Los 47 | Magdalena Abakanowicz | "Ptak-Da" (Vogel)

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Auktionsergebnisse zu: Magdalena Abakanowicz
ABAKANOWICZ, MAGDALENA
1930 Falenty/Polen - 2017 Warschau

Titel: "Ptak-Da" (Vogel).
Datierung: 1997.
Technik: Eisen und Draht.
Maße: 275 x 210 x 120cm.
Bezeichnung: Betitelt, datiert und mit Künstlersignet auf der Plinthe vorne: PTAK-DA 1997 AM (ligiert).

Provenienz:
- Westdeutsche Kunstmesse Köln
- Privatsammlung Nordrhein-Westfalen (2002 auf Vorheriger erworben)

- Spätwerk der großen polnischen Künstlerin indem vermehrt Anspielungen auf die Tierwelt einfließen
- Der Vogel als metaphorische Kreatur in Anspielung an die menschliche Existenz
- Filigrane und fragile Anmutung durch durchbrochenes Drahtgeflecht

Sichtbarmachung einer polnischen Lebensrealität
Magdalena Abakanowicz wird 1930 in Falenty, Polen, geboren und damit in eine Zeit und ein Land, das von Umbrüchen, Krieg und existenziellen Spannungen geprägt ist. Ihre künstlerische Haltung, ihre Materialwahl und ihr beharrlicher Drang nach Ausdruck jenseits des Offensichtlichen sind Zeit ihres Lebens durchdrungen von diesen frühen Erfahrungen. Zwischen 1950 und 1954 studiert sie an der Akademie der Bildenden Künste in Warschau Malerei und Textil. 1962 wird sie eingeladen, auf der ersten Biennale für Tapisserie in Lausanne auszustellen. Ihre "Abakans", dreidimensionale gewebte Arbeiten, bringen ihr in den 1960er Jahren den internationalen Durchbruch. Sie ist damit eine der ersten polnischen Nachkriegskünstlerinnen, die international eine Stimme bekommt. Von 1965 bis 1990 lehrt sie als Professorin an der Kunsthochschule in Posen und prägt dort Generationen von Kunstschaffenden in Polen und vertritt schließlich 1980 Polen auf der Biennale in Venedig.
In den 1970er Jahren werden ihre Werke zunehmend figürlich. Abakanowicz lotet dabei immer die Grenzen der Figur aus. Mensch und Tier erscheinen bei ihr selten vollständig, oft sind sie kopflos, verstümmelt, reduziert auf Fragmente ihres Körpers. Es entstehen Werke, die zugleich verletzlich und monumental, anonym und tief individuell erscheinen.

"Ptak-Da"
Das 1997 entstandene Werk "Ptak-Da" (Vogel) gehört in eine Phase ihres Schaffens, in der sie zunehmend Metall und andere harte Materialien verwendet. Eisen und Draht ersetzen zwar das Gewebe, doch die Struktur des Geflechts bleibt erhalten. Mit seinen Maßen von 275 x 210 x 120cm nimmt das Werk automatisch eine monumentale Präsenz im Raum ein. Der Vogel erhebt sich in den Raum, nicht als naturgetreue Darstellung, sondern als abstrakte Andeutung eines geflügelten Wesens. In dieser Übersteigerung schwingt auch eine Geste des Widerstands: Abakanowicz verwendet Größe, Maßstab und Material als Mittel des Protests gegen Begrenzung und Normierung.
Die Konstruktion aus Draht und Eisen verleiht dem Werk eine offene, atmende Struktur. Der Blick dringt hindurch und verfängt sich in den Linien, die sich überlagern und verschränken. Der Draht erinnert an die Schraffuren einer Zeichnung, an den Prozess des Entwerfens und Suchens, als hätte die Künstlerin den flüchtigen Moment einer Skizze in Raum und Metall übersetzt. So entsteht eine paradoxe Spannung: das Schwere des Materials trifft auf die Leichtigkeit der Bewegung.
Die vier Flügel verstärken den Eindruck des Außergewöhnlichen, des Unwirklichen. Sie machen aus dem Vogel ein mehrdeutiges, fast mystisches Wesen. Das Motiv des Kopflosen, das sich durch ihr gesamtes figürliches Werk zieht, erscheint hier in einer besonders eindringlichen Form. Die Kopflosigkeit verweigert Identität und Individualität, öffnet den Blick auf etwas Allgemeines. Sie entzieht dem Tier die Eindeutigkeit, macht es zum Symbol für Leben, für Bewegung, für den ständigen Versuch, sich zu erheben.
In "Ptak-Da" zeigt sich die konsequente Entwicklung eines Motivs, das Abakanowicz über Jahrzehnte begleitet. Die wohl bekannteste Umsetzung des Vogels ist in Milwaukee, Wisconsin, USA auf der Kilbourn Avenue platziert. In "Birds of Knowledge of Good and Evil" von 2001 ragen sechs kopflose Aluminiumvögel auf vier bis sechs Meter hohen Stangen in den Himmel und tragen so einen entscheidenden Beitrag zum Stadtbild bei. (Abb. 1) Auch am Ufer der Oder in Warschau wachen drei enthauptete Vögel über die Stadt. Durch die Positionierung im öffentlichen Raum ist der kopflose Vogel eines der bekanntesten Motive Abakanowicz' geworden.
Für Abakanowicz ist Kunst immer Erfahrung, sie beschreibt ihre Kunst selbst "wie ein Tagebuch meines Lebens, mit all den Enttäuschungen und Sehnsüchten. Indem ich damit arbeite, integriere ich mich in den gesamten Kreislauf des Daseins. Kreativität ist kein Beruf, sondern eine Art zu existieren." (Magdalena Abakanowicz zit. nach Park, Betty: Magdalena Abakanowicz Speaks: The Renowned Polish Artist Discusses her Work and Life, in: Fiberarts, Nr. 9, März/April 1983, S. 11)
Sophie Ballermann

Ansprechpartner/Ansprechpartnerin:
Marion Scharmann
Modern, Post War & Contemporary Art
+49 221 92 58 62 303

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Inventar Nummer: 81346-1

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