Los 15 | Emil Nolde | Stilles Meer

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Auktionsergebnisse zu: Emil Nolde
NOLDE, EMIL
1867 Nolde - 1956 Seebüll

Titel: Stilles Meer.
Technik: Aquarell auf Japan.
Maße: 34 x 47,5cm.
Bezeichnung: Signiert unten rechts: Nolde.
Rahmen/Sockel: Modellrahmen.

Zu diesem Werk liegt eine Echtheitsbestätigung von Wilhelm Grosshennig, Düsseldorf, vom 14.12.1979 sowie eine Bestätigung der Stiftung Seebüll Ada und Emil Nolde, vom 25. März 2025 vor. Es ist dort unter der Nummer Fr.A.659 registriert und wird in ein künftiges Werkverzeichnis der Aquarelle und Zeichnungen aufgenommen.

Provenienz:
- Emil Nolde-Stiftung, Seebüll
- Privatsammlung
- Galerie Wilhelm Grosshennig, Düsseldorf
- Privatsammlung Hamburg (seit 1979)
- Privatsammlung Österreich (durch Erbschaft)


- Wunderbares Spiel mit der Perspektive durch den dominanten Einsatz der Farbe Blau
- Die Verschmelzung von Meer und Himmel zeigt Noldes Nähe zur Abstraktion
- Noldes Darstellungen der norddeutschen See zählen zu den gefragtesten Motiven des Künstlers

Von Hansen zu Nolde
Als Emil Hansen wird in Schleswig-Holstein, vor fast 160 Jahren, ein Junge in eine alteingesessene Bauernfamilie geboren, der - zunächst gegen Widerstände, später auch mit historischen Brüchen - eine Karriere als Künstler mit Weltruhm macht. Ausgebildet zum kunstgewerblichen Holzschnitzer und Möbelzeichner, bekommt der junge Mann 1892 eine Anstellung als Zeichen- und Kunstgewerbelehrer in St. Gallen. Als ihm dort eine selbst verlegte Serie aquarellierter humoristischer Postkarten ein kleines Vermögen einbringt, investiert er dieses in seine Aus- und Weiterbildung als freier Künstler in München und Paris. Anlässlich der Hochzeit mit der Dänin Ada Vilstrup 1902 legt Hansen wie diese seinen Geburtsnamen ab. Nun nennt er sich nach seinem Heimatort "Emil Nolde". Das Paar pendelt zwischen der beschaulichen Ostseeinsel Aalsen und der quirligen Reichshauptstadt Berlin, wo der Künstler nicht nur mit der deutschen, sondern auch mit der internationalen Avantgarde-Kunst in Berührung kommt. In den sich formierenden Künstlergruppen fasst der norddeutsche Maler nicht recht Fuß, doch nach einigen harten Jahren wird die Szene auf ihn aufmerksam; unter Kennern gilt er schon bald als einer der führenden deutschen Expressionisten. Eindrücke bei einer Neu-Guinea-Expedition 1913 öffnen Emil Nolde neue Themenfelder und beeinflussen sein Schaffen nachhaltig. 1916 zieht er mit seiner Frau auf die Nordsee-Seite Schleswigs, die nach dem Krieg zu Dänemark gehören wird. Emil Nolde nimmt nun die Staatsangehörigkeit seiner Frau an, die er sein Leben lang behalten wird.
In den 1920er Jahren wird Emil Nolde einer der bekanntesten und erfolgreichsten deutschen Maler. Museen richten ihm große Ausstellungen aus und kaufen seine Werke an, ebenso die führenden Sammler der Weimarer Republik. Nolde wird Mitglied der Preußischen Akademie der Künste. Er gilt - und sieht sich selbst - als der urdeutsche, nordische Maler, der mit seiner kraftvollen Kunst die Malerei des frühen 20. Jahrhunderts prägt. Umso härter trifft ihn die Ablehnung durch die Nationalsozialisten. Dem Stigma "entartet" von 1937 folgt 1941 das Berufsverbot. Emil Nolde zieht sich in sein großes Haus in Seebüll zurück. Die Nachkriegszeit rehabilitiert den Maler und feiert seine expressiven und farbig leuchtenden Gemälde und Aquarelle. Er beeinflusst junge Künstler der Nachkriegsjahre und zeigt seine Kunst mehrfach auf der Biennale von Venedig sowie auf der documenta 1 in Kassel 1955. Wie wichtig seine Position in Deutschland angesehen wird, zeigt die posthume Berücksichtigung Emil Noldes bei den documenta-Ausstellungen 1959 und 1964.

Himmel trifft Meer
Aquarelle Emil Noldes vermitteln bis heute etwas vom Zauber des Augenblicks ihrer Entstehung. Es war dem Künstler ein Faszinosum, die Entwicklung der Farbe auf dem nassen Papier nur bedingt steuern zu können. War das Blatt nach der ersten Arbeitsphase getrocknet, konnte Emil Nolde dann mit souveränem Pinselstrich die grob angelegte Bildidee interpretierend hervorheben. So hat der Künstler auch bei dem vorliegenden Blatt gearbeitet. Viel Blau, auf der oberen Blatthälfte darüber verteiltes Violett und einige waagerechte Kumulationen in Gelb - am unteren Blattrand eine Schliere Umbra und ein wenig Türkis; mit diesen fünf wässrigen Farben hat Emil Nolde das Blatt zunächst fast völlig bedeckt.

Dann kommt der zweite Schöpfungsakt: Mit dunkelblauer Farbe zeichnet der Maler mit dem Pinsel Konturen auf das inzwischen getrocknete Papier. Eine einfache Linie wird zum Horizont - Himmel und Erde sind geschieden. Schwingende Schattenlinien umgeben die gelben Wolken. Einzeln gesetzte, kürzere Striche deuten die Wellen an, wodurch der Streifen Umbra klar zum Strand wird. Was nun die Meeresfläche ist, bekommt mit leichter, kalligraphischer Hand durch Linien eine Binnenzeichnung. Die vom Zufall gestalteten Farbränder, die auf die waagerechte weiße Zone treffen, wo das Papier unbemalt blieb, werden zum Wellenkamm akzentuiert, und das Weiß wird zum Schaum der ausrollenden Welle. Am Horizont ist gerade noch ein kleines Dampfschiff, als Idee in Dunkelblau, auszumachen. In der farbigen Harmonie von Himmel und Meer kommt dem menschlichen Sein bei Emil Nolde aber nur eine ganz unbedeutende Rolle zu.

Ansprechpartner/Ansprechpartnerin:
Hilke Hendriksen
Modern, Post War & Contemporary Art
+49 221 92 58 62 305

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Inventar Nummer: 80717-1

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