
Los 6 | Max Ernst | L'Oiseau Janus
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ERNST, MAX
1891 Brühl - 1976 Paris
Titel: L'Oiseau Janus.
Datierung: 1974 (Entwurf).
Technik: Bronze.
Maße: 44 x Ø 23cm.
Bezeichnung: Signiert und bezeichnet auf der oberen Standfläche: max ernst epr. d'essai.
Gießerstempel: Darunter Gießerstempel: A. Valsuani Cire Perdu.
Exemplar: épreuve d'essai.
Dieses Werk stammt aus einer Auflage von 20 Exemplaren, 8 épreuves d'artiste und einigen épreuves d'essai.
Provenienz:
- Privatsammlung Nordrhein-Westfalen
Literatur:
- Vgl. Kaufmann, Susanne: Im Spannungsfeld von Fläche und Raum. Studien zur Wechselwirkung von Malerei und Skulptur im Werk von Max Ernst, Weimar 2003, Nr. 104
- Vgl. Pech, Jürgen: Max Ernst. Plastische Werke, Köln 2005, S. 208-211, Abb.
- Die Bronze gehört zu den wichtigsten Skulpturen aus dem Spätwerk des Künstlers
- Beeindruckende Dichte der künstlerischen Ideen Max Ernsts gebündelt in einer Plastik
- Weitreichende kunsthistorische Bezüge bis hin zu den Anfängen des Surrealismus
Max Ernst - Ein Jahrhundertkünstler
Max Ernst prägt die Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts wie kaum ein anderer Künstler. Ausgehend von seiner 1911 entstandenen Freundschaft zu August Macke und der großen Anerkennung, die er für seine ersten Werke durch den Freundeskreis Mackes erfährt, beschließt Ernst sich ohne akademische Ausbildung der Malerei zuzuwenden. Besonders Künstler wie Vincent Van Gogh und Caspar David Friedrich, die mit den traditionellen Sehgewohnheiten der Malerei brechen und so das Zeitalter der modernen Kunst einläuten, üben eine große Faszination auf den Autodidakten Ernst aus.
Nachdem er 1919 - unter anderem gemeinsam mit Hans Arp - an der Gründung der DADA-Gruppe in Köln maßgeblich beteiligt ist, wandert er 1922 endgültig nach Frankreich aus, um sich dort den Surrealisten um André Breton anzuschließen. Nachdem Ernst in Köln mit der DADA-Gruppe bereits avantgardistische und radikale Kunst geschaffen hat, fasziniert ihn am Surrealismus besonders die Betonung des Unbewussten, des Traumhaften und des Irrationalen.
Der Surrealismus & Freud: Eine kreative Allianz
Der Surrealismus formiert sich ausgehend vom Dadaismus als künstlerische Reaktion auf die Schrecken des Ersten Weltkriegs. Die surreale Plastik soll dabei kein realitätsgetreues Abbild darstellen, sondern die Tür zur freien Assoziation öffnen - ein Konzept, welches eng mit der Freud'schen Psychoanalyse verbunden ist. Ausgehend von Freuds Annahme, dass sich im Unterbewussten Ängste, Träume und Triebe materialisieren, ist es erklärtes Ziel des Surrealismus über Kunst einen Zugang zu dieser Bewusstseinsebene zu schaffen. Surrealistische Skulptur wird so zur Bühne, auf der Freuds Konzepte körperlich in Szene gesetzt werden.
Der Janus-Vogel
Die 1974 entstandene Arbeit "L'Oiseau Janus" von Max Ernst zählt zu den herausragenden Plastiken aus dem Spätwerk des Künstlers und darf als direkte Fortführung von Giacomettis Scheibenplastiken aus den späten 1920er Jahren verstanden werden (Abb. 1). Giacomettis reliefartige Scheibenplastiken brechen mit der klassischen bildhauerischen Tradition, laden sie mit psychischen, symbolischen und surrealen Inhalten auf und eröffnen völlig neue Wege, über Form, Fläche und Bedeutung nachzudenken.
