Los 24 | Christian Rohlfs | Gebirgsdorf

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Auktionsergebnisse zu: Christian Rohlfs
ROHLFS, CHRISTIAN
1849 Niendorf - 1938 Hagen

Titel: Gebirgsdorf.
Datierung: 1912.
Technik: Öl auf Leinwand.
Maße: 60 x 100cm.
Bezeichnung: Monogrammiert und datiert unten rechts: CR 12.
Rahmen/Sockel: Rahmen.

Provenienz:
- Sammlung H. Commerell, Höfen/Enz
- Galerie Vömel, Düsseldorf
- Privatsammlung
- Privatsammlung Nordrhein-Westfalen

Literatur:
- Vogt, Paul (Hrsg.): Christian Rohlfs - Oeuvre Katalog der Gemälde, Recklinghausen 1978, WVZ.-Nr. 516, Abb.


Rohlfs Stilfindungen
Christian Rohlfs beeindruckt: Durch seine Malerei und durch seine biographische Entwicklung. Genau in der Mitte des 19. Jahrhunderts geboren, ist Christian Rohlfs acht Jahre älter als Lovis Corinth und nur vier Jahre jünger als Max Liebermann. Das ist die Generation, der er zuzurechnen ist. Heute ist Christian Rohlfs als einer der bedeutendsten Expressionisten weltweit bekannt. Die meisten Künstler dieser revolutionären Stilrichtung, die sich in Deutschland nach 1900 entwickelte, waren etwa 30 Jahre jünger als Rohlfs.

Christian Rohlfs ist der Sohn eines norddeutschen Kleinbauern. Als der 14-jährige Junge sich wegen einer Verletzung seines Beines lange schonen muss, versorgt der Arzt ihn mit Zeichenmaterial. Sein Talent wird sichtbar und durch die Förderung und über die Kontakte des Arztes gelangt Christian Rohlfs 1870 zu einem Freiplatz an der Großherzoglichen Kunstschule in Weimar. Medizinische Probleme mit dem bereits erkrankten rechten Bein führen zu einer Amputation, was seine akademische Ausbildung mit Schwerpunkt auf naturalistische Darstellungen, Historien- und Genrethemen verlängert. Allerdings wird seine lockere, das Licht betonende Malweise an der Akademie zu jener Zeit noch kritisch gesehen. 1884 beendet Christian Rohlfs sein Studium und bleibt als freier Künstler in Weimar. Seine Werke - überwiegend Landschaften - sind impressionistisch und werden von den Kritikern geschätzt. Christian Rohlfs gilt als Vertreter der "deutschen Modernen". (Vogt, Paul: Christian Rohlfs. Recklinghausen 1978, S. 13) Die Stadt Weimar ist keine Provinz; auch hier werden Werke französischer Impressionisten gezeigt, die Christian Rohlfs in seiner künstlerischen Entwicklung bestärken.
Vermutlich während eines langen Aufenthaltes in Berlin 1895, lernt der Maler den belgischen Architekten Henry van de Velde kennen. Van de Velde, der wenig später für die Kunstentwicklung in Weimar so wichtig werden wird, bringt Christian Rohlfs 1900 in Kontakt mit dem Hagener Sammler und Mäzen Karl Ernst Osthaus. Der Belgier berät Osthaus bei dessen Planung eines Museums, entwirft die Innenausstattung und gibt dem Sammler entscheidende Impulse hinsichtlich der Internationalität und Aktualität der Sammlung des neuen Folkwang-Museums. Karl Ernst Osthaus lädt Christian Rohlfs 1901 nach Hagen ein, wo er an der Folkwang-Schule die Leitung der Malklasse übernehmen soll. In Hagen macht Christian Rohlfs einen Entwicklungssprung hin zum "dramatischen Impressionismus", wie Ernst-Ludwig Kirchner die sich parallel entwickelnde expressive Kunst der "Brücke"-Gruppe bezeichnet. Farbe wird zum Bedeutungsträger an sich, wird Träger von Emotion und Atmosphäre, bleibt bei Rohlfs aber immer dem Motiv zugeordnet. Der Künstler Christian Rohlfs wird nach seiner stilistischen Wandlung noch einmal anders wahrgenommen und vernetzt sich intensiver im Kunstbetrieb. Er freundet sich mit Emil Nolde an, mit dem er auch eine ähnliche Herkunft teilt. Die beiden prominenten Maler arbeiten teilweise zusammen. Christian Rohlfs trägt den Titel Professor, ist Mitglied der Neuen Sezession und des Sonderbundes, wird Ehrenbürger der Stadt Hagen und Mitglied der Preußischen Akademie der Künste in Berlin. Als erstem lebenden Künstler wird ihm 1929 ein eigenes Museum gewidmet. Dass die Nationalsozialisten auch seine Werke als "entartet" diffamieren und ihm Malverbot erteilen, muss der Künstler, der auf ein so reiches Lebenswerk zurückblicken kann, nur kurz ertragen. Christian Rohlfs stirbt 1938 in seinem Hagener Atelier.

