
Los 39 | Tschang-Yeul Kim | Ohne Titel (Wassertropfen)
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KIM, TSCHANG-YEUL
1929 Maengsan/Korea - 2021 Seoul/Südkorea
Titel: Ohne Titel (Wassertropfen).
Datierung: 1977.
Technik: Öl auf Leinwand.
Maße: 80,5 x 65cm.
Bezeichnung: Signiert und datiert unten rechts: T. Kim 77.
Wir danken Herrn Oan Kim, dem Sohn des Künstlers, für die freundliche, wissenschaftliche Unterstützung.
Provenienz:
- Privatsammlung Nordrhein-Westfalen
- Extrem reduzierte Komposition von eindringlicher Wirkung
- Der Wassertropfen als Inbegriff von Reinheit
- Versöhnung von existenziellen Gegensätzen
Von Korea nach Paris
Die konfliktreichen politischen Umstände in Korea nach dem Zweiten Weltkrieg prägen die Kindheit und Jugend von Tschang-Yeul Kim, der 1929 in Nordkorea geboren wird. Bereits mit fünf Jahren wird der bekannteste zeitgenössische Maler Koreas von seinem Großvater in der Technik der Kalligrafie unterwiesen. Schon früh erkennt er das Unrecht staatlicher und systemischer Repression und flieht 1946 ohne seine Familie vor den sowjetischen Besatzern nach Südkorea. Dort beginnt er ein Studium der Malerei an der Hochschule für Bildende Künste der Nationalen Universität Seoul, das durch den schon bald einsetzenden Koreakrieg jäh unterbrochen wird. Neben dem erlittenen Verlust der Heimat und der schmerzvollen Trennung von seinen Angehörigen durch die Auswanderung als erste prägende Zäsur stellt diese Erfahrung einen weiteren tiefgreifenden Einschnitt im Leben von Tschang-Yeul Kim dar. Sein künstlerischer Aufbruch und seine drängende Auseinandersetzung mit internationalen Kunstformen fallen daher zusammen mit der persönlichen Notwendigkeit, Wunden zu heilen und das erfahrene Leid zu lindern. Ende der 1950er Jahre wendet er sich progressiven und reformorientierten zeitgenössischen Bewegungen in der Kunst zu, die sich am europäischen Informel und amerikanischen Abstrakten Expressionismus orientieren. Als rastlos Suchender, reist Kim 1965 nach New York, wo er den dort vorherrschenden Tendenzen von Minimalismus und Pop Art begegnet, und lässt sich schließlich 1970 in Paris nieder.
Stilbildendes Motiv und harmonische Vereinigung von Gegensätzen
Dort stellt sich die Begegnung mit dem Motiv des Wassertropfens ein, das über fünf Jahrzehnte zum markanten, stilbildenden Merkmal seiner Kunst werden sollte. Sie erweist sich zugleich als zentrales künstlerisches Erweckungserlebnis und als persönlicher Befreiungsschlag. In der einfachen kugelrunden Gestalt offenbart sich nicht nur die Vereinigung gegensätzlicher physikalischer (Aggregats-)Zustände. Die im Wassertropfen verkörperte Gleichzeitigkeit von Festigkeit und Flüssigkeit verweist zugleich auf das Spannungsfeld zwischen Form und ihrer Auflösung. Das Motiv ermöglicht Kim, der stets danach trachtet, die Konflikte und Spannungen seines aufgewühlten Seelenlebens in ein harmonisches Gleichgewicht zu bringen, die Versöhnung von Daseinszuständen durch die Auseinandersetzung mit den Paradoxien künstlerischer Formgebung anzugehen.
Effekte und absolute Reinheit
Wie aus dem Nichts der grob gewebten, naturbelassenen Leinwand tritt im Gemälde "Ohne Titel (Wassertropfen)" von 1977 ein einzelner Tropfen in Erscheinung. Er gleitet die Fläche hinab und hinterlässt die dabei abgesonderte Flüssigkeit als sichtbare Spur seiner Abwärtsbewegung, die in der unteren Bildhälfte angehalten wird. Der eingefrorene malerische Moment führt den suspendierten Wassertropfen vor, der mit äußerster feinmalerischer Präzision dargestellt ist. Die exakte Kontur des glasklaren Körpers tritt in ein dynamisches Zusammenspiel mit den Licht- und Schatteneffekten und erzeugt dabei eine fundamentale Irritation: Dringt der täuschend echt wirkende Wassertropfen etwa aus der Leinwand an die Oberfläche? Die malerische Illusion steht in widersprüchlicher Beziehung zur Realität des abgebildeten physikalischen Vorgangs, dessen Ursprung unklar bleibt. Mit der simulierten Herausbildung des Wassertropfens aus der Bildfläche und Ausdehnung in die Dreidimensionalität hinein legt Kim das Verhältnis zwischen Figur und Grund offen. Indem er zu den fundamentalen Bedingungen von Malerei vordringt, hinterfragt er zugleich ihre Beziehung zur Wirklichkeit.
Während der Blick an der spiegelglatten Außenhaut des Tropfens haften bleibt und durch dessen durchsichtige Hülle auf den Malgrund stößt, eröffnet sich die symbolische Ebene und vor allem die spirituelle Qualität der Gemälde von Kim. Die Durchlässigkeit zwischen Innen und Außen, Essenz und optischem Effekt lässt die Darstellbarkeit der Realität zwischen Schein und Sein oszillieren. Das äußere Erscheinungsbild des Tropfens verbirgt nichts. Er wird zum Inbegriff jener absoluten Reinheit, die Tschang-Yeul Kim mit der meditativen Stille und der befreienden Leere des Geistes verbindet.