Die vorliegende Arbeit weist eine Vielzahl von Bezügen zu den künstlerischen Ideen Ernsts auf und kann so als zentrales Ergebnis jahrzehntelanger Auseinandersetzung künstlerischer Grundfragen gelesen werden. Das Vogelmotiv spielt im Oeuvre des Künstlers eine zentrale Rolle und wird hier in der traditionellen doppelgesichtigen Darstellungsweise des römischen Gottes Janus, der für den Anfang und das Ende steht, umgesetzt. Ausgehend von einem Erlebnis in der Kindheit des Künstlers - ein vom jungen Max Ernst sehr geliebter Vogel verstarb im Zeitraum der Geburt seiner jüngeren Schwester - findet das Motiv des Vogels als Symbol für den Kreislauf des Lebens und die unbestreitbare Verflochtenheit von Leben und Tod immer wieder Einzug in die Arbeiten des Künstlers.
Die beiden Ansichten der Arbeit "L'Oiseau Janus" zeigen Darstellungen von Mann und Frau, deren primäre Geschlechtsmerkmale vom Künstler durch stilisierte Tierformen dargestellt werden. Ernst verwendete hierfür Gipsabdrücke, die er mittels überarbeiteter Spielzeugförmchen anfertigt. So entfernt Ernst beispielsweise die Füße des Frosches und schafft eine phallusartige Form, in der die ursprüngliche Tierform aber erhalten bleibt (Abb. 2). Auf der weiblichen Seite deuten zwei Muscheln Brüste an. Besonders deutlich wird in der vorliegenden Arbeit die additive Arbeitsweise Ernsts, bei der das Gesamtobjekt aus mehreren individuellen Einzelobjekten konstruiert wird.
In "L'Oiseau Janus" kommen so alle wichtigen inhaltlichen Punkte Max Ernsts künstlerischer Position zur Geltung: Die Gegenüberstellung von Mann und Frau, der Vogel als Symbol der universellen Verflochtenheit von Tod und Leben, sowie der formale Rückbezug auf die revolutionären Scheibenplastiken Giacomettis bündeln sich in der vorliegenden Arbeit zu einer wunderbar reinen Konzentration surrealistischer Skulptur.
1891 Brühl - 1976 Paris
Titel: L'Oiseau Janus.
Datierung: 1974 (Entwurf).
Technik: Bronze.
Maße: 44 x Ø 23cm.
Bezeichnung: Signiert und bezeichnet auf der oberen Standfläche: max ernst epr. d'essai.
Gießerstempel: Darunter Gießerstempel: A. Valsuani Cire Perdu.
Exemplar: épreuve d'essai.
Dieses Werk stammt aus einer Auflage von 20 Exemplaren, 8 épreuves d'artiste und einigen épreuves d'essai.
Provenienz:
- Privatsammlung Nordrhein-Westfalen
Literatur:
- Vgl. Kaufmann, Susanne: Im Spannungsfeld von Fläche und Raum. Studien zur Wechselwirkung von Malerei und Skulptur im Werk von Max Ernst, Weimar 2003, Nr. 104
- Vgl. Pech, Jürgen: Max Ernst. Plastische Werke, Köln 2005, S. 208-211, Abb.
- Die Bronze gehört zu den wichtigsten Skulpturen aus dem Spätwerk des Künstlers
- Beeindruckende Dichte der künstlerischen Ideen Max Ernsts gebündelt in einer Plastik
- Weitreichende kunsthistorische Bezüge bis hin zu den Anfängen des Surrealismus
Max Ernst - Ein Jahrhundertkünstler
Max Ernst prägt die Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts wie kaum ein anderer Künstler. Ausgehend von seiner 1911 entstandenen Freundschaft zu August Macke und der großen Anerkennung, die er für seine ersten Werke durch den Freundeskreis Mackes erfährt, beschließt Ernst sich ohne akademische Ausbildung der Malerei zuzuwenden. Besonders Künstler wie Vincent Van Gogh und Caspar David Friedrich, die mit den traditionellen Sehgewohnheiten der Malerei brechen und so das Zeitalter der modernen Kunst einläuten, üben eine große Faszination auf den Autodidakten Ernst aus.
