Modern | Post War | Contemporary | Galerie Thomas | The Jagdfeld Collection
| Auktion | 03.12.2025
| Vorbesichtigung:
28.11.2025 -
01.12.2025
Los 55 | Andy Warhol | Ohne Titel (Floral Still Life)
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03.12.2025 - ca.18:41 Uhr
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WARHOL, ANDY
1928 Pittsburgh, PA/USA - 1987 New York
Titel: Ohne Titel (Floral Still Life).
Datierung: Um 1956.
Technik: Tusche, Aquarell, Blattgold und Silberpapier auf Papier.
Maße: 42,5 x 34,9cm.
Bezeichnung: Signiert unten rechts: Andy Warhol. Verso unten links mit dem Stempel des Andy Warhol Art Authentication Board und der Nummer A121.089.
Rahmen/Sockel: Modellrahmen.
Zu diesem Werk liegt ein Zertifikat des Andy Warhol Art Authentication Board, New York, vom 10.10.2008 vor.
Provenienz:
- Sammlung Marilyn Kaytor, New York
- Doyle Auctions, New York, Auktion 20.5.2008, Lot 2197
- Galerie Michael Haas, Berlin (Aufkleber)
- Privatsammlung Nordrhein-Westfalen (2009 von Vorheriger erworben)
- Frühe, blattfüllende Arbeit, die Warhols illustratorische Meisterschaft zeigt
- Gold als Schlüsselelement für Warhols Faszination für die Fetischierung von Objekten und Ikonen
- Seine Entwicklung vom Grafiker zum Bildenden Künstler nimmt dieses Werk vorweg
Die Marke Andy Warhol
Als bedeutendster Vertreter der Pop Art ist Andy Warhol zugleich Schlüsselfigur einer New Yorker kreativen Szene, die sich um seine 1962 gegründete Factory gebildet hatte. Dieser legendäre Ort, den Warhol als Atelier für seine Kunstproduktion nutzt, zog auch als Filmstudio und Partylocation schillernde Persönlichkeiten an. So wie er zur Selbstinszenierung auffälliges Personal um sich herum schart und zur Kultfigur avanciert, so absorbiert Warhol gierig die Erzeugnisse aus der Populärkultur: kommerzielle Werbeanzeigen und Fotos aus Flugblättern, Kinoheften, Zeitschriften wie Life oder Time Magazine. Dem kollektiven Wiedererkennungswert dieser Bilder begegnet Warhol mit seinem zunehmend erfolgreichen Vervielfältigungsverfahren des Siebdrucks. In zigfacher Wiederholung verwertet er Marilyn Monroe, Coca-Cola und Micky Maus und schafft mit den Insignien US-amerikanischer Kultur letztlich Bilder, die zu Ikonen der Kunst des 20. Jahrhunderts geworden sind. Dabei unterzieht er seine Vorlagen einer dekonstruierenden Zitierweise, wodurch sie, entkontextualisiert und (sinn)entleert, auf ihre reine, blendende Oberfläche reduziert werden. Mit der Übernahme dieser Täuschungseffekte, die aus einer Bildsprache der Werbung stammen, hat sich Warhol die Ästhetik der Verführung angeeignet: Seine Werke verströmen die Aura einer Marke, der Marke Warhol, und werden als begehrte Status-Symbole gehandelt.
Als höchst attraktive Trophäen legen sie die Idealisierung von Celebrities wie von Luxusartikeln, die flachen Klischees der Konsumkultur bloß. Mit seiner postmodernen Ästhetik des "Anything goes" hebelt Warhol die Kategorien des High und Low aus. Darüber hinaus sucht er die Nähe zum Kommerz und erklärt Käuflichkeit zum Wert. Die hochtourig laufende serielle Produktion der Factory macht das Kunstwerk zur Ware und Warhol zum erfolgreichen Geschäftsmann. Alles ist käuflich, alles kann durch Warhol verwandelt und zu Gold werden.
Grafische Gefälligkeit
Warhol ist nach seinem Studium der Gebrauchsgrafik am "Carnegie Institute of Technology" in Pittsburgh nach New York gezogen. In der Kunststadt und Hochburg der Werbung erlangt er als Werbe- und Industriegrafiker weitreichende Anerkennung, verdient sein Geld mit Illustrationen für Mode-, Hochglanz- und Lifestylemagazine wie "Vogue" und "Harper's Bazaar". 1952 illustriert er Kurzgeschichten von Truman Capote und ist 1956 mit einer Zeichnung in der Ausstellung "Recent Drawings USA" im Museum of Modern Art vertreten. In dieser Zeit widmet er sich mit Hingabe dekorativen Alltagsgegenständen, bringt mit Bleistift in verspieltem leicht-lockerem Strich gefällige Motive von Engeln, Schmetterlingen, Schuhen oder Katzen zu Papier. Oft werden sie mit Tinte und Tusche nachgezeichnet und anschließend feucht auf ein neues Blatt übertragen. Diese frühe Methode der Vervielfältigung nimmt seine späteren Siebdrucke vorweg und charakterisiert Warhols systematische und subversive Aushöhlung der Beziehung zwischen Original und Kopie.
