Modern | Post War | Contemporary | Galerie Thomas | The Jagdfeld Collection
| Auktion | 03.12.2025
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28.11.2025 -
01.12.2025
Los 50 | William Turnbull | Metamorphic Venus
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TURNBULL, WILLIAM
Dundee/Schottland 1922 - 2012
Titel: Metamorphic Venus.
Datierung: 1981.
Technik: Bronze, braun patiniert..
Maße: 53 x 32,5 x 6cm. Auf Holzsockel. Gesamthöhe: 58cm.
Bezeichnung: Künstlersignet, datiert und nummeriert verso unten rechts: T (eingekreist) 81 5/6.
Exemplar: 5/6.
Provenienz:
- Privatsammlung London (direkt vom Künstler)
- Waddington Custot Galleries, London
- Privatsammlung Süddeutschland (2014 von Vorheriger erworben)
Ausstellungen:
- Galerie Kutter, Luxemburg 1983
Literatur:
- Davidson, Amanda A.: The Sculpture of William Turnbull, Hertfordshire 2005, WVZ.-Nr. 206, Abb.
-Turnbulls reduzierte Formensprache beansprucht universelle symbolische Gültigkeit und spirituelle Ausstrahlung
-Das Werk betont die Schlichtheit der Form und die natürliche Beschaffenheit des Materials
Paris - London
Völlig losgelöst von kulturellen, geografischen und historischen Grenzverläufen entfaltet sich das Werk von William Turnbull im Übergang zwischen archaischer und moderner Formensprache. Der schottische Künstler gilt als einer der bedeutendsten Künstler Großbritanniens der Nachkriegszeit. Bereits als Jugendlicher arbeitet er als Zeichner in einem Zeitungsverlag und lernt dabei Illustratoren und Comiczeichner kennen. Dadurch kultiviert er schon früh eine Kunstauffassung, die nicht zwischen High und Low, progressiv und primitiv unterscheidet. Während des Zweiten Weltkriegs dient er in der Royal Air Force und nimmt erst 1946 ein offizielles Studium an der Londoner Slade School auf. In Paris, wohin er 1948 zieht, bewegt sich Turnbull im Umkreis der Surrealisten und tritt in Kontakt zu Alberto Giacometti, Constantin Brancusi und Jean Hélion, deren bildhauerisches Schaffen ihm wichtige künstlerische Impulse vermittelt. Zurück in London schließt sich Turnbull 1950 der "Independent Group" an, zu der unter anderem Richard Hamilton und Eduardo Paolozzi gehören. Durch ihre Einbeziehung der Trivialkultur wie Werbung und Massenmedien in den Kunstbegriff markiert sie den Anfang der britischen Pop Art.
Skulpturale Essenz
Trotz seiner Aufgeschlossenheit gegenüber zeitgenössischen Tendenzen wahrt Turnbull stets eine Unabhängigkeit von Strömungen und stilistischen Vereinnahmungen und wendet sich einfachen Formen aus prähistorischer Zeit und Kunsttraditionen außerhalb der westlichen Welt zu. In Anlehnung an die japanische Ästhetik strebt er nach einer Schönheit in der Schlichtheit der Form, um der natürlichen Beschaffenheit des verwendeten Materials Ausdruck zu verleihen. Mittels der Reduktion von Gestalt und den ausgewogen symmetrischen Proportionen hebt Turnbull die Eigenwertigkeit von Bronze, Stein und Holz hervor. Gerade in ihrer Verbindung zur Ur- und Frühgeschichte des Menschen wohnt diesen Materialien eine zeitlose Qualität inne. Turnbulls fast spirituelle Suche nach der Essenz in jedem Objekt führt ihn zu den frühesten Zeugnissen von Kultur und Zivilisation, die er unter anderem im British Museum antrifft. In Anlehnung an die universelle Gültigkeit ihrer Formensprache erscheinen auch seine Skulpturen wie anthropologische Archetypen.
Während er in den 1960er Jahren Einflüsse der gestischen Abstraktion, der Farbfeldmalerei und Hard Edge aufgreift, kehrt Turnbull in den 1970er Jahren zurück zur reduzierten Formgebung seiner abstrakten, stilisierten Figuren und Objekte, die er bis an sein Lebensende beibehält.
