
Los 5 | Willi Baumeister | Monturi, Diskus (mit Segmenten)
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BAUMEISTER, WILLI
Stuttgart 1889 - 1955
Titel: Monturi, Diskus (mit Segmenten).
Datierung: 1954.
Technik: Öl, Kunstharz und Sand auf Hartfaserplatte.
Maße: 185 x 129cm.
Bezeichnung: Signiert und datiert unten rechts: Baumeister 3 54. Verso unten mit Stempel versehen: atelier willi baumeister.
Rahmen/Sockel: Modellrahmen.
Provenienz:
- Nachlass Willi Baumeister
- Galerie Michael Hertz, Bremen
- Unternehmenssammlung Deutschland (1981 von Vorheriger erworben)
Ausstellungen:
- Galerie Beyeler, Basel 1978
- Leonard Hutton Galleries, New York 1978/79
- Württembergischer Kunstverein, Stuttgart 1979 (Aufkleber)
Literatur:
- Beye, Peter/Baumeister, Felicitas: Willi Baumeister - Werkkatalog der Gemälde II, Ostfildern Ruit 2002, WVZ.-Nr. 2004, Abb. (hier abweichend betitelt: Monturi mit Segmenten)
- Grohmann, Will: Willi Baumann - Leben und Werk, Köln 1963, WVZ.-Nr. 1546, Abb.
- Ausst.-Kat. Baumeister, Galerie Beyeler, Basel 1978, Kat.-Nr. 42
- Ausst.-Kat. Willi Baumeister, Leonard Hutton Galleries, New York 1978/79, S. 29, Kat.-Nr. 21, Abb.
- Ausst.-Kat. Willi Baumeister 1945-1955, Württembergischer Kunstverein, Stuttgart 1979, S. 137, Kat.-Nr. 51
- Baumeisters Werk hat die Weiterentwicklung der abstrakten Kunst nach 1945 entscheidend vorangetrieben
- Heitere Komposition mit hoher poetischer Aussagekraft
- Ausdruck von Baumeisters Erkundungen des Unbekannten und Unbegreiflichen
Das Unbekannte in der Kunst
In seinem Buch "Das Unbekannte in der Kunst", das zwischen 1943 und 1944 verfasst und 1947 veröffentlicht wird, bereitet Willi Baumeister die Grundlagen für einen Neuanfang der Kunst. Aus der inneren Emigration formuliert er seine Vision einer Erlösung der Kunst: "Der originale Künstler verlässt das Bekannte und das Können. Er stößt bis zum Nullpunkt vor. Hier beginnt sein hoher Zustand." (Baumeister, Willi: Das Unbekannte in der Kunst, 3. überarb. Auflage, Köln 1988, S. 138) Baumeister, dessen künstlerisches Werk die Weiterentwicklung der abstrakten Kunst nach 1945 entscheidend vorantreibt, zählt zu den bedeutendsten Künstlern der deutschen Nachkriegsmoderne. Kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs verteidigt er zeitgenössische Tendenzen der Gegenstandslosigkeit gegen den Vorwurf vom "Verlust der Mitte" (Hans Sedlmayr). Nach seiner Auffassung einer absoluten, von jeder Abhängigkeit und Zielgerichtetheit entbundenen Kunst, entspringt das wahre Kunstwerk dem vitalen Forscherdrang des Künstlers, der aus einem unbedingten Lebenswillen heraus notwendig wird.
Lebenslange Entdeckungsreise
Der originale Künstler setzt am Nullpunkt seiner Existenz an, lässt Erfahrung und Anwendung hinter sich. Er begibt sich ohne Vorbild, gleichsam blind, auf die Suche, um zu finden - und ist sich dabei ständig auf der Spur. In seiner lebenslangen Entdeckungsreise strebt Baumeister, der 1955 im Atelier während der Arbeit an einem Werk verstirbt, unermüdlich danach, dem Unsichtbaren und Unbegreiflichen Ausdruck zu verleihen.
Für Baumeister ist die Auseinandersetzung mit dem Schöpfungsprozess zugleich Motivation und Motiv. Seine Werke treten als Äußerungen einer Dynamik kreativer Kräfte in Erscheinung. In ihnen fallen mikroskopische und makrokosmische Erscheinungsformen zusammen in einer universellen Metamorphose der Kunst. Diese stets offene Herangehensweise und ihre Offenbarungen zeichnet vor allem Baumeisters letzte Werke aus. So folgen die künstlerischen Formerfindungen der zwischen 1953 und dem Todesjahr des Künstlers entstandenen, zugleich kontrastierenden und komplementären Serien "Monturi" und "Montaru" dem Antrieb fortdauernder Genese und permanenter Entfaltung. Mit den titelgebenden Wortschöpfungen ergänzt er seine rein abstrakten Formen auf einer lautmalerischen Ebene, in der Klänge die Bildwirkung unterstreichen.