Goldglänzende Bescheidenheit
Das vorliegende Frühwerk stammt aus dieser stilprägenden Zeit - im Jahr 1956 hat Warhol den Höhepunkt seines Erfolgs als Zeichner und Grafiker erreicht. Seine umrissbetonte und zugleich flächige Wiedergabe eines Blumenstraußes weist jene Merkmale auf, mit der Warhol seine Sujets in den späteren Siebdrucken stilisiert. Jedoch erscheint hier die sorgfältige handwerkliche Umsetzung und Detailtreue bemerkenswert, mit der Warhol die Binnenformen mit den damals charakteristischen unregelmäßigen Linien in Tusche erfasst. Üppige, flattrig feinblättrige Blüten - es könnten Tulpen oder Mohnblumen sein - in kräftigeren und blasseren Orangetönen sind hier großzügig im Bildraum verteilt. Ihre Stiele ragen verzweigt aus einer altertümlichen Metallkanne hervor, deren Klappdeckel seitlich gekippt ist. Warhol simuliert die stumpfe, graue Qualität von Zinn oder Blei durch schlierige Aquarellfarbe, in die er Sprengsel von Silberpapier einsetzt. Die sich in alle Richtungen entfaltenden Blütenblätter umgibt ein kostbar glänzender Hintergrund aus Blattgold. Warhol wendet hier traditionelle Veredelungstechniken der russischen Ikonenmalerei und mittelalterlichen Tafelbilder an: Er kennt die Materialsymbolik des Goldgrunds, vor dem sich das heilige Figurenpersonal versammelt und macht sich dessen sakrale Bedeutung zu eigen. Die exquisite Oberfläche weist auf die Erhabenheit der Darstellung - so führt Warhol eine Erhabenheit und Exklusivität ein, die sich von der Alltäglichkeit und Bescheidenheit des Blumenstilllebens abhebt.
Bettina Haiss
1928 Pittsburgh, PA/USA - 1987 New York
Titel: Ohne Titel (Floral Still Life).
Datierung: Um 1956.
Technik: Tusche, Aquarell, Blattgold und Silberpapier auf Papier.
Maße: 42,5 x 34,9cm.
Bezeichnung: Signiert unten rechts: Andy Warhol. Verso unten links mit dem Stempel des Andy Warhol Art Authentication Board und der Nummer A121.089.
Rahmen/Sockel: Modellrahmen.
Zu diesem Werk liegt ein Zertifikat des Andy Warhol Art Authentication Board, New York, vom 10.10.2008 vor.
Provenienz:
- Sammlung Marilyn Kaytor, New York
- Doyle Auctions, New York, Auktion 20.5.2008, Lot 2197
- Galerie Michael Haas, Berlin (Aufkleber)
- Privatsammlung Nordrhein-Westfalen (2009 von Vorheriger erworben)
- Frühe, blattfüllende Arbeit, die Warhols illustratorische Meisterschaft zeigt
- Gold als Schlüsselelement für Warhols Faszination für die Fetischierung von Objekten und Ikonen
- Seine Entwicklung vom Grafiker zum Bildenden Künstler nimmt dieses Werk vorweg
Die Marke Andy Warhol
Als bedeutendster Vertreter der Pop Art ist Andy Warhol zugleich Schlüsselfigur einer New Yorker kreativen Szene, die sich um seine 1962 gegründete Factory gebildet hatte. Dieser legendäre Ort, den Warhol als Atelier für seine Kunstproduktion nutzt, zog auch als Filmstudio und Partylocation schillernde Persönlichkeiten an. So wie er zur Selbstinszenierung auffälliges Personal um sich herum schart und zur Kultfigur avanciert, so absorbiert Warhol gierig die Erzeugnisse aus der Populärkultur: kommerzielle Werbeanzeigen und Fotos aus Flugblättern, Kinoheften, Zeitschriften wie Life oder Time Magazine. Dem kollektiven Wiedererkennungswert dieser Bilder begegnet Warhol mit seinem zunehmend erfolgreichen Vervielfältigungsverfahren des Siebdrucks. In zigfacher Wiederholung verwertet er Marilyn Monroe, Coca-Cola und Micky Maus und schafft mit den Insignien US-amerikanischer Kultur letztlich Bilder, die zu Ikonen der Kunst des 20. Jahrhunderts geworden sind. Dabei unterzieht er seine Vorlagen einer dekonstruierenden Zitierweise, wodurch sie, entkontextualisiert und (sinn)entleert, auf ihre reine, blendende Oberfläche reduziert werden. Mit der Übernahme dieser Täuschungseffekte, die aus einer Bildsprache der Werbung stammen, hat sich Warhol die Ästhetik der Verführung angeeignet: Seine Werke verströmen die Aura einer Marke, der Marke Warhol, und werden als begehrte Status-Symbole gehandelt.