Männlichkeit und Weiblichkeit der "Metamorphic Venus"
Turnbull schafft totemartige Säulen, Masken, Köpfe oder Idole, aber auch Pferdehäupter und Skulpturen, die an primitive Werkzeuge oder Kultgegenstände erinnern. Aufgrund der zeichenhaften, metaphorischen Qualität der Werke stellt die wechselvolle Beziehung von Form und Inhalt ein zentrales künstlerisches Anliegen dar: "Ich habe mich schon immer sehr für Metamorphosen interessiert. Mehrdeutigkeit kann einem Bild einen breiten Bezugsrahmen geben . Sie schafft Querverweise zwischen etwas, das wie ein Objekt aussieht, und etwas, das wie ein Bild aussieht. Für mich gibt es beim Schaffen von Skulpturen immer diese Spannung zwischen der Skulptur als Objekt und der Skulptur als Bild." (William Turnbull zit. nach Ausst. Kat. William Turnbull - Sculpture and Paintings, London, Waddington Galleries, 1998, S. 5) Auch "Metamorphic Venus" (1981) veranschaulicht das transformative Potenzial in dem Verhältnis zwischen einem konkreten Gegenstand und den ihm anhaftenden ideellen Werten. Aufgrund ihrer radikalen Vereinfachung ist die Figur der Venus uneindeutig, ähnelt sie doch eher einer Pfeil- oder Speerspitze. Während man zunächst in der braun patinierten Form ein primitives Werkzeug erkennt, bezeichnen zarte Linien und schwach angedeutete Binnenformen anatomische Details der Venus: Ein vertikal verlaufender Grat verleiht dem Gesicht auf dem "Schaftstück" Profil, in der Mitte des ausladenden Korpus lassen sich zwei knospenähnliche Erhebungen als Brüste identifizieren, während ein eingeritztes "T" den Unterleib von den Beinen trennt. Feine Linien kennzeichnen Hände und Füße. Mit dem Verweis auf "Venus" verbindet Turnbull das uralte Fruchtbarkeitsmotiv mit der römischen Göttin der Liebe, sinnbildhafte Verkörperung von Schönheit. Zugleich vereint die Form kulturgeschichtlich tief verankerte Gegensätze "Körper" und "Technik", die ihrerseits auf binäre Konzepte von Weiblichkeit und Männlichkeit, Natur und Kultur weisen.
Bettina Haiss
Dundee/Schottland 1922 - 2012
Titel: Metamorphic Venus.
Datierung: 1981.
Technik: Bronze, braun patiniert..
Maße: 53 x 32,5 x 6cm. Auf Holzsockel. Gesamthöhe: 58cm.
Bezeichnung: Künstlersignet, datiert und nummeriert verso unten rechts: T (eingekreist) 81 5/6.
Exemplar: 5/6.
Provenienz:
- Privatsammlung London (direkt vom Künstler)
- Waddington Custot Galleries, London
- Privatsammlung Süddeutschland (2014 von Vorheriger erworben)
Ausstellungen:
- Galerie Kutter, Luxemburg 1983
Literatur:
- Davidson, Amanda A.: The Sculpture of William Turnbull, Hertfordshire 2005, WVZ.-Nr. 206, Abb.
-Turnbulls reduzierte Formensprache beansprucht universelle symbolische Gültigkeit und spirituelle Ausstrahlung
-Das Werk betont die Schlichtheit der Form und die natürliche Beschaffenheit des Materials
Paris - London
Völlig losgelöst von kulturellen, geografischen und historischen Grenzverläufen entfaltet sich das Werk von William Turnbull im Übergang zwischen archaischer und moderner Formensprache. Der schottische Künstler gilt als einer der bedeutendsten Künstler Großbritanniens der Nachkriegszeit. Bereits als Jugendlicher arbeitet er als Zeichner in einem Zeitungsverlag und lernt dabei Illustratoren und Comiczeichner kennen. Dadurch kultiviert er schon früh eine Kunstauffassung, die nicht zwischen High und Low, progressiv und primitiv unterscheidet. Während des Zweiten Weltkriegs dient er in der Royal Air Force und nimmt erst 1946 ein offizielles Studium an der Londoner Slade School auf. In Paris, wohin er 1948 zieht, bewegt sich Turnbull im Umkreis der Surrealisten und tritt in Kontakt zu Alberto Giacometti, Constantin Brancusi und Jean Hélion, deren bildhauerisches Schaffen ihm wichtige künstlerische Impulse vermittelt. Zurück in London schließt sich Turnbull 1950 der "Independent Group" an, zu der unter anderem Richard Hamilton und Eduardo Paolozzi gehören. Durch ihre Einbeziehung der Trivialkultur wie Werbung und Massenmedien in den Kunstbegriff markiert sie den Anfang der britischen Pop Art.