Nachdem er 1919 - unter anderem gemeinsam mit Hans Arp - an der Gründung der DADA-Gruppe in Köln maßgeblich beteiligt ist, wandert er 1922 endgültig nach Frankreich aus, um sich dort den Surrealisten um André Breton anzuschließen. Nachdem Ernst in Köln mit der DADA-Gruppe bereits avantgardistische und radikale Kunst geschaffen hat, fasziniert ihn am Surrealismus besonders die Betonung des Unbewussten, des Traumhaften und des Irrationalen.
Der Surrealismus & Freud: Eine kreative Allianz
Der Surrealismus formiert sich ausgehend vom Dadaismus als künstlerische Reaktion auf die Schrecken des Ersten Weltkriegs. Die surreale Plastik soll dabei kein realitätsgetreues Abbild darstellen, sondern die Tür zur freien Assoziation öffnen - ein Konzept, welches eng mit der Freud'schen Psychoanalyse verbunden ist. Ausgehend von Freuds Annahme, dass sich im Unterbewussten Ängste, Träume und Triebe materialisieren, ist es erklärtes Ziel des Surrealismus über Kunst einen Zugang zu dieser Bewusstseinsebene zu schaffen. Surrealistische Skulptur wird so zur Bühne, auf der Freuds Konzepte körperlich in Szene gesetzt werden.
Der Janus-Vogel
Die 1974 entstandene Arbeit "L'Oiseau Janus" von Max Ernst zählt zu den herausragenden Plastiken aus dem Spätwerk des Künstlers und darf als direkte Fortführung von Giacomettis Scheibenplastiken aus den späten 1920er Jahren verstanden werden (Abb. 1). Giacomettis reliefartige Scheibenplastiken brechen mit der klassischen bildhauerischen Tradition, laden sie mit psychischen, symbolischen und surrealen Inhalten auf und eröffnen völlig neue Wege, über Form, Fläche und Bedeutung nachzudenken.
Die vorliegende Arbeit weist eine Vielzahl von Bezügen zu den künstlerischen Ideen Ernsts auf und kann so als zentrales Ergebnis jahrzehntelanger Auseinandersetzung künstlerischer Grundfragen gelesen werden. Das Vogelmotiv spielt im Oeuvre des Künstlers eine zentrale Rolle und wird hier in der traditionellen doppelgesichtigen Darstellungsweise des römischen Gottes Janus, der für den Anfang und das Ende steht, umgesetzt. Ausgehend von einem Erlebnis in der Kindheit des Künstlers - ein vom jungen Max Ernst sehr geliebter Vogel verstarb im Zeitraum der Geburt seiner jüngeren Schwester - findet das Motiv des Vogels als Symbol für den Kreislauf des Lebens und die unbestreitbare Verflochtenheit von Leben und Tod immer wieder Einzug in die Arbeiten des Künstlers.
Die beiden Ansichten der Arbeit "L'Oiseau Janus" zeigen Darstellungen von Mann und Frau, deren primäre Geschlechtsmerkmale vom Künstler durch stilisierte Tierformen dargestellt werden. Ernst verwendete hierfür Gipsabdrücke, die er mittels überarbeiteter Spielzeugförmchen anfertigt. So entfernt Ernst beispielsweise die Füße des Frosches und schafft eine phallusartige Form, in der die ursprüngliche Tierform aber erhalten bleibt (Abb. 2). Auf der weiblichen Seite deuten zwei Muscheln Brüste an. Besonders deutlich wird in der vorliegenden Arbeit die additive Arbeitsweise Ernsts, bei der das Gesamtobjekt aus mehreren individuellen Einzelobjekten konstruiert wird.
In "L'Oiseau Janus" kommen so alle wichtigen inhaltlichen Punkte Max Ernsts künstlerischer Position zur Geltung: Die Gegenüberstellung von Mann und Frau, der Vogel als Symbol der universellen Verflochtenheit von Tod und Leben, sowie der formale Rückbezug auf die revolutionären Scheibenplastiken Giacomettis bündeln sich in der vorliegenden Arbeit zu einer wunderbar reinen Konzentration surrealistischer Skulptur.
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