Existenzielle Strukturen und "immer neue Formungen"
Den zentralen Anziehungspunkt von "Monturi, Diskus (mit Segmenten)" von 1954 bildet eine weiße kreisförmige Fläche; am unteren Bildrand ist eine weitere, angeschnittene Scheibe angelegt. Wie zwei sich umkreisende Himmelskörper, deren unregelmäßige Konturen an die eruptive Oberfläche der Sonne denken lassen, schweben sie auf dem hellbeigen, mit Sand angemischten Grund. Auf dem oberen Rand des prominenten Runds, balanciert eine zarte Figur wie ein Vogel mit ausgebreiteten Flügeln. Schwarze Linien bewegen sich tastend über die Bildfläche, filigran wie Fäden. Im Gegensatz zu den losen, unbestimmten graphischen Setzungen vermitteln die farbigen Segmente einen Eindruck von Gegenständlichkeit oder Materialität: Wie Papierausrisse durchbrechen sie collageartig die einheitlich weißen Bereiche.
Die heitere Komposition ergibt sich aus dem bewegten Zusammenspiel sich austarierender Elemente und Spannungsfelder. Gegensätze wie Positiv - Negativ, Schwarz - Weiß, Farbe - Form, Fläche - Linie sind existenzielle Strukturen, die auf den Entwurf einer künstlerischen Ordnung, einem Weltbild gleich, verweisen. Sie behaupten sich als Manifestationen von Baumeisters Erkundungen "immer neuer Formungen, aus denen die Welt des Sichtbaren unsichtbar besteht." (ebd. S. 138)
Gegenständliche Andeutungen eröffnen freie Assoziationsspielräume, erinnern an die primitive Organisation von Zellen und Mikroorganismen, aber auch an archaische Urformen. Striche kreuzen und bündeln sich, werden zu Sternen, Haaren oder Federn. Ebenso wie die eigenwillig chiffrenhafte Bildsprache von Joan Miró von einem materiellen wie geistigen Werden und Wandel zeugt, führt auch Baumeister in seinen Werken ein variantenreiches poetisches Vokabular vor, in dem das Bekannte ausgeschaltet wird zugunsten verrätselnd sich durchdringender Kunst- und Lebensformen: Baumeister begreift diese als Zeichen jener schöpferischen Naturkräfte, die dem Unbekannten Gestalt verleihen.
Bettina Haiss.
Stuttgart 1889 - 1955
Titel: Monturi, Diskus (mit Segmenten).
Datierung: 1954.
Technik: Öl, Kunstharz und Sand auf Hartfaserplatte.
Maße: 185 x 129cm.
Bezeichnung: Signiert und datiert unten rechts: Baumeister 3 54. Verso unten mit Stempel versehen: atelier willi baumeister.
Rahmen/Sockel: Modellrahmen.
Provenienz:
- Nachlass Willi Baumeister
- Galerie Michael Hertz, Bremen
- Unternehmenssammlung Deutschland (1981 von Vorheriger erworben)
Ausstellungen:
- Galerie Beyeler, Basel 1978
- Leonard Hutton Galleries, New York 1978/79
- Württembergischer Kunstverein, Stuttgart 1979 (Aufkleber)
Literatur:
- Beye, Peter/Baumeister, Felicitas: Willi Baumeister - Werkkatalog der Gemälde II, Ostfildern Ruit 2002, WVZ.-Nr. 2004, Abb. (hier abweichend betitelt: Monturi mit Segmenten)
- Grohmann, Will: Willi Baumann - Leben und Werk, Köln 1963, WVZ.-Nr. 1546, Abb.
- Ausst.-Kat. Baumeister, Galerie Beyeler, Basel 1978, Kat.-Nr. 42
- Ausst.-Kat. Willi Baumeister, Leonard Hutton Galleries, New York 1978/79, S. 29, Kat.-Nr. 21, Abb.