Eine Landschaft - fast ungegenständlich
Drei Berge überragen ein miniaturhaft und ganz summarisch dargestelltes Dorf, genauer eine Kirche und drei Häuser. Etwas entfernt, ebenso weiß wie die Gebäude des Dorfes gibt es zwei weitere nicht benennbare Objekte, vielleicht Ställe? Die menschliche Ansiedlung dient als Maßstab und Kontrast vor dem Felsmassiv, unter weißem Himmel; sie ist umgeben von der dunkelsten Zone des Bildes, dem Schatten im Grund des Tals. Christian Rohlfs hat in diesem Bild gespielt, experimentiert, gearbeitet. Er hat das rote Pigment, anders als meist, hier nicht deskriptiv eingesetzt. Das Blutrot, das er in all seinen Schattierungen, aber vor allem auch in allen Texturen einsetzt, beschreibt hier kein Alpenglühen. Die Berghänge oberhalb des Talschattens erscheinen Blau, mit transparentem und deckendem Weiß akzentuiert. Aber wie der Maler hier die Möglichkeiten der Farbe auslotet, ist grandios, wirkt stellenweise informell. Als Vordergrund wird das rote Pigment deckend eingesetzt, ist aber mit rhythmischem, waagerechtem, zum rechten Rand hin schräg aufsteigendem Strich aufgetragen und lässt dazwischen partiell die Leinwand durchschimmern. Anders der Mittelgrund: Das transparente Rot baut sich in kurzen Pinselstrichen vertikal auf. Dabei hat Rohlfs die Farbe dick, fast braun wirkend aufgetragen und dann weggenommen, wodurch eine lebendige, plastisch wirkende Oberfläche entsteht. Da wird gekratzt, gespachtelt, alles ist erlaubt. Der Himmel, Grau-Weiß, lässt den Pinselstrich erkennen. Ihn hat der Maler nach den Berggipfeln gemalt; in diesem Bild gibt der Himmel den Bergen die Kontur. Paul Vogt schreibt im Werkverzeichnis der Gemälde Christian Rohlfs vom "ungewöhnliche(n) Charakter seiner Bergbilder. Es handelt sich meistens um dieselben Motive, die nicht herkömmlich aufgefasst sind, weil der Maler sie nicht gegenständlich auffasste, sondern in ihnen die Variationsbreite seiner künstlerischen Mittel erprobte. [.] manchmal - und das sind die besten Arbeiten - existieren [die Berge] nur noch als weitgehend abstrahierte Farbformen, in denen kontrastreiche, leuchtende Töne dominieren. Hier hat Rohlfs Gegenstandsunabhängigkeit durch eine rein optisch begründete Abstraktion erreicht, die ihn unmittelbar in die Nachbarschaft der zeitaktuellen internationalen Bestrebungen rückte." (Ebd. S. 17)
Dieses Gemälde lädt ein, mit den Augen darin spazieren zu gehen, die Handschrift des Malers zu erforschen und seine Experimentierfreudigkeit im gereiften Alter von 62 Jahren zu genießen. Es ist ein ungeheuer modernes Stück Malerei aus dem Jahr 1912.

Ansprechpartner/Ansprechpartnerin:
Hilke Hendriksen
Modern, Post War & Contemporary Art
+49 221 92 58 62 305

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Inventar Nummer: 81134-1

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