Los 26 | Ernst Wilhelm Nay | Herbst

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Auktionsergebnisse zu: Ernst Wilhelm Nay
NAY, ERNST WILHELM
1902 Berlin - 1968 Köln

Titel: Herbst.
Datierung: 1940.
Technik: Öl auf Leinwand.
Maße: 88 x 115cm.
Bezeichnung: Signiert unten links: E W Nay. Zudem signiert, datiert und bezeichnet verso auf dem Keilrahmen: E W Nay 1940 Herbst 33 sowie auf der Leinwand: Nay 1940 33. Zudem mehrfach auf dem Keilrahmen mit der Nummer 33 bezeichnet.
Rahmen/Sockel: Modellrahmen.

Provenienz:
- Sammlung Dr. Fritz von Borries, Bad Schwartau
- Privatsammlung Berlin

Ausstellungen:
- Kunstverein Hamburg, 1947, Kat.-Nr. 22
- Overbeck-Gesellschaft, Lübeck 1947, Kat.-Nr. 22
- Kestner Gesellschaft, Hannover 1950
- Overbeck-Gesellschaft, Lübeck 1953
- Kunstverein Bremen, 1953
- Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung, München 2002
- Kunstmuseum Bonn, 2002/03

Literatur:
- Ernst Wilhelm Nay Stiftung (Hrsg.): Werkverzeichnis - www.nay.aps-info.de, WVZ.-Nr. CR 285 (letzter Zugriff 26.03.2025)
- Scheibler, Aurel: Ernst Wilhelm Nay - Werkverzeichnis der Ölgemälde, Bd. I 1922-1951, Köln 1990, WVZ.-Nr. 285, Abb.
- Ausst.-Kat. Ernst Wilhelm Nay, Kestner Gesellschaft, Hannover 1950, Kat.-Nr. 24
- Ausst.-Kat. E. W. Nay, Variationen 1935-1968, Retrospektive zum 100. Geburtstag, Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung/Kunstmuseum Bonn, Köln 2002, Kat.-Nr. A27, S. 97, S. 210, Abb.
- Weltzien, Friedrich: E. W. Nay - Figur und Körperbild, Kunst und Kunsttheorie der vierziger Jahre, Berlin 2003, S. 137


- Das Werk war Teil der wichtigen Retrospektive zum 100. Geburtstag 2002
- Eines der seltenen Gemälde aus des Künstlers Zeit in Frankreich während des Zweiten Weltkrieges
- Dynamisches Werk, das vor allem durch seine kräftigen Farben und ineinander verschlungenen Formen besticht

Die Frankreich-Bilder E.W. Nays
Ernst Wilhelm Nays Leben und künstlerische Entwicklung wird Zeit seines Lebens stark von gesellschaftlichen Umbrüchen geprägt. Vor allem der Zweite Weltkrieg bedeutet für ihn eine heftige Zäsur. Mit dem Machtantritt der Nationalsozialisten 1933 verschlechtert sich seine Situation drastisch. Seine Werke werden als "entartete" Kunst diffamiert, er erhält Ausstellungs- und Malverbot. Trotzdem setzt Nay seine Arbeit fort, wenn auch unter schwierigen Bedingungen. 1940 wird er schließlich als Infanteriesoldat in Südfrankreich stationiert. Ab 1942 arbeitet er in Le Mans als Kartenzeichner. Hier findet er eine Idylle, ein Stück Freiheit in einer Welt voller Verbote und menschlicher Abgründe. Der Amateurbildhauer Pierre de Térouanne stellt Nay sein Atelier zur Verfügung, wodurch er einige Werke schaffen kann. Dank seines Freundes und Sammlers Hans Lühdorf sind die Werke dieser Zeit in Frankreich in Listen dokumentiert, insgesamt sind 49 Gemälde zwischen 1940 und 1944 verzeichnet. Nay selbst beschreibt sie wie folgt: "Jene Bilder aus dem Krieg waren eigentlich etwas Einmaliges in meiner Kunst. Sie waren aus persönlichen Erlebnissen entstanden, an die ich mich klammerte, da ich alles andere nicht verstehen konnte, eine Konstellation, die es in meiner Kunst sonst nie gab." (Ernst Wilhelm Nay zit. nach Scheibler, Aurel: Ernst Wilhelm Nay - Werkverzeichnis der Ölgemälde, Bd. I 1922-1951, Köln 1990, S. 198) Die Werke sind von einer Zweideutigkeit geprägt: Nay, zerrissen von der Schönheit Frankreichs, den freundlichen Begegnungen einerseits und der Grausamkeit des Kriegs andererseits, verarbeitet diesen Konflikt in seiner Kunst.

"Herbst"- ein Fest der Sinne
Das hier vorgestellte Werk "Herbst" von 1940 ist eines dieser seltenen Ölgemälde aus Frankreich, noch bevor er nach Le Mans kam. "Herbst" entfaltet eine farbgewaltige, bewegte Vision der herbstlichen Natur. Die Bildfläche wird von intensiven, warmen Farben wie Rot, Orange, Braun und Gelb beherrscht, die von dunklen Grüntönen und vereinzelten kühlen Akzenten in Blau und Weiß durchbrochen werden. In der Komposition verzichtet Nay auf eine Zentralperspektive, stattdessen fluten rhythmische Bewegungen und verschlungene Formen die Leinwand. Auf den ersten Blick schlägt dem Betrachtenden ein unentwirrbares Durcheinander von Formen und Farben entgegen. Bei genauerer Betrachtung lassen sich ovale Köpfe, die grob vereinfachten Hände und Füße der rosa und fleischfarbenen Figuren erkennen, die sich zu bücken, zu tanzen oder zu strecken scheinen. Sie scheinen mit den Bäumen, der sie umgebenden Stadt und dem Licht der abendlichen Sonne zu verschmelzen. Die Zwischenräume füllt Nay mit einem einfachen Schachbrettmuster, ein Stilmittel, welches er sich in den kommenden Jahren zunehmend zu eigen machen wird.
Nay versteht den Herbst nicht als bloßes Naturereignis, sondern als existenziellen Moment von Verwandlung und Vergänglichkeit. Die Verschmelzung der Formen deuten auf eine spirituelle Verbindung von Mensch und Natur hin, eine Symbiose, die den unaufhaltsamen Kreislauf des Lebens feiert. Darüber hinaus kann die Kombination der unterschiedlichen Gelb- und Rottöne, die hauptsächlich entlang der Bildmitte vertikal vorkommen, eine Assoziation mit einem Flammenmeer wecken. So wird je nach Auslegung aus einem herbstlichen Sonnenuntergang schnell eine brennende Stadt, aus ausgelassen tanzenden Frauenfiguren werden aufgelöst umherirrende Gestalten. In dieser Lesart bekommt das Gemälde etwas Bedrohliches. Die Tragödie des Kriegs schwebt über Allem, brennende Städte sind unveränderlich Teil eines Lebens, wie auch der Wechsel der Jahreszeiten. "Herbst" ist somit mehr als eine Darstellung der Jahreszeit. Es ist ein emotional aufgeladenes, symbolisches Bild des Lebens selbst - voller Bewegung, voller Wandel und voller unbändiger Kraft.

Ansprechpartner/Ansprechpartnerin:
Hilke Hendriksen
Modern, Post War & Contemporary Art
+49 221 92 58 62 305

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Inventar Nummer: 80413-19

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