Als höchst attraktive Trophäen legen sie die Idealisierung von Celebrities wie von Luxusartikeln, die flachen Klischees der Konsumkultur bloß. Mit seiner postmodernen Ästhetik des "Anything goes" hebelt Warhol die Kategorien des High und Low aus. Darüber hinaus sucht er die Nähe zum Kommerz und erklärt Käuflichkeit zum Wert. Die hochtourig laufende serielle Produktion der Factory macht das Kunstwerk zur Ware und Warhol zum erfolgreichen Geschäftsmann. Alles ist käuflich, alles kann durch Warhol verwandelt und zu Gold werden.
Grafische Gefälligkeit
Warhol ist nach seinem Studium der Gebrauchsgrafik am "Carnegie Institute of Technology" in Pittsburgh nach New York gezogen. In der Kunststadt und Hochburg der Werbung erlangt er als Werbe- und Industriegrafiker weitreichende Anerkennung, verdient sein Geld mit Illustrationen für Mode-, Hochglanz- und Lifestylemagazine wie "Vogue" und "Harper's Bazaar". 1952 illustriert er Kurzgeschichten von Truman Capote und ist 1956 mit einer Zeichnung in der Ausstellung "Recent Drawings USA" im Museum of Modern Art vertreten. In dieser Zeit widmet er sich mit Hingabe dekorativen Alltagsgegenständen, bringt mit Bleistift in verspieltem leicht-lockerem Strich gefällige Motive von Engeln, Schmetterlingen, Schuhen oder Katzen zu Papier. Oft werden sie mit Tinte und Tusche nachgezeichnet und anschließend feucht auf ein neues Blatt übertragen. Diese frühe Methode der Vervielfältigung nimmt seine späteren Siebdrucke vorweg und charakterisiert Warhols systematische und subversive Aushöhlung der Beziehung zwischen Original und Kopie.
Goldglänzende Bescheidenheit
Das vorliegende Frühwerk stammt aus dieser stilprägenden Zeit - im Jahr 1956 hat Warhol den Höhepunkt seines Erfolgs als Zeichner und Grafiker erreicht. Seine umrissbetonte und zugleich flächige Wiedergabe eines Blumenstraußes weist jene Merkmale auf, mit der Warhol seine Sujets in den späteren Siebdrucken stilisiert. Jedoch erscheint hier die sorgfältige handwerkliche Umsetzung und Detailtreue bemerkenswert, mit der Warhol die Binnenformen mit den damals charakteristischen unregelmäßigen Linien in Tusche erfasst. Üppige, flattrig feinblättrige Blüten - es könnten Tulpen oder Mohnblumen sein - in kräftigeren und blasseren Orangetönen sind hier großzügig im Bildraum verteilt. Ihre Stiele ragen verzweigt aus einer altertümlichen Metallkanne hervor, deren Klappdeckel seitlich gekippt ist. Warhol simuliert die stumpfe, graue Qualität von Zinn oder Blei durch schlierige Aquarellfarbe, in die er Sprengsel von Silberpapier einsetzt. Die sich in alle Richtungen entfaltenden Blütenblätter umgibt ein kostbar glänzender Hintergrund aus Blattgold. Warhol wendet hier traditionelle Veredelungstechniken der russischen Ikonenmalerei und mittelalterlichen Tafelbilder an: Er kennt die Materialsymbolik des Goldgrunds, vor dem sich das heilige Figurenpersonal versammelt und macht sich dessen sakrale Bedeutung zu eigen. Die exquisite Oberfläche weist auf die Erhabenheit der Darstellung - so führt Warhol eine Erhabenheit und Exklusivität ein, die sich von der Alltäglichkeit und Bescheidenheit des Blumenstilllebens abhebt.
Bettina Haiss
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Inventar Nummer: 81899-1
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