Los 21 | Ulrich Rückriem | Vier Jahreszeiten

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Auktionsergebnisse zu: Ulrich Rückriem
RÜCKRIEM, ULRICH
1938 Düsseldorf

Titel: Vier Jahreszeiten.
Untertitel: Wandrelief, 4-teilig.
Datierung: 1986.
Technik: Granit bleu de Vire (Normandie), gespalten, geschnitten, zur ursprünglichen Form wieder zusammengesetzt.

a) 200 x 205 x 26,5 cm (7 Teile)
b) 212 x 205 x 30,5 cm (7 Teile)
c) 202 x 202 x 33 cm (6 Teile)
d) 206 x 203 x 32 cm (6 Teile)
Gewicht jeweisl ca. 2,5 t

Das Werk kann nach vorheriger Terminvereinbarung in einem Lager bei Köln besichtigt werden.

Provenienz:
- Privatsammlung Nordrhein-Westfalen

Ausstellungen:
- Museum Abteiberg Mönchengladbach, 1987
- Museum Abteiberg Mönchengladbach, 2009

Literatur:
- Ausst.-Kat. Strange I've Seen That Face Before - Objekt, Gestalt, Phantom, Städtisches Museum Abteiberg Mönchengladbach, Köln 2006, S.68, Abb.
- Kersting, Hannelore: U.R. - Granit bleu de Vire, Gespalten, geschnitten und zur ursprünglichen Form wieder zusammengesetzt ("Vier Jahreszeiten") 1986, Besucherblätter des Städtischen Museums Abteiberg Mönchengladbach 1997
- Ausst.-Kat. Luis Jacob, 7 Pictures of Nothing Repeated Four Times, In Gratitude, Museum Abteiberg Mönchengladbach, Köln 2009, S. 15, Abb. Nr.23
- Stemmler, Dierk: Städtisches Museum Abteiberg Mönchengladbach, Berichte aus westdeutschen Museen, in: Wallraf-RichartzJb, Bd.L, Köln 1989, S.389
- Junkers, Claudia: Die Geschichte der Kunst wird von der Erfindung getrieben; Von der Klassischen Moderne bis zur Gegenwart, Teil II, in: immer am Ball, Mönchengladbacher Seniorenzeitschrift, Heft 185, August 2008, S.14, Abb.
- Stemmler, Dierk: Städtisches Museum Abteiberg Mönchengladbach, Berichte aus westdeutschen Museen, in: Wallraf-Richartz Jb, Bd.LI, Köln 1990, S.387f, Abb.

- Rückriem zählt zu den bedeutenden Vertretern der deutschen Minimal Art
- Monumentale Installation von musealer Qualität
- Kann sowohl als Innen- wie auch Außenrauminstallation aufgestellt werden
- Der Künstler ist in renommierten öffentlichen Sammlungen vertreten, u.a. Hamburger Bahnhof, Berlin, Museum für Moderne Kunst, Frankfurt a.M., Tate Britain, London

Das Handwerk als Grundlage
Bevor der gebürtige Düsseldorfer Ulrich Rückriem beginnt, an der Kölner Werkschule bei Ludwig Gies zu studieren, hat er bereits eine Steinmetzlehre in Düren absolviert. In seiner Jugend ist Rückriem mit der Architekturzeichnung in Berührung gekommen und bricht die künstlerische Ausbildung alsbald ab - das Handwerk sollte die Grundlage für sein späteres künstlerisches Schaffen werden. Zunächst setzt Rückriem seine Fertigkeiten an der Kölner Dombauhütte ein und fertigt auch als selbständiger Steinmetz Grabsteine zum Broterwerb. Die Begegnung mit dem Galeristen Konrad Fischer verhilft dem freien bildhauerischen Werk Rückriems zu weltweiter Bekanntheit. Seit 1966 nimmt er an zahlreichen internationalen Gruppenausstellungen teil, darunter an der documenta 5 (1972), documenta 7 (1982), documenta 8 (1987) und documenta IX (1992), sowie 1978 an der Biennale di Venezia.