1929 Maengsan/Korea - 2021 Seoul/Südkorea
Titel: Ohne Titel (Wassertropfen).
Datierung: 1977.
Technik: Öl auf Leinwand.
Maße: 80,5 x 65cm.
Bezeichnung: Signiert und datiert unten rechts: T. Kim 77.
Wir danken Herrn Oan Kim, dem Sohn des Künstlers, für die freundliche, wissenschaftliche Unterstützung.
Provenienz:
- Privatsammlung Nordrhein-Westfalen
- Extrem reduzierte Komposition von eindringlicher Wirkung
- Der Wassertropfen als Inbegriff von Reinheit
- Versöhnung von existenziellen Gegensätzen
Von Korea nach Paris
Die konfliktreichen politischen Umstände in Korea nach dem Zweiten Weltkrieg prägen die Kindheit und Jugend von Tschang-Yeul Kim, der 1929 in Nordkorea geboren wird. Bereits mit fünf Jahren wird der bekannteste zeitgenössische Maler Koreas von seinem Großvater in der Technik der Kalligrafie unterwiesen. Schon früh erkennt er das Unrecht staatlicher und systemischer Repression und flieht 1946 ohne seine Familie vor den sowjetischen Besatzern nach Südkorea. Dort beginnt er ein Studium der Malerei an der Hochschule für Bildende Künste der Nationalen Universität Seoul, das durch den schon bald einsetzenden Koreakrieg jäh unterbrochen wird. Neben dem erlittenen Verlust der Heimat und der schmerzvollen Trennung von seinen Angehörigen durch die Auswanderung als erste prägende Zäsur stellt diese Erfahrung einen weiteren tiefgreifenden Einschnitt im Leben von Tschang-Yeul Kim dar. Sein künstlerischer Aufbruch und seine drängende Auseinandersetzung mit internationalen Kunstformen fallen daher zusammen mit der persönlichen Notwendigkeit, Wunden zu heilen und das erfahrene Leid zu lindern. Ende der 1950er Jahre wendet er sich progressiven und reformorientierten zeitgenössischen Bewegungen in der Kunst zu, die sich am europäischen Informel und amerikanischen Abstrakten Expressionismus orientieren. Als rastlos Suchender, reist Kim 1965 nach New York, wo er den dort vorherrschenden Tendenzen von Minimalismus und Pop Art begegnet, und lässt sich schließlich 1970 in Paris nieder.
Stilbildendes Motiv und harmonische Vereinigung von Gegensätzen
Dort stellt sich die Begegnung mit dem Motiv des Wassertropfens ein, das über fünf Jahrzehnte zum markanten, stilbildenden Merkmal seiner Kunst werden sollte. Sie erweist sich zugleich als zentrales künstlerisches Erweckungserlebnis und als persönlicher Befreiungsschlag. In der einfachen kugelrunden Gestalt offenbart sich nicht nur die Vereinigung gegensätzlicher physikalischer (Aggregats-)Zustände. Die im Wassertropfen verkörperte Gleichzeitigkeit von Festigkeit und Flüssigkeit verweist zugleich auf das Spannungsfeld zwischen Form und ihrer Auflösung. Das Motiv ermöglicht Kim, der stets danach trachtet, die Konflikte und Spannungen seines aufgewühlten Seelenlebens in ein harmonisches Gleichgewicht zu bringen, die Versöhnung von Daseinszuständen durch die Auseinandersetzung mit den Paradoxien künstlerischer Formgebung anzugehen.
Effekte und absolute Reinheit
Wie aus dem Nichts der grob gewebten, naturbelassenen Leinwand tritt im Gemälde "Ohne Titel (Wassertropfen)" von 1977 ein einzelner Tropfen in Erscheinung. Er gleitet die Fläche hinab und hinterlässt die dabei abgesonderte Flüssigkeit als sichtbare Spur seiner Abwärtsbewegung, die in der unteren Bildhälfte angehalten wird. Der eingefrorene malerische Moment führt den suspendierten Wassertropfen vor, der mit äußerster feinmalerischer Präzision dargestellt ist. Die exakte Kontur des glasklaren Körpers tritt in ein dynamisches Zusammenspiel mit den Licht- und Schatteneffekten und erzeugt dabei eine fundamentale Irritation: Dringt der täuschend echt wirkende Wassertropfen etwa aus der Leinwand an die Oberfläche? Die malerische Illusion steht in widersprüchlicher Beziehung zur Realität des abgebildeten physikalischen Vorgangs, dessen Ursprung unklar bleibt. Mit der simulierten Herausbildung des Wassertropfens aus der Bildfläche und Ausdehnung in die Dreidimensionalität hinein legt Kim das Verhältnis zwischen Figur und Grund offen. Indem er zu den fundamentalen Bedingungen von Malerei vordringt, hinterfragt er zugleich ihre Beziehung zur Wirklichkeit.
Während der Blick an der spiegelglatten Außenhaut des Tropfens haften bleibt und durch dessen durchsichtige Hülle auf den Malgrund stößt, eröffnet sich die symbolische Ebene und vor allem die spirituelle Qualität der Gemälde von Kim. Die Durchlässigkeit zwischen Innen und Außen, Essenz und optischem Effekt lässt die Darstellbarkeit der Realität zwischen Schein und Sein oszillieren. Das äußere Erscheinungsbild des Tropfens verbirgt nichts. Er wird zum Inbegriff jener absoluten Reinheit, die Tschang-Yeul Kim mit der meditativen Stille und der befreienden Leere des Geistes verbindet.
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Inventar Nummer: 80409-4