- Ausst.-Kat. Willi Baumeister 1945-1955, Württembergischer Kunstverein, Stuttgart 1979, S. 137, Kat.-Nr. 51
- Baumeisters Werk hat die Weiterentwicklung der abstrakten Kunst nach 1945 entscheidend vorangetrieben
- Heitere Komposition mit hoher poetischer Aussagekraft
- Ausdruck von Baumeisters Erkundungen des Unbekannten und Unbegreiflichen
Das Unbekannte in der Kunst
In seinem Buch "Das Unbekannte in der Kunst", das zwischen 1943 und 1944 verfasst und 1947 veröffentlicht wird, bereitet Willi Baumeister die Grundlagen für einen Neuanfang der Kunst. Aus der inneren Emigration formuliert er seine Vision einer Erlösung der Kunst: "Der originale Künstler verlässt das Bekannte und das Können. Er stößt bis zum Nullpunkt vor. Hier beginnt sein hoher Zustand." (Baumeister, Willi: Das Unbekannte in der Kunst, 3. überarb. Auflage, Köln 1988, S. 138) Baumeister, dessen künstlerisches Werk die Weiterentwicklung der abstrakten Kunst nach 1945 entscheidend vorantreibt, zählt zu den bedeutendsten Künstlern der deutschen Nachkriegsmoderne. Kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs verteidigt er zeitgenössische Tendenzen der Gegenstandslosigkeit gegen den Vorwurf vom "Verlust der Mitte" (Hans Sedlmayr). Nach seiner Auffassung einer absoluten, von jeder Abhängigkeit und Zielgerichtetheit entbundenen Kunst, entspringt das wahre Kunstwerk dem vitalen Forscherdrang des Künstlers, der aus einem unbedingten Lebenswillen heraus notwendig wird.
Lebenslange Entdeckungsreise
Der originale Künstler setzt am Nullpunkt seiner Existenz an, lässt Erfahrung und Anwendung hinter sich. Er begibt sich ohne Vorbild, gleichsam blind, auf die Suche, um zu finden - und ist sich dabei ständig auf der Spur. In seiner lebenslangen Entdeckungsreise strebt Baumeister, der 1955 im Atelier während der Arbeit an einem Werk verstirbt, unermüdlich danach, dem Unsichtbaren und Unbegreiflichen Ausdruck zu verleihen.
Für Baumeister ist die Auseinandersetzung mit dem Schöpfungsprozess zugleich Motivation und Motiv. Seine Werke treten als Äußerungen einer Dynamik kreativer Kräfte in Erscheinung. In ihnen fallen mikroskopische und makrokosmische Erscheinungsformen zusammen in einer universellen Metamorphose der Kunst. Diese stets offene Herangehensweise und ihre Offenbarungen zeichnet vor allem Baumeisters letzte Werke aus. So folgen die künstlerischen Formerfindungen der zwischen 1953 und dem Todesjahr des Künstlers entstandenen, zugleich kontrastierenden und komplementären Serien "Monturi" und "Montaru" dem Antrieb fortdauernder Genese und permanenter Entfaltung. Mit den titelgebenden Wortschöpfungen ergänzt er seine rein abstrakten Formen auf einer lautmalerischen Ebene, in der Klänge die Bildwirkung unterstreichen.
Existenzielle Strukturen und "immer neue Formungen"
Den zentralen Anziehungspunkt von "Monturi, Diskus (mit Segmenten)" von 1954 bildet eine weiße kreisförmige Fläche; am unteren Bildrand ist eine weitere, angeschnittene Scheibe angelegt. Wie zwei sich umkreisende Himmelskörper, deren unregelmäßige Konturen an die eruptive Oberfläche der Sonne denken lassen, schweben sie auf dem hellbeigen, mit Sand angemischten Grund. Auf dem oberen Rand des prominenten Runds, balanciert eine zarte Figur wie ein Vogel mit ausgebreiteten Flügeln. Schwarze Linien bewegen sich tastend über die Bildfläche, filigran wie Fäden. Im Gegensatz zu den losen, unbestimmten graphischen Setzungen vermitteln die farbigen Segmente einen Eindruck von Gegenständlichkeit oder Materialität: Wie Papierausrisse durchbrechen sie collageartig die einheitlich weißen Bereiche.
Die heitere Komposition ergibt sich aus dem bewegten Zusammenspiel sich austarierender Elemente und Spannungsfelder. Gegensätze wie Positiv - Negativ, Schwarz - Weiß, Farbe - Form, Fläche - Linie sind existenzielle Strukturen, die auf den Entwurf einer künstlerischen Ordnung, einem Weltbild gleich, verweisen. Sie behaupten sich als Manifestationen von Baumeisters Erkundungen "immer neuer Formungen, aus denen die Welt des Sichtbaren unsichtbar besteht." (ebd. S. 138)
Gegenständliche Andeutungen eröffnen freie Assoziationsspielräume, erinnern an die primitive Organisation von Zellen und Mikroorganismen, aber auch an archaische Urformen. Striche kreuzen und bündeln sich, werden zu Sternen, Haaren oder Federn. Ebenso wie die eigenwillig chiffrenhafte Bildsprache von Joan Miró von einem materiellen wie geistigen Werden und Wandel zeugt, führt auch Baumeister in seinen Werken ein variantenreiches poetisches Vokabular vor, in dem das Bekannte ausgeschaltet wird zugunsten verrätselnd sich durchdringender Kunst- und Lebensformen: Baumeister begreift diese als Zeichen jener schöpferischen Naturkräfte, die dem Unbekannten Gestalt verleihen.
Bettina Haiss.
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Inventar Nummer: 79360-5