Los 25 | Franz Radziwill | Landschaft mit Gebirge (Hohes Elbufer bei Blankenese)

Aufrufzeit
04.06.2025 - ca.18:18 Uhr
Taxe
60.000 - 80.000 €
D F
Sie werden während der Auktion angerufen und bieten am Telefon mit. Der Betrag im Feld "Telefongebot" gilt als Reserve-Gebot für den Fall, dass Sie telefonisch nicht erreichbar sind.




Voraussichtliche Versandkosten
Kostenlose Abholung
Versand nur nach Absprache
EU Versand nur nach Absprache
Internationaler Versand nur nach Absprache
Sie wollen ein Objekt von Franz Radziwill verkaufen?
Objektbewertung
Experten

Möchten Sie Franz Radziwill kaufen und zukünftig Angebote erhalten?
Newsletter & Suchkartei
Auktionsergebnisse zu: Franz Radziwill
RADZIWILL, FRANZ
1895 Strohhausen/Wesermarsch - 1983 Wilhelmshaven

Titel: Landschaft mit Gebirge (Hohes Elbufer bei Blankenese).
Datierung: 1921/22.
Technik: Öl auf Leinwand.
Maße: 80 x 86cm.
Bezeichnung: Monogrammiert unten rechts: FR.
Rahmen/Sockel: Modellrahmen.

Dargestellt ist das Hohe Elbufer bei Blankenese, ein Motiv, das der Künstler bereits auf einem Aquarell zeigt und dort benennt (WVZ. Seeba Nr. 2136). Verso das Gemälde "Fünf Personen im Café" von 1922.

Provenienz:
- Galerie Stangl, München
- Privatsammlung Norddeutschland

Ausstellungen:
- Galerie Nierendorf, Berlin 1980
- Kunsthalle Emden, 2011
- Franz Radziwill Haus, Dangast 2020

Literatur:
- Firmenich, Andrea/Schulze, Rainer W.: Franz Radziwill, 1895 bis 1983 - Monographie und Werkverzeichnis, Köln 1995, WVZ.-Nr. 108 und 115, Abb.
- Vgl. Seeba, Wilfried: Franz Radziwill, 1895-1983, Werkverzeichnis der Aquarelle, Zeichnungen und bemalten Postkarten, Oldenburg 2006, WVZ.-Nr. 2136, Abb.
- Ausst.-Kat. Galerie Nierendorf, Berlin 1980, Kat.-Nr. 541, Abb.
- Ausst.-Kat. Franz Radziwill - Meisterwerke aus privaten Sammlungen, Kunsthalle Emden, 2011, o. Kat.-Nr., S. 42, Abb.
- Ausst.-Kat. Franz Radziwill - Inszenierte Bildräume, Franz Radziwill Haus, Dangast 2020, Kat.-Nr. 5, S. 66, Abb.


- Gemälde von singulärer Qualität im Oeuvre des Künstlers
- Die ungewöhnlich freie und schwungvolle Strichführung entfaltet eine betörende Sogwirkung
- Frühes Landschaftsbild, das die Nähe zum Expressionismus zeigt

