Los 16 | Franz Radziwill | "Saarländische Landschaft" (Saarlandschaft)

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Auktionsergebnisse zu: Franz Radziwill
RADZIWILL, FRANZ
1895 Strohhausen/Wesermarsch - 1983 Wilhelmshaven

Titel: "Saarländische Landschaft" (Saarlandschaft).
Datierung: 1937/40.
Technik: Öl auf Leinwand.
Montierung: Auf Holz aufgezogen.
Maße: 52 x 90,5cm.
Bezeichnung: Signiert und datiert links unten: Franz Radziwill 1940. Sowie verso betitelt und nochmals datiert: Saarländische Landschaft 1937. Hier zudem mit dem Stempel des Künstlers und seiner Werknummer.
Rahmen/Sockel: Modellrahmen.

Franz Radziwill schreibt 1937 in Briefen an Dr. W. Niemeyer mehrfach von einer Reise in die Eifel. Dabei kann er auch einen Abstecher in das Saarland gemacht haben. 1940 sind keine Reisen Radziwills belegt. Es liegt nahe, dass das Werk 1940 im Atelier des Künstlers vollendet wurde. Wir danken Herrn Prof. Dr. Dr. Presler für die freundliche, wissenschaftliche Unterstützung.

Provenienz:
- Privatbesitz
- Hauswedell & Nolte, Hamburg, Auktion 160, 1968, Lot 1142
- Hauswedell & Nolte, Hamburg, Auktion 206, 1975, Lot 1550
- Privatbesitz
- Villa Grisebach, Berlin, Auktion 18, 1991, Lot 42
- Privatsammlung Norddeutschland

Ausstellungen:
- Staatliche Kunsthalle NBGK, Berlin 1981

Literatur:
- Firmenich, Andrea/Schulze, Rainer W.: Franz Radziwill, 1895 bis 1983 - Monographie und Werkverzeichnis, Köln 1995, WVZ.-Nr. 490, Abb. (hier betitelt: Saarlandschaft)
- Ausst.-Kat. Staatliche Kunsthalle NBGK, Berlin 1981, Kat.-Nr. 3
- Liste des Künstlers 4/284


- Entsteht in einer Zeit gegen alle Widerstände, in der der Künstler als "entartet" verfemt wird
- Besonders schönes Landschaftsbild, das Realismus mit Surrealismus verbindet und das Unheilvolle bereits andeutet
- Werke des Künstlers befinden sich in wichtigen öffentlichen Sammlungen u.a. im Museum Folkwang, Essen, in der Nationalgalerie, Berlin und im Lenbachhaus, München

"Ich werde Maler"
Auffällig: Von erhöhtem Standort - dem Fenster eines Turms oder einer Burgterrasse - geht der Blick über eine reich gegliederte Landschaft bis hin zu fernen Bergen. Der fest gefugte Teil einer Mauer am linken Bildrand des Gemäldes stabilisiert eine Komposition, die geprägt ist von zahlreichen schräg ansteigenden Linien, die sich auftürmen und in die Tiefe führen. Rechts ein Gebäude in Aufsicht: Der Maler steht höher - er steht "darüber".
"Saarlandschaft": Ein typisches Werk des Malers, der in jenen großen Zusammenhängen denkt und arbeitet, die das menschliche Leben mit der Natur und ihrer Unendlichkeit verbinden. Immer hält er einen souveränen Abstand zu dem, was auf ihn einstürmt. Eine letzte Unnahbarkeit umgibt ihn und ein nüchternes Urteilsvermögen in allem, was seinen Weg, seine Kunst, sein Leben betrifft, es gehört zu - wie er es nennt - "meinem Wesen". Das beginnt, als er unversehrt aus dem Ersten Weltkrieg zurückkehrt und mit unerschütterlicher Gewissheit entscheidet: "Ich werde Maler!" (mündliche Äußerung des Künstlers)
Das wiederholt sich, als er 1935 seine Professur an der Düsseldorfer Akademie verliert und brotlos auf seine weltabgewandte "Halbinsel der Seligen", Dangast, zurückkehrt. Damals schreibt er an seine Frau (1. Juli 1935): "Ich bin sehr ruhig und sage mir, wer kann wissen wofür dieses alles gut ist. [.] Wenn ich alles dieses übersehe und denke an mein früheres tief in der Malerei wurzelndes Leben, dann bin ich geneigt nicht gegen das Schicksal zu hadern, sondern ich bin innerlich dankbar." Prof. Dr. Eberhardt Schmidt, der 2019 eine präzise "Biografie" vorlegt, spricht von: ". wiedergewonnener Freiheit, sich ganz seiner Malerei widmen zu können." Und zitiert: "Meine Düsseldorfer Zeit war die grausamste meines Lebens." (Franz Radziwill zit. nach Schmidt, Eberhard: Wohin in dieser Welt? Der Maler Franz Radziwill, Halle (Saale), 2019, S.159)
Und noch einmal diese Souveränität: Als 1972 seine Augen versagen und seine Hand keinen geraden Strich mehr ziehen kann, legt er den Pinsel aus der Hand. An einen Freund schreibt er: "Sorge und Last in der letzten Zeit bereiten mir meine Augen. Die wollen nicht mehr so recht und fabrizieren mir zu viel Spinnen." Und kurze Zeit später ergänzt er: "[.] vielleicht werde ich meinen schönen Beruf aufgeben müssen." (Ebd., S. 289) Schließlich lässt er seinen langjährigen Sammler und Freund Dr. med. Düser wissen: "Georg, achthundert Bilder sind genug!"

Neue Wirklichkeiten gestalten
"Saarlandschaft": Das Gemälde entsteht in einer Zeit, die den Künstler in äußerste Bedrängnis, Verfolgung und quälende Nichtachtung verbannt: Als "entarteter Künstler" gebrandmarkt, verliert er 275 Werke, verhöhnt in Ausstellungen, ignoriert in Katalogen und Pressetexten, beschlagnahmt, verurteilt, geradezu verteufelt: "Nicht einmal die Kranken der Psychiatrischen Klinik [.] kamen auf solch vollendet irrsinnige Ideen wie die Herrn Radziwill, Grosz, Kirchner, Nolde, Dix, Schmidt-Rottluff, Freundllch, Klee und Genossen !" (Berliner Landeszeitung zit. nach Schmidt, Eberhard: Wohin in dieser Welt? Der Maler Franz Radziwill, Halle (Saale), 2019, S.192)
Was ihn in dieser persönlichen Gefahr aufrecht hält, ist die letzte Zugehörigkeit zu einer Welt, die nur er betreten kann; in die hinein niemand ihm folgen konnte. Gerhard Wietek schreibt später: Der "Kompromisslosigkeit seines Wesens stand allezeit die Fähigkeit gegenüber [.] neue Wirklichkeiten zu gestalten." (Gerhard Wietek zit. nach Wietek, Gerhard: Begegnungen mit Kunst und Künstlern, Neumünster 1983, S.164)
So ist dieses Gemälde das Zeugnis jener Kraft, die mit unendlicher Souveränität die Kennzeichen großer Kunst gegen alle Widerstände in sich trägt.
Gerd Presler.

Ansprechpartner/Ansprechpartnerin:
Hilke Hendriksen
Modern, Post War & Contemporary Art
+49 221 92 58 62 305

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Inventar Nummer: 81131-2

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