Kunst, zunächst als Ablenkung, schließlich als existenziellen Ausdruck. Nach seiner Rückkehr an die University of California in Berkeley studiert Francis von 1947 bis 1950 bei David Park. Clyfford Still und Jackson Pollock prägen in dieser Zeit sein Verständnis von Farbe und Bewegung. 1950 zieht Francis nach Paris, wo er auf Jean-Paul Riopelle und die Seerosen von Monet trifft und damit auf neue Inspirationsquellen. Seine ersten Einzelausstellungen in Paris, Bern und London verschaffen ihm vor allem in Europa Aufmerksamkeit. 1957 führt ihn eine mehrmonatige Reise nach Asien zu neuen Impulsen: Chinesische und japanische Kunst, insbesondere das Konzept des "Ma", des leeren, aber bedeutungsvollen Raums, werden für ihn zentral.
Das Jahr 1959, aus dem das hier vorgestellte Werk "Ohne Titel" stammt, markiert einen Höhepunkt seiner Karriere: Francis nimmt an mehr als 17 Gruppenausstellungen weltweit teil, darunter die documenta II in Kassel und die Biennale in São Paulo, die ihm endgültig Weltruhm einbringen. In dieser Phase kristallisiert sich ein Stil heraus, der von Spannung und einer tiefen Auseinandersetzung mit der Energie der Farbe geprägt ist.
Die Verheißung der Leere
Das Werk "Ohne Titel" von 1959 steht exemplarisch für diese Phase. Für den Betrachtenden offenbart sich eine vibrierende Bildfläche, die von Farbspritzern und Flecken durchzogen ist. In kräftigen Komplementärfarben verdichten sich Farbinseln an den Rändern, während das Zentrum weiß bleibt, nur gebrochen durch die scheinbar zufällig aufgetragenen, feinen Farbspritzer. Dieses Weiß ist kein bloßer Hintergrund, sondern aktiver Teil der Komposition: Es lässt die kräftigen Farben atmen, verstärkt ihre Leuchtkraft und rhythmisiert die Bildfläche.
Hier wird das Konzept des "Ma" deutlich, jener Zwischenraum, der in der japanischen Ästhetik nicht Leere bedeutet, sondern Potenzial. Francis kehrt die traditionelle Bildordnung um: Die Farbexplosionen rahmen den weißen Raum, geben ihm Gewicht und Bedeutung. Er verschiebt damit die Perspektive: Die Mitte, traditionell Zentrum der Aufmerksamkeit, bleibt weiß, aber sie ist nicht leer. Das Auge wandert von den farbintensiven Zonen am Bildrand in den scheinbaren Hintergrund der Mitte, die zwischen Spannung und Entlastung oszilliert. So entsteht ein Dialog zwischen Dichte und Leere, Bewegung und Stillstand. Das Werk erhält seine Spannung besonders aus dem Gegensatz zur Vorstellung einer symmetrischen, auf die Mitte bezogenen Ordnung. Francis spielt mit dieser Erwartung und dreht sie um, wodurch die Sehgewohnheit des Betrachtenden gestört wird und Raum für eine Balance aus Asymmetrie, Bewegung und rhythmischer Farbverteilung entsteht. Im Kontext seiner Auseinandersetzung mit der japanischen Gutai-Gruppe wird Francis' Umgang mit dem Zufall verständlich. Wie in der Technik des "Hatsuboku", bei der die Tinte scheinbar zufällig auf den Träger gespritzt wird, vertraut er der Geste und der spontanen Bewegung. Doch trotz der Spontaneität ist seine Komposition bewusst strukturiert: Die Farbverteilung schafft ein visuelles Gleichgewicht, das sich aus der Spannung der Gegensätze speist.
Die Farbe selbst ist in Francis' Verständnis kein Werkzeug, sondern Essenz. Francis versteht Farbe als energetische Kraft, als Ausdruck des Lebensflusses. Der Bildträger wird zum Resonanzraum dieser Energie, die aus der Bewegung des Malens entsteht. Die scheinbare Unordnung folgt einer intuitiven Komposition, deren Dynamik aus der Spannung zwischen Rand und Mitte, zwischen Explosion und Ruhe erwächst.
Sophie Ballermann
1923 San Mateo, CA/USA - 1994 Santa Monica, CA/USA
Titel: Ohne Titel.
Datierung: 1959.
Technik: Tempera auf Papier.
Montierung: Auf Leinwand aufgezogen.
Maße: 68 x 51cm.
Rahmen/Sockel: Rahmen.