Franz Radziwill und Dr. Wilhelm Niemeyer
Zu diesem Gemälde gibt es eine aufschlussreiche Äußerung des Malers. Im März 1922 (1921?) schrieb er an den Hamburger Kunsthistoriker Dr. Wilhelm Niemeyer: "Ich quälte mich dieser Tage mit einer Landschaft aus Blankenese ab die mich auf unserem Ausflug mächtig angegriffen hat: die schwarzen Berge oben, unten weißer Schnee mit leichtem Ockersand ins Wasser laufend. Sie muß vor dem ersten Frühling fertig werden sonst geht mir in der Luft viel verloren. [.] Meine Bilder werden jetzt immer einfacher und strenger und glaube hiermit den inneren Kern des Lebens zu finden." (Franz Radziwill zit. nach Wietek; Gerhard: Franz Radziwill - Wilhelm Niemeyer, Dokumente einer Freundschaft, Oldenburg 1990, S.70)
Der gemeinsame Ausflug in das vom Stadtkern Hamburgs etwa 15 km entfernte, direkt an der Elbe liegende Blankenese fand Form und Farbe in Zeichnungen (Abb. 1) und in diesem Gemälde von singulärer Qualität. Der gelehrte Freund hat die im Maler ungeheuer heftig aufbrechende schöpferische Energie, seine innere Glut, sein Feuer erlebt, unmittelbar und unaufhaltsam: "Selten ist es geschehen, daß ein junger Künstler so sicher und leicht den Weg zu sich und seinem Schaffen fand wie Franz Radziwill. [.] Radziwill hat die Uranlage des wahren Malers, daß ihm Farben nicht Darstellungsmittel sind, sondern das eigenste tiefe Leben der Dinge selbst." (Wilhelm Niemeyer zit. nach "Über den Maler Franz Radziwill", in: Kündung I, 3, 1921)
So versammelt sich in diesem Gemälde viel von dem, was den gerade 26-jährigen ausmacht. Für Dr. Wilhelm Niemeyer war Radziwill "Repräsentant einer neuen Generation der Schaffenden." (Ebd.) Schon bald hingen im Hause des Gelehrten acht Gemälde von ihm. Und auch die Hamburger "Brücke"-Passiv-Mitglieder griffen zu. Ein Dokument aus dem Jahre 1924 hält fest, wie viele seiner Gemälde sich in ihren Sammlungen befanden: 27.
"Hamburg ist", so Franz Radziwills Resümee, "die Stadt meines Aufstieges als Maler." (Vgl. Presler, Gerd "Hamburg ist die Stadt meines Aufstiegs als Maler", auf: presler.de) In diesem Umfeld entstand ein Plan, ein kühner Plan: Die "Brücke" - am 27. Mai 1913 zerbrochen - sollte, musste fortgesetzt werden! Und tatsächlich schlossen sie sich erneut zusammen: Hamburger Passiv-Mitglieder (darunter Dr. Rosa Schapire und Dr. Wilhelm Niemeyer, der Oldenburger Jurist Dr. Ernst Beyersdorff), Erich Heckel, Karl Schmidt-Rottluff - und Franz Radziwill. Ihr neuer Name: "Künstlergruppe UFER" (Ebd.). Schon bald zog das jüngste Mitglied auf Bitte und Rat von Karl Schmidt-Rottluff an den Jadebusen: "Franz, ich bin früher viel in Dangast gewesen. Das ist was für Dich!" (mündliche Aussage des Künstlers)

Landschaft mit Gebirge (Hohes Elbufer bei Blankenese)
In der Weite einer flachen, offenen Landschaft unter einem unendlichen Himmel, hineingenommen in die ewigen Rhythmen der Gezeiten aus Ebbe und Flut werden seine Bilder immer einfacher, großzügiger, immer elementarer. Solche Spuren seines nun nur ihm gehörenden Daseins finden sich in diesem Gemälde: Sie führen, wie er selbst schreibt: "in den inneren Kern des Lebens." (Franz Radziwill zit. nach Wietek; Gerhard: Franz Radziwill - Wilhelm Niemeyer, Dokumente einer Freundschaft, Oldenburg 1990, S.70)
Die Rückseite trägt ein überraschendes Werk: In den von Not geplagten Nachkriegsjahren kommt es des Öfteren dazu, dass Malerinnen und Maler ihre kostbare Leinwand beidseitig nutzen. So auch hier: Nach Art eines Interieurs versammeln sich fünf Personen - vier namenlose, gesichtslose Frauen und ein Mann - wie aus den Bildwelten Karl Schmidt-Rottluffs entstiegen. Im Hintergrund rechts ein Landschaftsbild mit liegendem Akt vor einer Gebirgslandschaft, über der ein Clown aus der Märchenwelt Marc Chagalls seinen unbeschwerten, heiteren Tanz aufführt (Abb. 2).
Gerd Presler.

Ansprechpartner/Ansprechpartnerin:
Hilke Hendriksen
Modern, Post War & Contemporary Art
+49 221 92 58 62 305

Los ausdrucken
| Los empfehlen
|

Hinweise zum Los


Differenzbesteuerung, MwSt. enthalten, gem. § 25a UStG nicht ausweisbar, nicht erstattbar

32% Aufgeld auf den Zuschlagspreis


Folgerechtabgabe
zzgl. Folgerechtabgabe von 1,5% auf den Hammerpreis bis zu 200.000 €


Voraussichtliche Versandkosten für dieses Los:
Absprache nach der Auktion.

 


Inventar Nummer: 81131-1

Weitere Lose, die Sie interessieren könnten