Los 45 | Karin Kneffel | Hühnerhof

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Auktionsergebnisse zu: Karin Kneffel
KNEFFEL, KARIN
1957 Marl

Titel: Hühnerhof.
Datierung: 1985.
Technik: Öl auf Leinwand.
Maße: 175,5 x 120cm.
Bezeichnung: Signiert und datiert verso unten rechts: K. Kneffel 1985.
Rahmen/Sockel: Rahmen.

Das Werk ist auf der offiziellen Internetseite der Künstlerin unter dem Entstehungsjahr aufgeführt. (www.kneffel.de; hier mit abweichender Datierung)

Provenienz:
- Galerie Max Hetzler, Köln
- Postbank Collection (Aufkleber)
- Unternehmenssammlung Deutschland

- Nicht die Erzeugung von Illusion, sondern die Offenlegung der illusionistischen Wirkweise von Malerei ist Kneffels künstlerisches Anliegen
-Das Werk zählt als herausragendes frühes Beispiel für ihren medienkritischen Ansatz

Malerei als Untersuchungsgegenstand
Anfang der 1980er Jahre studiert Karin Kneffel bei dem Bildhauer Johannes Brus, sowie den Malern Norbert Tadeusz und Gerhard Richter an der Düsseldorfer Kunstakademie. Ihre charakteristische Malweise entwickelt sich aus der Zusammenführung verschiedener Ansätze ihrer ehemaligen Lehrer: Neben einer eklektischen Kombinatorik und gesteigerten Aufmerksamkeit für das Kolorit kreist ihre künstlerische Entwicklung vor allem um die analytische Auseinandersetzung mit dem Medium der Malerei. So untersucht sie von Anfang an die Mechanismen der Illusionsbildung, lotet die malerische Fähigkeit zur Täuschung aus, um die Künstlichkeit der geschaffenen Bildrealitäten selbst offenzulegen.
Große internationale Anerkennung erlangt Kneffel mit Gemälden von Früchten in den 2000er Jahren, deren täuschende Echtheit und plakative Bildsprache auf überdimensionierten, monumentalen Formaten die Wahrnehmung herausfordert. Der banale Bildgegenstand steht hier in spannungsvollem Kontrast zu seiner mitunter wandfüllenden Präsenz und dadurch beigemessenen Bedeutung. Kneffel rückt die Diskrepanz zwischen Motiv und Malweise, zwischen authentischer Existenz und dem (verfälschenden) Vorgang des Abbildens in den Vordergrund der Bildbetrachtung.

Kunstgeschichte und Künstlichkeit
In ihren frühen, in den 1980er Jahren entstandenen Tierportraits bevölkern Hühner, Kühe, Schafe und andere Nutztiere die Bildfläche. Die in der kunstgeschichtlichen Tradition herrschaftlichem Personal vorbehaltene Portraitgattung diente einem repräsentativen Zweck. Statt üppig ausgestattete Könige und wohlhabende Bürger setzt Kneffel jetzt die animalischen Protagonisten bäuerlichen Landlebens ohne Prunk und Pose ins Bild. Kneffel schöpft aus der Kunstgeschichte, um Varianten der Sichtbarmachung vorzuführen und um die Vielfalt verfälschender Stilmittel der Malerei im Umgang mit den Sujets offenzulegen. Auch das unverstellte Tier in seiner natürlichen Umgebung ist den aneignenden Blicken der Künstlerin - und später der Betrachtenden ihrer Werke - ausgeliefert. Ihre Portraits verweisen auf die Künstlichkeit der Darstellungsformen, auf Konventionen und Klischees in der Bildkultur. Kneffel geht es nicht um die Wiedergabe von Wirklichkeit. Ihr geht es vielmehr um die Wiedergabe von artifiziellen Bildwelten.

Erstarrtes Bühnenbild
Auch "Hühnerhof" veranschaulicht besonders eindrücklich Kneffels medienreflexive, bildkritische Vorgehensweise. Das Gemälde erweist sich als Abbild einer Fiktion. Mit kräftigem pastosen Pinselduktus ist eine Versammlung von Hühnern auf einem erdigen Boden vor einem Himmel aus undurchdringlich bleiernem Blaugrau erfasst. Dicht gedrängt halten sich mehrere Hühner im Vordergrund des Bildes auf, während an zentraler Stelle ein Hahn auf einem Heuhaufen thront. Die Ausschnitthaftigkeit des kulissenhaft begrenzten Bildraums lässt keine Rückschlüsse auf die räumliche Umgebung zu, vielmehr lässt die gleichmäßige Ausleuchtung die dargestellte Szene wie ein unnatürlich erstarrtes Bühnenbild wirken.

Simulation, Sinnentleerung und neue malerische Realitäten
Indem sie eine altmeisterliche Technik verwendet und auf ein Sujet zurückgreift, das vor allem in niederländischen Genrebildern des 17. Jahrhunderts populär war, greift Karin Kneffel eine Tradition auf, die sich nun allerdings erschöpft, lediglich zur reinen Bildformel ohne Inhalt verkommen zeigt. Kneffels raffiniertes Spiel mit der Simulation und Sinnentleerung eingängiger Kategorien wie "Ländliche Idylle" und den Erwartungen, die mit diesen verbunden sind, führt der Malerei einen Spiegel vor.
In ihren zunehmend komplex angelegten Werken führt Kneffel Vertrautes vor, lockt die Betrachtenden damit auf vermeintlich bekanntes Terrain, um sie dann mit den Bedingungen ihrer Rezeption zu konfrontieren und sie haltlos auf sich zurückzuwerfen. "Einer meiner Lieblingssätze über Malerei ist von John Berger, etwa sinngemäß so: Das Paradox der Malerei ist, dass sie den Betrachter in ihren Innenraum einlädt, damit er von da aus die Welt draußen betrachten kann." (Karin Kneffel zit. nach "Interview mit Walter Smerling und Karin Kneffel am 7. März 2024 im Atelier der Künstlerin", in: Ausst.-Kat. Come In, Look Out, MKM Museum Küppersmühle für Moderne Kunst, Duisburg München, 2024, S. 193)
Bettina Haiss

Ansprechpartner/Ansprechpartnerin:
Marion Scharmann
Modern, Post War & Contemporary Art
+49 221 92 58 62 303

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Inventar Nummer: 81774-2

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