"Gespalten, geschnitten, geschliffen und poliert"
Seine charakteristischen, aus einem Steinrohling gewonnenen Steinskulpturen entstehen prozesshaft und sind zugleich Ergebnis einer genauen Planung: "Wenn ich in einem Block eine Skulptur gesehen habe, machte ich eine Zeichnung und dann wurde gespalten, geschnitten, geschliffen und poliert. Das sind die vier Prozesse der Herstellung." (Ulrich Rückriem zit. nach Franziska Leuthäußer, Café Deutschland - Im Gespräch mit der ersten Kunstszene der BRD: Ulrich Rückriem, Städel Museum, 28.11.2017)
Ausgehend von meist quaderförmigen Rohlingen, die er in verschiedenen Steinbrüchen auswählt, legt Ulrich Rückriem eine einfache Grundform fest, die er entsprechend ihrer Platzierung im Raum als freistehende "Stele", "Kubus" oder "Scheibe", bzw. als "Wand-" oder "Bodenrelief" bezeichnet. Nach Bestimmung dieser Grundform zeichnet Rückriem den Entwurf zur Aufteilung des Rohlings, der strengen architektonischen Regeln folgt.
Am Ende dieser für Rückriem spezifischen Vorgehensweise steht eine Skulptur, deren Einzelteile zur ursprünglichen Form des Blocks zusammengefügt werden. An offenen Schnittstellen und dünnen Spalten im Gestein bleiben die Spuren der Einwirkung auf das Material durch Hammer und Eisenkeile oder Kreissäge sichtbar. Sie lassen die einzelnen Bearbeitungsschritte nachvollziehbar werden: "[Es] war das Wichtigste überhaupt. Dass man alles, was ich am Stein mache, lesen kann: Was war das Erste, was war das Zweite, das Dritte und so weiter. Was kam nach der Spaltung, was kam nach dem Schnitt, was kam nach der Fläche." (Ebd.) Die äußerste Reduktion der Form und der Verzicht auf jegliche illusionistische Wirkung sowie auf individuelle künstlerische Handschrift zugunsten maschineller bzw. industrieller Verfahren verbindet Rückriem mit den Künstlern der Minimal Art. Dass für Rückriem der Ort immer Teil der Arbeit ist, rückt ihn in die Nähe der Land Art.

Körperliches Volumen und flächige Zeichnung
Das vorliegende Werk besteht aus vier annähernd quadratischen Blöcken von geringer Tiefe aus Granit bleu de Vire. Dieser aus der Normandie stammende Stein ist meist blaugrau, feinkörnig und reich an Glimmer. Aufgrund seiner Widerstandsfähigkeit lässt er sich vielfach verwenden, etwa zur Herstellung von Gehwegplatten, sowie Statuen und Grabmäler. Häufig als Baumaterial eingesetzt, dient er der Auskleidung von Innen- und Außenbereichen - bis hin zur Pflasterung von Flughäfen. Ohne die natürliche Beschaffenheit des Materials zu verfremden, zerlegt Rückriem die sich nach oben verjüngenden, keilähnlichen Grundformen mit präzise kalkulierten Schnitten in sechs bis sieben Teile. Diese minimalistischen Interventionen folgen klaren konstruktiven Prinzipien zur Strukturierung des jeweiligen Volumens: Über einer Sockelzone sind die Felder wie Gliederungselemente einer Fassade variantenreich angeordnet - möglicherweise eine Anspielung auf die titelgebenden Jahreszeiten. Zugleich führt Rückriem mit den linearen Einschnitten eine Rhythmisierung der Oberfläche durch, die über die lebendige Unebenheit des rostbraunen Steins mit seinen Flecken und Schlieren hinausgeht. Die eindrücklich monumentale Räumlichkeit der Skulptur tritt in ein spannungsvolles Verhältnis zur Flächigkeit einer feinen Aufrisszeichnung, als welche das exakt bemessene Linienraster der Durchbrüche erscheint. Auch die Wechselwirkung zwischen der Einheitlichkeit des massiven, tonnenschweren Korpus und der Vielheit seiner Komponenten nimmt den Blick des Betrachters fordernd in Anspruch.
Bettina Haiss

Ansprechpartner/Ansprechpartnerin:
Marion Scharmann
Modern, Post War & Contemporary Art
+49 221 92 58 62 303

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Inventar Nummer: 80072-1