Dieses Werk ist in der Sam Francis Foundation, Pasadena/CA, unter der Identifikationsnummer SF59-076 gelistet. Es ist auf der offiziellen Internetseite des Künstlers aufgeführt. (www.samfrancisfoundation.com)
Provenienz:
- Galerie Schmela, Düsseldorf
- Privatsammlung Nordrhein-Westfalen (1961 von Vorheriger erworben)
Ausstellungen:
- Kölnischer Kunstverein, 1962 (Aufkleber)
Literatur:
- Ausst.-Kat.Sam Francis, Georges Mathieu, Charles Maussion, Jean Miotte, Jean Paul Riopelle, Kölnischer Kunstverein, Köln 1962, o.S
- Explosiv-gestisches Frühwerk mit einer spannungsvollen Dynamik zwischen Farbe und Raum
- Einflüsse seiner Reisen nach Japan ab 1957 und die Nähe zur Künstlergruppe Gutai werden in diesem Werk deutlich
- Das japanische Konzept des "Ma" und die Maltechnik des "Hatsuboku" spiegeln sich in Francis' eigener, unverwechselbarer Formensprache deutlich wider
Die Heilende Wirkung der Kunst
Sam Francis wird 1923 in San Mateo, Kalifornien, geboren. Sein künstlerischer Weg beginnt aus einer Erfahrung des körperlichen und seelischen Bruchs heraus. 1943 tritt er den U.S. Army Air Corps bei, doch ein schwerer Unfall während eines Übungsmanövers 1944 zwingt ihn, den Militärdienst zu verlassen. Die darauffolgenden Jahre verbringt Francis in verschiedenen Kliniken. In der Zeit der Genesung findet er zur Kunst, zunächst als Ablenkung, schließlich als existenziellen Ausdruck. Nach seiner Rückkehr an die University of California in Berkeley studiert Francis von 1947 bis 1950 bei David Park. Clyfford Still und Jackson Pollock prägen in dieser Zeit sein Verständnis von Farbe und Bewegung. 1950 zieht Francis nach Paris, wo er auf Jean-Paul Riopelle und die Seerosen von Monet trifft und damit auf neue Inspirationsquellen. Seine ersten Einzelausstellungen in Paris, Bern und London verschaffen ihm vor allem in Europa Aufmerksamkeit. 1957 führt ihn eine mehrmonatige Reise nach Asien zu neuen Impulsen: Chinesische und japanische Kunst, insbesondere das Konzept des "Ma", des leeren, aber bedeutungsvollen Raums, werden für ihn zentral.
Das Jahr 1959, aus dem das hier vorgestellte Werk "Ohne Titel" stammt, markiert einen Höhepunkt seiner Karriere: Francis nimmt an mehr als 17 Gruppenausstellungen weltweit teil, darunter die documenta II in Kassel und die Biennale in São Paulo, die ihm endgültig Weltruhm einbringen. In dieser Phase kristallisiert sich ein Stil heraus, der von Spannung und einer tiefen Auseinandersetzung mit der Energie der Farbe geprägt ist.
Die Verheißung der Leere
Das Werk "Ohne Titel" von 1959 steht exemplarisch für diese Phase. Für den Betrachtenden offenbart sich eine vibrierende Bildfläche, die von Farbspritzern und Flecken durchzogen ist. In kräftigen Komplementärfarben verdichten sich Farbinseln an den Rändern, während das Zentrum weiß bleibt, nur gebrochen durch die scheinbar zufällig aufgetragenen, feinen Farbspritzer. Dieses Weiß ist kein bloßer Hintergrund, sondern aktiver Teil der Komposition: Es lässt die kräftigen Farben atmen, verstärkt ihre Leuchtkraft und rhythmisiert die Bildfläche.
Hier wird das Konzept des "Ma" deutlich, jener Zwischenraum, der in der japanischen Ästhetik nicht Leere bedeutet, sondern Potenzial. Francis kehrt die traditionelle Bildordnung um: Die Farbexplosionen rahmen den weißen Raum, geben ihm Gewicht und Bedeutung. Er verschiebt damit die Perspektive: Die Mitte, traditionell Zentrum der Aufmerksamkeit, bleibt weiß, aber sie ist nicht leer. Das Auge wandert von den farbintensiven Zonen am Bildrand in den scheinbaren Hintergrund der Mitte, die zwischen Spannung und Entlastung oszilliert. So entsteht ein Dialog zwischen Dichte und Leere, Bewegung und Stillstand. Das Werk erhält seine Spannung besonders aus dem Gegensatz zur Vorstellung einer symmetrischen, auf die Mitte bezogenen Ordnung. Francis spielt mit dieser Erwartung und dreht sie um, wodurch die Sehgewohnheit des Betrachtenden gestört wird und Raum für eine Balance aus Asymmetrie, Bewegung und rhythmischer Farbverteilung entsteht. Im Kontext seiner Auseinandersetzung mit der japanischen Gutai-Gruppe wird Francis' Umgang mit dem Zufall verständlich. Wie in der Technik des "Hatsuboku", bei der die Tinte scheinbar zufällig auf den Träger gespritzt wird, vertraut er der Geste und der spontanen Bewegung. Doch trotz der Spontaneität ist seine Komposition bewusst strukturiert: Die Farbverteilung schafft ein visuelles Gleichgewicht, das sich aus der Spannung der Gegensätze speist.
Die Farbe selbst ist in Francis' Verständnis kein Werkzeug, sondern Essenz. Francis versteht Farbe als energetische Kraft, als Ausdruck des Lebensflusses. Der Bildträger wird zum Resonanzraum dieser Energie, die aus der Bewegung des Malens entsteht. Die scheinbare Unordnung folgt einer intuitiven Komposition, deren Dynamik aus der Spannung zwischen Rand und Mitte, zwischen Explosion und Ruhe erwächst.
Sophie Ballermann
Ansprechpartner/Ansprechpartnerin:
Los ausdrucken | Los empfehlen |
Hinweise zum Los
Differenzbesteuerung, MwSt. enthalten, gem. § 25a UStG nicht ausweisbar, nicht erstattbar
32% Aufgeld auf den Zuschlagspreis
32% Aufgeld auf den Zuschlagspreis
Folgerechtabgabe
zzgl. Folgerechtabgabe von 1,5% auf den Hammerpreis bis zu 200.000 €
Voraussichtliche Versandkosten für dieses Los:
Absprache nach der Auktion.
Verwandte Werke in der Auktion
Sam Francis USA Informel Abstrakter Expressionismus Nouvelle École de Paris Nachkriegskunst Unikate 1950er Rahmen Abstrakt Papierarbeit Tempera
Sam Francis USA Informel Abstrakter Expressionismus Nouvelle École de Paris Nachkriegskunst Unikate 1950er Rahmen Abstrakt Papierarbeit Tempera
Inventar Nummer: 82152-39