Skulpturale Essenz
Trotz seiner Aufgeschlossenheit gegenüber zeitgenössischen Tendenzen wahrt Turnbull stets eine Unabhängigkeit von Strömungen und stilistischen Vereinnahmungen und wendet sich einfachen Formen aus prähistorischer Zeit und Kunsttraditionen außerhalb der westlichen Welt zu. In Anlehnung an die japanische Ästhetik strebt er nach einer Schönheit in der Schlichtheit der Form, um der natürlichen Beschaffenheit des verwendeten Materials Ausdruck zu verleihen. Mittels der Reduktion von Gestalt und den ausgewogen symmetrischen Proportionen hebt Turnbull die Eigenwertigkeit von Bronze, Stein und Holz hervor. Gerade in ihrer Verbindung zur Ur- und Frühgeschichte des Menschen wohnt diesen Materialien eine zeitlose Qualität inne. Turnbulls fast spirituelle Suche nach der Essenz in jedem Objekt führt ihn zu den frühesten Zeugnissen von Kultur und Zivilisation, die er unter anderem im British Museum antrifft. In Anlehnung an die universelle Gültigkeit ihrer Formensprache erscheinen auch seine Skulpturen wie anthropologische Archetypen.
Während er in den 1960er Jahren Einflüsse der gestischen Abstraktion, der Farbfeldmalerei und Hard Edge aufgreift, kehrt Turnbull in den 1970er Jahren zurück zur reduzierten Formgebung seiner abstrakten, stilisierten Figuren und Objekte, die er bis an sein Lebensende beibehält.
Männlichkeit und Weiblichkeit der "Metamorphic Venus"
Turnbull schafft totemartige Säulen, Masken, Köpfe oder Idole, aber auch Pferdehäupter und Skulpturen, die an primitive Werkzeuge oder Kultgegenstände erinnern. Aufgrund der zeichenhaften, metaphorischen Qualität der Werke stellt die wechselvolle Beziehung von Form und Inhalt ein zentrales künstlerisches Anliegen dar: "Ich habe mich schon immer sehr für Metamorphosen interessiert. Mehrdeutigkeit kann einem Bild einen breiten Bezugsrahmen geben . Sie schafft Querverweise zwischen etwas, das wie ein Objekt aussieht, und etwas, das wie ein Bild aussieht. Für mich gibt es beim Schaffen von Skulpturen immer diese Spannung zwischen der Skulptur als Objekt und der Skulptur als Bild." (William Turnbull zit. nach Ausst. Kat. William Turnbull - Sculpture and Paintings, London, Waddington Galleries, 1998, S. 5) Auch "Metamorphic Venus" (1981) veranschaulicht das transformative Potenzial in dem Verhältnis zwischen einem konkreten Gegenstand und den ihm anhaftenden ideellen Werten. Aufgrund ihrer radikalen Vereinfachung ist die Figur der Venus uneindeutig, ähnelt sie doch eher einer Pfeil- oder Speerspitze. Während man zunächst in der braun patinierten Form ein primitives Werkzeug erkennt, bezeichnen zarte Linien und schwach angedeutete Binnenformen anatomische Details der Venus: Ein vertikal verlaufender Grat verleiht dem Gesicht auf dem "Schaftstück" Profil, in der Mitte des ausladenden Korpus lassen sich zwei knospenähnliche Erhebungen als Brüste identifizieren, während ein eingeritztes "T" den Unterleib von den Beinen trennt. Feine Linien kennzeichnen Hände und Füße. Mit dem Verweis auf "Venus" verbindet Turnbull das uralte Fruchtbarkeitsmotiv mit der römischen Göttin der Liebe, sinnbildhafte Verkörperung von Schönheit. Zugleich vereint die Form kulturgeschichtlich tief verankerte Gegensätze "Körper" und "Technik", die ihrerseits auf binäre Konzepte von Weiblichkeit und Männlichkeit, Natur und Kultur weisen.
Bettina Haiss
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Inventar Nummer: 81191-2